Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Etwa 90 Prozent der Weltbevölkerung leidet unter der Laktoseintoleranz bzw. Milchzuckerunverträglichkeit. In den Ländern Mitteleuropas sind es weniger Menschen, die an der Laktoseintoleranz leiden. Hier finden sich nur etwa 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung mit Laktoseintoleranz.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit)?

Säuglinge und Kleinkinder vertragen Milchprodukte meist zu hundert Prozent ohne Probleme. Milch enthält den Bestandteil Laktose, der auch Milchzucker genannt wird. Der Milchzucker wird durch das Enzym Lactase aufgespalten.

Im Erwachsenenalter nimmt die Fähigkeit langsam ab, Milchzucker optimal zu verdauen. So entsteht die Laktoseintoleranz.

Die Laktoseintoleranz ist nicht zu verwechseln mit einer Allergie gegen Milcheiweiß. Denn eine Laktoseintoeleranz ist lediglich eine Verdauungsschwäche.

Ursachen

Laktose wird im Darm aufgespalten in die Bestandteile Glucose und Galaktose mit Hilfe von Lactase. Dieses Verdauungsenzym wird im Dünndarm erzeugt. Wird es im menschlichen Körper nur unzureichend oder gar nicht produziert, dann spricht man von einer Laktoseintoleranz.

Der Milchzucker kann nicht mehr richtig verdaut werden. Der nicht verdaute Milchzucker wandert dann in andere Darmabschnitte, die mit einer anderen Darmbakterienart besiedelt sind. Diese Darmbakterien ernähren sich von dem unverdauten Milchzucker. Dadurch entstehen größere Mengen an Gasen und organische Säuren im Darm. Sie bewirken außerdem eine Wassereinlagerung in den Darm. Dadurch entstehen heftige Darmbewegungen.

Beim primären Lactasemangel leiden die Patienten infolge einer Stoffwechselerkrankung unter dem neonatalen Lactasemangel. Diese Form der Erkrankung ist sehr selten. Der physiologische Lactasemangel beginnt im Kindesalter bereits nach dem Abstillen. Ganz langsam geht dann die Fähigkeit Lactase zu produzieren zurück.

Der sekundäre Lactasemangel wird durch eine Krankheit ausgelöst wie beispielsweise Morbus Crohn oder Zöliakie. Wenn die Krankheit ausgeheilt ist, geht die Laktoseintoleranz zurück.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Tritt die Laktoseintoleranz samt der begleitenden Beschwerden im Kindesalter auf, sind die Ursachen möglicherweise leichter zu erkennen, als wenn die Unverträglichkeit durch einen zunehmenden Laktasemangel erst im Erwachsenenalter erkennbar wird.
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Zu den häufigsten Symptomen einer Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit) gehören unerklärliche Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall. Diese treten nach dem Genuss von milchzuckerhaltigen Lebensmitteln und Getränken auf. Die Symptome können unmittelbar nach dem Genuss von Milchzucker auftreten, aber auch mit Verzögerung. Wie empfindlich einzelne Menschen sind, hängt vom Enzym Laktase ab, mit dem der Milchzucker verstoffwechselt wird.

Problematisch ist, dass die Beschwerden zunächst unerklärlich und diffus bleiben können. Der Organismus muss sich notgedrungen an die Milchzucker-Zufuhr gewöhnen. Dadurch können die Symptome unauffälliger verlaufen. Sie können jahrelang "gedeckelt" und von anderen Beschwerden überlagert werden. Zu den auftretenden Symptomen können in diesem Fall eine Neigung zu [[Magen-Darm-Erkrankungen|Magen-Darm-Beschwerden, auffällige Immunprobleme, Schlafstörungen oder Harndrang nach dem Genuss milchzuckerhaltiger Speisen gehören.

Beschwerden durch Milchzuckerunverträglichkeit können individuell unterschiedlich ausfallen. Manche Menschen reagieren bereits auf kleinste Dosen Milchzucker mit heftigen Verdauungsbeschwerden. Andere Menschen vertragen Lebensmittel mit einem geringen Milchzuckergehalt gut, solche mit höherem Laktosegehalt aber nicht. Schwierig ist es, die auftretenden Symptome immer dem Milchzucker zuzuordnen, da dieser oft versteckt unter der Zutat "Gewürze" in industriell hergestellten Nahrungsmitteln enthalten ist.

Tritt die Laktoseintoleranz samt der begleitenden Beschwerden im Kindesalter auf, sind die Ursachen möglicherweise leichter zu erkennen, als wenn die Unverträglichkeit durch einen zunehmenden Laktasemangel erst im Erwachsenenalter erkennbar wird.

Krankheitsverlauf

Wodurch macht sich die Laktoseintoleranz bemerkbar? Nach einer Mahlzeit die Laktose enthält bekommen die Patienten zunächst ein Völlegefühl. Es folgen Blähungen und Aufstoßen. Bauchschmerzen können bis hin zu Koliken entstehen, das muss aber nicht zwangsläufig so drastisch auftreten. Auch Übelkeit und Durchfall können durch eine Laktoseunverträglichkeit entstehen.

Es gibt bei dieser Erkrankung zahlreiche Abstufungen. Einige Patienten können kleine Mengen laktosehaltiger Lebensmittel zu sich nehmen. So verträgt diese Gruppe zwar keine Vollmilch, Sahne oder Süßrahmbutter. Naturjoghurt, Buttermilch und Sauerrahmbutter hingegen werden oftmals gut verdaut.

Dasselbe gilt für Käse. Gereifte Käsesorten werden besser vertragen als beispielsweise Frischkäse. Vorausgesetzt, es werden keine allzu großen Mengen dieser Nahrungsmittel verzehrt. Dass die leicht angesäuerten Milchprodukte gut vertragen werden, dafür sorgt die darin enthaltene Milchsäure. Sie übernimmt einen Teil der Verdauungsarbeit.

Als Faustregel kann gesagt werden, dass eine Gruppe bis zu einem Gramm Milchzucker zu sich nehmen kann, ohne dass Beschwerden auftreten. Eine andere Gruppe kann bis zu 10 Gramm Milchzucker vertragen. Nur ein sehr kleiner Prozentsatz der Patienten verträgt überhaupt keine Laktose. Diese Patienten müssen bei allen Nahrungsmitteln und Getränken wie auch bei Medikamenten darauf achten, dass diese Produkte keinen Milchzucker enthalten.

Komplikationen

In der Regel treten bei der Laktoseintoleranz keine besonderen oder lebensgefährlichen Komplikationen auf. Die Lebenserwartung des Betroffenen wird aufgrund der Laktoseintoleranz nicht beeinflusst und auch nicht verringert. Allerdings wirkt sich die Laktoseintoleranz negativ auf die Lebensqualität aus, sodass der Patient auf Milchprodukte verzichten muss.

Bei der Einnahme von Milchprodukten kommt es dabei zu Schmerzen im Bauch und im Magen und weiterhin auch zu Blähungen. Nicht selten können diese Schmerzen auf Dauer auch zu depressionen Verstimmungen führen. Vor allem in der Nacht kann es durch die Schmerzen zu Schlafbeschwerden und damit auch zu einer Gereiztheit des Patienten kommen. Eine kausale Behandlung der Laktoseintoleranz ist allerdings nicht möglich.

Die Betroffenen müssen in ihrem Alltag Milchprodukte vermeiden oder auf laktosefreie Produkte zurückgreifen. Damit können die meisten Beschwerden eingeschränkt werden. Auch die Einnahme von unterstützenden Medikamenten kann die Beschwerden lindern und einschränken. Besondere Komplikationen oder andere Beschwerden treten dabei in der Regel nicht auf. Weiterhin sind die Patienten in einigen Fällen auf Ergänzungsmittel angewiesen, um die fehlenden Nährstoffe aus Milchprodukten zu erhalten. Die Lebenserwartung wird durch die Laktoseintoleranz allerdings nicht negativ beeinflusst.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Andauernde Verdauungsbeschwerden müssen in jedem Fall von einem Arzt untersucht werden. Chronische Darmprobleme reduzieren das Wohlbefinden und können Folgeerkrankungen hervorrufen, die mit weiteren Beschwerden verbunden sind. Deshalb muss ein Arzt eingeschaltet werden, wenn die beschriebenen Symptome immer wieder auftreten oder sogar dauerhaft bestehen bleiben. Sollte es im Zusammenhang mit einer Unverträglichkeit zu Mangelernährung und Gewichtsproblemen kommen, ist umgehend eine Arztpraxis oder Klinik aufzusuchen. Wenn Risikofaktoren wie die regelmäßige Einnahme von Medikamenten (vor allem Schmerzmittel und Antibiotika), Krankheiten oder operative Eingriffe sowie eine ungesunde Ernährung vorliegen, empfiehlt sich ebenfalls ein Arztbesuch.

Auch fehlende Bewegung und Stress sind typische Auslöser einer Unverträglichkeit. Personen, auf welche die genannten Faktoren zutreffen, müssen ärztlichen Rat einholen. Außerdem sollte je nach Ursache ein Ernährungsmediziner oder Therapeut hinzugezogen werden. Zusätzliche Ansprechpartner sind der Gastroenterologe, Internist oder Allergologe. Der Mediziner kann die Laktoseintoleranz diagnostizieren und dem Patienten eine geeignete Therapie vorschlagen. Geschieht dies frühzeitig, lassen sich chronische Magen-Darm-Beschwerden in der Regel vermeiden.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung von Laktoseintoleranz ist individuell verschieden. Es gibt einmal die Möglichkeit, sich das fehlende Enzym durch geeignete Präparate aus der Apotheke zuzuführen. Tabletten die das Enzym Lactase enthalten, werden allerdings nicht durch die Krankenkassen erstattet.

Am sinnvollsten ist es, die Ernährung umzustellen und der jeweiligen Laktoseintoleranz anzupassen. Auf Milchprodukte generell zu verzichten ist nicht ratsam. Denn sie sind wichtige Bausteine in der Ernährung, da sie das für den Knochenbau wichtige Kalzium liefern.

So bleibt also abzuklären, inwieweit auf Laktose tatsächlich verzichtet werden muss oder ob kleinere Mengen vertragen werden. Können die Patienten nur sehr kleine Mengen des Milchzuckers zu sich nehmen und müssen sie deshalb Milchprodukte sehr einschränken, empfiehlt sich die Einnahme eines Präparates mit dem Enzym Lactase.


Aussicht & Prognose

Laktoseintoleranz ist keine lebensbedrohliche Erkrankung. Betroffene müssen mit keinerlei Einschränkungen in der Lebenserwartung oder der Lebensqualität rechnen. Allerdings muss dauerhaft auf laktosehaltige Produkte verzichtet werden. Darüber hinaus sollten Betroffene regelmäßig den Gastroenterologen oder den Hausarzt konsultieren. Der Mediziner kann den Verlauf der Erkrankung überwachen und bei Beschwerden geeignete Gegenmittel nennen. Dies bietet sich vor allem bei chronischen Beschwerden an, die sich alleine durch den Verzicht auf entsprechende Lebensmittel nicht lindern lassen.

Sollten die Symptome trotz aller Maßnahmen bestehen bleiben, liegt womöglich eine andere Ursache zugrunde. Dann empfiehlt sich eine eingehende ärztliche Untersuchung. Der Mediziner kann eine genaue Prognose geben und weitere Tipps nennen, wie sich der Alltag mit der Erkrankung gestalten lässt. Eine leichte sekundäre Laktoseintoleranz kann oftmals kuriert werden, indem der Betroffene den Konsum von Produkten, die Milchzucker enthalten, langsam steigert.

Die angeborene Laktoseintoleranz besteht das ganze Leben über. Die Enzymstörung muss dauerhaft durch den Verzicht auf entsprechende Lebensmittel behandelt werden. Andernfalls können größere Komplikationen auftreten, die das Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen. Bei Kindern kann eine Laktoseintoleranz lebensbedrohliche Beschwerden hervorrufen. Der Verlauf hängt davon ab, ob die Enzymstörung frühzeitig erkannt wird und welche Maßnahmen ergriffen werden. Bei einer frühzeitigen Behandlung durch einen Facharzt ist die Prognose generell positiv.

Vorbeugung

Damit keine Beschwerden entstehen, können die Patienten vorbeugend milchfreie Nahrungsmittel auswählen. Auf den Zutaten-Listen der Produkte ist deklariert, ob einem Lebensmittel welches keine Milch enthält, auch wirklich kein Milchzucker zugeführt wurde. Eine andere Vorbeugung, beispielsweise gegen die eigentliche Verdaungsschwäche, gibt es leider nicht.

Nachsorge

Eine Nachsorge findet oft bei schwerwiegenden Krankheiten statt, die nach einem erfolgreichen Eingriff erneut auftreten können. Krebserkrankungen stellen ein klassisches Beispiel dar. Die Laktoseintoleranz liegt demgegenüber dauerhaft vor. Sie verschwindet nicht. Zudem verläuft sie auch nicht lebensbedrohlich. Die Nachsorge besitzt bei der Milchzuckerunverträglichkeit eine andere Ausrichtung: Der Patient soll in seinem Alltag ein beschwerdefreies Leben verwirklichen.

Dieses geschieht am besten durch die Meidung von Lebensmitteln mit einem großen Anteil an Milchzucker. Die Nachsorge stellt eigentlich eine medizinische Begleitung dar. Oft werden halbjährliche Pflichttermine vereinbart, in denen der Fortgang einer Krankheit dokumentiert wird. Während dieser finden zum Teil aufwändige Untersuchungen statt, die Aussagen über innere Organe erlauben.

Bei der Laktoseintoleranz begrenzt sich der Einsatz von Ärzten und Therapeuten hingegen auf eine reine Wissensvermittlung. Der Arzt unterrichtet seinen Patienten über seine Diagnose und empfiehlt unter Umständen eine Ernährungsberatung. Die Umsetzung der vorgetragenen Hinweise fällt dann in den Verantwortungsbereich des Patienten.

Die Einnahme bestimmter Medikamente verhindert darüber hinaus die typischen Anzeichen. Patienten können von ihrem Arzt ein Rezept gegen etwaige Beschwerden verlangen. Gerade bei Unklarheit über den Zuckergehalt in Speisen und Getränken kann eine Verwendung sinnvoll sein.

Das können Sie selbst tun

Wer unter einer Laktoseintoleranz leidet, sollte seine Ernährung umstellen. Dabei gilt es herauszufinden, ob gänzlich auf Milchzucker verzichtet werden muss oder ob eine laktosearme Ernährung ausreichend ist. Denn häufig können betroffene Menschen geringe Mengen an Milchzucker ohne Beschwerden zu sich nehmen.

Um sich trotz des Verzichts auf Milchprodukte ausgewogen zu ernähren, ist es sinnvoll sich mit einem Ernährungsberater in Kontakt zu setzen. Dieser kann neben dem Hausarzt Fragen beantworten und eine Mangelernährung ausschließen. Denn durch den generellen Verzicht auf milchhaltige Speisen, kann es zu einem Mangel an Kalzium kommen, welches wichtig für den Knochenbau ist. Um dem entgegenzuwirken, hilft es grünes, calziumreiches Gemüse zu essen, wie zum Beispiel Brokkoli oder Fenchel.

Ein gänzlicher Verzicht von Milchprodukte ist jedoch nicht nötig. Supermärkte bieten eine Vielzahl an gekennzeichneten laktosefreien Produkten. Dabei wird der Milch das Enzym Lactase zugefügt, das dafür sorgt, dass der Milchzucker aufgespalten und somit leichter verdaulich wird. Außerdem ist es möglich auf pflanzliche Ersatzprodukte umzusteigen, wie etwa Soja- oder Hafermilch. Es besteht auch die Möglichkeit Lactasepräparate zu milchhaltigen Speisen einzunehmen. Diese ermöglichen laktosehaltige Lebensmittel problemlos zu verdauen. Erhältlich sind die Präparate in Form von Tabletten oder Pulvern, rezeptfrei in Apotheken, Drogerie- oder Supermärkten. Wichtig ist dabei die richtige Dosierung zu beachten und nicht zu wenig des Enzyms zu sich zu nehmen, denn sonst bleibt die Wirkung aus.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Trautmann, A., Kleine-Trebbe, J.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

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