Maul- und Klauenseuche (MKS)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Maul- und Klauenseuche ist eine anzeigepflichtige Erkrankung, die von Viren übertragen wird und vor allem Paarhufer betrifft.
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Was ist die Maul- und Klauenseuche?
Die Maul- und Klauenseuche betrifft vorrangig Schweine und Rinder. Theoretisch kommen jedoch auch die meisten anderen Paarhufer als möglicher Überträger der Viruserkrankung in Frage. So befällt die hoch ansteckende Krankheit auch Ziegen, Schafe, Rot- und Damwild.
Weitere mögliche Überträger sind Elefanten, Igel, Mäuse, Ratten und auch der Mensch. Symptomatisch für die Maul- und Klauenseuche sind Haut- und Schleimhautläsionen. Die Inkubationszeit liegt je nach Spezies bei 2 bis 18 Tagen. Obwohl auch der Mensch von der Maul- und Klauenseuche infiziert werden kann, gilt die Erkrankung als Tierseuche.
Ursachen
Die Übertragung des Erregers erfolgt durch Schmier- oder Kontaktinfektion. Auch eine Tröpfcheninfektion ist denkbar. Ist ein Lebewesen infiziert, treten vor allem im Mund- bzw. Maulbereich kleine Bläschen auf, die mit Flüssigkeit gefüllt sind. Diese Bläschen, die auch als Aphten bezeichnet werden, enthalten den Erreger, der sich von dort aus weiter ausbreitet.
Infektionswege können Tierprodukte, Kleidung oder Arbeitsgeräte sein. Der Erreger kann sich auch über die Luft verbreiten. Die Aufnahme des Erregers geschieht in der Mehrzahl der Fälle durch den Mundbereich, d.h. es erfolgt eine orale Infektion.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Der Name Maul- und Klauenseuche deutet bereits an, an welchen Körperstellen die typischen Krankheitszeichen auftreten. Zunächst stellen sich bei der Erkrankung jedoch klassische Grippesymptome ein. Möglich sind Fieber, Kopf-, Hals- und Gliederschmerzen, Leistungsschwäche und Appetitlosigkeit. Einige Tage nach dem Auftreten dieser Symptome entwickeln im Mundraum die charakteristischen Pusteln.
Diese roten Punkte treten vor allem an der Zunge, am Zahnfleisch und an der Mundschleimhaut oder in der Nähe der Lippen auf. Sie entwickeln sich relativ schnell zu kleinen Bläschen oder Geschwüren, die bei Berührung schmerzen und sich im Verlauf der Erkrankung mit Eiter oder Gewebeflüssigkeit füllen. Damit einhergehend entwickelt sich auch an den Händen und Füßen ein Ausschlag. Dieser besteht ebenfalls aus roten Flecken in unterschiedlicher Größe, Form und Anzahl.
Zu Beginn juckt der Hautausschlag nicht, im Verlauf stellen sich jedoch Juckreiz und Schmerzen ein. An den geröteten Stellen bilden sich Bläschen, die ein Sekret absondern. Betroffenen sind meist die Handinnenflächen und die Fußsohlen. Auch im Gesäß, im Intimbereich und im Knie- und Ellenbogenbereich können die roten Pusteln auftreten. Wenn der Erkrankte eine gründliche Hygiene pflegt, klingen die Beschwerden nach einigen Tagen von selbst wieder ab.
Diagnose & Verlauf
Die Maul- und Klauenseuche führt bei einem infizierten Menschen nur zu schwachen Symptomen, die nicht ausreichend sind, um eine genaue Diagnose zu stellen. Zur Diagnose der Erkrankung ist es daher nötig, den Arzt über vorangegangen Kontakte zu Tieren zu informieren. Darüber hinaus wird ein Bluttest durchgeführt, um Antikörper nachzuweisen. Auch die Analyse der Flüssigkeit in den entstandenen Bläschen kann Aufschluss darüber geben, ob eine Infektion vorliegt.
Im Gegensatz zum Menschen weisen Tiere, die an der Maul- und Klauenseuche erkrankt sind, sehr eindeutige Merkmale auf. Neben den typischen Bläschen macht sich die Erkrankung durch einen ungewöhnlich starken Speichelfluss und hohes Fieber bemerkbar. Ist ein Tier infiziert, breitet sich die Krankheit vom Maulbereich durch die Speiseröhre bis in den Magen aus.
Die entstehenden Schmerzen führen dazu, dass betroffene Tiere bereits nach wenigen Tagen die Nahrung komplett verweigern. Bei ersten Anzeichen der Maul- und Klauenseuche bei einem Tier muss unverzüglich eine Anzeige beim zuständigen Tierarzt erfolgen. Beim Menschen ist die Erkrankung jedoch nicht meldepflichtig und ungefährlich.
Komplikationen
In einigen Fällen leiden die Betroffenen durch die Maul- und Klauenseuche an gewöhnlichen Beschwerden einer Erkältung oder eines grippalen Infektes. Es kommt dabei zu Fieber, Gliederschmerzen und zu starken Kopfschmerzen. Die Beschwerden selbst verschwinden in den meisten Fällen relativ schnell und führen nicht zu Komplikationen oder Folgeschäden. Aus diesem Grund ist keine besondere Behandlung durch einen Arzt notwendig und es kommt in der Regel zu einer Selbstheilung.
Betroffene Tiere müssen allerdings gesondert gehalten werden, damit die Maul- und Klauenseuche nicht weiterhin übertragen wird. Die Beschwerden können mit Hilfe von Medikamenten verringert und bekämpft werden. Eine weitere Behandlung oder die weitere Einnahme von Medikamenten ist dabei nicht notwendig. Die Maul- und Klauenseuche führt beim Menschen nicht zu einer Verringerung der Lebenserwartung.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Da die Maul- und Klauenseuche eine hochansteckende Erkrankung ist, sollte ein Arzt bereits bei den ersten Anzeichen der Erkrankung aufgesucht werden. Unter den Menschen sind gewöhnlich Kinder von der Krankheit betroffen. Plötzliche Veränderungen des Hautbildes weisen auf eine Unregelmäßigkeit hin, die ärztlich abgeklärt werden muss. Treten die Beschwerden bei älteren Kindern oder bei Erwachsenen auf, ist dennoch unverzüglich ein Arzt zu konsultieren. Bilden sich schmerzende rote Punkte auf der Haut, besteht Anlass zu Besorgnis. Betroffen sind die Regionen Hände, Füße und der Mund. Breiten sich innerhalb weniger Stunden die Beschwerden aus, muss ein Arztbesuch erfolgen.
Ausschlag und Verfärbungen der Haut, die von Juckreiz begleitet werden, sind einem Arzt vorzustellen. Bei Fieber, Hals- und Gliederschmerzen sowie einem Verlust des Appetits sollte eine Abklärung der Symptome stattfinden. Kommt es zu einer Abnahme der gewohnten Leistungsfähigkeit, einem sozialen Rückzug oder einem Verlust des Wohlbefindens, ist ein Arzt aufzusuchen. Verlieren Kinder den Spaß am Spielen oder zeigen sie andere Verhaltensauffälligkeiten, sind die Beobachtungen mit einem Arzt zu besprechen. Eine verstärkte Schweißabsonderung unter den Fußsohlen oder in den Handinnenflächen sind weitere Hinweise für eine vorliegende Unregelmäßigkeit, die von einem Arzt untersucht werden sollte.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung der Maul- und Klauenseuche ist bei einem erkrankten Tier nicht möglich. Bis heute gibt es keine Therapie, die den ursächlichen MKS-Virus unschädlich macht. Da die Maul- und Klauenseuche vorrangig Tiere befällt, die als Nutztiere in großer Zahl gehalten werden, ist es unabdingbar, die Tiere bei dem ersten Verdacht auf die Erkrankung zu töten, um eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.
Die Maul- und Klauenseuche ist jedoch nicht immer tödlich. Vor allem erwachsene Tiere können die Seuche überleben, wenn sie isoliert von anderen infizierten Tieren gehalten werden. Erkrankt ein Mensch an der Maul- und Klauenseuche ist oftmals keine Behandlung nötig. Die Symptome sind sehr schwach ausgeprägt und lassen bereits nach kurzer Zeit nach. In Ausnahmefällen treten Symptome wie Kopf- und Gliederschmerzen oder leichtes Fieber auf. In diesen Fällen kommen herkömmliche Medikamente zur Linderung der Beschwerden zum Einsatz. Die Mehrzahl der Infektionen bei Menschen verläuft jedoch komplett ohne Symptome.
Aussicht & Prognose
Bei einer Prognose ist grundsätzlich zu unterscheiden, auf wen sie sich bezieht. Für den Menschen ergeben sich sehr gute Heilungsaussichten. Diese bestehen auch dann, wenn er gar keinen Arzt aufsucht. Beschwerden treten gar nicht auf oder werden als marginal empfunden. Nach etwa zwei Wochen ist die Erkrankung vollständig ausgeheilt.
Gegenteilige Aussichten ergeben sich für die erkrankten Tiere. Da die Maul- und Klauenseuche bisher nicht heilbar ist, müssen alle Tiere getötet werden. Nach den gesetzlichen Vorgaben besteht auch eine Pflicht zur Tötung von Vieh, dass mit den infizierten Tieren in Kontakt gewesen ist. Anschließend wird der Betrieb zur Sperrzone. Die Kadaver müssen gesondert vernichtet werden. Eine Ausbreitung durch Übertragung soll dadurch ausgeschlossen werden.
In wissenschaftlichen Untersuchungen wurde festgestellt, dass insbesondere Jungtiere an der Maul- und Klauenseuche sterben. Bei ihnen sind es etwa 70 Prozent, während die erwachsenen Rinder zu 95 Prozent überleben. Diese Aussichten sind angesichts der verordneten Ausmerzung aller möglichen Risikotiere allerdings unerheblich. Zudem lässt sich die notwendige Isolation der Tiere in der Praxis nicht realisieren. Die Massentierhaltung bringt keine ausreichenden Kapazitäten hervor.
Vorbeugung
Die Maul- und Klauenseuche bricht in Tierbeständen aus und geht dort möglicherweise auf den Menschen über. Bei Auftreten der Erkrankung müssen daher zeitnah Maßnahmen ergriffen werden, die der Verbreitung der Krankheit vorbeugen. Betroffene Tierbetriebe werden mit einer Sperrzone umgeben, erkrankte Tiere müssen eingeschläfert werden. Gegenstände und Menschen, die mit erkrankten Tieren in Kontakt gekommen sind, müssen gründlich desinfiziert werden. Dies geschieht durch säurehaltige Desinfektionsmittel, die den säureempfindlichen MKS-Virus abtöten.
Nachsorge
Sofern die Maul- und Klauenseuche mit dem behandelnden Arzt kuriert werden konnte, besteht keine Notwendigkeit einer Nachsorge. Betroffene sollten jedoch Infektionsgebiete künftig meiden und generell auf einen gesunden Lebensmodus. Das geschwächte Immunsystem wird noch eine Weile nach der akuten Behandlung brauchen, um wieder die gewohnte Stabilität zu erlangen. Eine positive Haltung kann den Genesungsprozess begünstigen. So kann es vorkommen, dass eine allgemeine Müdigkeit und Abgeschlagenheit anhält, weshalb Patienten nicht vollends am Alltag teilnehmen können. Sie sind daher oft auf die Hilfe von Angehörigen und Freunden angewiesen. Sollten sich ungewohnte Symptome einstellen, die ein Unwohlsein verstärken, ist unverzüglich ein Arzt aufzusuchen.
Das können Sie selbst tun
Ein Ausbruch der Krankheit beim Menschen ist, anders als bei Tieren, nicht meldepflichtig. Infizierte sollten aber dennoch einen Arzt aufsuchen und sich außerdem vor Augen halten, dass die Krankheit, die sie auf Klauentiere übertragen können, wirtschaftlich verheerende Folgen haben und ganze Tierbestände vernichten kann. Betroffen sind vor allem Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen sowie Rot- und Damwild. Pferde und Esel erkranken nicht an MKS. Allerdings können sich Wildtiere wie Ratten und Igel anstecken.
Bei MKS-Verdacht sollte ein Betroffener unbedingt alle Tierhalter informieren, mit denen er vor kurzem Kontakt hatte. Wer selbst gefährdete Tiere hält, sollte unverzüglich den Tierarzt verständigen und sich von allen infektionsgefährdeten Tierarten fernhalten. Diese dürfen weder gefüttert, gemolken noch gestreichelt werden, um einer Ansteckung vorzubeugen. Auch Zoofachgeschäfte sowie zoologische Gärten sollten nicht aufgesucht werden, da sich auch exotische Tiere infizieren können.
Quellen
- Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
- Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004
- Wolff, H.-P., Weihrauch, T.R. (Hrsg.): Internistische Therapie. Urban & Fischer, München 2012