Konrade

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Nicht ohne Grund trägt sie den Beinamen Höllenkorn. Die im Mittelalter noch als Arzneipflanze geschätzte Kornrade findet heute nur noch in der Homöopathie Verwendung. Einst wie ein Unkraut auf den Feldern verbreitet, wurde die Pflanze wegen ihrer Giftigkeit fast ausgerottet und steht nun als erhaltenswertes Ackerwildkraut unter Naturschutz.

Vorkommen & Anbau der Kornrade

Noch in den 1960er Jahren war sie als gefürchtetes Gift-Unkraut fast überall auf Feldern und an Wegrändern zu finden, heute ist sie jedoch nur noch selten anzutreffen und steht auf der roten Liste der gefährdeten Arten.
Die Kornrade (lat. Agrostemma githago), im Volksmund unter anderem auch Ackerrade, Kornnelke oder Kornrose genannt, gehört zur Familie der Caryophyllaceae (Nelkengewächse) und ist mit der Gewürznelke verwandt. Ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammend, hat sie sich als Begleiterin des Getreideanbaus in ganz Mitteleuropa und sogar bis nach Amerika ausgebreitet.

Noch in den 1960er Jahren war sie als gefürchtetes Gift-Unkraut fast überall auf Feldern und an Wegrändern zu finden, heute ist sie jedoch nur noch selten anzutreffen und steht auf der roten Liste der gefährdeten Arten. Die bis zu 90 cm hohe, krautige Pflanze entwickelt in der Zeit von Juni bis August ihre rosafarbenen bis violetten Blüten. Sie ragen aus den Getreidefeldern heraus und werden von Tagfaltern bestäubt.

In eiförmigen Kapselfrüchten bilden sich schwarze Samenkörner heran, deren Ausbreitung wesentlich vom Menschen abhängig ist - sie werden oft erst beim Dreschen des umliegenden Getreides freigesetzt. Die einjährige Pflanze ist mit einer spindelförmigen Pfahlwurzel bis zu einem Meter tief in der Erde verankert. Sie liebt stickstoffreichen, trockenen Boden.

Wirkung & Anwendung

Schon Hildegard von Bingen erwähnt in ihren Büchern eine „Rade“, wobei nicht eindeutig geklärt werden konnte, ob damit der Taumellolch oder tatsächlich die Kornrade gemeint ist. Hildegard von Bingen beschreibt das Kraut als ungeeignet für die Ernährung (wir wissen heute, dass es giftig ist), verwendet es aber zusammen mit Speck als Mittel gegen Hautausschlag.

In der Volksheilkunde wurde Agrostemma githago vor allem gegen Hautkrankheiten, bei Gastritis und bei Wurmbefall angewandt. Man schrieb der Pflanze außerdem blutstillende, entwässernde, harntreibende und schleimlösende Wirkung zu. Sie kam bei Husten, Schnupfen, Wassersucht, ja sogar gegen Krebs und Malaria sowie als Abführmittel zum Einsatz. In Essig aufgekocht, sollte sie als Mundspülung gegen Zahnschmerzen wirken, und selbst zur Betäubung vor Operationen wurde sie verwendet.

Haupt-Wirkstoffe der Pflanze sind Saponine wie das artspezifische Githagin oder Githagenin, das Protein Agrostin, Aminosäuren, fettes Öl sowie verschiedene Bitter- und Gerbstoffe. Agrostemma githago ist stark giftig, schon eine Menge von drei bis fünf Gramm Samenkörnern kann gefährliche Vergiftungserscheinungen hervorrufen. Diese reichen von Schleimhautreizungen in Mund und Rachen über Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe, Kopfschmerzen und Benommenheit bis hin zu Atemlähmung und Kreislaufschock.

Besonders im Mittelalter kam es immer wieder zu Massenvergiftungen durch verunreinigtes Getreide, in das bei der Ernte Samen der Kornrade mit hinein geraten waren. Kein Wunder also, dass die Pflanze als Ackerunkraut gefürchtet war und konsequent bekämpft wurde. Wegen ihrer Giftigkeit und des damit verbundenen Risikos sah man auch vom Gebrauch der Kornrade als Arzneipflanze immer mehr ab, gegen Ende des 18. Jahrhunderts spielte sie hier praktisch keine Rolle mehr.

Ihren festen Platz hat sie heute nur noch in der Homöopathie. Diese stellt aus Kraut und Samen der Pflanze ein Mittel her, das hauptsächlich gegen Gastritis zum Einsatz kommt. Eine Salbe aus dem Kraut der Kornrade findet sich in der Volksmedizin gelegentlich noch zur Behandlung von Geschwüren und Abszessen.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

Schon in der Mythologie der Kelten hatte die hübsche Ackerblume eine besondere Bedeutung. Sie war dem Gott Llew geweiht und gehörte zu den neun Wildblumen, aus denen dieser seine Braut Blodeuwedd schuf.

Der Gattungsname „Agrostemma“ aus den griechischen Wörtern für „Acker, Feld“ (agros) und „Kranz“ (stemma). Tatsächlich wurden aus der Kornrade früher Kränze geflochten, die im Volksglauben eine magische Wirkung hatten. Um den Baumstamm gewunden, sollten sie verhindern, dass unreifes Obst vom Baum fällt. Wer einen Kranz aus Kornrade auf dem Kopf trug, der sollte gar die bösen Absichten seiner Mitmenschen erkennen können.

Not macht erfinderisch. In Zeiten von Hungersnot wurden früher die Blätter der Kornrade zunächst einige Tage in Wasser eingelegt, danach gekocht und als Gemüse gegessen. Das meiste Gift wurde zwar durch die Art der Zubereitung zerstört, ganz ohne Restrisiko war der Verzehr dieser Not-Nahrung jedoch trotzdem nicht. Die klassische Homöopathie stellt aus den reifen, getrockneten Samen der Pflanze ein Mittel her, das als Agrostemma githago HAB34 hauptsächlich gegen Magenschleimhautentzündung und bei Lähmungen zum Einsatz kommt.

Das homöopathische Arzneimittelbild beschreibt für Agrostemma githago folgende Symptome: Brennendes Gefühl in Magen, Speiseröhre und Rachen sowie im Unterbauch bis hin zum Anus; Übelkeit mit bitterem Erbrechen; Beeinträchtigung der motorischen Fähigkeiten; Schwindel, Kopfschmerzen und Probleme, in aufrechter Haltung zu bleiben; brennendes Gefühl vom Unterkiefer bis hinauf zum Scheitel.

Die richtige Sammelzeit für die Blätter der Kornrade sind die Sommermonate bis hinein in den Frühherbst, die Samen werden im Herbst gesammelt. Seit einigen Jahren gibt es verstärkte Bemühungen, die Pflanze in geschützten Bereichen erneut anzusiedeln. Sie ist auch im Samenhandel als Zierpflanze erhältlich. Anspruchslos und pflegeleicht, macht sie in jedem Bauerngarten eine hübsche Figur.

Für den Pflanzenschutz ist das Gift der Kornrade als Mittel zur Schädlingsbekämpfung von Interesse. Entsprechende Studien untersuchen die Einsatzmöglichkeiten gegen Ackerschädlinge wie beispielsweise das Rübenzystenälchen.


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