Beckenboden

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Am Boden der Beckenhöhle befindet sich der muskulöse und aus Bindegewebe konstruierte Beckenboden. Bekannt ist der Beckenboden durch die häufig bei Frauen auftretende Beckenbodenschwäche.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Beckenboden?

Die drei Hauptfunktionen des Beckenbodens bestehen in der Anspannung, in der Entspannung sowie im reflektorischen Gegenhalten (Anspannung als mögliche Reaktion auf eine im Bauchraum vorhandene Erhöhung des Drucks).
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Der Beckenboden ist der Boden der Beckenhöhle beim Menschen, der aus Bindegewebe und Muskeln besteht. Unter anderem wird der Beckenboden durch den so genannten „Musculus levator ani“ (Heber des Afters) gebildet.

Bei vierfüßigen Säugetieren bezeichnet der Begriff Beckenboden aufgrund der Körperhaltung und der Stellung des Beckens den Bereich der zwischen Scham- und Sitzbein gebildeten Ventralfläche im knöchernen Becken.

Beim Menschen wird der jeweils hintere Abschluss der Beckenhöhle als so genannter retroperitonealer Teil der Beckenhöhle bezeichnet.

Anatomie & Aufbau

Der Beckenboden wird in drei Teile unterteilt: Das Diaphragma pelvis, das Diaphragma urogenitale und die Schließmuskel- und Schwellkörperschicht.

Das Diaphragma pelvis ist der hintere Teil des Beckenbodens, Diaphragma urogenitale ist der vordere Teil des Beckenbodens. Es handelt sich dabei um Muskelplatten, den mechanischen Mittelpunkt des Beckenbodens bildet das Centrum tendineum, bei dem es sich um eine sehnige Verbindung handelt.

Das Diaphragma pelvis bilde die innere Muskelschicht des Beckenbodens, welche dem Schließen bzw. Heben des Anus dienen. Das Diaphragma urogenitale ist eine aus Muskeln und Bindegewebe bestehende etwa 1 cm dicke Platte, die zwischen den unteren Ästen des Os pubis (Schambein) und dem Tuber ischiadicum (Sitzbeinhöcker) liegt.

Funktion & Aufgaben

Die drei Hauptfunktionen des Beckenbodens bestehen in der Anspannung, in der Entspannung sowie im reflektorischen Gegenhalten (Anspannung als mögliche Reaktion auf eine im Bauchraum vorhandene Erhöhung des Drucks).

Sowohl bei Frauen als auch bei Männern dient dabei das Anspannen der Sicherung der Kontinenz. Die Muskulatur des Beckenbodens unterstützt dabei den unteren Teil der Harnröhre sowie die Schließmuskeln von Harnblase und Anus. Die Entspannung des Beckenbodens erfolgt unter anderem beim Stuhlgang, beim Wasserlassen und sowohl beim Mann als auch bei der Frau beim Geschlechtsverkehr.

Beim Orgasmus erfolgt durch die Pulsierung des Beckenbodens ein Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung. Ein reflektorisches Gegenhalten durch den Beckenboden erfolgt meist beim Niesen und Husten, beim Lachen, Hüpfen sowie beim Tragen von schweren Lasten. Ist das reflektorische Gegenhalten nicht möglich, dann kommt es meist zum Verlust von Urin.

Krankheiten, Beschwerden & Störungen

Der Beckenboden wird – unabhängig vom Geschlecht – in der Regel durch Übergewicht, durch chronische körperliche Überlastung, durch eine schlechte Haltung, durch Operationen im kleinen Becken oder teilweise auch durch die Einnahme bestimmter Medikamente geschwächt.

Die Muskulatur des Beckenbodens wird bei der Frau zudem durch Schwangerschaft und Geburt geschwächt. In der Regel kommt es dann zu einer mangelnden Kontrolle der Ausscheidungsorgane, im schlimmsten Fall sogar zu Blasensenkung, Scheidenvorfall oder auch Gebärmuttersenkung. Durch ein entsprechendes rückbildendes Training können diese Schwächen jedoch wieder behoben werden. Es gibt dabei besondere Übungen, die zur Entwicklung und Kontrolle der Muskulatur des Beckenbodens von Frauen beitragen und ausserdem der Frau dazu verhelfen, ihren Orgasmus besser kontrollieren zu können.

Frauen, die die Muskulatur ihres Beckenbodens oder auch der Scheide reflexartig oder auch dauerhaft anspannen, haben einen so genannten Scheidenkrampf oder auch Vaginismus. Diesen Frauen ist es meist nicht möglich, bei einer gynäkologischen Untersuchung oder auch beim Geschlechtsverkehr die entsprechenden Muskeln derart zu entspannen, dass ein schmerzfreies Eindringen von Spekulum oder auch Penis möglich wird.

Bei einer so genannten Hernie (Eingeweidebruch, bei dem Eingeweide aus der Bauchhöhle durch eine angeborene oder erworbene Lücke austreten) im Bereich des Beckenbodens mit einer möglichen Ausstülpung Perineums (Damm) handelt es sich im medizinischen Bereich um eine Perinealhernie. Diese Erkrankung kommt selten beim Menschen, häufig aber bei männlichen Haushunden, die nicht kastriert wurden, vor.

Bei der Perinealhernie kommt es meist zu einem Bruch zwischen Musculus sphincter ani externus (Austrittsöffnung des Darms) und Musculus levator ani (Heber des Afters) oder aber zwischen Musculus levator ani und Musculus coccygeus (Muskel des Steißbeins).

Vorbeugend gegen Beeinträchtigung der Muskulatur des Beckenbodens sollte auf ein gesundes Körpergewicht geachtet werden. Zusätzlich ist es sinnvoll, eine gute Körperhaltung anzustreben und auch eine körperlich schwere Belastung zu vermeiden. Nach Schwangerschaft und Geburt sollten Frauen unbedingt an einem Kurs für Rückbildungsgymnastik teilnehmen, um spätere Folgen möglichst zu vermeiden.

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Quellen

  • Fritsch, H., Kühnel, W.: Taschenatlas der Anatomie. Bd. 2: Innere Organe. Thieme, Stuttgart 2018
  • Kirsch, J. et al.: Taschenlehrbuch Anatomie. Thieme, Stuttgart 2017
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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