Selbstbefriedigung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Selbstbefriedigung oder Masturbation bezeichnet den Akt, sich selbst zum sexuellen Höhepunkt zu bringen. Entgegen der Meinung vergangener Jahrhunderte gehört Selbstbefriedigung zur normalen, gesunden menschlichen Sexualität.
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Was ist die Selbstbefriedigung?
Der Mensch ist eines der wenigen Säugetiere, das beim Geschlechtsakt Lust empfindet. Deswegen gehört die Selbstbefriedigung zu seiner gesunden sexuellen Entwicklung und Reifung und spielt im ganzen weiteren Leben eine Rolle.
Durch Selbstbefriedigung lernen Mädchen und Jungen ihren Körper und die Funktionen der Sexualorgane erstmalig kennen und finden zunächst alleine heraus, was sich gut anfühlt. Dadurch wird es ihnen möglich, später zusammen mit einem Partner eine gesunde und selbstbestimmte Sexualität zu leben.
Selbstbefriedigung gilt als Möglichkeit für Alleinstehende, ein Sexleben zu führen, jedoch spielt sie auch in Beziehungen manchmal eine Rolle. Auch verheiratete Menschen üben manchmal Selbstbefriedigung aus, was in Beziehungen gesund sein kann - beispielsweise, wenn der Partner einmal keine Lust auf Sex hat.
Die übertrieben häufige Selbstbefriedigung kann allerdings auch zum gesundheitlichen Problem werden, beispielsweise als begleitender Umstand einer Sexsucht oder bedingt durch andere psychische Probleme.
Funktion & Aufgabe
Neuere Erkenntnisse der Forschung haben zu der Erkenntnis geführt, dass Selbstbefriedigung viel früher beginnt, als lange Zeit angenommen wurde. Bereits Kinder machen ihre ersten Erfahrungen mit Selbstbefriedigung - üblicherweise etwa ab dem Grundschulalter.
Der Zeitpunkt der ersten Erfahrungen mit der Selbstbefriedigung kann aber auch früher oder später kommen und gehört zur gesunden seelischen Entwicklung von Kindern. Sie entdecken auf dem Wege der Selbstbefriedigung erstmalig ihre Sexualität und die Geschlechtsorgane und treten den ersten Schritt auf dem Weg zur sexuellen Reife an.
Im späteren Leben ist Selbstbefriedigung ein Weg, sexuelle Befriedigung zu erlangen, auch wenn kein Partner anwesend ist. Da der Mensch sexuelle Lust empfinden kann, hat er auch das Bedürfnis danach - und mehrere Wege, dieses Bedürfnis zu stillen.
Da Geschlechtsverkehr zweier Personen mit negativen oder verhindernden Gefühlen verbunden sein kann (etwa Angst vor Kontrollverlust), ist die Selbstbefriedigung ein sicherer Weg, sexuelle Befriedigung zu erlangen, wenn das Bedürfnis danach aufkommt.
Selbstbefriedigung soll außerdem verschiedene förderliche Effekte auf die allgemeine Gesundheit haben. Männer beispielsweise brauchen einen häufigen Samenerguss als Vorbeugung gegen Prostatakrebs. Zudem hilft Selbstbefriedigung beim Einschlafen und sogar bei leichten Ein- und Durchschlafproblemen, da dabei Endorphin und Oxytocin ausgeschüttet werden, was gut für die Muskelentspannung ist. Herz-Kreislauf-System und die Beckenbodenmuskulatur profitieren ebenfalls von der Selbstbefriedigung, zusätzlich werden dabei Kalorien verbrannt.
Auch auf die psychische Gesundheit hat Selbstbefriedigung positive Auswirkungen, da dadurch kein oder weniger sexueller Frust entsteht, wenn einmal kein Partner für Geschlechtsverkehr anwesend ist. Tatsächlich hat die Selbstbefriedigung ähnliche gesundheitsfördernde Effekte wie Geschlechtsverkehr mit einem Partner.
Krankheiten & Beschwerden
Selbstbefriedigung ist zwar gesund, aber nur, wenn sie in einem gesunden Maß und ohne etwaige Verletzungen dabei praktiziert wird. Eine übersteigerte Häufigkeit der Selbstbefriedigung kann problematisch sein, da je nach Art der Ausübung dabei auch Verletzungen entstehen können.
Zur Sexsucht kann auch eine übersteigerte Ausübung der Selbstbefriedigung gehören, wenn kein Partner anwesend ist. Das Problem kann entweder zusammen mit einer echten Sexsucht auftreten oder auch als alleinstehendes Problem auftauchen. In diesem Fall wird bei jeder Gelegenheit masturbiert, manchmal mehrmals am Tag. Entscheidend dabei ist, dass das für den Betroffenen mit einem Leidensdruck einhergeht, meistens daraus resultierend, dass die häufige Selbstbefriedigung in Erklärungsnot bringt oder den Betroffenen bei seinem normalen Alltag einschränkt.
Genau wie beim Geschlechtsverkehr kann es auch bei der Selbstbefriedigung zu Verletzungen kommen. Beim Mann kann durch zu heftige Bewegung die Vorhaut einreißen, seltener sind Penisbrüche. Je nachdem, welche Hilfsmittel und Sextoys bei der Selbstbefriedigung eingesetzt werden, können noch weitere Verletzungen entstehen, wobei nicht alle behandelt werden müssen.
Bei Frauen kommt es am häufigsten vor, dass bei Selbstbefriedigung eingeführte Gegenstände aus der Scheide nicht mehr entfernt werden können. Das kann passieren, wenn sie Flüssigkeit aufnehmen, aber auch, wenn sie sich verhaken. Je tiefer sie bei der Selbstbefriedigung eingeführt werden, desto höher das Risiko, dass sie sich am Muttermund verfangen. In diesen Fällen ist medizinische Hilfe notwendig, um sie wieder zu entfernen.
Bei der Selbstbefriedigung ist auf die Hygiene zu achten, denn auch in dieser Hinsicht können Komplikationen auftreten. Zwar können Schleimhäute meistens gut mit Schmutz umgehen und scheiden ihn wieder aus, allerdings können bei der Selbstbefriedigung auch Keime eindringen. Diese führen je nach Zustand des Immunsystems auch zu Infektionen.
Spielt bei der Selbstbefriedigung eine zweite Person eine Rolle, können auf diese Weise auch Geschlechtskrankheiten wie Pilzinfektionen übertragen werden. Bei analer Penetration können Bakterien in die Scheide oder an den Penis gelangen, die ebenfalls zu Infektionen führen können. Um das zu verhindern, gibt es Fingerlinge, die gewechselt werden können und dafür sorgen, dass keine Keime direkt an den Fingern und Händen verbleiben.
Quellen
- Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
- Kaufmann, M., Costa, S.-D., Scharl, A. (Hrsg.): Die Gynäkologie. Springer, Berlin 2013
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013