Skoliose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Skoliose ist eine Erkrankung, die zwar in ihrem Verlauf weitaus erforscht ist. Dennoch sind die Ursachen, die eine Skoliose auslösen und bedingen können bei etwa 80 Prozent aller Betroffenen gegenwärtig noch nicht nachvollziehbar. Die Skoliose ist eine Krankheit der Knochensubstanz, die vowiegend Mädchen und Frauen betrifft.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Skoliose?

Infogramm zur Wirbelsäulenverdrehung bei einer Skoliose. Klicken, um zu vergrößern.

Bei der Skoliose handelt es sich um eine Erkrankung, die insbesondere das Skelettsystem in einem konzentrierten Bereich betrifft. Die typischen Veränderungen, die für eine Skoliose kennzeichnend sind, vollziehen sich ausschließlich an der Wirbelsäule.

Da sich im Verlauf der Skoliose die Wirbelsäule deformiert, das heißt, ihre Form seitlich verschoben und verdreht ist, wird die Skoliose als Seitenverbiegeung der Wirbelsäule bezeichnet.

Diese in medizinischen Kreisen exakt als Seitenverbiegung des Achsenskeletts bezeichnete Erkrankung ist dauerhaft und nicht wieder umkehrbar.

Ursachen

Die dreidimensionale Verbiegung während der Skoliose entsteht durch verschiedene Ursachen, wobei nicht alle vollständig bekannt sind. Aufgrund der unterschiedlichen Erscheinungsformen der Skoliose können auch verschiedenartige, nicht beeinflussbaren Auslöser zu den Verursachern gehören.

Grundsätzlich tritt eine Skoliose auch ohne nachvollziehbare Ursachen auf. Diese Form der Skoliose ist typisch für die Erkrankung, die sich bereits bei Kindern und Jugendlichen ausprägen kann. Angenommen wird, dass es während der einzelnen Wachstumsphasen zu Verdrehungen einzelner Wirbelkörper und zu einer Gesamtverschiebung der Wirbelsäule kommt. Bei Erwachsenen kann eine Skoliose durch spezielle Vorerkrankungen bedingt sein.

Neben vorgeburtlichen Störungen der Knochenentwicklung sowie durch Unregelmäßigkeiten im Stoffwechsel oder eine Rachitis sowie die Glasknochenkrankheit kann eine Skoliose ebenfalls entstehen. Außerdem kommen auch Unfälle und abweichend lange untere Extremitäten führen ebenfalls zu einer Skoliose.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine beginnende Skoliose verursacht in der Regel keine Beschwerden. Oftmals ist diese zunächst gar nicht zu erkennen. In anderen Fällen ist eine deutliche Krümmung der Wirbelsäule zu sehen, die aber meistens nur ein kosmetisches Problem darstellt.

Schreitet die Krankheit jedoch unbehandelt fort, können eine Reihe weiterer Symptome entstehen. Bei vielen Betroffenen ist die krankhafte Krümmung der Wirbelsäule für andere Menschen ersichtlich. Dabei stehen die Schultern oft auf unterschiedlicher Höhe. Zudem kommt es zu einer charakteristischen schiefen Haltung des Kopfes.

Auch kann das Becken der Betroffenen schief liegen oder auf einer Seite deutlich hervorragen. Mit fortschreitender Erkrankung entwickelt sich ein so genannter Rippenbuckel auf dem Rücken. Dieser ist vor allem dann zu erkennen, wenn sich der Betroffene nach vorne bückt. Während betroffene Kinder und Jugendliche in der Regel noch keine Schmerzen haben, treten bei Patienten ab dem dritten Lebensjahrzehnt diese immer häufiger auf.

Dabei kommt es zu schmerzhaften Verspannungen der Rückenmuskulatur, die besonders nach längerem Stehen und Sitzen auftreten. Die Schmerzen strahlen auf die Seiten aus. Sie können aber auch den Nackenbereich oder die Schultern betreffen. Viele Betroffene haben zudem Kopfschmerzen. Wird eine besonders ausgeprägte Verkrümmung nicht behandelt, können auch Symptome auftreten, die die inneren Organe wie Herz, Lunge und Verdauungsorgane betreffen.

Krankheitsverlauf

Eine Prognose, wie der Krankheitsverlauf einer Skoliose vor sich gehen wird, wäre gerade im Kinder- und Jugendlichenalter vorteilhaft, um rechtzeitig eingreifen zu können.

Leider ist eine Vorabstimmung aufgrund fehlender Erkenntnisse nicht möglich. Die Skoliose verschlechtert sich insbesondere dann in Bezug auf den Verlauf drastisch, wenn die Wachstumsvorgänge intensiv sind. Nach dem Beginn der Menstruation stagniert die Skoliose in den überwiegenden Fällen.

Sowohl bei Mädchen als auch bei Jungen tritt eine Verschlimmerung der Symptome der Skoliose durch das abgeschlossene Wachstums des Skelettsystems nicht mehr auf. Dennoch bleiben die bis zu diesem Zeitpunkt eingetretenen Schädigungen erhalten. Lediglich bei einigen Fällen verschlechtert sich die Skoliose noch.

Komplikationen

Eine Skoliose kann unterschiedliche Folgeschäden nach sich ziehen. Diese treten vor allem nach einem langjährigen Verlauf der Wirbelsäulenverkrümmung auf. Zu den häufigsten Komplikationen der Skoliose gehören vorzeitige Abnutzungserscheinungen, die durch die permanente Fehlstellung der Wirbelsäule entstehen. Sie betreffen hauptsächlich die Wirbelkörper und Bandscheiben.

Infolgedessen leiden die betroffenen Personen oftmals unter Rückenschmerzen. Darüber hinaus besteht das Risiko eines Bandscheibenvorfalls. Außerdem kann sich die Wirbelsäule in zunehmendem Maße versteifen. Des Weiteren werden häufig auch Knie- und Hüftgelenk durch die Wirbelsäulenverkrümmung in Mitleidenschaft gezogen.

Eine weitere mögliche Komplikation aufgrund der schiefen Wirbelsäule ist die Verkürzung des Rumpfbereichs. In schweren Fällen verkleinern sich deswegen mehrere innere Organe. Dabei handelt es sich in erster Linie um Lunge, Herz, Magen, Darm und Niere, die an Funktionstüchtigkeit einbüßen. Ist die Skoliose stark ausgeprägt, kann es dadurch zu einer Insuffizienz des rechten Herzens kommen, die lebensgefährliche Ausmaße annimmt.

Im Erwachsenenalter besteht die Gefahr, dass das Atmen aufgrund einer schweren Skoliose immer schwerer fällt. So lässt sich der Brustkorb kaum noch bewegen. Ferner verringert sich das Lungenvolumen. An der Krümmungsseite droht eine Überblähung der Lunge, was Mediziner als Lungenemphysem bezeichnen. Weil die andere Lungenseite nur noch unzureichend belüftet wird, erfolgt ein partieller Zusammenfall des Lungengewebes. Infolgedessen kann es zu weiteren Komplikationen wie eine chronische Bronchitis, Lungenentzündung oder Pleuritis (Lungenfellentzündung) kommen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die Skoliose ist ein Erkrankungsbild, das es individuell in vielen unterschiedlichen Ausprägungsformen gibt. Entsprechend verschieden sind auch die Beschwerden, die die Patienten zum Arzt führen können. Generell macht der Arztbesuch Sinn, wenn Eltern eine Haltungsauffälligkeit bei ihren Kindern bemerken. Oft werden sie auch durch Lehrer oder Sportlehrer darauf hingewiesen beziehungsweise die Skoliose wird schon bei den Vorsorgeuntersuchungen durch den Kinderarzt erkannt.

Der frühe Arztbesuch ist sinnvoll, da bei Kindern und Jugendlichen das Knochenwachstum noch nicht abgeschlossen ist und durch Muskeltraining eine ausgepägte Skoliose in vielen Fällen vermieden werden kann. Der richtige Ansprechpartner ist zunächst der Haus- oder Kinderarzt. Er wird bei Bedarf an den Orthopäden weiterleiten. Oft helfen auch Sporttherapeuten oder Krankengymnasten bei der frühzeitigen Behandlung.

Zudem ist der Gang zum Arzt immer dann wichtig, wenn Beschwerden auftreten. Rückenschmerzen oder Verspannungen sind in in diesem Zusammenhang klassisch, aber auch Verdauungs- oder Atemprobleme können durch die Fehlform der Wirbelsäule auftreten. Durch die Skoliose können auch Nerven gereizt werden, die in unterschiedliche Körperregionen ausstrahlen und dort Probleme verursachen können. Die Skoliose ist dem Arzt auch erneuet vorzustellen, wenn sich das Bild deutlich verschlechtert oder wenn Gangunregelmäßigkeiten und Schwindel hinzukommen. Bei Kindern und Jugendlichen ist eine regelmäßige Kontrolle des Krankheitsbildes wichtig, um zu sehen, ob Maßnahmen für eine Verbesserung der Haltung erfolgreich sind.

Behandlung & Therapie

Die Formen der Behandlung bei einer Skoliose sind mannigfaltig und richten sich nach verschiedenen Aspekten. Grundsätzlich liegt das Augenmerk der therapeutischen Maßnahmen darin, die weitere Entwicklung der Skoliose günstig zu beeinflussen. Dies bezieht sich hauptsächlich auf eine zunehmende Verkrümmung.

Je nach dem Grad der Schwere der Ausprägung werden spezielle therapeutische Maßnahmen umgesetzt. Bei einer Verkrümmung der Skoliose bis zu 20° stehen krankengymnastische Übungen nach dem sogenannten Lennert-Schroth-Prinzip zur Wahl. Die Beibehaltung der krankengymnastischen Methoden ist bis zum Abschluss es Wachstums erforderlich.

Ab einer deutlich sichtbaren Verkrümmung der Wirbelsäule ab 20° werden die krankengymnastischen Aufwendungen durch eine sogenannte Korsettbehandlung erweitert. Die Korsettbehandlung bei der Skoliose bedeutet, dass die Betroffenen ein speziell angefertigtes Stützkorsett tragen müssen. Dieses Korsett dient dazu, um bei der Skoliose die Wirbelsäule wieder zu strecken und normal zu richten. Während dem Tragen des Korsetts werden in regelmäßigen Abständen röntgenologische Kontrollvorstellungen durchgeführt.

Eine schwere Ausprägung der Skoliose liegt dann vor, wenn die Krümmung mehr als 40° beträgt. Neben den physiotherapeutischen und krankengymnastischen Übungen in Kombination mit dem 22stündigen Anlegen des Korsetts stellen aufwendige und komplizierte, jedoch oft sehr erfolgreiche chirurgische Eingriffe eine alternative Therapiemöglichkeit dar. In den meisten Fällen zieht eine Skoliose weitere Beschwerden nach sich, die eine medikamentöse Behandlung erfordern, die überwiegend im Rahmen der Schmerzbetreuung durch Medikamente konservativ durchgeführt werden kann.


Vorbeugung

Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass der Entstehung der Skoliose nicht prophylaktisch entgegengewirkt werden kann. Die einzige Möglichkeit, um einer Skoliose rechtzeitig wahrnehmen zu können, sind eine gute Wahrnehmung des eigenen Körpers und die ärztliche Konsultation zur rechtzeitigen Früherkennung und zeitigen Aufnahme der Therapie sowohl durch allgemeine Ärzte als auch durch spezialisierte Fachmediziner und Operateure.

Nachsorge

Die Skoliose ist eine schwer zu behandelnde Fehlstellung im Rücken, bei der die Wirbelsäule in verschiedene Richtungen gebogen sein kann. Ob es eine gänzliche Behebung und damit Heilung der Erkrankung gibt, ist Fallabhängig. Die Nachsorge richtet sich nach den Möglichkeiten und der eventuell zusätzlich verursachenden Grunderkrankung. Für die bestmögliche Erhaltung der Ergebnisse ist es unerlässlich, regelmäßig sportlich aktiv zu sein.

Insbesondere eignen sich hier kontinuierliches Rückentraining und Wassergymnastik sowie entsprechendes Funktionstraining, zum Beispiel im Fitnesstudio, um die Ergebnisse zu verbessern und zu erhalten. Hier geht es insbesondere um den Aufbau und Erhalt der Rückenmuskulatur. Weiterer Nachsorgepunkt ist der regelmäßige Besuch bei einem Orthopäden, der die Verläufe kontrolliert und die Situation immer wieder beurteilt und einschätzen kann.

Auch kann der Orthopäde entsprechende Verordnungen für Funktionstraining, Rehamaßnahmen oder Krankengymnastik ausstellen. Was für den Patienten im Einzelfall am besten ist und in Frage kommt, kann nicht pauschal festgelegt werden und hängt vom Urteil des Facharztes ab. Wichtig ist jedoch in der Nachsorge die Erhaltung der erzielten Erfolge und Verbesserungen, hier ist es erforderlich aktiv und beweglich zu bleiben, um Muskelabbau und damit verbundene Schmerzen bestmöglich zu vermeiden.

Das können Sie selbst tun

Der Skoliose-Patient kann nach der Behandlung durch den Facharzt zu Hause vielfältige Übungen machen, die den weiteren Verlauf der Krankheit eindämmen und das allgemeine Wohlbefunden trotz der Erkrankung verbessern können. Die meisten dieser Übungen zielen darauf ab, die Rücken- und Bauchmuskulatur zu kräftigen und die Wirbelsäule zu unterstützen. Die Übungen sollen dazu beitragen, wieder ein natürliches Haltungsmuster einzunehmen. Besonders bei leichten Fällen der Erkrankung können hier gute Fortschritte erzielt werden.

Grundlegendes Ziel der Übungen ist eine Verbesserung der Körperhaltung. Eine der grundlegendsten Übungen ist das „Klapp’sche Kriechen“. Hierbei „kriechen“ die Patienten im Vierfüßler-Gang auf Händen und Knien oder rutschen durch Armstreckung nach vorne und ziehen den Unterkörper nach. Durch diese Übung wird vor allem die Rumpfmuskulatur gestärkt und die Wirbelsäule beweglicher gemacht.

Auch die dreidimensionale Skoliose-Übung der Therapeutin Katharina Schroth wird sehr häufig angewendet. Hierbei steht der Patient vor einem Spiegel und korrigiert die falsche Körperhaltung nach Sicht. Die so korrigierte Haltung soll der Patient bewusst wahrnehmen und verinnerlichen. Ebenso soll der Patient lernen, im Spiegelbild falsche Körperhaltungen zu identifizieren und zu erkennen. So kann er im Alltag kontrolliert auf seine falschen Körperhaltungen reagieren und korrigierend eingreifen.

Neben den genannten Skoliose-Übungen gibt es auch verschiedene Ansätze der Osteopathie sowie der Chiropraktik.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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