Hebamme
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. September 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Beruf der Hebamme hat eine sehr lange Tradition in Europa - bereits im zweiten Jahrhundert wurde das erste Lehrbuch zur Geburtshilfe verfasst. Hebammen können sowohl in Krankenhäusern angestellt sein als auch freiberuflich arbeiten. Seit 1985 ist es auch Männern gestattet, diesen Beruf zu erlernen - sie werden dann als Entbindungshelfer bezeichnet.
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Was ist eine Hebamme?
Hebammen begleiten und unterstützen Frauen während der Schwangerschaft und der Geburt. Darüber hinaus betreuen sie die Mütter auch während des Wochenbetts. Voraussetzung für das Ausüben des Berufes ist eine dreijährige Ausbildung, die sich aus 1.600 Theorie- und 3.000 Praxisstunden zusammensetzt.
Die Bewerber müssen mindestens einen Realschulabschluss vorweisen und gesundheitlich geeignet sein. Während des Theorieteils werden den angehenden Hebammen unter anderem anatomisches, biologisches und physiologisches Wissen, die theoretischen Aspekte der praktischen Geburtshilfe sowie die Grundlagen der Tätigkeit vermittelt. Die Auszubildenden werden zudem mit berufsspezifischen Gesetzen, der Dokumentation im Krankenhaus, der Pflege der Neugeborenen und Säuglinge vertraut gemacht.
Die allgemeine und spezielle Krankheitslehre sind ebenso wie die Arzneimittellehre, Schwangerenversorgung und Wochenpflege Bestandteil der Ausbildung. Die Ausbildung findet an einer Hebammenschule statt. Der praktische Teil der Ausbildung wird im Krankenhaus absolviert, zum Beispiel im Kreißsaal, in der Gynäkologie sowie auf der Wochen- und Neugeborenenstation. Auch Praktika bei einer freiberuflich praktizierenden Hebamme sind möglich. Die Ausbildung wird mit dem Staatsexamen abgeschlossen.
Ausbildung & Qualifikation
Um Hebamme zu werden, ist in Deutschland eine akademische Ausbildung erforderlich. Seit 2020 ist das Studium der Hebammenkunde ein Pflichtstudium an Hochschulen, das mit einem Bachelor of Science (B.Sc.) abschließt. Das Studium dauert in der Regel drei bis vier Jahre und kombiniert theoretischen Unterricht mit praktischen Einsätzen in Kliniken, Geburtshäusern und ambulanten Einrichtungen. Vor 2020 war es auch möglich, eine berufliche Ausbildung zur Hebamme zu absolvieren, die jedoch mittlerweile durch das Hochschulstudium ersetzt wurde.
Das Berufsbild der Hebamme umfasst die Betreuung von Schwangeren während der Schwangerschaft, der Geburt und im Wochenbett. Hebammen begleiten sowohl natürliche als auch medizinisch assistierte Geburten und stehen den Eltern beratend zur Seite. Zu den Aufgaben gehören auch die Überwachung der Gesundheit von Mutter und Kind, die Geburtsvorbereitung und die Nachsorge. Hebammen tragen eine große ethische Verantwortung, da sie den natürlichen Prozess der Geburt fördern und gleichzeitig die Sicherheit von Mutter und Kind im Blick behalten müssen.
Im Unterschied zu anderen Berufsgruppen wie Gynäkologen oder Kinderkrankenschwestern liegt der Fokus der Hebamme auf der natürlichen Geburtshilfe und der umfassenden Betreuung der Mutter-Kind-Dyade. Gynäkologen sind stärker in die medizinische Überwachung und Behandlung involviert, während Hebammen die ganzheitliche Begleitung und Förderung natürlicher Geburtsprozesse im Mittelpunkt ihrer Arbeit sehen.
Aufgabenbereich
Der Aufgabenbereich einer Hebamme ist breit gefächert und umfasst die Betreuung von Frauen und ihren Familien während der Schwangerschaft, der Geburt und des Wochenbetts sowie die Beratung in der Stillzeit. Hebammen bieten eine umfassende, individuelle und kontinuierliche Betreuung, die sich auf das Wohl von Mutter und Kind konzentriert.
Betreuung während der Schwangerschaft
Bereits in der Frühschwangerschaft steht die Hebamme der Schwangeren zur Seite. Sie führt Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen durch, überwacht die Entwicklung des Kindes und die Gesundheit der Mutter. Dazu gehört das Messen des Blutdrucks, das Abhören der kindlichen Herztöne und das Feststellen der Lage des Kindes. Die Hebamme informiert die Schwangere über gesunde Ernährung, Bewegung und bereitet sie mental auf die Geburt vor. Sie berät zu Themen wie Geburtsvorbereitung, Geburtsortwahl und kann auch Kurse zur Geburtsvorbereitung anbieten, in denen Atemtechniken und Entspannungstechniken vermittelt werden.
Geburtsbegleitung
Während der Geburt spielt die Hebamme eine zentrale Rolle. Sie unterstützt die Mutter, indem sie auf den Geburtsprozess achtet und auf die individuellen Bedürfnisse eingeht. Hebammen betreuen sowohl natürliche Geburten als auch medizinisch unterstützte Geburten in Kliniken, Geburtshäusern oder zu Hause. Sie leiten die Geburt in Zusammenarbeit mit Ärzten oder eigenständig, wenn keine Komplikationen auftreten. Die Überwachung der kindlichen Herztöne, der Wehentätigkeit und des Fortschreitens der Geburt gehören zu den Kernaufgaben. Dabei sorgen Hebammen für eine sichere und ruhige Umgebung, um den natürlichen Geburtsprozess zu fördern.
Wochenbett und Nachsorge
Nach der Geburt betreut die Hebamme Mutter und Kind im Wochenbett, sowohl in der Klinik als auch zu Hause. Sie überwacht die Rückbildung der Gebärmutter, die Heilung von Geburtsverletzungen und den allgemeinen Gesundheitszustand der Mutter. Zudem kontrolliert sie die Entwicklung des Neugeborenen, überwacht das Stillen und unterstützt die Eltern bei der Versorgung des Babys. Die Hebamme hilft auch bei Fragen zur Stillposition, zur Babypflege und zur Säuglingsernährung.
Beratung und Unterstützung in der Stillzeit
In der Stillzeit berät die Hebamme die Mutter über das Stillen, gibt praktische Tipps und hilft bei Problemen wie Milchstau, wunden Brustwarzen oder Stillproblemen. Sie ist eine wichtige Anlaufstelle für Eltern, die Unterstützung bei der Versorgung und Ernährung ihres Babys benötigen.
Ganzheitliche Beratung
Hebammen bieten auch eine ganzheitliche Beratung zu psychischen und emotionalen Themen rund um die Geburt, wie Wochenbettdepression oder Bindungsförderung. Sie unterstützen die Mutter emotional und beraten zu verschiedenen Aspekten der Elternschaft.
Zusammenfassend umfasst der Aufgabenbereich der Hebamme die medizinische Überwachung, die emotionale Unterstützung und die ganzheitliche Begleitung der Mutter und ihres Kindes in einer entscheidenden Phase des Lebens.
Spezialisierungen
Hebammen haben vielfältige Möglichkeiten, sich durch Weiterbildungen und Spezialisierungen weiterzuentwickeln und ihre Kompetenzen zu erweitern. Eine beliebte Weiterbildung ist die Spezialisierung auf Geburtsvorbereitungskurse oder Rückbildungskurse, bei denen Hebammen sich intensiver mit Techniken zur körperlichen und mentalen Vorbereitung auf die Geburt und die Phase nach der Geburt beschäftigen.
Eine weitere Spezialisierung ist die Still- und Laktationsberatung. Hierbei erwirbt die Hebamme vertieftes Wissen über das Stillen, Milchbildung und das Management von Stillproblemen. Diese Spezialisierung ermöglicht es, Mütter noch intensiver und gezielter in der Stillzeit zu unterstützen.
Für Hebammen, die sich stärker auf komplexe Geburtsverläufe oder die Betreuung von Risikoschwangerschaften konzentrieren möchten, gibt es Weiterbildungen in der klinischen Geburtshilfe oder der Arbeit auf neonatologischen Intensivstationen. Diese Spezialisierungen bereiten Hebammen darauf vor, mit medizinischen Notfällen und Frühgeburten umzugehen.
Auch im Bereich der Alternativmedizin können Hebammen Fortbildungen in Aromatherapie, Akupunktur oder Homöopathie absolvieren, um ganzheitliche Ansätze in ihre Arbeit zu integrieren. Einige Hebammen entscheiden sich außerdem für eine Lehrtätigkeit oder das Studium der Hebammenwissenschaft, um in der Forschung oder Ausbildung tätig zu sein. Diese Weiterbildungen eröffnen zusätzliche berufliche Perspektiven und erhöhen die Qualität der Betreuung.
Leistungen & Behandlungen
Während der Schwangerschaft kann die Hebamme zahlreiche Vorsorgeleistungen durchführen. So darf sie feststellen, ob eine Schwangerschaft vorliegt und den Mutterpass ausstellen.
Hebammen sind zudem befugt, die Herztöne und -frequenzen des Fötus abzuhören bzw. zu überwachen. Sie stehen den werdenden Müttern beratend zur Seite, beispielsweise bei Schwangerschaftsbeschwerden wie Unwohlsein oder Übelkeit. Sie betreuen Schwangere bei Ängsten und Vorwehen.
Des Weiteren führen Hebammen auch Geburtsvorbereitungskurse durch. Eine Hebamme darf eine natürliche Geburt selbstständig einleiten und durchführen. Findet die Entbindung in der Frauenklinik eines Krankenhauses statt, muss ein Arzt anwesend sein. Dies gilt ebenso für den Fall, dass Komplikationen auftreten. Die Hinzuziehungspflicht der Hebamme ist gesetzlich geregelt und tritt nur in Notfallsituationen außer Kraft. Die Geburt kann stationär in einer Klinik stattfinden, aber auch in Geburtshäusern sowie auf ambulantem Weg in Krankenhäusern oder Praxen.
Ferner können auch Hausgeburten vorgenommen werden. Während des Wochenbetts versorgt die Hebamme den Nabel des Säuglings und beobachtet dessen Gesundheitszustand und Entwicklung. Sie berät die Mutter hinsichtlich des Stillens sowie der Ernährung und Pflege des Neugeborenen. Auch in Erziehungsfragen und bei Impfungen kann sie konsultiert werden. Die Hebamme kontrolliert die Rückbildung der Gebärmutter und führt Rückbildungsgymnastik durch.
Diagnose- & Untersuchungsmethoden vor & während der Geburt
Die Hebamme nimmt während der Schwangerschaft Tastuntersuchungen vor. Indem sie den Bauch abtastet, kann sie die Lage und das Wachstum des Fötus kontrollieren. Die Überprüfung des Muttermundes wird mittels einer vaginalen Untersuchung ebenso durchgeführt.
Hebammen nehmen Abstriche, untersuchen den Urin und messen den Blutdruck der schwangeren Frau. Die Herzschlagfrequenz des Ungeborenen und die Wehentätigkeit werden ebenfalls überprüft. Um sie gleichzeitig zu registrieren und aufzuzeichnen, nutzt die Hebamme einen Kardiotokografen (CTG), der auch während der Geburt der Überwachung dient. Alternativ kann auch ein Pinard-Rohr genutzt werden, um die Herztöne des Kindes zu überprüfen. Dabei handelt es sich um ein geburtshilfliches, meistens aus Holz bestehendes Stethoskop, das seit Ende des 19. Jahrhunderts im Bereich der Geburtshilfe genutzt wird.
Ferner können die Herztöne auch mit einem Dopton gemessen werden, welches die Hebamme auf den Bauch der Schwangeren legt. Durch das elektronische, ultraschallähnliche Gerät wird eine Übertragung der Töne nach außen gewährleistet. Die Hebamme kann die Versorgung durch den Gynäkologen jedoch nicht vollständig ersetzen, da sie weder Ultraschalluntersuchungen noch Pränataldiagnostik durchführen darf.
Moderne Technologien und Hilfsmittel
Hebammen nutzen eine Vielzahl von diagnostischen Geräten, Instrumenten und Ausrüstung, um die Gesundheit von Mutter und Kind während der Schwangerschaft, Geburt und im Wochenbett zu überwachen und zu unterstützen.
Ein wichtiges diagnostisches Gerät ist das Dopton oder Fetaldoppler, mit dem die Herzfrequenz des Fötus abgehört wird. Es ermöglicht eine schnelle und nicht-invasive Überprüfung der kindlichen Herztöne. Für die gleiche Aufgabe kann auch ein Pinard-Stethoskop verwendet werden, ein traditionelles, einfaches Instrument, das ohne elektronische Technik auskommt.
Zur Überwachung der Wehentätigkeit und des kindlichen Herzschlags während der Geburt wird das CTG (Kardiotokografie) eingesetzt. Dieses Gerät zeichnet die Wehen und die kindliche Herzfrequenz auf und hilft dabei, den Fortschritt der Geburt zu beurteilen und mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen.
Ein weiteres wichtiges Instrument ist das Blutdruckmessgerät, mit dem die Hebamme den Blutdruck der werdenden Mutter überwacht, um Anzeichen für Bluthochdruck oder Präeklampsie frühzeitig zu erkennen.
Zur Beurteilung der Lage des Kindes und der Fruchtwassermenge kann eine Ultraschallsonde verwendet werden, die in manchen Fällen in Zusammenarbeit mit Ärzten eingesetzt wird.
Für Untersuchungen nach der Geburt nutzt die Hebamme Waagen, um das Gewicht des Neugeborenen zu überprüfen, sowie Thermometer, um die Körpertemperatur von Mutter und Kind zu kontrollieren.
Worauf sollte die schwangere Frau achten?
Da die Hebamme die werdende Mutter bereits während ihrer Schwangerschaft begleitet, ist ein gutes Verhältnis von großer Bedeutung. Die Schwangere muss sich bei ihr in sicheren Händen fühlen.
Um die Hebamme zu finden, die den persönlichen Erwartungen am besten entspricht, muss zudem geklärt werden, welche Leistungen in Anspruch genommen werden wollen. Sollte der Wunsch nach einer Hausgeburt bestehen, muss nach einer Hebamme gesucht werden, die eine Entbindung dieser Art anbietet. Ferner ist auch die Nähe zum Wohnort entscheidend.
Bereits bestehende Erfahrungen von Bekannten können sich ebenso positiv auf die Entscheidung auswirken. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten für Hausbesuche durch die Hebamme bis zur achten Woche nach der Entbindung. Grundsätzlich sollte abgeklärt werden, welche zusätzlichen Hebammenleistungen von der jeweiligen Krankenkasse getragen werden.