Hiatushernie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Hiatushernie
Hilfreiche Videos: MedLexi.de auf YouTube

Eine Hiatushernie, im Volksmund auch als Zwerchfellbruch bekannt, tritt auf, wenn ein Teil des Magens durch das Zwerchfell in den Brustraum drückt. In den meisten Fällen wird eine Hiatushernie unentdeckt bleiben und keine Probleme verursachen. In schwerwiegenderen Fällen kann eine Behandlung bis hin zu einem chirurgischen Eingriff erforderlich sein.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Hiatushernie?

Hiatushernie ähnelt in ihren Symptomen vielen Krankheiten und wird daher kaum auf direktem Wege diagnostiziert. Zum Beispiel kann eine erkrankte Person unter dumpfen Schmerzen in der Brust, Kurzatmigkeit (Wirkung des Bruchs auf das Zwerchfell), Herzklopfen (durch Reizung des Nervus Vagus) oder Schluckbeschwerden leiden.
© bilderzwerg – stock.adobe.com

Das Zwerchfell hat eine kleine Öffnung (Hiatus), durch welche der untere Teil der Speiseröhre unterhalb vom Zwerchfell in den Magen mündet. In den häufigsten Fällen (90-95%) einer Hiatushernie bewegt sich der obere Magen durch das Zwerchfell in den Brustraum (Gleitbruch oder axiale Hiatushernie), wodurch das Zwerchfell die Speiseröhre nicht mehr verschließt und Magensäure zurückfließt (Reflux).

Bei der sogenannten paraösophagealen Hiatushernie schiebt sich ein Teil des Magens durch den Hiatus und liegt im ungünstigsten Fall vollständig im Brustraum oberhalb des Zwerchfells. Andere Arten von Hiatushernie sind zumeist leichtere Formen und verursachen kaum Beschwerden. Die Wahrscheinlichkeit einer Hiatushernie steigt mit dem Alter, ca. 60% aller Personen im Alter von 50 Jahren oder älter sind betroffen.

Ursachen

Die Ursachen für eine Hiatushernie sind nicht vollständig geklärt. Als wesentlicher Faktor wird vor allem Druck auf den Bauch angenommen. Das Zwerchfell ist ein großer kuppelförmiger Muskel, der den Brustraum vom Bauchraum trennt.

Hiatushernie tritt auf, wenn das Muskelgewebe rund um die Öffnung zum Durchlass der Speiseröhre zum Magen ermüdet. Das kann direkt durch Verletzungen des Zwerchfells, aber auch durch anatomische Störungen (z.B. zu großer Hiatus) verursacht werden.

Ein anhaltend starker Druck auf die umgebenden Muskeln, wird z.B. beim Husten, starkem Erbrechen, Schwangerschaft oder Anstrengung beim Stuhlgang sowie beim Heben schwerer Gegenstände verursacht. Zunehmendes Alter und Fettleibigkeit sind weitere Risikofaktoren für eine Hiatushernie.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Je nach Art der Hiatushernie können verschiedene Symptome und Beschwerden auftreten. Die axiale Gleithernie verläuft meist ohne eindeutige Anzeichen. Einige Erkrankte weisen die typischen Symptome einer Refluxkrankheit auf. Es kommt zu Sodbrennen, Luftaufstoßen, Schluckbeschwerden und dem Wiederaufstoßen von Nahrungsresten. Bei der paraösophagealen Hernie nimmt die Erkrankung einen schnellen und meist auch schweren Verlauf.

Im ersten Stadium treten meist noch keine Beschwerden auf. Im unkomplizierten Stadium leiden die Betroffenen unter Aufstoßen und einem zunehmenden Druckgefühl im Bereich des Herzens. Die Beschwerden nehmen nach dem Essen zu und verstärken sich im Verlauf der Erkrankung. Im Komplikationsstadium können schwerwiegende Komplikationen auftreten, zum Beispiel Blutungen, Einklemmungen oder starke Magenschmerzen.

In schweren Fällen bildet sich ein Magengeschwür, welches sich durch Magenkrämpfe und ein starkes Unwohlsein äußern kann. Weiterhin kann eine Hiatushernie zu Blutarmut und damit verbunden zu Leistungsschwäche, Blässe und Herzklopfen führen. Auch akute Blutungen können im letzten Stadium der Erkrankung auftreten.

Lebensbedrohliche Komplikationen stellen sich jedoch nur selten ein. Äußerlich ist eine Hiatushernie nicht zu erkennen. Allerdings weisen Schweißausbrüche, blasse Haut und eingefallene Augen auf eine Erkrankung hin, die untersucht und abgeklärt werden muss.

Diagnose & Verlauf

Sodbrennen bei Hiatushernie

Hiatushernie ähnelt in ihren Symptomen vielen Krankheiten und wird daher kaum auf direktem Wege diagnostiziert. Zum Beispiel kann eine erkrankte Person unter dumpfen Schmerzen in der Brust, Kurzatmigkeit (Wirkung des Bruchs auf das Zwerchfell), Herzklopfen (durch Reizung des Nervus Vagus) oder Schluckbeschwerden leiden.

In den meisten Fällen wird eine Hiatushernie selbst kaum Beschwerden verursachen. Schmerzen und Beschwerden werden oftmals durch den von einer Hiatushernie verursachten Reflux von Magensäure, Luft oder Galle verursacht (Sodbrennen).

Die Diagnose einer Hiatushernie erfolgt typischerweise durch veranlasste Untersuchungen, um die Ursache von Sodbrennen oder Schmerzen im Oberbauch zu bestimmen. Das kann mittels einer Röntgenaufnahme des oberen Verdauungstraktes mit Testflüssigkeit oder einer Endoskopie, bei der ein dünner Schlauch mit einer Licht- und Video-Kamera (Endoskop) bis in den Magen geleitet wird, geschehen.

Komplikationen

Eine Hiatushernie kann unterschiedliche Komplikationen zur Folge haben. Nicht selten tritt bei einer axialen Gleithernie, auch Gleitbruch genannt, ein Rückfluss der Magensäure auf. Durch diesen besteht wiederum das Risiko, dass sich auf der Speiseröhrenschleimhaut Geschwüre ausprägen. In manchen Fällen kommt es durch diese Ulzerationen auch zu Blutungen.

Wird beim Schlafen eine horizontale Position eingenommen, ist in schweren Fällen das Hochfließen des Mageninhalts in Richtung Speiseröhre möglich. Mitunter atmet der Patient dadurch den Mageninhalt ein oder leidet unter Heiserkeit. Außerdem kann Asthma bronchiale verstärkt werden.

Als besonders unangenehm bei einem Zwerchfellbruch gelten Komplikationen durch eine paraösophageale Hernie. Verdreht sich der Magen im Brustraum und verengt sich die Zwerchfelllücke, erschwert dies den Weitertransport der Nahrung. Bemerkbar macht sich diese Passagestörung durch Schluckbeschwerden oder Erbrechen in den Morgenstunden.

Handelt es sich um eine große Hiatushernie, ist es denkbar, dass der obere Anteil des Magens eingeklemmt wird und deshalb Blutungen auftreten. Aufgrund des chronischen Blutverlustes droht eine Anämie (Blutarmut). Zu den gefährlichen Komplikationen des Zwerchfellbruchs zählen Durchblutungsstörungen im eingeklemmten Magenabschnitt.

Dieser Vorgang führt mitunter zu gravierenden Folgeerscheinungen wie einem Magendurchbruch (Perforation) oder einer Bauchfellentzündung (Peritonitis), die lebensgefährliche Ausmaße annehmen können. Komplikationen drohen zudem bei einer Operation der Hiatushernie. Dabei handelt es sich zumeist um Blähungen, Verletzungen des Eingeweidenervs und Nachblutungen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Leidet der Betroffene wiederholt an Sodbrennen oder muss er regelmäßig unangenehm aufstoßen, ist es ratsam, einen Arzt um die Abklärung der Symptome zu bitten. Beschwerden des Schluckaktes gelten als ungewöhnlich. Wurde die Nahrung im Mund bereits ausreichend zerkleinert, sind Schluckbeschwerden von einem Arzt untersuchen zu lassen. Kommt es aufgrund der Beschwerden zu einer Verweigerung der Nahrungs- oder Flüssigkeitsaufnahme, wird ein Arzt benötigt. Bei einem Gefühl der inneren Trockenheit besteht Anlass zur Besorgnis, da dem Patienten eine Dehydration und damit ein lebensgefährlicher Zustand droht.

In schweren Fällen muss ein Notarzt gerufen werden. Bei Schmerzen im Magen oder der Bauchregion ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren. Die Einnahme von schmerzstillenden Medikamenten ist grundsätzlich nur in Rücksprache mit einem Mediziner vorzunehmen. Es können Nebenwirkungen eintreten, die zu einer weiteren Verschlechterung der Gesundheit beitragen. Muss der Betroffene regelmäßig aufgenommene Nahrung in einem reflexartigen Gefühl hochwürgen, ist dies ungewöhnlich.

Die Beobachtung sollte medizinisch abgeklärt und behandelt werden. Kommt es zu Herzproblemen, einem erhöhten Puls oder einer erhöhten Herztätigkeit, ist ein Arztbesuch anzuraten. Bei Schlafstörungen, Schweißausbrüchen oder einem allgemeinen Krankheitsgefühl wird ein Arzt benötigt. Setzen Blutungen beim Stuhlgang oder Wasserlassen ein, sollte unverzüglich eine ärztliche Untersuchung eingeleitet werden.

Behandlung & Therapie

In den meisten Fällen von Hiatushernie erleben Patienten keine Beschwerden und es sind keine Maßnahmen erforderlich. Eine Behandlung ist vor allem auf die Reduzierung der durch Hiatushernie verursachten Symptome orientiert.

Zum Einsatz kommende Medikamente sollen die Magensäure neutralisieren (Antazida), die Säureproduktion reduzieren (H-2-Rezeptor-Blocker) oder beschädigtes Gewebe heilen. In einer kleinen Zahl von Erkrankungen kann eine Hiatushernie eine Operation erfordern. Dies trifft vor allem für Notfälle und Patienten, denen nicht durch Medikamente geholfen werden kann, zu.

Vor allem im Falle einer gastroösophagealen Hiatushernie wird eine Operation empfohlen, da ein chronischer Reflux die Speiseröhre schwer beschädigen und schlimmstenfalls zu Speiseröhrenkrebs führen kann. Bei einem Eingriff wird der Magen wieder in den unteren Bauchraum gezogen und die Öffnung im Zwerchfell verkleinert.

Eine Änderung des Lebensstils kann ebenfalls helfen, die Symptome einer Hiatushernie zu lindern. Kleine über den Tag verteilte Mahlzeiten sowie eine allgemein gesunde Lebensweise ohne Alkohol sind grundlegend empfohlene Maßnahmen. Symptomatische Patienten sollten mit erhöhtem Kopf schlafen und unmittelbar nach den Mahlzeiten eine liegende Position vermeiden. Andere Empfehlungen für ein Leben mit Hiatushernie sind Stress abbauende Entspannungstechniken sowie die Reduzierung von Übergewicht.

Hilfreiche Videos für Ihre Gesundheit:
von MedLexi.de auf YouTube
Hier klicken

Aussicht & Prognose

Die Aussichten nach einem Zwerchfellbruch lassen sich als sehr gut einschätzen. In über drei Vierteln aller Fälle ist gar keine Therapie notwendig. Dann sprechen Mediziner von Gleithernien. Sie verlaufen ohne jegliche Beschwerden. Andernfalls lassen sich mit der Hilfe von Medikamenten die charakteristischen Symptome beheben. Kommt es zu einer Operation, können Patienten anschließend zu 90 Prozent ohne Beschwerden weiterleben. Die wissenschaftliche Lage ist in diesem Zusammenhang als günstig einzustufen.

Eine Risikogruppe stellen Neugeborene dar. Oft ist bei ihnen das Lungenvolumen eingeschränkt. Muss man einen Eingriff durchführen, verstirbt nicht selten jedes zweite Kleinkind. Eher ungünstig sind auch die Aussichten für Patienten, bei denen der Zwerchfellbruch erneut auftritt. Dieses geschieht allerdings selten. Die Gewebebeschaffenheit ist zudem in sehr wenigen Fällen ungeeignet. Dann lassen sich nicht alle Symptome beheben.

Die Hiatushernie muss im Rahmen des operativen Eingriffs gut verlaufen. Entstehen Komplikationen, treten oft schwere Schädigungen im Körper zutage. Entzündete Gewebe und freitretende Giftstoffe sind nur einige der Negativfolgen. Eine gewöhnliche Partizipation am Alltag ist in der Konsequenz nicht mehr möglich. Viele Betroffene versterben kurze Zeit nach einer solchen operativen Therapie.

Vorbeugung

Da eine Hiatushernie vor allem durch einen erhöhten Druck im Bauch verursacht wird, sollten schweres Heben oder andere mechanische Einwirkungen vermieden werden. Um inneren Belastungen entgegenzuwirken, sollte auf eine gesunde Darmflora zur Vermeidung von Verstopfungen geachtet werden.

Nachsorge

Sofern eine konservative Behandlung mittels medikamentöser Säurehemmung mit Protonenpumpeninhibitoren erfolgreich war oder nach rezidivierender Refluxösophagitis eine operative Therapie erfolgt ist und der Patient symptomfrei und beschwerdenlos ist, sind keine postoperativen Behandlungen notwendig. Auch auf wiederholte Nachuntersuchungen kann bei Beschwerdefreiheit und Ausbleiben der vorherigen Symptome verzichtet werden.

Eine einmalige Kontrolluntersuchung durch den Operateur genügt im Regelfall. Sollten jedoch Refluxsymptomatik oder eine damit einhergehende Refluxösophagitis auftreten so empfiehlt sich eine erneute obere Endoskopie, Manometrie und pH-Metrie. Unmittelbar nach einer Hiatoplastik ist die Übergangszone zwischen Ösophagus und Cardia des Magens noch geschwollen und gereizt.

Daher empfiehlt es sich in den ersten Tagen nach dem Eingriff auf feste Nahrung zu verzichten. Da bei einer chirurgischen Therapie der untere Speiseröhrenverschluss im Vergleich zur präoperativen Situation deutlich verengt wird, können minimale Schluckbeschwerden als dauerhafte Beschwerden zurückbleiben, ebenso wie leichte gastro-intestinale Symptome (Blähungen, Durchfall, Einschränkungen oder Hemmungen bei Erbrechen oder Aufstoßen).

Um diesen Folgebeschwerden vorzubeugen, sollte postoperativ und insbesondere während der Genesungszeit auf die Ernährung geachtet werden. Es ist empfehlenswert die Ernährung mit Hinblick auf persönliche Unverträglichkeiten und etwaige andere Faktoren (Verdaulichkeit, Konsistenz) zu optimieren und darüber hinaus für die Nahrungsaufnahme genug Zeit einzuplanen, gründlich zu kauen sowie die Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme getrennt zu verrichten.

Das können Sie selbst tun

Parallel zur ärztlichen Behandlung kann eine Hiatushernie mittels verschiedener Tipps und Maßnahmen selbst behandelt werden. Vor allem eine Umstellung der Lebensgewohnheiten trägt zu einer Linderung der Symptome bei.

Empfohlen wird eine gesunde und ausgewogene Diät ohne Alkohol, Koffein und andere Genussmittel. Da eine Hiatushernie häufig durch zu viel Magensäure ausgelöst wird, sollten säureproduzierende Lebensmittel (z.B. Salz, Zucker, Milchprodukte und Frittiertes) gemieden werden. Geeignet sind alkalische Produkte wie Gurken, Sellerie, Karotten, Trauben und rote Früchte. Die Nahrungsaufnahme sollten in kleinen, über den Tag verteilten Mahlzeiten erfolgen. Übergewichtige Personen müssen langfristig ihr Körpergewicht reduzieren, um einen Zwerchfellbruch zu beheben. Des Weiteren gilt die Vermeidung von Stress, was etwa durch gezielte Entspannungsmaßnahmen gelingt. Betroffene sollten außerdem mit erhöhtem Kopf schlafen und sich nach den Mahlzeiten möglichst nicht hinlegen.

Weiterhin sollten Medikamente wie Aspirin gemieden werden, da diese zu einem erhöhten PH-Wert führen. Arzneimittel, die Östrogen oder Progesteron enthalten, können die Hiatus-Muskeln schwächen und sollten darum ebenfalls nicht eingenommen werden. Klingen die Beschwerden trotz der genannten Maßnahmen nicht ab, wird am besten ein Arzt hinzugezogen.

Quellen

  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015
  • Lehnert, H., Werdan, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2006
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

Das könnte Sie auch interessieren