Magengeschwür

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. Juni 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Magengeschwür bzw. Ulcus ventriculi ist eine entzündliche Erkrankung des Magens und im Besonderen der Magenschleimhaut. Magengeschwüre zählen zu den häufigsten Magenerkrankungen in Deutschland. Vor allem ältere Menschen sind davon betroffen. Die Hauptursachen sind eine erhöhte Magensäurebildung und eine gestörte Magenbewegung bzw. Verdauung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Magengeschwür?

Ein Magengeschwür kann sehr unterschiedliche Symptome hervorrufen. Typisch sind Schmerzen im Oberbauch, die vorwiegend vor oder während der Nahrungsaufnahme auftreten.
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Bei einem Magengeschwür bzw. Ulcus ventriculi sind die Schleimhäute im Magen entzündet. Es handelt sich aber nicht um ein bösartiges Geschwür, wie es z.B. bei Magenkrebs der Fall ist. Vor allem die tiefer gelegenen Schichten der Magenwand sind durch Entzündungen hierbei geschädigt.

Hauptsächlich kommt ein Magengeschwür im Bereich der kleinen Innenkrümmung im Magen vor, der auch als kleiner Kurvatur in der Medizin bekannt ist. Neben der Magenschleimhautentzündung und dem Reizmagen, gehört ein Magengeschwür zu den häufigsten Krankheiten des Magens. Jedoch tritt die Erkrankung meist im höheren Lebensalter auf, d.h. in etwa zwischen dem 50. und 70. Lebensjar.

Bei den meisten Patienten kommt es immer wieder zu Magengeschwüren, sodass man in diesen Fällen fast von einer chronischen Entzündung des Magens sprechen kann. Die Krankheit kann erblich sein und tritt mit hoher Wahrscheinlichkeit auch im Alter von Nachfahren eines an Magengeschwür-Leidenden auf. Eine besondere Form dieser Erkrankung stellt das Zwölffingerdarmgeschwür dar.

Ursachen

Die Ursachen für ein Magengeschwür können vielfältiger Natur sein. Alle Ursachen haben jedoch gemeinsam, dass das schützende Gleichgewicht der Magenschleimhaut im Magen gestört ist. Vor allem die von der Magenschleimhaut produzierten Magensäfte werden nicht mehr in einem normalen Maß hergestellt. Damit kommt es in der Folge zu Verdauungsstörungen innerhalb des Magens. Im Besonderen sind es die stark ätzenden Magensäuren, die entzündlich auf die Magenschleimhaut einwirken können.

Im Groben lassen sich daher innere und äußere Ursachen für ein Magengeschwür finden. Zu den inneren Ursachen gehören: Erhöhte Produktion von Magensäure, Störungen der Magenfunktion beim Verdauungsprozess, Gestörte an bestimmten Eiweißen zur Reparatur der Magenschleimhaut und der Magenwand, Zollinger-Ellison-Syndrom und Nebenschilddrüsen-Überfunktion mit einer Überproduktion an Kalzium, die eine starke Magensäure fördert.

Äußere Faktoren sind vor allem: Starker Alkoholkonsum und Rauchen, das Bakterium Helicobacter pylori, Medikamente, die den Magen stark belasten und angreifen, wie z.B. Kortison und wohl am häufigsten Stress, psychische Belastungen und hastiges Essen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein Magengeschwür kann sehr unterschiedliche Symptome hervorrufen. Typisch sind Schmerzen im Oberbauch, die vorwiegend vor oder während der Nahrungsaufnahme auftreten. Hinzu kommen Übelkeit und Erbrechen, oft verbunden mit Sodbrennen und Durchfall. Meist reagieren die Patienten empfindlich auf bestimmte Lebensmittel, die bisher gut vertragen wurden.

Die Magen-Darm-Beschwerden führen häufig zu einer Gewichtsabnahme und rufen dadurch Mangelerscheinungen hervor. Im Verlauf der Erkrankung können sich Magenblutungen einstellen. Die betroffene Stelle drückt und schmerzt, wobei die Schmerzen bei Berührung zunehmen und bis zum Brustbein, Unterbauch und Rücken ausstrahlen können. Viele Betroffene leiden an den charakteristischen Schmerzen, nachdem sie Nahrung aufgenommen haben.

Bei Anderen treten die Beschwerden bei nüchternem Magen auf, wobei die Nüchternschmerzen meist nachts auftreten und weniger intensiv ausfallen. Menschen mit einem Magengeschwür bemerken meist Veränderungen in der Farbe und Konsistenz des Stuhls. Die Ausscheidungen können schwarz gefärbt und schleimig, aber auch wässrig und von heller Konsistenz sein.

Äußerlich ist ein Magengeschwür meist nicht zu erkennen. Lediglich die Stuhlveränderungen und das kränkliche Aussehen, das sich im Verlauf der Erkrankung einstellt, weisen auf ein ernstes Leiden hin. In schweren Fällen kann an der Stelle des Magengeschwürs äußerlich eine leichte Schwellung bemerkt werden.

Krankheitsverlauf

Infogramm zur Anatomie und Aufbau des Magens mit Magengeschwür. Klicken, um zu vergrößern.
Schematische Darstellung zur Anatomie des Magens bei Magengeschwür. Klicken, um zu vergrößern.

Wird ein Magengeschwür nicht ärztlich behandelt so kann es im Verlauf zu lebensgefährlichen Komplikationen kommen. Vor allem starke Blutungen können zu einem Durchbruch der Magenwand führen. Diese Umstand muss auf jeden Fall rechtzeitig vermieden werden. Besonders sind hierbei Menschen gefährdet, die öfter zu Magengeschwüren neigen.

Je älter der Betroffene ist, je größer das Geschwür ist und je häufiger beim Patienten Magengeschwüre auftreten, desto größer ist die Chance weitere Komplikationen zu bekommen. Weitere Komplikationen können sein: Verkleinerung der Magenwand, Magenverengung und Magenkrebs. Zu den Risikogruppen gehören auch mehr Männer als Frauen. Ebenso sind Menschen mit Nierenschwäche und Leberzirrhose eher gefärdet.

Obwohl es immer ratsam ist bei dieser Erkrankung medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, heilen bei ca. 40 Prozent der Betroffenen die Geschwüre von selbst wieder ab. Durch moderne Medizin wird die Wahrscheinlichkeit auf über 90 Prozent erhöht.

Komplikationen

Durch ein Magengeschwür können verschiedene Komplikationen auftreten. Bei rund einem Drittel aller Patienten wird das Geschwür sogar erst durch seine Folgeerscheinungen entdeckt. Zu den häufigsten Auswirkungen von Magengeschwüren zählen Blutungen, die sowohl einen akuten als auch einen chronischen Verlauf nehmen können.

Nicht selten haben die Blutungen ein kaffeesatzartiges Erbrechen, blutiges Erbrechen oder das Auftreten von Teerstuhl zur Folge. Kommt es zu einer Geschwürblutung, kann diese sogar das Leben des Patienten bedrohen. Daher ist in diesem Fall eine sofortige Notfallmagenspiegelung erforderlich, die zum Stillen der Blutung dient. Die Sterblichkeitsrate durch Magenblutungen liegt bei etwa zehn Prozent.

Eine weitere gefürchtete Komplikation des Magengeschwürs stellt der Magendurchbruch (Ulcusperforation) dar. Etwa zwei bis fünf Prozent aller Erkrankten leiden unter dieser Auswirkung. Besonders betroffen von einer Perforation sind Magengeschwüre, die durch die Einnahme von nicht-steroidalen Antirheumatika entstehen.

Grund dafür ist ihre oft späte Diagnose und Behandlung. Der Durchbruch des Magens bringt wiederum das Risiko einer Bauchfellentzündung (Peritonitis) mit sich. Da diese lebensbedrohliche Ausmaße annehmen kann, muss ihre rasche chirurgische Behandlung erfolgen. Bei manchen Patienten kommt es zu einer Ulcuspenetration.

Das bedeutet, dass das Geschwür in ein angrenzendes Organ eindringt. Betroffen von der gedeckten Perforation ist vorwiegend die Bauchspeicheldrüse, was auf ihre räumliche Nähe zum Magen zurückführen ist. Eine weitere Komplikation ist die Magenverengung. Sie entsteht aufgrund von Narbenbildung durch wiederholt auftretende Magengeschwüre.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Schmerzen und Schwellungen im Bereich des Magens sind ärztlich untersuchen und behandeln zu lassen. Vor der Einnahme eines schmerzstillenden Medikaments ist die Rücksprache mit einem Mediziner anzuraten, damit es zu keinen weiteren Komplikationen kommt. Bei Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder einem Darmverschluss wird ein Arzt benötigt. Kommt es zu Veränderungen des Hautbildes, einer Abnahme des Leistungsniveaus oder einem allgemeinen Unwohlsein, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Berührungs- und Druckschmerzen sind von einem Arzt abklären zu lassen.

Ein Krankheitsgefühl, ein blasses Erscheinungsbild und innere Schwäche sind Anzeichen einer Unregelmäßigkeit, die behandelt werden sollte. Sodbrennen, eine Abnahme des Körpergewichts sowie Mangelerscheinungen sind Hinweise für eine bestehende Unregelmäßigkeit. Ein Arztbesuch ist erforderlich, damit eine Behandlung eingeleitet werden kann. Auffälligkeiten beim Toilettengang sind weitere Anzeichen für eine Erkrankung.

Verfärbungen oder Besonderheiten des Geruchs weisen auf eine Erkrankung hin. Ändert sich die Konsistenz des Stuhls, treten Blähungen auf oder kommt es zu schleimigen Ausscheidungen, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Treten Beschwerden des Magens auf, obwohl dieser nüchtern ist, gilt dies als ungewöhnlich. Meist erwacht der Betroffene aufgrund der Symptome aus dem Nachtschlaf und erleidet dadurch Schlafstörungen. Ein Arztbesuch ist zu empfehlen, wenn es mehrere Nächte infolge zu Problemen kommt.

Behandlung & Therapie

Zunächst sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden, wenn der Verdacht auf ein Magengeschwür besteht. Je nach der diagnostizierten Ursache wird dann eine individuelle Behandlung eingeleitet. Daneben sollten sogleich alle Nahrunsgmittel und Medikamente sowie Rauchen und der Alkoholkonsum eingestellt werden.

Ebenso enfpiehlt es sich keine fettreichen Lebensmittel und Kaffee zu sich zu nehmen. Zur Hemmung der Säurebildung können vom Arzt passende Medikamente verschrieben werden. Durch die damit eingeleitete verminderte Magensäureproduktion werden vor allem die Magenschleimhäute der Magenwand geschont und schmerzhafte Beschwerden gelindert.

Zu den typischen Medikamenten, die bei einem Magengeschwür verordnet werden gehören Säureblocker, Protonenpumpenhemmer (Pantoprazol, Omeprazol), Histamin-Rezeptorenblocker und Antazida.

Für eine bessere Magenbewegung und zur besseren Verdauung kommen Prokinetika in Frage, die vor allem bei stark verkrampften Mägen für Entspannung sorgen können. Bei einer Infektion durch Bakterien werden auch die Antibiotika Clarithromycin, Metronidazol oder Amoxicillin verabreicht.

Heilt das Magengeschwür trotz der Therapie durch oben aufgeführte Medikamente nicht ab, sollte über eine Operation nachgedacht werden. Auf jeden Fall ist eine Operation des Magengeschwürs angebracht, wenn Komplikationen, wie Magendurchbruch, Magenkrebs, Blutungen oder Magenverengung auftreten.


Aussicht & Prognose

Unbehandelt ist bei einem Magengeschwür mit einer Zunahme der gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu rechnen. Darüber hinaus ist das Risiko erhöht, Folgeerkrankungen zu erleiden. Entwickelt sich aus einem Magengeschwür eine Krebserkrankung, sind die Aussichten auf eine Heilung erheblich verschlechtert. Findet keine medizinische Versorgung statt, droht dem Betroffenen das vorzeitige Ableben.

Die Prognose ist bei der Inanspruchnahme einer Behandlung im Normalfall günstig. Es kommt zu einer Gabe von Medikamenten sowie eine Entfernung des Geschwürs. Wenngleich der operative Eingriff mit Risiken verbunden ist, besteht dennoch eine gute Aussicht auf eine Genesung. Langfristig sollte die Ursache für das Magengeschwür ermittelt und behoben werden.

Bei einem Zustand emotionaler Belastung, ist eine Veränderung der Lebensführung notwendig. Ist der Ernährungsplan nicht optimal gestaltet, sollten ebenfalls Maßnahmen der Umstrukturierung eingeleitet werden. Andernfalls ist die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Ausbildung eines Magengeschwür stark erhöht. Kommt es zu einer erneuten Erkrankung, ist die Prognose ebenfalls günstig bei einer schnellen und raschen medizinischen Versorgung.

Bei Menschen mit einem geschwächten oder noch nicht voll ausgereiften Immunsystem, ist mit Komplikationen zu rechnen. Daher ist bei ihnen die Heilungsaussichten herabgesetzt. Es kann sich ein chronischer Krankheitsverlauf entwickeln, der von Beschwerden wie Magenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder Reizungen des Magens geprägt ist.

Vorbeugung

Der beste Schutz vor einem Magengeschwür ist wie immer ein gesunder Lebenswandel. Dazu gehört vor allem ausreichend Bewegung und Sport in der Natur, eine gesunde und ballaststoffreiche Ernährung, der Verzicht auf Alkohol, Rauchen und zu viel Kaffee. Ebenso sollte man versuchen ein leben ohne Stress und psychische Belastungen zu leben, so weit dies möglich ist.

Nachsorge

Nach der erfolgreichen Behandlung eines Magengeschwürs zählt vor allem eine sensible Nachsorge, um das Wiederkehren der Erkrankung zu vermeiden. Die Lebensqualität von Betroffenen wird durch die Erkrankung erheblich eingeschränkt, daher sollte dieser sich auch nach der Genesung schonend durch den Alltag bewegen. Von übermäßigen körperlichen Tätigkeiten ist abzusehen, da diese den empfindlichen Bauchbereich nur unnötig strapazieren könnten. Sanfte Kost und ein allgemein stressfreieres Leben sind die beste Voraussetzung, um die Gesundheit dauerhaft zu erhalten.

Das können Sie selbst tun

Wurde ein Magengeschwür diagnostiziert, können die Betroffenen einige Dinge tun, um die Beschwerden zu lindern und die Genesung zu fördern. Der Arzt wird zunächst einige diätetische Maßnahmen empfehlen. Geeignete Lebensmittel können beispielsweise Vollkornprodukte, brauner Reis, gedünstetes Gemüse, Obst und Kartoffeln sein. Fettreiche Lebensmittel (z.B. frittierte Speisen, Süßes und Fertig-Essen) sowie Kaffee und Alkohol sollten dagegen gemieden werden. Nikotin und andere Genussmittel sind bei einem Magengeschwür ebenfalls auf der schwarzen Liste und dürfen nur in Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden.

Weiterhin empfiehlt sich bei einem Magengeschwür Sport und Bewegung in der Natur. Ein gesunder Lebensstil wirkt sich positiv bei einem Magengeschwür aus und beugt der Entstehung weiterer Geschwüre zuverlässig vor.

Zuvor sollte allerdings die Ursache für die Erkrankung festgestellt und gezielt behandelt werden. Liegt dem Magengeschwür Stress oder ein anderes seelisches Leiden zugrunde, empfiehlt sich das Gespräch mit einem Therapeuten. Oft hilft auch ein Berufswechsel oder der Umzug in eine neue Wohnung. Die individuellen Ursachen für die Erkrankung können oft mit Hilfe eines Beschwerdetagebuchs ermittelt und dann gemeinsam mit dem Arzt oder Psychologen angegangen werden.

Video: Magengeschwür


Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Messmann, H.: Klinische Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006

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