Aufstoßen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Aufstoßen oder umgangsprachlich auch Rülpsen (Röbsen, Röpsen, Burpsen, Rölbsen, lat. Ructus, engl. eructation) bezeichnet das Heraufholen von Luft aus dem Verdauungstrakt oder den Atemorganen. Hauptsächlich wird hierbei die Speiseröhe und der Magen als Quelle des Aufstoßen benutzt. Durch den Mund entweicht die Luft dann schließich und wird zumeist von einem Geräusch mit typischem Klang des Aufstoßens bzw. Rülpsens begleitet.
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Was ist Aufstoßen?
Aufstoßen bzw. Rülpsen ist ein ganz natürlicher Vorgang. Beim Aufstoßen entweicht Luft aus dem Magen, die sich geräuschvoll den Weg nach oben bahnt. Das Aufstoßen gilt in unserer heutigen Gesellschaft als äußerst unfein und wird als Ausdruck schlechter Erziehung angesehen. Doch das war nicht immer so. Im Mittelalter galt das Aufstoßen als Zeichen, dass man satt war und das Essen geschmeckt hat.
Nur bei Babys gilt heute das Aufstoßen als gesellschaftlich akzeptabel. Nach dem Trinken wird das Baby ermuntert, sein "Bäuerchen" zu machen. Dabei handelt es sich um nichts anderes, als das Aufstoßen, das Entweichen der beim Trinken geschluckten Luft.
Ursachen
Normalerweise wird das Aufstoßen durch schnelles Trinken oder Essen hervorgerufen. Dabei wird Luft unabsichtlich oder absichtlich verschluckt. Rülpsen kann aber auch durch gashaltige Getränke ausgelöst werden. Im Besonderen bei Mineralwasser, Sekt oder Bier. Hierbei ist das aufsteigende Gas Kohlendioxid. Selten kann auch gastroösophagealer Reflux Ursache für das Aufstoßen sein.
Weitere Ursachen für die Gasentwicklung im Magen und anschließendem Aufstoßen können zu viel und zu hastiges Essen oder auch blähende Lebensmittel wie Hülsenfrüchte sein, die im Magen Gase produzieren. Kohlensäurehaltige Getränke und Stress sind ebenfalls Auslöser für häufiges Aufstoßen.
Das Entweichen der Luft aus dem Magen, das Aufstoßen, ist ein natürlicher Vorgang, hat gesundheitliche Vorteile und sollte deshalb nicht unterdrückt werden. Besser ist es, die Luft an einem geeigneten Ort entweichen zu lassen, als das Aufstoßen zu verdrängen.
Ist der Magen mit zu viel Luft gefüllt und aufgebläht, drückt er das Zwerchfell nach oben. In der Folge drückt er gegen das Herz und es kann zu Herzklopfen kommen. Da der Brustraum durch den aufgeblähten Magen stark eingeengt ist, kann dies auch zur Behinderung der Atmung mit Kurzatmigkeit und sogar Schwindelanfällen führen.
Krankheiten mit diesem Symptom
Aufstoßen bei Babys
Besonders bei Babys sammelt sich eine Menge Gas während der Nahrungsaufnahme an. Dieses Gas ist sehr unangenehm für das Kleinkind und befreit sich davon mit dem sogenannten "Bäuerchen". Günstig ist hierbei eine zuträgliche Position des Kindes, zum Beispiel über der Schulter der Eltern oder wenn es im unteren Rückenbereich stimmulierend massiert wird.
Nicht selten Erbrechen Babys beim Aufstoßen auch kleinere Mengen der Nahrung, sodass ein Handtuch zur Reinigung sinnvoll wäre.
Komplikationen
Aufstoßen, insbesondere saures Aufstoßen, kann zu einer Reihe von Komplikationen führen. Mögliche Begleiterscheinungen sind unter anderem Übelkeit, Brustschmerzen und ein starkes Kratzen im Bereich des Rachens, doch auch Schlaf- und Essstörungen werden unter Umständen durch häufiges Aufstoßen begünstigt. Weiterhin kann ständiges Aufstoßen zum versehentlichen Verschlucken des Magensaftes führen. Auch dadurch werden die Atemwege gereizt und empfindlich für Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen gemacht. Ein hohes gesundheitliches Risiko ist hier zwar nicht gegeben, aber die Belastung für die Betroffenen ist meist sehr groß.
Tritt Sodbrennen über einen längeren Zeitraum auf, kann es dadurch zu Entzündungen der Speiseröhre und des Rachenraumes und darüber hinaus zu Speiseröhrenkrebs und vergleichbaren Erkrankungen kommen. Dabei verändert die Magensäure die Schleimhaut der Speiseröhre und damit auch die Struktur der Zellen, was entweder zu bösartigen Veränderungen wie Krebs oder Entzündungen führen kann. Eine der häufigsten Komplikationen von saurem Aufstoßen ist Zwerchfellbruch.
Die Achalasie wird zwar nicht direkt durch das Aufstoßen ausgelöst, kann dadurch aber massiv begünstigt werden. Menschen mit Vorerkrankungen sind besonders gefährdet und sollten eine Behandlung aufgrund möglicher Folgeerkrankungen nicht hinauszögern. Erste Anzeichen für Komplikationen bei Aufstoßen sind Blutungen, Schmerzen im Bereich des Rachens und Entzündungen der Schleimhaut sowie im weiteren Verlauf Geschwüre, Verengungen und starke Schluckstörungen im Lungen- und Rachenbereich.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Das Aufstoßen von Luft oder Gas ist generell unproblematisch, solange es nicht im Übermaß auftritt. Ein Arzt sollte aufgesucht werden, wenn die Beschwerden plötzlich auftreten oder stark zunehmen, Begleiterscheinungen wie Verdauungsstörungen oder Schmerzen im Bereich der Luftröhre hinzukommen oder es begleitend zu Atembeschwerden kommt.
Ebenso dann, wenn die aufgestoßene Luft übel riecht oder zusammen mit unverdauter Nahrung aufgestoßen wird. Stuhlgeruch beim Aufstoßen deutet auf einen Darmverschluss hin und muss schnellstmöglich von einem Arzt abgeklärt werden. Faulige Gerüche sind ebenfalls ein Warnzeichen: oft liegt ein bösartiger Tumor zugrunde, der einer raschen Behandlung bedarf. Gehen die Beschwerden mit Magenschmerzen und einem verminderten Appetit einher, sollte ebenfalls ein Fachmann hinzugezogen werden, da die Gefahr einer Magenschleimhautentzündung oder einer ähnlichen Erkrankung besteht.
Bei Verdacht auf Sodbrennen können die Beschwerden oft mit Hilfe von rezeptfreien Arzneimitteln behandelt werden, zur Sicherheit sollte jedoch auch hier eine professionelle Diagnose durchgeführt werden. Bringen die Medikamente nicht den gewünschten Erfolg oder nehmen die Beschwerden sogar zu, ist der Gang zum Gastroenterologen nötig. Speziell dann, wenn es begleitend zu Schluckbeschwerden, wiederholtem Erbrechen und Schwellungen im Bauchraum kommt. Auch ein starker und unbeabsichtigter Gewichtsverlust, schwarzgefärbter Stuhl und blutiges Erbrechen sind Warnsignale, bei denen Betroffene von einer Selbstbehandlung absehen und stattdessen einen Arzt aufsuchen sollten.
Behandlung & Therapie
Mit einigen wenigen Vorsichtsmaßnahmen kann man die Gasbildung im Magen und damit das Aufstoßen bzw. Rülpsen reduzieren. Schnelles und hastiges Schlingen führt beispielsweise zum Verschlucken von übermäßig viel Luft, langsames und bedächtiges Essen dagegen sowie gründliches Kauen sind optimal. Wird beim Essen viel gesprochen, gelangt ebenfalls übermäßig Luft in den Magen, die später durch das Aufstoßen wieder nach außen befördert wird. Eine Verbesserung kann auch eine Ernährungsumstellung und der Verzicht auf blähende Speisen und kohlensäurehaltige Getränke bringen.
Häufiges Aufstoßen kann jedoch auch ein Hinweis auf eine ernsthafte Erkrankung oder Funktionsstörung des Magens wie beispielsweise eine Magenschleimhautentzündung oder ein Befall des Magens mit dem Bakterium Helicobacter Pylori sein. Manchmal sind auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten Schuld an der übermäßigen Gasproduktion im Magen und dem anschließendem Aufstoßen. Viele Menschen reagieren beispielsweise empfindlich auf Milch- und Fruchtzucker, Gluten oder bestimmte Eiweißstoffe.
Eine weitere Möglichkeit für häufiges Aufstoßen ist ein undichter oberer Magenverschluss, der durch bestimmte Krankheiten oder Medikamente entstanden sein kann. Häufiges Aufstoßen in Verbindung mit Sodbrennen kann aber auch ein Hinweis auf die Refluxkrankheit sein, bei der Magensäure und Speisereste in die Speiseröhre aufsteigen. Häufiges Aufstoßen sollte möglichst durch einen Arzt abgeklärt werden. Die Behandlung richtet sich nach der jeweiligen Diagnose (Gastritis, Erkrankungen und Ausbuchtungen in der Speiseröhre, Fehlfunktion des oberen Magenverschlusses).
↳ Weitere Informationen: Hausmittel gegen Aufstoßen
Aussicht & Prognose
Bei Aufstoßen muss nicht zwingend ein Arzt konsultiert werden. Es tritt in vielen Fällen nach dem Essen oder nach dem Trinken kohlensäurehaltiger Getränke auf und muss nicht zwingend behandelt werden.
In vielen Fällen wird das Aufstoßen mit einem Brennen begleitet. Hierbei handelt es sich um das bekannte Sodbrennen. Diese Krankheit kann sich entwickeln, wenn das Aufstoßen nicht behandelt wird. Dabei wird die Speiseröhre durch die aufstoßende Magensäure dauerhaft beschädigt. Diese Schädigung ist irreversibel. Das Aufstoßen kann auch als Folge von bestimmten Medikamenten auftreten, weswegen der Muskel am Magen nicht fest geschlossen wird. Hier ist ein Wechsel der Medikamente zu empfehlen.
Ohne Behandlung kann auch eine Magenschleimhautentzündung auftreten, sie ist ein häufiger Grund für ein starkes Aufstoßen. Sollte das Aufstoßen sehr stark sein und auch unverdauter Nahrungsbrei in den Mund gelangen, so muss ein Arzt aufgesucht werden. Auch bei üblen Gerüchen durch das Aufstoßen muss dringend ein Arzt konsultiert werden. Die Behandlung erfolgt mit Medikamenten, in wenigen Fällen muss eine Operation erfolgen. Vor der Behandlung wird eine Magenspiegelung durchgeführt.
In den meisten Fällen kann die Ursache für das Aufstoßen geheilt werden, sodass sich hier ein positiver Krankheitsverlauf ergibt.
Vorbeugung
Bei gelegentlichem Aufstoßen hilft eine Tasse magenberuhigender Kamillentee oder Heilerde, die zur inneren Anwendung bestimmt ist. Kümmel-, Anis- und Fencheltee haben die gleiche hilfreiche Wirkung. Auch Bewegung und häufiges Trinken fördern die Verdauung und reduzieren die Gasbildung in Magen und Darm. Kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt erleichtern dem Magen die Verdauung, verhindern ein unangenehmes Völlegefühl und lästiges Aufstoßen.
Leicht verdauliche Speisen sind fettigen und schwer verdaulichen Speisen vorzuziehen. Bei einem Reizmagen sollte man auf Koffein, Alkohol und scharf gewürzte Speisen verzichten, denn sie würden die Magenschleimhaut unnötig reizen und die Verdauung behindern. Reagiert der Magen auf Stress mit Verdauungsbeschwerden und Aufstoßen, sind Entspannungsübungen wie beispielsweise Yoga hilfreich.
Das können Sie selbst tun
Aufstoßen ist meist harmlos und kann oft bereits durch eine Umstellung des Essverhaltens gelindert werden. Es empfiehlt sich, langsam und bewusst zu essen und jeden Bissen gründlich zu kauen. Durch mehrere, dafür regelmäßigere Mahlzeiten, die in einer ruhigen, stressfreien Atmosphäre eingenommen werden, wird der Verdauungstrakt zusätzlich entlastet. Schwer verdauliche Nahrung wie Rohkost sollte reduziert werden, bis die Beschwerden zurückgegangen sind.
Nach dem Essen hilft außerdem ein ausgedehnter Verdauungsspaziergang, um das unangenehme Aufstoßen zu vermeiden. Bei saurem Aufstoßen bringt ein Verdauungsschlaf mit erhöhtem Oberkörper oft die gewünschte Linderung. Grundsätzlich sollten Reizstoffe wie übermäßig fettiges oder süßes Essen, Alkohol oder Nikotin, aber auch kohlensäurehaltige Getränke gemieden werden. Stattdessen helfen entblähende Tees mit Fenchel, Kamille oder Kümmel, das Aufstoßen zu reduzieren.
Um Aufstoßen in der Nacht zu vermeiden, sollte die letzte Mahlzeit maximal drei bis vier Stunden vor dem Zubettgehen erfolgen. Durch die Vermeidung von Stress kann das Aufstoßen in vielen Fällen ebenfalls reduziert werden. Bleibt das Aufstoßen bestehen oder kommt es zu säuerlichem Aufstoßen oder gar Erbrechen, sollte zur Behandlung der Hausarzt hinzugezogen werden.
Quellen
- Kojda, G.: Pharmakologie / Toxikologie systematisch. UNI-MED, Bremen 2002
- Messmann, H. (Hrsg.): Klinische Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart 2012
- Renz-Polster, H., Krautzig, S.: Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012