Desinfektionsmittel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer. nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. März 2025
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Desinfektionsmittel sind keine Medikamente im eigentlichen Sinne. Dennoch tragen sie einen wertvollen Beitrag im medizinischen Alltag und auch zu Hause. Der Nutzen von Desinfektionsmitteln besteht vor allem darin, Krankheitskeime und Bakterien abzutöten, sodass eine weitere Infektion reduziert oder ausgeschlossen werden kann. Die Desinfektion ist jedoch von der Sterilisation zu unterscheiden.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Desinfektionsmittel?

Vor jeder Operation wird die Operationsstelle gründlich desinfiziert, um Keime abzutöten.

Nicht nur in der Medizin, sondern auch in vielen anderen Branchen und sogar im privaten Bereich werden Desinfektionsmittel in mehr oder weniger großem Umfang verwendet. Mit dem Einsatz der Desinfektionsmittel soll erreicht werden, dass sich krankheits- oder fäulniserregende Mikroorganismen nicht weiter ausbreiten. Dies geschieht durch das Abtöten der Keime.

Die Desinfektionsmittel werden für die Flächendesinfektion, die Wäschedesinfektion oder für den Einsatz auf speziellen Körperstellen eingesetzt. Desinfektionsmittel können entweder vor oder nach der Reinigung auf die entsprechenden Zonen aufgebracht und nach den herstellerseitigen Hinweisen eingearbeitet.

Nur so können bedenkliche Mikroorganismen inaktiviert oder komplett entfernt werden. Die Desinfektionsmittel werden je nach Beschaffenheit als Sprays oder Flüssigkeiten angeboten und unterliegen speziellen Vorgaben in punkto Anwendung, Einwirkzeit, Reizbarkeit und Konzentration. Nur unter Beachtung dieser Richtlinien kann ein effizienter Einsatz der Desinfektionsmittel gewährleistet werden.

Geschichte & Entwicklung

Die Geschichte der Desinfektionsmittel reicht bis in die Antike zurück. Bereits die Ägypter und Griechen nutzten Wein, Essig und verschiedene Kräuter, um Wunden zu reinigen und Infektionen vorzubeugen. In der römischen Zeit wurde auch der antiseptische Effekt von Silber erkannt, das zur Aufbewahrung von Wasser und Lebensmitteln genutzt wurde.

Ein bedeutender Fortschritt erfolgte im 19. Jahrhundert. 1847 erkannte der ungarische Arzt Ignaz Semmelweis, dass Infektionen im Krankenhaus durch mangelnde Handhygiene verbreitet wurden. Er führte die Chlorwasser-Desinfektion für die Hände von Ärzten ein und reduzierte damit drastisch die Müttersterblichkeit in Geburtskliniken. Trotz seines Erfolgs wurde seine Entdeckung zunächst abgelehnt.

1865 bewies der französische Chemiker Louis Pasteur, dass Mikroorganismen Krankheiten verursachen. Daraufhin entwickelte der britische Chirurg Joseph Lister 1867 die erste antiseptische Wundbehandlung mit Karbolsäure (Phenol), was die Infektionsrate bei Operationen erheblich senkte.

Im 20. Jahrhundert wurden zahlreiche moderne Desinfektionsmittel entwickelt, darunter Alkohole, Wasserstoffperoxid und Halogene wie Chlor und Jod. Besonders in der Medizin, Lebensmittelindustrie und im Haushalt spielen Desinfektionsmittel heute eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung von Krankheitserregern und der Verhinderung von Epidemien.

Anwendung, Wirkung & Gebrauch

In der Medizin haben die Desinfektionsmittel eine unterschiedliche Bedeutung und werden zu verschiedenen Zwecken eingesetzt. In ärztlichen Praxen, medizinischen Behandlungsräumen der Physiotherapie sowie in Kliniken gehören die Desinfektionsmittel zu den unverzichtbaren Voraussetzung, um einen Keimbesatz und eine Keimverschleppung zu garantieren.

Nicht alle krankheitserregenden Mikroorganismen können jedoch eine vollständige Keimfreiheit gewährleisten. In Operationstrakten werden die Instrumente und einzelne Arbeitsgeräte sogar eine Sterilisation unterzogen.

Für die Flächen und die weitere Gerätedesinfektion sind jedoch die handelsüblichen Desinfektionsmittel weitgehend ausreichend. In den meisten medizinischen Einrichtungen, in denen sich Patienten, Besucher und Angehörige bewegen, werden hoch wirksame und gut hautverträgliche Desinfektionsmittel für die Händedesinfektion bereit gestellt.

Im Rahmen der unterschiedlichen Arten von Desinfektionsmitteln sind hauptsächlich die chemischen Substanzen relevant. Die ausgewählten chemischen Inhaltsstoffe wirken dahingehend, dass die Strukturen der Mikroorganismen zerstört werden. Diese Vorgänge basieren hauptsächlich auf der sogenannten Ausfällung oder Auflösung der Eiweiße, aus denen die Zellen der Bakterien aufgebaut sind.

Einige Desinfektionsmittel tragen zu einer Schädigung der Zellwände oder der Nukleinsäuren bei Mikroorganismen bei. Darüber hinaus erzielen die chemischen Desinfektionsmittel Pilze, Viren und Tuberkulosebakterien abtötende Effekte.

Pflanzliche, natürliche & pharmazeutische Desinfektionsmittel

Innerhalb der modernen Desinfektionsmittel werden variierende Arten unterschieden. Die jeweiligen Bezeichnungen der klassischen Gruppen basieren auf den Typen der Keime, welche mit den Substanzen unschädlich gemacht werden können. In diesem Zusammenhang kommen Fungizide, Viruzide, Sporozide und Bakterizide vor.

Neben den synthetisch gewonnenen Desinfektionsmitteln bewähren sich in der Praxis auch die natürlichen Desinfektionsmittel. Zahlreiche natürliche Stoffe, zu denen beispielsweise Salz, scharfe Gewürze, Teebaumöl, die Extrakte aus der Grapefruit, der Silberdistel und der Kamille sowie Honig gehören, sind durch eine desinfizierende Wirkung bekannt geworden.

Diese Mittel werden gern in der alternativen Medizin oder der Homöopathie verwendet. Sie besitzen keine unangenehmen Nebenwirkungen, sind gut verträglich und desinfizieren auf die sanfte Art und Weise. Verschiedene selbst gemachte, ökologische Desinfektionsmittel aus natürlichen Zutaten wirken ebenfalls antiseptisch.

Zu den künstlichen chemischem Desinfektionsmitteln gehören neben Chloroxid, Jod, Formaldehyd und Natriumhypochlorit sowie Peressigsäure. Diese Wirkstoffe werden sowohl für die Desinfektion von Oberflächen und Instrumenten als auch für die Schleimhaut- und Hautdesinfektion ausgewählt.

Ausgezeichnete Resultate mit Desinfektionsmitteln der nicht natürlichen Gruppe lassen sich mit Phenolen, Alkohol und verschiedenen Stickstoffverbindungen erzielen. Diese eignen sich ebenfalls für unterschiedliche Einsatzzwecke in der Medizin.


Risiken & Nebenwirkungen

Die Verwendung von Desinfektionsmitteln ist nicht ganz problemlos und risikofrei. Nicht nur Schädigungen und Reizungen der äußeren Hautschichten sowie der Schleimhäute, sondern auch der Umwelt sind zu bedenken. Bei unsachgemäßer Anwendung können die zu beseitigenden Keime außerdem Unempfindlichkeiten der Mikroorganismen auftreten.

Diese Eigenschaften werden als gefährliche Resistenzen bezeichnet und können für die Patienten eine zusätzliche Gefahr bedeuten. Ein wichtiges Thema. welches mit diesem Sachverhalt verbunden ist, stellt der sogenannte Hospitalismus dar.

Eine starke Beeinträchtigung der mikrobiellen Hautflora kann durch eine zu starke Dosierung der Desinfektionsmittel und eine unsachgemäße Einwirkdauer ausgelöst werden. Darüber hinaus müssen einige Arten der Desinfektionsmittel nach der Einwirkdauer abgespült werden. Desinfektionsmittel mit einem intensiven Geruch können zu Irritierungen des Geschmacks- oder Geruchssinns führen. Andere Desinfektionsmittel lösen wiederum unangenehme Allergien aus, sind sogar leicht entflammbar oder brennbar.

Anwendung & Sicherheit

Die Anwendung von Desinfektionsmitteln erfolgt je nach Einsatzbereich und Art des Mittels unterschiedlich. Grundsätzlich werden sie zur Händedesinfektion, Flächendesinfektion, Instrumentendesinfektion und Wasserdesinfektion verwendet. Bei der Händedesinfektion wird das Mittel gründlich in die Haut eingerieben und muss für die empfohlene Einwirkzeit auf der Haut verbleiben. Flächendesinfektionen erfolgen meist durch Wischen oder Sprühen, wobei die Oberfläche ausreichend benetzt werden muss. In medizinischen Bereichen oder Labors werden Instrumente oft in Desinfektionslösungen eingelegt oder mit Dampf- und Gasdesinfektion behandelt.

Die Sicherheit bei der Anwendung ist entscheidend, da viele Desinfektionsmittel hautreizend, ätzend oder entzündlich sein können. Daher sollten Anwender stets Schutzhandschuhe tragen, gut lüften und den Kontakt mit Schleimhäuten vermeiden. In sensiblen Bereichen wie Krankenhäusern müssen Konzentration und Einwirkzeit exakt eingehalten werden, um eine optimale Wirksamkeit zu gewährleisten.

Die Qualitätskontrolle bei der Herstellung ist streng geregelt. Hersteller müssen nach nationalen und internationalen Standards wie der EN-Normenreihe (z. B. EN 1500 für Händedesinfektion) arbeiten. Desinfektionsmittel durchlaufen Tests auf Wirksamkeit gegen Bakterien, Viren und Pilze sowie auf Verträglichkeit. Chargenprüfungen und Zertifizierungen garantieren gleichbleibende Qualität und Sicherheit für Anwender.

Alternativen

Neben klassischen Desinfektionsmitteln gibt es alternative Medikamente und Therapieformen zur Bekämpfung von Mikroorganismen. Eine bedeutende Alternative sind antibiotische und antivirale Medikamente, die im Körper gezielt Bakterien oder Viren bekämpfen. Während Desinfektionsmittel hauptsächlich präventiv wirken, greifen Antibiotika gezielt Bakterien an und sind bei bereits bestehenden Infektionen notwendig. Allerdings führen sie bei unsachgemäßem Gebrauch zu Resistenzen, während Desinfektionsmittel die Keime direkt abtöten, ohne den Körper zu belasten.

Antiseptika sind eine weitere Alternative und werden äußerlich auf Wunden oder Schleimhäute aufgetragen. Sie enthalten oft Jod, Chlorhexidin oder Wasserstoffperoxid und wirken ähnlich wie Desinfektionsmittel, sind aber hautverträglicher. Sie verhindern Infektionen an offenen Wunden, während klassische Desinfektionsmittel häufig zu aggressiv für Gewebe sind.

Eine moderne Methode ist die Photodynamische Therapie (PDT), die durch Lichtaktivierung von bestimmten Substanzen Keime abtötet. Sie wird vor allem bei Hautinfektionen und Zahnbehandlungen eingesetzt.

Pflanzliche Alternativen wie Teebaumöl, Propolis oder Silberlösungen besitzen ebenfalls antimikrobielle Eigenschaften, sind aber meist weniger effektiv als chemische Desinfektionsmittel.

Während Desinfektionsmittel sofort und breit wirken, sind medikamentöse Alternativen oft spezifischer und werden erst nach einer Infektion angewendet.

Forschung & Zukunft

Aktuelle Forschungstrends im Bereich der Desinfektionsmittel konzentrieren sich auf Nachhaltigkeit, innovative Technologien und die Vermeidung von Resistenzen. Ein wichtiger Trend ist die Entwicklung umweltfreundlicher Desinfektionsmittel. Viele Hersteller setzen auf biologisch abbaubare Inhaltsstoffe und nachhaltige Verpackungen, um den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.

Ein weiterer innovativer Ansatz ist die Nutzung von Pflanzenextrakten mit natürlichen antibakteriellen Eigenschaften. Diese bioaktiven Substanzen könnten als Basis für neue Desinfektionsmittel dienen, sind jedoch in der industriellen Anwendung eine Herausforderung, da sie oft schwer wasserlöslich sind.

Auch nanotechnologische Lösungen rücken immer mehr in den Fokus. Forschungen zeigen, dass nanoskalige Oberflächenstrukturen Mikroorganismen physikalisch zerstören können, ohne dass chemische Desinfektionsmittel benötigt werden. Solche selbststerilisierenden Oberflächen könnten insbesondere in Krankenhäusern und öffentlichen Räumen eine Revolution darstellen.

Parallel dazu wird die exzessive Nutzung von Desinfektionsmitteln kritisch betrachtet. Wissenschaftler untersuchen, ob übermäßiger Gebrauch zur Entwicklung von resistenten Bakterien beitragen könnte. Deshalb wird an Desinfektionsmitteln geforscht, die gezielt wirken und gleichzeitig das natürliche Mikrobiom der Haut oder Umwelt nicht schädigen.

Zusammenfassend geht die Entwicklung moderner Desinfektionsmittel in Richtung höherer Effektivität, Umweltverträglichkeit und Sicherheit, um den Anforderungen einer sich wandelnden Gesellschaft gerecht zu werden.

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Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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