Langzeit-EKG

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. September 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Langzeit-EKG zeichnet über einen längeren Zeitraum ein sogenanntes Elektrokardiogramm auf, um festzustellen, ob Störungen oder ernsthaftere Erkrankungen des Herzens vorhanden sind. Es wird beispielweise verwendet, um Herzrhythmusstörungen oder andere mögliche Herzkrankheiten nachzuweisen oder zu überwachen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Langzeit-EKG?

Ein Langzeit-EKG zeichnet über einen längeren Zeitraum ein sogenanntes Elektrokardiogramm auf, um festzustellen, ob Störungen oder ernsthaftere Erkrankungen des Herzens vorhanden sind.

Ein Langzeit-EKG funktioniert wie ein normales Ruhe-EKG. In beiden Verfahren wird die Aktivität des Herzens in einer Kurvenform dargestellt, um die Herzfunktion zu überprüfen und zu beurteilen. Die elektrischen Impulse eines jeden Herzschlages werden abgeleitet und aufgezeichnet.

Das Langzeit-EKG wird mit Hilfe eines sehr kleinen am Körper tragbaren Gerätes aufgezeichnet, das über Elektroden und Kabel an den Patienten angeschlossen ist. Dieses Gerät besitzt einen elektronischen Datenspeicher, auf dem die Herzaktivitäten meist über 24 Stunden hinweg aufgezeichnet werden. Nach erfolgtem Langzeit-EKG werden die Ergebnisse dann am Computer abgelesen und vom Arzt ausgewertet.

Auf dem Bildschirm oder dem Ausdruck ist die Kurve des Langzeit-EKGs zu sehen, deren verschiedene Bereiche jeweils einem Abschnitt der Herzerregung, also den unterschiedlichen Herzregionen zuzuordnen sind. Das Langzeit-EKG ist ein grundlegendes Diagnoseverfahren und wird besonders von Internisten eingesetzt. Es ermöglicht eine präzise Diagnose und besitzt kaum Risiken.

Geschichte & Entwicklung

Das Langzeit-EKG (Elektrokardiogramm) wurde entwickelt, um Herzrhythmusstörungen zu diagnostizieren, die bei einer kurzen, standardisierten EKG-Aufnahme möglicherweise nicht erfasst werden. Die Entwicklung des Langzeit-EKGs begann in den 1940er Jahren, als der amerikanische Biophysiker Norman J. Holter eine Methode erfand, mit der die Herzaktivität über einen längeren Zeitraum aufgezeichnet werden konnte. Holters ursprüngliches Gerät, das 1949 entwickelt wurde, war ein tragbares EKG-Gerät, das etwa 40 Kilogramm wog und mit einem Rucksack getragen werden musste.

In den 1960er Jahren wurde das Gerät weiter miniaturisiert und verbesserte sich in Bezug auf Benutzerfreundlichkeit und Genauigkeit. Die sogenannte Holter-Monitoring-Technologie revolutionierte die Kardiologie, da sie es ermöglichte, Herzrhythmusstörungen im normalen Alltag eines Patienten zu erkennen. Dies war ein bedeutender Fortschritt gegenüber dem klassischen EKG, das nur eine Momentaufnahme der Herzaktivität liefert.

In den folgenden Jahrzehnten wurden die Langzeit-EKG-Geräte immer kleiner, genauer und komfortabler für die Patienten. Heute sind sie so leicht und tragbar, dass sie über mehrere Tage hinweg getragen werden können, während die Patienten ihren normalen Aktivitäten nachgehen. Die kontinuierliche Weiterentwicklung der digitalen Technologie hat die Speicher- und Analysefähigkeit dieser Geräte erheblich verbessert, sodass auch seltene Herzrhythmusstörungen zuverlässig erfasst werden können.

Einsatz & Indikation

Ein Langzeit-EKG wird durchgeführt, um Herzrhythmusstörungen oder andere Auffälligkeiten in der Herzaktivität über einen längeren Zeitraum zu erkennen, die bei einer normalen, kurzen EKG-Aufzeichnung möglicherweise unentdeckt bleiben. Es wird typischerweise über 24 bis 48 Stunden getragen, manchmal auch über mehrere Tage, um die Herzfunktion im Alltag des Patienten zu überwachen.

Ein Langzeit-EKG ist besonders notwendig, wenn unregelmäßige Herzsymptome wie Herzstolpern, Herzrasen, Schwindel, Ohnmachtsanfälle oder Brustschmerzen auftreten, die nicht kontinuierlich vorhanden sind. Da diese Symptome oft sporadisch und nicht während einer kurzen EKG-Untersuchung auftreten, bietet das Langzeit-EKG eine Möglichkeit, diese in Echtzeit zu dokumentieren, während der Patient seinem normalen Tagesablauf nachgeht.

Es wird auch bei Verdacht auf Vorhofflimmern, Bradykardie (langsamer Herzschlag), Tachykardie (schneller Herzschlag) oder Pausen im Herzrhythmus eingesetzt. Außerdem dient es zur Überwachung der Wirksamkeit von Medikamenten oder nach einem Eingriff wie einer Herzschrittmacherimplantation. Auch bei Patienten, die bereits einen Herzinfarkt hatten oder ein erhöhtes Risiko für Herzprobleme haben, wird das Langzeit-EKG eingesetzt, um mögliche Risiken zu erkennen und frühzeitig zu behandeln.

Vorteile & Nutzen

Das Langzeit-EKG bietet mehrere Vorteile gegenüber anderen Untersuchungsmethoden zur Erkennung von Herzrhythmusstörungen. Einer der größten Vorteile ist die Fähigkeit, Herzaktivitäten über einen längeren Zeitraum zu überwachen, im Gegensatz zum klassischen EKG, das nur eine Momentaufnahme von wenigen Sekunden liefert. Dadurch können sporadisch auftretende Herzrhythmusstörungen, die nicht immer während eines kurzen Arztbesuchs auftreten, besser erfasst werden.

Ein weiterer Vorteil ist, dass das Langzeit-EKG während der normalen Alltagsaktivitäten des Patienten durchgeführt wird. Es ermöglicht eine realistische Erfassung der Herzfunktion in verschiedenen Situationen, etwa beim Schlafen, Arbeiten oder während körperlicher Aktivität. Dies führt zu einer genaueren Beurteilung der Herzgesundheit im Vergleich zu Untersuchungen in einer kontrollierten Umgebung wie der Arztpraxis.

Zudem kann das Langzeit-EKG wertvolle Informationen über unerklärliche Symptome wie Schwindel, Ohnmachtsanfälle oder Herzklopfen liefern, die in der Arztpraxis nicht immer präsent sind. Es bietet auch eine Möglichkeit, die Wirksamkeit von Medikamenten oder Therapien, etwa bei der Behandlung von Vorhofflimmern oder der Überwachung eines Herzschrittmachers, zu überprüfen.

Durch die kontinuierliche Aufzeichnung werden auch seltener auftretende Anomalien erfasst, die andere Methoden möglicherweise nicht erkennen können, was es zu einem unverzichtbaren Werkzeug in der modernen Kardiologie macht.

Funktion, Wirkung & Ziele

Ein Langzeit-EKG dient dazu, tageszeitliche und nächtliche Schwankungen der Herzfunktion über mindestens 18 Stunden, meist aber 24 Stunden zu überprüfen. Im Unterschied dazu wird das Ruhe-EKG zu einer momentanen, nur 5-10 Minuten dauernden Untersuchung verwendet, und ein Belastungs-EKG unter körperlicher Anstrengung (Ergometer) dauert 35-40 Minuten.

Das Langzeit-EKG bietet dem Arzt einen Überblick, wie sich bei dem Betroffenen dessen Herzleistung während alltäglicher Tätigkeiten und in verschiedenen Situationen verändern. Dieses Verfahren wird zu einer genaueren Untersuchung und Bewertung der verschiedensten Herzstörungen und Herzkrankheiten über einen längeren Zeitraum hinweg eingesetzt. Es ist vor allem sinnvoll, um mögliche Herzrhythmusstörungen bei Beschwerden wie Herzrasen, Schwindel oder Ohnmachtsanfällen (Synkopen) entweder nachzuweisen oder auszuschließen.

Bei Herzrhythmusstörungen schlägt das Herz entweder zu langsam oder zu schnell. Da diese Störungen mitunter nur gelegentlich auftreten, werden sie von einem normalen Ruhe-EKG nicht immer erfasst.

Ein Langzeit-EKG kann dabei helfen, eine Verbindung zwischen unklaren körperlichen Beschwerden und einem unregelmäßigen Herzrhythmus herzustellen. Mit dem Langzeit-EKG können weiterhin eventuelle gefährliche Durchblutungsstörungen, die durch Verengungen von Herzkranzgefäßen entstehen, festgestellt werden. Diese verursachen nicht immer Schmerzen, sind also "stumm" (stumme Ischämie).

Das Langzeit-EKG ist besonders sinnvoll als Diagnoseverfahren bei nächtlichen Herzstörungen, die der schlafende Patient nicht bemerkt. Es wird natürlich auch zur Überwachung der Herzfunktion nach einem Herzinfarkt sowie nach der Implantation eines Herzschrittmachers eingesetzt.

Bei einem Langzeit-EKG werden bis zu sechs Elektroden an dem Körper des Patienten festgeklebt. Diese sind wiederum über Kabel mit dem Langzeit-EKG-Gerät verbunden, von dem das EKG in einem elektronischen Datenspeicher aufgezeichnet wird. Die Kabel werden über die Kleidung nach außen geführt, während der Patient das Gerät entweder an einem Hüftgürtel befestigen oder es sich umhängen kann. Außerdem wird der Patient gebeten, während des Langzeit-EKGs seine Tätigkeiten, körperlichen Beobachtungen sowie eventuelle Beschwerden in einem Protokoll aufzeichnen.

Über ein spezielles Auswertungsgerät wird dann das Langzeit-EKG auf einem Bildschirm abgebildet. Dieses wird meistens auch ausgedruckt und dann entweder automatisch oder vom Arzt ausgewertet. Hierbei wird jeder Herzschlag auf Störungen hin überprüft.

Es gibt zwei Arten von Langzeit-EKG-Geräten. Das eine basiert auf der kontinuierlichen Aufzeichnung, wobei jeder Herzschlag aufgezeichnet wird, und das andere auf der diskontinuierlichen Aufzeichnung, bei welcher lediglich Herzrhythmusstörungen aufgezeichnet wereden.


Durchführung & Ablauf

Ein Langzeit-EKG läuft in der Regel folgendermaßen ab: Zunächst wird der Patient in der Arztpraxis oder Klinik auf den Ablauf vorbereitet. Kleine Elektroden werden auf die Brust des Patienten geklebt, die mit dünnen Kabeln mit einem kleinen tragbaren EKG-Gerät verbunden sind. Dieses Gerät, auch Holter-Monitor genannt, wird meist am Gürtel oder um den Hals getragen und zeichnet die Herzaktivität kontinuierlich über 24 bis 48 Stunden oder länger auf.

Das Gerät misst und speichert die elektrischen Signale des Herzens, ähnlich wie ein herkömmliches EKG, jedoch über einen längeren Zeitraum. Während des Tragens kann der Patient seinen normalen Alltag wie gewohnt fortsetzen, inklusive Arbeit, Bewegung und Schlafen. Es ist wichtig, während des Tragens des Geräts normale Aktivitäten auszuführen, da dies hilft, potenzielle Herzrhythmusstörungen unter alltäglichen Bedingungen zu erfassen.

Patienten erhalten oft ein Tagebuch, in dem sie Symptome wie Schwindel, Herzklopfen oder Schmerzen sowie die genaue Uhrzeit notieren sollen. Diese Notizen helfen den Ärzten später, die Aufzeichnungen mit den berichteten Symptomen abzugleichen.

Nach Abschluss der Messung wird das Gerät zurückgegeben, und die gespeicherten Daten werden am Computer ausgewertet. Der Arzt analysiert die Herzfrequenz und mögliche Rhythmusstörungen, um Diagnosen zu stellen oder die Therapie zu überwachen.

Risiken & Gefahren

Mit einem Langzeit-EKG sind keinerlei Komplikationen verbunden und es ist nahezu risikolos. Nach einem anfänglichen ungewohnten Empfinden wegen der am Körper befestigten Kabel und Elektroden werden diese tagsüber kaum mehr bemerkt. Während der Nachtzeit kann diese Ausrüstung allerdings ein wenig stören. Außerdem kann es vorkommen, dass ein Kabel sich von der Klebestelle löst, wodurch die Aufzeichnung unterbrochen wird.

Nur gelegentlich kann es zu einem juckenden Ausschlag an den Stellen kommen, wo die Elektroden befestigt wurden. Das Langzeit-EKG-Gerät sollte nicht an Arbeitsplätzen getragen werden, an denen die Gefahr besteht, dass brennbare Gase austreten und somit Exploasionsgefahr besteht.

Alternativen

Es gibt verschiedene alternative Verfahren zum Langzeit-EKG, die eingesetzt werden können, wenn ein Langzeit-EKG nicht möglich ist oder zusätzliche Informationen erforderlich sind.

Eine der gängigsten Alternativen ist das Ereignisrekorder-Monitoring. Hierbei trägt der Patient ein tragbares Gerät, ähnlich einem Holter-Monitor, das jedoch nur bei auftretenden Symptomen aktiviert wird. Der Patient drückt einen Knopf, wenn er Symptome wie Schwindel oder Herzklopfen verspürt, und das Gerät zeichnet in diesem Moment die Herzaktivität auf. Dies eignet sich besonders für Patienten, bei denen Symptome selten und nicht regelmäßig auftreten.

Eine weitere Alternative ist das implantierbare Loop-Rekorder. Dieser kleine Chip wird unter die Haut implantiert und kann über einen Zeitraum von Monaten oder sogar Jahren kontinuierlich die Herzaktivität überwachen. Dies ist hilfreich bei Patienten, deren Herzrhythmusstörungen sehr selten auftreten und schwer zu erfassen sind.

Das Standard-EKG oder Belastungs-EKG kann ebenfalls verwendet werden, um Herzprobleme unter Ruhebedingungen oder bei körperlicher Aktivität zu erkennen. Allerdings ist dies nur eine Momentaufnahme der Herzaktivität und erfasst keine sporadisch auftretenden Störungen.

Zudem können bildgebende Verfahren wie die Echokardiographie oder Kernspintomographie (MRT) des Herzens zusätzliche Einblicke in strukturelle Herzprobleme bieten, die durch Herzrhythmusstörungen verursacht werden könnten, obwohl sie keine direkte Rhythmusüberwachung bieten wie das Langzeit-EKG.

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Quellen

  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
  • Hamm, C., Willems, S.: Checkliste EKG. Thieme, Stuttgart 2014
  • Lehnert, H., Werdan, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2006

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