Kindbettfieber

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Kindbettfieber (Synonyme: Wochenbettfieber und Puerperalfieber) galt eine seit dem Bestehen der ersten Krankenhäuser gefürchtete Erkrankung von Wöchnerinnen, die früher in der Mehrheit der Fälle zum Tode der betroffenen Frauen führte.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Kindbettfieber?

Das Kindbettfieber äußert sich zunächst durch typische Fiebersymptome. Betroffene Frauen bemerken meist ein zunehmendes Krankheitsgefühl, mit Beschwerden wie Müdigkeit, Herzrasen, Übelkeit und Unterleibsschmerzen.
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Zu den Erkrankungen, welche in die Kategorien der Infektionskrankheiten eingeordnet werden müssen, gehört das Kindbettfieber. Eine weitere zutreffende Bezeichnung diese Erkrankung ist das Wochenbett- oder Puerperalfieber.

Typisch für das Kindbettfieber ist, dass Mütter nach der Geburt eines lebensfähigen Kindes oder nach einer Totgeburt an den in der Vergangenheit zum Tod führenden Symptomen erkranken. Heutzutage ist das Kindbettfieber sehr selten und kann gut behandelt werden.

Das Kindbettfieber stellt eine Blutvergiftung dar, welche durch den Wiener Arzt Ignaz Semmelweiß entdeckt wurde. Er entwickelte zudem die entsprechenden Vorbeugungsmethoden, um das Kindbettfieber zu vermeiden. Das Kindbettfieber hat daher heute seinen Schrecken verloren.

Ursachen

Zu den ursächlichen Auslösern, welche zum Kindbettfieber führen, zählen mikrobielle Erreger, die Bakterien. Sie werden durch ungenügende hygienische Verhältnisse oder durch eine unzureichende Hände- sowie Instrumenten- und Gerätedesinfektion und Sterilisation verschleppt.

Da es sich beim Geburtskanal der Frauen nach einer Geburt um eine große offene Wunde handelt, kann es recht schnell zur Einschleppung der krankheitsauslösenden Keime kommen.

Eine weitere Ursache, die ein Kindbettfieber auslösen kann, gehört eine unvollständige Nachgeburt. Durch verschiedene Gründe kann es nach einer Geburt dazu kommen, dass sich die Plazenta nicht vollständig löst und Reste im Körper der Frau bleiben. Diese wirken durch das absterbende Gewebe wie "Leichengifte" und tragen zu einer Sepsis oder Vergiftung bei.

Sogenanntes "Leichengift" entsteht dann, wenn nicht mehr lebende Organe durch Mikroorganismen zersetzt werden und diese in den Blutkreislauf gelangen. Außerdem bilden sich zellschädigende Zersetzungsstoffe, welche für den Körper giftig sind.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Das Kindbettfieber äußert sich zunächst durch typische Fiebersymptome. Betroffene Frauen bemerken meist ein zunehmendes Krankheitsgefühl, mit Beschwerden wie Müdigkeit, Herzrasen, Übelkeit und Unterleibsschmerzen. Im Verlauf müssen die Patienten wiederholt erbrechen, wobei Symptome wie Magenschmerzen und Sodbrennen auftreten können. Hinzu kommt eine innere Unruhe und Nervosität, die in schweren Fällen zu einer Panikattacke führen kann.

Die anfänglich leicht erhöhte Temperatur weitet sich zu starkem Fieber aus. Zu Beginn der Erkrankung treten meist nur leichte gesundheitliche Probleme auf. In den späteren Stadien können ernste Komplikationen wie Blutdruckabfall, Kreislaufschock und Blutvergiftung hinzukommen. Ein weiteres Symptom sind Zwischenblutungen und unangenehm riechende Blutungen.

Auch eine verzögerte Periode oder ein Ausbleiben der Regel sind mögliche Hinweise auf eine Infektion. Die Erkrankung kann allerdings auch ohne derartige Anzeichen verlaufen. Bei einigen Patientinnen können weitere Symptome auftreten, abhängig immer von bestehenden Erkrankungen und der Ausprägung des Fiebers.

Spätestens nach einigen Tagen verursacht die Erkrankung jedoch immer ein starkes Unwohlsein und ernste Beschwerden, die schnell an Intensität zunehmen. In letzter Konsequenz führt das Fieber zu einem Kreislaufzusammenbruch. Wird es nicht oder nicht ausreichend behandelt, verläuft es fast immer tödlich.

Diagnose & Verlauf

Mit den gegenwärtigen modernen medizinischen Verfahren und Methoden ist es kein Problem mehr, ein Kindbettfieber rechtzeitig zu diagnostizieren und ohne bleibende gesundheitliche Folgen zu behandeln.

Die Fachärzte setzen bei der Therapie der von einem Kindbettfieber betroffenen Mütter antibiotische Medikamente ein, um einen Rückgang der entzündlichen Vorgänge im Organismus zu erwirken und die Teilungsfähigkeit der krankmachenden Erreger zu hemmen. Darüber hinaus kann das Kindbettfieber nicht nur ursächlich, sondern auch symptomatisch erfolgreich behandelt werden. In diesem Zusammenhang tragen Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen sowie gegen Fieber dazu bei, dass sich die Frauen schnell wieder erholen und genesen.

Wichtig ist, dass sich die Frauen selbst im Wochenbett gut beobachten und sich vom Frauenarzt untersuchen lassen. Dieser verschreibt oftmals Arzneimittel, welche die Rückbildung der Gebärmutter und deren Heilung verbessern.

Komplikationen

Durch das Kindbettfieber kann es im schlimmsten Falle zum Tode des Patienten kommen. Die Betroffenen leiden dabei an einem sehr hohen Fieber und in der Regel auch an starken Schmerzen im Bauch und im Unterleib. Es kommt weiterhin zu Erbrechen und zu einer Übelkeit. Unbehandelt kann das Kindbettfieber auch einen Kreislaufschock auslösen, sodass die Betroffenen in Ohnmacht fallen und sich dabei bei einem Sturz verletzen können.

In der Regel tritt auch eine innere Unruhe auf und die Patienten leiden an Atembeschwerden und an einer erhöhten Herzfrequenz. Sollte das Kindbettfieber weiterhin nicht behandelt werden, kann eine akute Blutvergiftung eintreten, die in den meisten Fällen zum Tod führt. Die Belastbarkeit des Patienten sinkt durch die Krankheit erheblich ab und die einzelnen Organe werden ebenfalls geschädigt.

Ohne Behandlung kommt es zu einer erheblichen Verringerung der Lebenserwartung. Die Behandlung des Kindbettfiebers findet in der Regel durch einen operativen Eingriff oder mit Hilfe von Medikamenten statt. Die Beschwerden können damit relativ gut eingeschränkt werden. Bei einer frühzeitigen Behandlung kommt es nicht zu einer Reduzierung der Lebenserwartung.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Frauen, die sich nach einer Geburt übermäßig erschöpft oder krank fühlen, sollten auf jeden Fall den zuständigen Arzt informieren. Kindbettfieber ist eine ernste Erkrankung, die umgehend abgeklärt und behandelt werden muss. Sollten sich Symptome wie Übelkeit und Erbrechen, Fieber oder Herzrasen bemerkbar machen, muss ein Arzt konsultiert werden. Auch Kreislaufbeschwerden oder ungewöhnlich starke Unterleibsschmerzen sollten in jedem Fall ärztlich abgeklärt werden, um lebensbedrohliche Komplikationen zu vermeiden. Spätestens, wenn Anzeichen einer Blutvergiftung oder eines bevorstehenden Kreislaufschocks bemerkt werden, ist medizinischer Rat gefragt.

Frauen, die eine schwere Geburt hinter sich haben, sind besonders anfällig für die Entstehung eines Kindbettfiebers. Ein Arzt sollte die Genesung überwachen und bei genannten Symptomen eine Untersuchung einleiten. Sollten sich plötzlich starke Schmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden einstellen, muss umgehend der Arzt informiert werden. Selbiges gilt bei einem ungewöhnlichen Krankheitsgefühl, das rasch an Intensität zunimmt. Der richtige Ansprechpartner ist der Klinikarzt oder ein Gynäkologe. Im Zweifelsfall sollte das nächstgelegene Krankenhaus aufgesucht werden.

Behandlung & Therapie

In der Medizin wird bei der Behandlung des Kindbettfiebers von verschiedenen Ansätzen gesprochen, die sich in Abhängigkeit vom Ausmaß der Erkrankung ergeben. Die einzelnen Verfahren werden in lokale und allgemeine Maßnahmen unterteilt.

Lokale Anwendungen sind beim Kindbettfieber dann angebracht, wenn es sich zeigt, dass sich Puerpuralgeschwüre in der Gebärmutter gebildet haben. Diese werden beim Kindbettfieber operativ eröffnet oder durch den gezielten Einsatz ätzender Lösungen beseitigt.

Um den Allgemeinzustand der Mütter zu stabilisieren, werden den Kreislauf anregende und stärkende Medikamente sowie bei Bedarf Infusionen verabreicht. Diese können sowohl rein synthetischer als auch pflanzlicher Natur sein. Ein Stillen der Kinder ist während des Kindbettfiebers nicht möglich.

Trotz aller Behandlungsmöglichkeiten muss auch heute noch davon ausgegangen werden, dass die Mütter mit Kindbettfieber bei fehlender Behandlung sterben können.


Aussicht & Prognose

Das Kindbettfieber ist eine potenziell lebensgefährliche Entzündung der Gebärmutter nach der Geburt. Durch die Entbindung sind offene Wunden entstanden, die sich schnell mit eindringenden Bakterien infizieren können. Da die Gebärmutter so angegriffen ist, kann das Immunsystem nicht so schnell arbeiten, wie sich die Bakterien vermehren, weshalb es unter unhygienischen Bedingungen sehr schnell zur Infektion kommen kann. Es kommt in der Folge zu einer Blutvergiftung mit Multiorganversagen und dem anschließenden Tod.

Dieser Verlauf war in früheren Jahrhunderten unvermeidbar, als es noch keine Antibiotika gab. Heutzutage sorgen zwei Faktoren dafür, dass das Kindbettfieber nicht mehr die häufigste Todesursache von Frauen unmittelbar nach der Geburt darstellt. Einerseits kommt es durch die hygienischen Bedingungen in Krankenhäusern und Kliniken gar nicht mehr zur Infektion der verwundeten Gebärmutter. Andererseits gäbe es selbst im Falle einer Infektion mit Bakterien die Möglichkeit, die Frau stationär aufzunehmen und mit hochdosierten Antibiotika zu behandeln. Dadurch wäre das Kindbettfieber zwar immer noch äußerst unangenehm, ein tödlicher Verlauf kann aber bei einer ansonsten gesunden Frau beinahe ausgeschlossen werden.

Die Aussichten auf vollständige Heilung stehen deswegen heutzutage gut. Positiv auf die Prognose wirkt es sich aus, wenn das Kindbettfieber frühzeitig als solches erkannt und behandelt wird.

Vorbeugung

Zur Vorbeugung gegen Kindbettfieber ist es unumgänglich, Verunreinigungen von der Geburtswunde fern zu halten. Eine entsprechende Hygiene im Rahmen einer Flächendesinfektion ist dazu gegen Kindbettfieber obligat.

Darüber hinaus verwenden die Ärzte nur sterile Instrumente und tragen Einmalhandschuhe. Diese Maßnahmen gelten nicht nur für die Kliniken, sondern auch für die Hausgeburten und müssen von den helfenden Hebammen beachtet werden. Werden bereits an Kindbettfieber erkrankte Wöchnerinnen von einer Hebamme betreut, so sollte diese zunächst nur in beschränktem Umfang Geburtshilfe leisten, um eine Keimverschleppung zu vermeiden.

Die Beachtung der gültigen Hygiene-, Desinfektions- und Sterilisationsvorgaben ist bei der Geburtshilfe als Prävention gegen das Kindbettfieber unumgänglich.

Nachsorge

Die Nachsorge wird vor allem mit Tumoren in Verbindung gebracht. Ärzte erhoffen sich durch ein enges Raster an Untersuchungen, eine wiederkehrende und lebensbedrohliche Erkrankung im Frühstadium behandeln zu können. Zwar kann das Kindsbettfieber auch zum Tod der jungen Mutter führen. Allerdings existieren nach einer Genesung keine weiteren Gefahren.

Ein Wiederkehren des Kindsbettfiebers entstände aus einer weiteren, aber nicht aus der ersten Geburt. Da die Mutter keine Beschwerden mehr hat, ist keine Nachsorge unmittelbar nach der Ursprungsdiagnose notwendig. Das Todesrisiko lässt sich verhindern. Die Verantwortung dafür trägt das Pflegepersonal. Zum einen sorgen ausreichende hygienische Standards dafür, dass eine Erkrankung erst gar nicht entsteht.

Zum anderen realisieren Antibiotika eine Heilung. In den westlichen Industriestaaten ist den Beschäftigten in der Geburtshilfe das Risiko um das Kindbettfieber bekannt. Sie kümmern sich darum, dass Komplikationen erst gar nicht eintreten. Dadurch übernehmen sie die eigentliche Nachsorge.

Weitere Gebiete der Nachsorge können im Allgemeinen in der Alltagsunterstützung und einer therapeutischen Dauerbehandlung liegen. Beide Aspekte kommen beim Kindsbettfieber aber nicht zum Tragen. Antibiotika lassen eine vollständige Genesung zu. Die junge Mutter verspürt keine Leiden mehr und kann ihr Leben sorglos weiterführen.

Das können Sie selbst tun

Kindbettfieber gehörte lange Zeit zu den häufigsten Todesursachen bei Frauen im gebärfähigen Alter. Mittlerweile sind die Ursachen bekannt und Vorbeugungsmaßnahmen sowie Therapiemethoden entwickelt worden, um diese Krankheit wirksam zu bekämpfen. Nichtsdestotrotz kann die Krankheit immer noch tödlich enden. Frauen, die nach einer Geburt Symptome von Kindbettfieber an sich beobachten, müssen sich unbedingt in ärztliche Behandlung begeben. Eine Selbsttherapie der Symptome ist lebensgefährlich.

Kindbettfieber macht sich durch erhöhte Temperatur, Übelkeit und Erbrechen sowie Unterleibsschmerzen bemerkbar. In schweren Fällen drohen sogar eine Blutvergiftung oder ein Kreislaufschock. Soweit sollte eine Patientin es aber gar nicht erst kommen lassen und nach der Geburt alle empfohlenen Nachfolgeuntersuchungen wahrnehmen. So können beginnende Infektionen bereits im Frühstadium erkannt und behandelt werden.

Darüber hinaus ist Vorbeugung sehr wichtig. Frauen, die sich gezwungen sehen, ihr Kind außerhalb eines westlichen Industriestaates zur Welt zu bringen, sollten bei der Auswahl der Geburtsklinik unbedingt darauf achten, dass moderne Hygienestandards eingehalten werden und das Personal auch explizit dazu befragen. Bei einer Hausgeburt müssen die Hygienestandards der Hebamme unbedingt überprüft werden. Patientinnen sollten ruhig danach fragen, welches Desinfektionsmittel für die Hände benutzt wird und sich dieses im Rahmen einer Voruntersuchung zeigen lassen.

Sofern es zu akutem Kindbettfieber gekommen ist, müssen sich die Patientinnen unbedingt schonen. Keinesfalls sollte versucht werden, in dieser Zeit das Neugeborene zu stillen.

Quellen

  • Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
  • Schneider, H., Husslein, P., Schneider, K.T.M.: Die Geburtshilfe. Springer, Berlin Heidelberg 2011
  • Stauber, M., Weyerstrahl, T.: Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013

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