Unterleibsschmerzen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unterleibsschmerzen können bei beiden Geschlechtern auftreten. Bei Frauen können Unterleibsschmerzen jedoch auf andere Krankheiten hinweisen als beim Mann. So treten Unterleibsschmerzen bei der Frau häufiger im Rahmen von Menstruationsbeschwerden auf.
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Was sind Unterleibsschmerzen?
Als Unterleibsschmerzen werden Schmerzen des Unterbauchs bezeichnet. Sie sind abzugrenzen von Bauchschmerzen und Magenschmerzen. Sie können einseitig sein oder das gesamte Abdomen betreffen und haben verschiedene Ursachen - daher sind sie keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom.
Unterleibsschmerzen können krampfartig auftreten und dabei recht heftige Schmerzen verursachen, was die häufigste Form ist. Gelegentlich sind sie aber auch leicht und deuten dann meist auf einen harmlosen Gesundheitszustand hin.
Bei Männern weisen die Schmerzen im Unterleib eher auf Entzündungen der Prostata hin. Aber auch geschlechtsübergreifende Krankheiten oder Gesundheitsstörungen können für die Unterleibsschmerzen verantwortlich sein.
Ursachen
Frauen kennen Unterleibsschmerzen, die einmal im Monat auftreten und die Regelblutung begleiten oder sogar ankündigen. Einige Tage vor dem Beginn der Menstruation setzen Unterleibsschmerzen ein, die sehr leicht sein, aber auch eine erhebliche Stärke entwickeln können. In schweren Fällen machen sie Frauen für einen oder mehrere Tage arbeitsunfähig, da sie von Übelkeit, Erbrechen und Kreislaufproblemen begleitet sind.
Ursache der Unterleibsschmerzen sind die Hormone, die während der Regelblutung im Umlauf sind. Heftige Unterleibsschmerzen treten auch bei der Blinddarmentzündung auf, die immer ein Ernstfall ist und behandelt werden muss. Sie entwickeln sich allerdings zunächst langsam und werden von unspezifischen Magenschmerzen zu Unterleibsschmerzen, die rechtsseitig auftreten - es sei denn, die Organe sind spiegelverkehrt angeordnet, was selten, aber dennoch gelegentlich vorkommt.
Einseitige, starke Schmerzen sind daher ein Fall für die Notaufnahme. Weniger erheblich sind leichte bis mittelschwere Unterleibsschmerzen, die beispielsweise Magen-Darm-Probleme begleiten. Sie können auf beginnenden Durchfall hindeuten, können aber auch für Verstopfungen stehen. Im Regelfall werden sich diese Unterleibsschmerzen von alleine lösen, sobald die Magen-Darm-Probleme vorbei sind oder man auf der Toilette gewesen ist.
Krankheiten mit diesem Symptom
Komplikationen
Unterleibsschmerzen können auf eine Eileiterentzündung hindeuten. Der Eileiter kann verkleben und infolge dessen kann eine Sterilität und eine Neigung zu Bauchhöhlenschwangerschaften vorhanden sein. Die Entzündung kann sich in die Bauchhöhle ausbreiten. Die Unterleibsschmerzen werden stärker und gegebenenfalls ist eine Notfalloperation notwendig.
Unterleibsschmerzen können mit Eierstockzysten in Verbindung stehen. Die Zysten verdrehen sich möglicherweise und unterbinden folglich die Versorgung des Eierstocks mit Blut. Auch hier ist eine Not-OP notwendig. Unterleibsschmerzen können in Verbindung mit einer sogenannten Endometriose stehen. Dabei wird am Eierstock der Eisprung verhindert. Folglich nimmt die Fruchtbarkeit ab.
Im Zusammenhang mit Unterleibsschmerzen können sich das Nierenbecken und die Niere entzünden, auch Nierensteine können sich bilden. Die Prostata kann sich entzünden. Abszesse können sich bilden, die operativ entfernt werden müssen. Auch der Blinddarm kann sich entzünden. Wird die Entzündung nicht behandelt, kann sich auch die Bauchhöhle infizieren. Es kann zum Bruch der Leiste kommen. Da der Bruchsack zwischen den Muskeln eingeklemmt werden kann, sollte sofort operiert werden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Unterleibsschmerzen sind stets unangenehm. Allerdings ist ein Arztbesuch nur selten notwendig. Es muss im Einzelfall unterschieden werden, ob ein Arztbesuch notwendig ist. Hierfür sollten sämtliche Umstände des Einzelfalls ermittelt und gegeneinander abgewogen werden. Im Rahmen der Abwägung sind die folgenden Faktoren zu berücksichtigen: Art, Dauer und Intensität der Unterleibsschmerzen, Begleitsymptome, möglicherweise bestehende Vorerkrankungen sowie die in Betracht kommenden Ursachen. Generell ist es ratsam, sich im Zweifel für einen Arztbesuch zu entscheiden. Denn je früher eine medizinische Behandlung eingeleitet wird, desto größer sind die Erfolgschancen.
Frauen leiden immer wieder an Unterleibsschmerzen, wenn sie ihre Periode haben. Die in diesem Zusammenhang auftretenden Symptome können stark sein. Ein Arztbesuch muss dennoch nicht zwingend sein. Vielmehr ist es ratsam, zunächst einige Tage abzuwarten und die Schmerzen zu beobachten. Bei besonders intensiven Unterleibsschmerzen sollte allerdings nicht gezögert werden. Das gilt auch dann, wenn neben den Unterleibsschmerzen noch andere Symptome auftreten, die den Verdacht einer ernsthaften Erkrankung nahelegen.
Bei leichten bis mittleren Beschwerden sollte zunächst der Hausarzt aufgesucht werden. Dieser kann bestehende Verdachtsgrade erhärten oder entschärfen. Bei Bedarf wird er an einen Facharzt überweisen. Bei Frauen kommt vor allem eine Überweisung an einen Gynäkologen in Betracht. Bei Männern kann es hilfreich sein, einen Urologen zu kontaktieren.
Behandlung & Therapie
Unterleibsschmerzen durch die Regelblutung sind in den meisten Fällen leicht zu behandeln. Betroffene Frauen brauchen ein einfaches, frei erhältliches Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol, die Schmerzen sollten sich bald darauf geben. Wenn das nicht hilft, sollten sich Frauen eine stärkere Dosierung vom Arzt verschreiben lassen.
Nur in sehr wenigen Fällen sind die Unterleibsschmerzen so stark, dass sie sich durch gängige Schmerzmittel nicht mehr behandeln lassen und durch die Pille unterdrückt werden müssen - in extrem seltenen Fällen muss eine Hysterektomie durchgeführt werden, um Linderung zu verschaffen.
Operativ beendet werden Unterleibsschmerzen auch dann, wenn es sich um eine Blinddarmentzündung handelt: Das betroffene Organ muss umgehend operativ entfernt werden, da es andernfalls platzen und eine lebensbedrohliche Sepsis verursachen kann.
Unterleibsschmerzen durch Magen-Darm-Beschwerden sind hingegen harmlos und werden häufig unbehandelt gelassen, da die Magen-Darm-Probleme ebenfalls von alleine wieder verschwinden.
Aussicht & Prognose
Unterleibsschmerzen entwickeln sich abhängig von ihrer Ursache. Bei Frauen im fruchtbaren Alter haben sie oft eine leicht zu erkennende Ursache: Menstruationsblutungen und die mit ihnen einhergehenden Beschwerden. Unterleibsschmerzen bei jungen Mädchen sind normal und sind Teil des Anpassungsprozesses des Körpers ans Erwachsenenleben. Meistens bessern sie sich gegen Ende der Pubertät oder verschwinden sogar ganz.
Bleiben die Unterleibsschmerzen während der Periode auch im Erwachsenenalter schwer erträglich, besteht die Möglichkeit, die Antibabypille zu nutzen, um einen Langzeitzyklus zu erwirken. Dadurch treten die Unterleibsschmerzen seltener auf.
Unterleibsschmerzen, die erst als mittige Bauchschmerzen begonnen haben und dann nach unten gewandert sind, deuten dagegen eher auf ein Problem im Blinddarm hin. Handelt es sich um leichte Beschwerden, kann es sein, dass es harmlose Verdauungsbeschwerden sind. Sie bessern sich nach etwas Bewegung oder einem Gang zur Toilette. Hilft dies jedoch nicht oder werden die Unterleibsschmerzen schlimmer, werden sie auch nicht mehr von alleine verschwinden.
Liegt tatsächlich eine Blinddarmentzündung vor, so wird diese immer schlimmer und beschädigt irgendwann die Wände des entzündeten Wurmfortsatzes des Blinddarms. Das bedeutet, dass dieser durchbrechen kann und entzündete Flüssigkeit sich überall im Bauchraum verteilen kann. Das Resultat wäre eine schwere, möglicherweise lebensbedrohliche Sepsis (Blutvergiftung). Wird der Blinddarm rechtzeitig entfernt, bessern sich bald nach der OP die Unterleibsschmerzen und es besteht keine Gefahr mehr.
Vorbeugung
Wenn der Frau bekannt ist, dass sie bei ihrer Regelblutung meist Unterleibsschmerzen auftreten, sollte sie frühzeitig beginnen, den Schmerzen im Unterleib vorzubeugen. Bemerkt sie die Unterleibsschmerzen schon am Vorabend, kann es helfen, eine Schmerztablette sofort einzunehmen, damit die Schmerzen am folgenden Morgen nicht so stark in Erscheinung treten oder zumindest schnell zu behandeln sind. Dies sollte jedoch nur in Absprache mit dem Frauenarzt geschehen.
Zur Vorbeugung von Magen-Darm-Beschwerden, die Unterleibsschmerzen nach sich ziehen, sollte man versuchen, auf eine gesunde Ernährung zu achten, die viele Ballaststoffe und frische Zutaten, aber dafür nur etwas Fett in Maßen beinhaltet. Ebenso kann regelmäßiges Joggen, Gymnastik und Yoga vorbeugendwirken. Die Unterleibsschmerzen werden hierdurch seltener auftreten, da die Verdauungstätigkeit reguliert ist.
Die Blinddarmentzündung ist jedoch eine Ursache der Unterleibsschmerzen, der sich gar nicht vorbeugen lässt. Einige Menschen bekommen nie Probleme, bei anderen treten sie aus unbekannten Ursachen auf.
Das können Sie selbst tun
Unterleibsschmerzen können verschiedenste Ursachen haben und sollten deshalb immer von einem Arzt abgeklärt werden. Begleitend zur medizinischen Behandlung lassen sich die Beschwerden mit einer Reihe von Hausmitteln und Maßnahmen lindern.
Leichte Krämpfe können meist durch ausreichend Bewegung und Flüssigkeit gelindert werden. Außerdem empfehlen sich Bettruhe und Entspannung. Ein erholsamer Schlaf ist das wirksamste Mittel gegen regelbedingte Unterleibsschmerzen. Wärmeanwendungen mit Kirschkernkissen oder Wärmflasche helfen bei besonders intensiven Schmerzen. Zur Entspannung von Muskeln und Nerven kann ein heißes Bad genommen werden. In Verbindung mit entspannungsfördernden Ölen wie Lavendel, Rosmarin und Kamille lässt sich so eine schnelle Linderung der Schmerzen erzielen. Kälte gilt es dagegen zu vermeiden, bis die Beschwerden abgeklungen sind.
Bei leichten Schmerzen kann stattdessen eine Bauchmassage mit ätherischen Ölen wie Rosmarin oder Kamille helfen. Ansonsten empfehlen sich Schonkost und eine mineralstoff- und vitaminreiche Ernährung. Auch verschiedene Kräutertees wirken schmerzlindernd und helfen vor allem gegen mögliche Begleitsymptome wie Durchfall und Erbrechen. Kalte und säurehaltige Getränke wie Kaffee oder Alkohol sollten gemieden werden, bis die Unterleibsschmerzen abgeklungen sind. Als alternative Heilmittel bieten sich Aloe vera und Fenchel, aber auch Yoga- und Atemübungen sowie Meditation an.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Uhl, B.: Gynäkologie und Geburtshilfe compact. Thieme, Stuttgart 2013
- Weyerstahl, T., Stauber, M.: Gynäkologie und Geburtshilfe, duale Reihe. Thieme, Stuttgart 2013