Kompomer

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Medizinprodukte Kompomer

In der Zahnmedizin wird Kompomer als Füllmaterial benutzt, um Kavitäten (das "Loch" im Zahn) aufzufüllen. Kompomere zählen zu den modernen Kunststofffüllungen und sind eine Alternative zu etwa den klassischen Amalgam-Füllungen. Sie werden in der Regel für kleinere Defekte oder provisorisch eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Kompomer?

In der Zahnmedizin wird Kompomer als Füllmaterial benutzt, um Kavitäten (das "Loch" im Zahn) aufzufüllen. Mit Hilfe von z.B. UV-Licht härtet das Material direkt im Mund aus.

Kompomere wurden Mitte der 1990er Jahre entwickelt, um gängige Füllungen wie Amalgam oder Zemente zu ergänzen. Vor allem sollte der Füllstoff eine Alternative zu den damals verwendeten Kunststoffharzen sein, die nicht als besonders haltbar und langlebig galten und Verträglichkeitsrisiken aufwiesen.

Der Name "Kompomer" ist eine Wortschöpfung des ersten Herstellers und geht auf die Zusammensetzung des Materials zurück. Kompomere werden aus zwei Werkstoffen hergestellt, die einzeln ebenfalls als Füllmaterial für Zähne einsetzbar sind: KOMPOsit und GlasionoMERzement.

Komposit ist eine Mischung aus Kunststoff und anorganischen Stoffen wie Kieselsäure oder Glaspartikeln, Glasionomerzement besteht aus Glas- und Quarzteilchen. Kompositfüllungen gelten als stabil und zudem ästhetisch, da sie mit Einfärbetechniken der individuellen Farbe des Zahns angepasst werden können. Glasinomerzement weist eine hohe Haftfähigkeit auf und verbindet sich über chemische Reaktionen mit der Zahnsubstanz. Außerdem enthalten Glasinomerzemente Fluorid, das über die Dauer der Füllung langsam an den Zahn abgegeben wird. Das verhindert die Entstehung von neuer Karies an den Rändern der Füllung und hält den Zahn gesund.

Formen, Arten & Typen

Sowohl Komposit als auch Glasinomerzement weisen eine hohe Transparenz auf und sind der Zahnfarbe sehr ähnlich oder können entsprechend farblich angepasst werden. Deshalb werden sie beispielsweise gern an den Frontzähnen oder anderen sichtbaren Bereichen eingesetzt.

Kompomer soll in seiner Verbindung aus beiden Werkstoffen die Vorteile aus Komposit und Glasinomerzement verbinden und gleichzeitig verschiedene Nachteile dieser Materialien ausgleichen. So lassen sich Kompomere beispielsweise schneller und einfacher am Zahn verarbeiten als Komposit, das vom Zahnarzt vorbehandelt und mit einer aufwendigeren Schichttechnik eingesetzt werden muss. Von den Kompsiten erhalten Kompomere Stabilität, Abriebfestigkeit und Oberflächenhärte. Durch die Kombination mit dem Glasinomerzement, der weniger haltbar und fest ist, werden diese guten Eigenschaften jedoch wieder etwas reduziert.

Kompomere fallen, wie Komposit, durch die Möglichkeit der optischen Anpassung an die Zahnsubstanz nicht auf. Ähnlich wie Glasinomerzement weisen auch sie eine gute Haftung an der Zahnsubstanz ohne Vorbehandlung auf. Kompomere geben ebenfalls Fluorid an den Zahn ab, allerdings in geringerem Maß als Glasinomerzement und über einen deutlich kürzeren Zeitraum von wenigen Wochen.

Aufbau & Funktionsweise

Um Kompomere einzufüllen, bohrt der ZahnarztIn die kranke Zahnsubstanz möglichst schonend aus. Danach wird der Zahn mit dem sogenannten Adhäsiv, einem lichthärtenden Spezial-Kunststoffkleber, vorbereitet. Dieses Adhäsiv ist notwendig, um die Adaptation der Kompomere an der Zahnhartsubstanz zu verbessern (durch die Kompositbestandteile haftet das Material nicht so gut wie ein Glasinomerzement).

Anschließend wird das Kompomer mit einer Dosierspritze direkt in die vorbereitete Kavität gefüllt oder geschichtet. Die Schichttechnik ist dabei etwas weniger kompliziert als bei den Kompositen. Sie muss bei etwas tieferen Löchern im Zahn angewendet werden, um eine gute Stabilität zu gewährleisten. Durch ein Spezial-Kaltlicht oder mit Hilfe von UV-Licht härtet das Material direkt im Mund aus. Bei der Schichttechnik muss jede Schicht einzeln ausgehärtet werden.

Während der Aushärtung können Kompomere eine leichte Materialschrumpfung aufweisen. Dadurch besteht die Gefahr einer sogenannten Randspaltbildung zwischen Zahnsubstanz und Füllung. So kann Karies an den Rändern der Füllung entstehen. Dies muss der ZahnarztIn beim Einfüllen entsprechend berücksichtigen und korrigieren, denn auch die Fluoridabgabe des Materials kann Kariesentstehung nur eingeschränkt verhindern. Nach dem Aushärten arbeitet der ZahnarztIn die Füllung entsprechend den anatomischen Gegebenheiten des Zahnes aus. Im letzten Schritt wird das Material noch geglättet und poliert.


Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen

Kompomer-Füllung sind, auf Grund der etwas geringeren Abriebhärte, eher für kleinere Füllungen ohne große Kaudruckbelastung geeignet. Auch die bessere Bioverträglichkeit der Kompomere (im Vergleich zur Quecksilberbelastung des Amalgams) erweist sich als Vorteil. Nur sehr selten zeigen sich Allergien gegen Bestandteile der Kompomere oder des Adhäsives.

Kompomere eignen sich, durch die Anpassungsfähigkeit der Farbe, insbesondere für Zahnfüllungen im sichtbaren Bereich, wie etwa am Zahnhals. Kompomere nehmen allerdings, im Gegensatz zu Kompositen, die hierfür ebenfalls eingesetzt werden, unter Umständen Wasser auf. Das kann im Frontzahnbereich zu unschönen Randverfärbungen führen.

Einen weiteren Einsatzbereich finden Kompomere bei provisorischen Füllungen, um einen Zahn zB nach einer Wurzelkanalbehandlung bis zu seiner endgültigen Zahnversorgung (beispielsweise mit einem Inlay) funktionsfähig zu erhalten.

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für Kompomere zur Versorgung von Frontzahndefekten und für Füllungen im Zahnhalsbereich. Für Füllungen von Milchzähnen werden die Kosten anteilig übernommen.

Das könnte Sie auch interessieren