Korsett
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei einem Korsett handelt es sich um eine stabile medizinische Konstruktion, die zur Gruppe der Orthesen zählt. Es dient zur Stabilisierung des menschlichen Rumpfes.
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Was ist ein Korsett?
Das Korsett gehört zu den medizinischen Hilfsmitteln der Orthesen. Diese stabile Stützkonstruktion wird entweder durch einen Orthopädietechniker individuell auf Anweisung eines Arztes angefertigt oder auf industrielle Weise hergestellt.
Das Korsett dient dazu, den menschlichen Rumpf oder die Gliedmaßen ruhigzustellen, zu stabilisieren, zu entlasten oder zu korrigieren.
Beim Anlegen des Korsetts wird eine direkte Verbindung zwischen dem Instrument und den zu behandelnden Körperstellen hergestellt. Auf diese Weise lässt sich die Funktionsfähigkeit des Korsetts gewährleisten.
Ein Korsett ist nicht mit einer Prothese zu verwechseln. Sein Material setzt sich aus starrem Kunststoff oder Schienen-Leder-Schienen-Stoff zusammen.
Formen, Arten & Typen
Zu den gebräuchlichsten aktiven Korsetts gehört das Milwaukee-Korsett. Den wichtigsten Bestandteil stellt der Beckenkorb dar. Vom Kopf aus führen ein Stab aus Metall an der Rückenseite sowie zwei weitere Stäbe an der Bauchseite entlang. Dadurch entsteht die sogenannte Mahnpelotte, die sich unter dem Kinn befindet. Sie dient dazu, bei Kindern eine aufrechte Haltung zu ermöglichen.
Ein bewährtes passives Korsett stellt das Boston-Korsett dar, dessen Anfertigung in der Modul-Technik erfolgt. Durch das Boston-Korsett lassen sich das Becken und die lumbale Wirbelsäule dicht am Patienten anlegen. Von den Pelotten wird unmittelbarer Druck auf die Wirbelsäule zur korrigierenden Achse hin ausgeübt.
Ebenfalls ein passives Korsett ist das Cheneau-Korsett. Aufbau und Technik der Orthese ähneln dem Boston-Korsett, allerdings hat es den Vorteil, auch den Brustkorb in die Behandlung einzubeziehen.
Eine weitere Variante bilden thermoplastische Korsetts. Dabei handelt es sich um Maßanfertigungen, bei denen die Konstitution des Patienten individuell berücksichtigt wird. Ihre Anfertigung erfolgt mithilfe eines Gipsabdrucks und in Zugrichtung der Wirbelsäule. Anschließend entsteht mit einem Ausguss ein Modell. Danach lassen sich erforderliche Korrekturen problemlos vornehmen. Auf diese Weise kann das Korsett anpassungsfähiger gestaltet werden. Allerdings fällt die Herstellung deutlich aufwendiger aus als die Modultechnik.
Aufbau & Funktionsweise
Der Aufbau eines Korsetts erfolgt nach unterschiedlichen Prinzipien. Dabei werden sowohl die Statik als auch die Dynamik des menschlichen Skelettsystems unterstützt. In manchen Fällen werden sie auch erst durch die Orthese ermöglicht. Der spezielle Aufbau des Korsetts sorgt für die Ruhigstellung, Stabilisierung oder Entlastung des zu behandelnden Körperabschnitts. Mitunter kann es auch notwendig sein, die Bewegungsfähigkeit einer bestimmten Stelle teilweise einzuschränken.
Manche Korsetts dienen als Stützeinlage und sollen das Skelett entlasten, wie zum Beispiel bei Morbus Perthes oder anderen degenerativen Krankheiten.
Orthopädische Korsetts tragen die Bezeichnung Rückenorthese oder Rumpforthese. Bei passiven Rumpforthesen handelt es sich um Stützkorsetts. Sie dienen in erster Linie zur Unterstützung und Entlastung von Schmerzpatienten oder Menschen, die unter einer instabilen Wirbelsäule leiden.
Mithilfe von aktiven Rückenorthesen lassen sich dagegen Fehlstatiken der Wirbelsäule wie Osteoporose (Knochenschwund), Morbus Scheuermann, Skoliose, Hyperlordose (Hohlkreuz) oder Kyphose behandeln. Zum Einsatz kommen sie besonders bei Kindern und Jugendlichen, um deren Wachstum in die richtige Richtung zu steuern. Ebenso ist für erwachsene Menschen eine Verbesserung ihrer Haltung oder eine Verminderung ihrer Schmerzen mit einer aktiven Rumpforthese möglich. Einige Rumpforthesen werden zur auch Streckung oder zur Aufrichtung der Wirbelsäule benutzt.
Angelegt wird ein Korsett normalerweise am Rücken des Patienten. Wie bei einer Schiene ist der enge Kontakt zum Rumpf überaus wichtig, damit sich ein positiver Effekt erzielen lässt. Für die weitere Stabilisierung wird die Schiene um den Bauch des Patienten angebracht und an einer Stützverstrebung festgemacht. Kann der Rumpf keine selbstständigen Bewegungen mehr durchführen, sitzt das Korsett richtig.
Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen
Ein häufiges Einsatzgebiet von Korsetts wie dem Boston-Korsett oder dem Milwaukee-Korsett ist die Skoliose. Dabei handelt es sich um eine Verkrümmung der Wirbelsäule. Bei einer Skoliose nimmt die Wirbelsäule des Betroffenen eine S-Form ein. Des Weiteren macht sich eine unnatürliche Drehung der Wirbelsäule bemerkbar. Darüber hinaus können eine Lordose, bei der sich die Wirbelsäule stark nach hinten neigt, oder eine Kyphose, bei der die Wirbelsäule nach vorne zeigt, auftreten. Selbst bei einer sehr ausgeprägten Skoliose lässt sich durch das Tragen eines Korsetts Abhilfe schaffen.
Allerdings darf das Korsett nur dann zur Anwendung kommen, wenn sich die Wachstumsrichtung der Wirbelsäule noch beeinflussen lässt. So muss sie sich noch im Wachstum befinden, was bei Kindern und Jugendlichen der Fall ist.
Zu Beginn der Behandlung wird das Korsett noch unregelmäßig getragen, damit der junge Patient sich an das Gerät gewöhnen kann. Im weiteren Verlauf nimmt die Tragedauer zu. Schließlich muss der Patient das Korsett 23 Stunden pro Tag anlegen. So erfordert die erfolgreiche Behandlung einer Wachstumsdeformität ein hohes Maß an Konsequenz.
Ebenfalls bewährt hat sich das Korsett bei der erfolgreichen Behandlung von Knochenfrakturen.