Hypertrophe Osteoarthropathie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die hypertrophe Osteoarthropathie stellt eine Krankheit dar, die nur bei einer geringen Anzahl von Personen vorkommt. Im Rahmen der hypertrophen Osteoarthropathie schwellen Abschnitte an den Diaphysen in der Gegend der langen Röhrenknochen an den Gliedmaßen an. Die von den Schwellungen betroffenen Bereiche verursachen Schmerzen. Zudem verbreitern sich die Zehen und Finger der an der hypertrophen Osteoarthropathie erkrankten Patienten.
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Was ist eine hypertrophe Osteoarthropathie?
Von der hypertrophen Osteoarthropathie sind in erster Linie die Diaphysen in der Gegend der Extremitäten betroffen. Darüber hinaus entwickeln sich bei einem Teil der erkrankten Personen zusätzliche Beschwerden der Gelenke. Auch sind unter Umständen die Füße und Hände der Betroffenen in ihrer Motorik gestört.
Seltener wurden im Zusammenhang mit der hypertrophen Osteoarthropathie neurovegetative Beeinträchtigungen sowie die Entstehung einer sogenannten Dysproteinämie beobachtet. Grundsätzlich sind männliche Patienten öfter von der hypertrophen Osteoarthropathie betroffen als Frauen. Die Patienten befinden sich in den meisten Fällen in mittlerem Lebensalter.
Für die hypertrophe Osteoarthropathie existiert eine Vielzahl an verschiedenen synonymen Krankheitsbezeichnungen. So wird die Erkrankung zum Beispiel auch Marie-Bamberger-Syndrom, Pierre-Marie-Krankheit oder Osteoperiostitis ossificans toxicans genannt.
Der Erstbeschreiber der Erkrankung war Bamberger, der die hypertrophe Osteoarthropathie im Jahr 1889 intensiv untersuchte. Dabei entdeckte der Mediziner bereits, dass eine Verbindung zwischen verbreiterten Zehen und Fingern und Krankheiten des Herzens oder der Lunge existiert. Ein Jahr später, 1890, grenzte Doktor Marie die hypertrophe Osteoarthropathie deutlich von der sogenannten Akromegalie ab.
Ursachen
Darüber hinaus kommt die hypertrophe Osteoarthropathie gehäuft mit verschiedenen anderen Erkrankungen vor. Dazu gehören zum Beispiel chronische Erkrankungen des Herzens oder der Lunge, etwa Lungenfibrose oder Mukoviszidose. Auch im Rahmen einer Bronchiektase tritt die hypertrophe Osteoarthropathie mitunter auf. Zudem entwickelt sich die Krankheit zum Teil parallel im Zusammenhang zu diversen Erkrankungen der Leber, die mit einer Dysproteinämie verbunden sind. Schließlich besteht bei einigen Patienten eine Assoziation zu Morbus Crohn.
Bei der Erforschung der ursächlichen Faktoren für die Entstehung der hypertrophen Osteoarthropathie zeigt sich, dass sich die Krankheit eher selten in bestimmten Familien von Patienten konzentriert. Diese Tatsache spricht eher weniger für eine ausgeprägte genetische Komponente der hypertrophen Osteoarthropathie. In manchen Fällen wird die hypertrophe Osteoarthropathie auch durch Tumoren in der Lunge ausgelöst. Darüber hinaus kommt diese Art von Tumoren oftmals gemeinsam mit Karzinomen der Bronchien vor.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die hypertrophe Osteoarthropathie äußert sich in einer Reihe von typischen Beschwerden, die beim überwiegenden Teil der betroffenen Patienten auftreten. So entwickeln sich im Rahmen der Erkrankung Schwellungen, von denen Schmerzen ausgehen. In einigen Fällen leiden die erkrankten Bereiche an Störungen der Durchblutung.
Die Schwellungen entstehen in erster Linie an den langen Röhrenknochen und dort vor allem an den sogenannten Diaphysen. Zudem verbreitern sich die Zehen und Finger der an der hypertrophen Osteoarthropathie erkrankten Personen auffallend. Eine zeitige Diagnose der hypertrophen Osteoarthropathie ist von enormer Bedeutung.
Denn in manchen Fällen ist die Krankheit mit einem Bronchialkarzinom assoziiert, welches zu den entsprechenden Beschwerden führt. Werden die Symptome der hypertrophen Osteoarthropathie frühzeitig erkannt, ist eine vorzeitige Diagnose des Karzinoms möglich. Auf diese Weise lässt sich wertvolle Zeit gewinnen und eher mit der Therapie beginnen.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Um eine hypertrophe Osteoarthropathie zu diagnostizieren, ist die Mitarbeit des betroffenen Patienten erforderlich. So ist bei typischen Krankheitsbeschwerden rasch ein Arzt zu informieren, der eine Diagnose stellt. Dieser beginnt in der Regel mit der Anamnese, in deren Rahmen er den Patienten nach den Beschwerden, deren Beginn und Entstehungsumständen sowie der generellen Lebensweise fragt.
Auf diesem Weg versucht der Arzt, bedeutende Hinweise zur Identifikation der vorliegenden Krankheit zu sammeln und eine Verdachtsdiagnose zu stellen. Die Vermutungen werden im zweiten Schritt der Diagnosestellung, der klinischen Untersuchung des Patienten, erhärtet. Hier steht vor allem die körperliche Untersuchung der erkrankten Person im Vordergrund.
Typische Veränderungen im Erscheinungsbild der Zehen und Finger weisen im Zusammenhang mit den beschriebenen Schmerzen deutlich auf die hypertrophe Osteoarthropathie hin. Bevor die Diagnose als gesichert gilt, ist eine gewissenhafte Differentialdiagnose durchzuführen.
Dabei versucht der Arzt, die Beschwerden von chronischen Erkrankungen der Lunge, etwa Bronchiektasen oder Tuberkulose, abzugrenzen. Auch sind Entzündungskrankheiten des Darms mit chronischem Verlauf auszuschließen. Der Arzt überprüft zudem, ob eventuell eine Leberzirrhose vorliegt.
Komplikationen
Die Durchblutung ist geschwächt, sodass Extremitäten kalt sind oder gelähmt werden. Im schlimmsten Falle können bestimmte Regionen auch komplett absterben. Zu weiteren Komplikationen kommt es in der Regel dann, wenn ein Karzinom erst spät diagnostiziert wird und sich dieses schon in andere Regionen ausgebreitet hat. In diesem Falle sinkt die Lebenserwartung des Patienten extrem.
Die Behandlung erfolgt in der Regel kausal und richtet sich dabei nach der Grunderkrankung. Dabei kommt es allerdings nicht in jedem Fall zu einem positiven Krankheitsverlauf. Der weitere Verkauf der Krankheit hängt allerdings von der Grunderkrankung und von ihrem Fortschritt ab. In vielen Fällen kommt es auch zu psychischen Beschwerden, sodass auch eine Behandlung durch einen Psychologen notwendig ist. Bei einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung können die Beschwerden allerdings gut eingeschränkt werden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Die hypertrophe Osteoarthropathie ist eine Erkrankung, die von einem Arzt behandelt werden muss, damit eine Linderung der Beschwerden eintritt. Schwellungen an den Gliedmaßen oder am gesamten Körper sind Anzeichen für Unregelmäßigkeiten sowie das Vorliegen einer Störung. Treten zusätzlich Schmerzen ein, benötigt der Betroffene medizinische Versorgung. Die Einnahme von Schmerzmedikamenten sollte grundsätzlich nur in Rücksprache mit einem Mediziner erfolgen, da schwere Nebenwirkungen auftreten können. Kommt es zu einer Einschränkung der Bewegungsmöglichkeiten und können die Gelenke nicht mehr wie gewohnt bewegt oder belastet werden, wird ein Arzt benötigt. Die Veränderungen der Mobilität können ohne Behandlung zu schwerwiegenden Folgen und lebenslangen Beeinträchtigungen führen.
Bemerkt der Betroffene Störungen der Durchblutung, ist eine Abklärung der Beschwerden durch einen Arzt notwendig. Bei kalten Fingern oder Zehen, einem Druckgefühl am Körper oder Verfärbungen der Haut, ist ein Arzt aufzusuchen. Setzen Herzrasen, Schwindel oder Übelkeit ein, sollte eine Untersuchung stattfinden. Verbreitern sich die Zehen oder Finger, besteht Handlungsbedarf. Die optischen Veränderungen weisen auf eine Erkrankung hin, die behandelt werden muss. Schlafstörungen oder psychische Beeinträchtigungen sind weitere Hinweise, denen nachgegangen werden sollte. Halten die Symptome über mehrere Wochen oder Monate an, ist daher ein Kontrollbesuch bei einem Arzt anzuraten.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung der hypertrophen Osteoarthropathie richtet sich in erster Linie nach der zu Grunde liegenden Erkrankung. Eine zeitnahe Therapie der Grunderkrankung ist im überwiegenden Teil der Fälle sehr wichtig, da es sich oftmals um schwerwiegende Krankheiten handelt. Die Schmerzen, die im Rahmen der hypertrophen Osteoarthropathie auftreten, werden oftmals mit nicht-steroidalen antirheumatischen Wirkstoffen behandelt.
Vorbeugung
Da eine Prävention der hypertrophen Osteoarthropathie insbesondere an den Grunderkrankungen ansetzt, gestaltet sich eine wirksame Vorbeugung in der Praxis schwierig.
Nachsorge
Die Nachsorge der hypertrophen Osteoarthropathie führt oft zu einer Umstellung der gewohnten Abläufe und beläuft sich daher auf Selbsthilfemaßnahmen. Durch begleitende Maßnahmen lassen sich die Symptome lindern, was sich positiv auf die Lebensqualität der Patienten auswirkt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Selbsthilfe, die der Arzt im direkten Gespräch mit den Betroffenen erklärt.
Durch die typischen Schwellungen im Fußbereich und oft auch an anderen Stellen des Körpers kommt es zu Schmerzen. Diese reduzieren sich durch die Einnahme der geeigneten Medikamente. Die ärztlichen Hinweise zu diesen Mitteln sollten die Patienten genau einhalten, um eine Überdosierung zu vermeiden. Gegen die Fußschmerzen hilft außerdem spezielles Schuhwerk mit orthopädischen Eigenschaften. Dieses passt der Orthopäde an die individuellen Bedürfnisse an.
Durch die Spezialschuhe verbessert sich die Bewegungsfähigkeit der Betroffenen. Dennoch lässt es sich nicht vermeiden, dass die sportlichen Unternehmungen nachlassen. Die Patienten sollten allerdings darauf achten, dass sie die Aktivitäten nicht komplett aufgeben. Körperliche Bewegung tut ihnen gut, auch wenn sich das Ausmaß verringert.
Mithilfe eines Physiotherapeuten entsteht ein individuelles Bewegungsprogramm, das die Patienten nach einer ausführlichen Anleitung selbst durchführen können. Mit den Übungen verbessern sie ihre Fitness und fühlen sich dadurch wohler. Das wirkt sich auf das gesamte Befinden positiv aus und erhöht die Lebensqualität.
Das können Sie selbst tun
Patienten mit einer Hypertrophen Osteoarthropathie sind durch die begleitenden Symptome meist in ihrem gewohnten Lebensalltag sowie ihrer Lebensqualität eingeschränkt. Mittels geeigneter Selbsthilfemaßnahmen verbessern die Betroffenen ihr individuelles Wohlbefinden, wobei die ärztliche Betreuung stets eine wichtige Rolle spielt. Die Schwellungen an den Füßen und anderen Körperregionen verursachen häufig Schmerzen, sodass die Patienten geeignete und vom Facharzt verschriebene Medikamente einnehmen.
Orthopädisches Schuhwerk, das individuell an den veränderten Fuß des Patienten angepasst ist, trägt zur weiteren Bewegungsfähigkeit bei. Sportliche Aktivitäten sind wegen der Hypertrophen Osteoarthropathie oftmals einzuschränken, jedoch nicht gänzlich aufzugeben. Denn ein gewisses Maß an körperlicher Bewegung unterstützt den allgemeinen Gesundheitszustand sowie das Wohlbefinden der Patienten mit Hypertropher Osteoarthropathie. Ein Physiotherapeut entwickelt gemeinsam mit dem Patienten passende Übungsabläufe, die der Betroffene selbstständig auch zu Hause ausführt und damit seine körperliche Fitness steigert oder zumindest aufrechterhält.
Generell ruft eine Grunderkrankung die Hypertrophe Osteoarthropathie hervor, die es zu diagnostizieren gilt. Solange dies nicht geschehen ist, halten sich die Patienten an eine mit dem Facharzt abgesprochene gesunde Lebensweise hinsichtlich Ernährung, Bewegung und dem Konsum vom Genussmitteln. Dadurch ist es in manchen Fällen möglich, auch auf die noch unbekannte Grunderkrankung einen positiven Einfluss zu nehmen.
Quellen
- Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
- Grifka, J., Krämer, J.: Orthopädie, Unfallchirurgie. Springer, Heidelberg 2013
- Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014