Prothese

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 20. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Prothese wird ein Organ- oder Gliedmaßenersatz durch Produkte bezeichnet, die ähnlich funktionieren und künstlich geschaffen wurden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Prothese?

Erste Prothesen gab es bereits im 20. Jahrhundert v. Chr., die in Ägypten gefunden wurden. Im Mittelalter entstanden dann die so genannten Eisernen Hände, deren Prinzip der Konstruktion bis ins 18. Jahrhundert beibehalten wurde.

Die ersten beweglichen Armprothesen waren eine Erfindung des Zahnarztes Peter Baliff bzw. von Margarethe Caroline Eichler. Heute können mit Hilfe von mikroprozessgesteuerten Bein- oder Armprothesen sehr komplexe Bewegungen ausgeführt werden und es ist auch möglich, sich damit sportlich zu betätigen.

Formen, Arten & Typen

Als Unterschenkelprothese bezeichnet man eine Beinprothese, welche nach einer Amputation des Beines unterhalb des Kniegelenkes zum Einsatz kommt.

Ist die Prothese außerhalb des menschlichen Körpers zu finden, so wird sie Exoprothese genannt. Dazu gehören zum Beispiel Hand-, Arm- oder Beinprothesen.

Die Prothesen der unteren Extremitäten werden unterteilt in: Fußprothesen, Unterschenkelprothesen und Oberschenkelprothesen die nach Amputationen zum Einsatz kommen sowie in Ganzbeinprothesen für Hemipelvektomien oder Hüftexartikulationen. Die Prothesen der oberen Extremität werden in Unterarm- bzw. Oberarmprothesen unterteilt.

Ein geschlossenes Implantat wird als Endoprothese bezeichnet. Diese ist vollständig von Gewebe umgeben, wobei ein typisches Beispiel dafür das künstliche Hüftgelenk ist. Endoprothesen ersetzen ein Gelenk teilweise oder ganz und verbleiben dauerhaft im Körper. Zu den Endoprothesen zählen aber auch der Gefäßersatz, der Herzklappenersatz sowie Brustimplantate.

Eine Endoprothese wird in das Knochenlager genau eingepasst, wobei zwischen zementierten Prothesen, Hybrid-Prothesen sowie zementfreien Prothesen unterschieden werden kann. Treten Verschleißerscheinungen an der Schulterpfanne oder am Oberarmkopf auf, so kann ein Teil ersetzt werden, wobei in diesem Fall von einer Hemiprothese gesprochen wird. Im Gegensatz dazu steht die Vollprothese oder "Total Shoulder", bei der die Pfanne und der Oberarmkopf ersetzt werden. Eine weitere Form der Schulterprothese ist der so genannte Oberflächenersatz, der auch als Cup Prothese bezeichnet wird.

Ein so genanntes offenes Implantat wird in einem Knochen verankert, ist aber auch außerhalb sichtbar. Dazu zählen Zahnimplantate oder Implantate, mit denen Beinprothesen oder Ohrmuschelimitationen befestigt werden. Auch Zahnprothesen gibt es in den unterschiedlichsten Varianten. Sie sind herausnehmbar, allerdings gibt es auch Kombinationen, die zum Teil festsitzend und zum Teil abnehmbar sind. Zu den herausnehmbaren Zahnprothesen gehören Voll- oder Totalprothesen bzw. Modellgussprothesen.

Aufbau & Funktionsweise

Armprothesen, die über eine Greiffunktion verfügen, bestehen zumeist aus PVC, ein Material, das sehr robust ist und eine größere Ähnlichkeit mit der Haut aufweist als beispielsweise Leder oder Holz. Ein negativer Effekt von PVC-Außenhäuten ist, dass sie relativ leicht schmutzig werden, denn nach etwa drei bis vier Monaten verfärbt sich der Kunststoff und muss dann gewechselt werden.

Als Alternative werden auch Kosmetikhandschuhe aus Silikon angeboten, die sich nicht verfärben und auch schmutzabweisend sind. Allerdings besteht bei ihnen die Gefahr, dass sie einreißen. Außerdem sind sie wesentlich teurer und ihr Abrieb ist ebenfalls sehr stark. Des Weiteren stehen auch Silikonhandschuhe zur Verfügung, die von Nylon durchzogen sind. Diese haben eine Haltbarkeit von rund sechs Monaten, kosten jedoch deutlich mehr als Handschuhe aus PVC.

Für Beinprothesen wird oft geschliffener Schaumstoff verwendet, der mit einem Kosmetikstrumpf überzogen wird. Mit Hilfe einer Knieprothese wird der verschlissene Gelenkanteil eines Kniegelenks ersetzt. Eine Knieprothese besteht zumindest aus zwei verschiedenen Teilen: einem Schienbeinanteil sowie einem Oberschenkelanteil. Der Oberschenkelanteil wird im Normalfall aus einer Cobalt-Chrom-Legierung hergestellt, während der Schienbeinanteil aus einer Metallkomponente mit Kunststoffauflage besteht. Für den Kniescheibenanteil wird sehr harter Kunststoff genommen, der Austausch dieser Rückfläche ist allerdings nicht zwingend erforderlich, während die anderen beiden Komponenten regelmäßig ersetzt werden müssen. Dabei muss jedoch auch der Alltag des jeweiligen Patienten berücksichtigt werden, da die Prothese unterschiedlichen Belastungen ausgesetzt ist.

Die Prothesen der unteren Extremitäten werden unterteilt in: Fußprothesen, Unterschenkelprothesen und Oberschenkelprothesen.

Ein Prothesenschaft für einen Ersatz der oberen oder unteren Extremität wird immer individuell hergestellt, wobei als Basis meistens ein Gipsabdruck dient. Der Schaft einer Hüftprothese wird im Normalfall aus Titanlegierungen, CoCrMo-Schmiedelegierungen sowie in Einzelfällen auch aus faserverstärkten Kunststoffen hergestellt.

Bei Schulterprothesen ist es wiederum sehr wichtig, dass die unterschiedlichen Größen- und Winkelverhältnisse von Schulterpfanne und Oberarmkopf genau wiederhergestellt werden. Bei den Zahnprothesen setzen sich die Modellgussprothesen aus Kunststoffanteilen bzw. einem Metallgerüst zusammen. Diese Art der Prothese ist relativ günstig und auch zahnschonend, da die Restzähne nicht beschliffen werden müssen. Ein ästhetischer Nachteil besteht jedoch darin, dass die Klammern oft sichtbar sind. Diese Teilprothesen können auch erweitert werden und sie eignen sich ebenfalls für Menschen, bei denen ein weiterer Zahnverlust absehbar ist.

Patienten, die über keine Zähne mehr verfügen, erhalten eine Totalprothese. Diese besteht aus einer Kunststoffbasis, in die dann die Kunststoffzähne eingesetzt werden. Das größte Problem bei diesen Prothesen ist die Haftung. Oberkieferprothesen haften meist besser, da sie über eine größere Auflagefläche verfügen, während die Kontaktfläche im Unterkiefer kleiner ist und diese Art der Prothese auch weniger stabil ist. In vielen Fällen wird die Haftung durch einen Prothesenkleber verbessert.


Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen

Mit Hilfe von Prothesen werden Körperteile, die ihre Funktion aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr erfüllen, ersetzt, sodass die Nutzer ihre Eigenständigkeit so gut als möglich beibehalten können. Zunächst waren Prothesen nur sehr primitive Hilfsmittel, in den letzten Jahren sind sie allerdings äußerst leistungsfähig geworden, sodass beispielsweise mit Beinprothesen auch Sport ausgeübt werden kann. Auch Zahnprothesen sind mittlerweile so hochwertig gearbeitet, dass oft kein Unterschied zu den echten Zähnen bemerkt wird und durch die perfekte Anpassung auch ein höchstmöglicher Tragekomfort garantiert wird.

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