Menière-Krankheit
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Plötzlich auftretender Schwindel kann harmlos sein. Tritt er jedoch wiederholt und in Begleitung weiterer Beschwerden auf, ist an die Menière-Krankheit zu denken.
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Was ist die Menière-Krankheit?
Bei der Menière-Krankheit, auch Morbus Menière genannt, handelt es sich um eine Erkrankung des Innenohrs. Sie äußert sich durch Schwindelanfälle, die zwischen 20 Minuten und mehreren Stunden dauern.
Diese können zu starker Übelkeit mit anschließendem Erbrechen führen. Es kommt zusätzlich zu einer Verminderung der Hörfähigkeit eines Ohres sowie einem Druckgefühl und Ohrensausen oder Ohrgeräuschen ähnlich dem Tinitus. Manchmal können auch beide Ohren betroffen sein.
Als besondere Ausprägung der Erkrankung gelten die Drop attacks. Hier ist das Schwindelgefühl der Menière-Krankheit so stark ausgeprägt, dass der Patient die Orientierung im Raum verliert und dadurch schwer stürzen kann.
Ursachen
Es wird davon ausgegangen, dass die Menière-Krankheit durch eine Veränderung des Flüssigkeitshaushaltes im Innenohr ausgelöst wird. Das Innenohr wiederum besteht aus dem Gleichgewichtsorgan und der Hörschnecke, die über Kanäle miteinander verbunden sind. In diesen Kanälen befinden sich die Flüssigkeiten Endolymphe und Perilymphe, die sich in ihrem Salzgehalt unterscheiden.
Bei der Menière-Krankheit sammelt sich zu viel Endolymphe in der Hörschnecke. Es ist nicht bekannt, ob diese Flüssigkeit vom Körper unzureichend resorbiert werden kann oder ob einfach zu viel gebildet wird.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Menière-Krankheit äußert sich in mehreren Symptomen, die anfallartig auftreten. Typischerweise finden die ersten Anfälle in der Nacht oder am Morgen statt. Das signifikanteste Anzeichen ist der Schwindel. Er kommt plötzlich und völlig ohne Vorzeichen. Er kann nur ein paar Minuten anhalten, aber vereinzelt auch bis zu mehrere Stunden oder Tage dauern.
Der Betroffene fühlt sich dabei, als ob er auf einer Drehscheibe stünde und nimmt seine Umgebung als schnell um sich drehend wahr. Das kann zu Übelkeit und Erbrechen führen. Oft wird es so schlimm, dass sich der Patient hinlegen muss. Begleitend dazu machen sich am Anfang des Anfalls Ohrgeräusche und ein unangenehmer Druck im Ohr bemerkbar, begleitet von Schwerhörigkeit für tiefe und mittelhohe Töne.
Häufig ist zuerst nur ein Ohr davon betroffen, im weiteren Verlauf des Anfalls breiten sich die Beschwerden auch auf das andere Ohr aus. Die Symptome der Krankheit wiederholen sich in unterschiedlichen Zeitabständen. Es können Tage, Wochen, Monate oder sogar Jahre zwischen den Anfällen liegen.
Manchmal kommen mehrere Schübe in kürzeren Abständen hintereinander und danach folgen längere Phasen ohne Symptome. Stress kann die Häufigkeit der Anfälle erhöhen. Während eines Menière-Anfalls sind die Patienten meist blass und können stark schwitzen. Auch ein unkontrolliertes Augenzittern (Nystagmus) tritt in manchen Fällen auf.
Diagnose & Verlauf
Die Menière-Krankheit wird im Allgemeinen vom HNO-Arzt diagnostiziert. Wichtige Anhaltspunkte sind dabei die aufgetretenen Symptome wie Ohrgeräusche und Druckgefühl sowie Schwindelanfälle, die vom Patienten typisch mit „als würde der Boden wanken“ oder „die Umwelt sich drehen“ beschrieben werden.
Hinzu kommt die Feststellung einer Schwerhörigkeit oder des Hörverlustes vor allem im Tieftonbereich durch einen Hörtest. Mit einer speziellen Brille, der Frenzel-Brille, kann nachgewiesen werden, ob der Patient unter einem Zittern der Augen leidet.
Durch das Zittern ist es oftmals unmöglich, sich auf einen festen Punkt im Raum zu konzentrieren, wodurch das Schwindelgefühl verstärkt wird.
Die Diagnose der Menière-Krankheit gilt als gesichert, wenn neben den anderen Symptomen mindestens zwei Schwindelanfälle aufgetreten sind.
Die Ohrgeräusche und das Druckgefühl können über die Anfälle hinaus weiterhin bestehen und sich nach jedem Anfall verschlechtern. Das Hörvermögen verschlechtert sich bei der Menière-Krankheit ebenfalls bis zu einer völligen Ertaubung des Ohres.
Komplikationen
Die Betroffenen leiden nicht selten an einem Tinnitus oder an starken und lauten Geräuschen in den Ohren. Allerdings kann es ohne Behandlung auch zu einer Schwerhörigkeit und im schlimmsten Falle auch zu einer Taubheit kommen. Nicht selten schwitzen die Betroffenen übermäßig und sind in ihrem Alltag durch die Beschwerden stark eingeschränkt. Der Schwindel selbst kann dabei auch zu Erbrechen oder zu einer Übelkeit führen.
Die Menière-Krankheit wird in der Regel mit Hilfe von Bettruhe und durch verschiedene Medikamente behandelt. Dabei treten keine besonderen Komplikationen oder Beschwerden ein. In einigen Fällen sind die Betroffenen allerdings auf ein Hörgerät angewiesen. Die Lebenserwartung wird in den meisten Fällen nicht durch die Menière-Krankheit beeinträchtigt.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Die Menière-Krankheit ist gekennzeichnet durch wiederholt auftretenden Schwindel. Leidet der Betroffene mehrfach unter nicht nachvollziehbaren Schwindelgefühlen, sollte er einen Arzt aufsuchen. Kommt es durch die Beschwerden zu Gangunsicherheiten, allgemeinen Störungen der Motorik oder steigt das Verletzungs- und Unfallrisiko, wird ein Arzt benötigt. Nehmen die Beschwerden an Intensität zu oder treten sie in immer kürzer werdenden Zeitabständen auf, sollte schnellstmöglich ein Arztbesuch stattfinden. In vielen Fällen wird ein wiederholt auftretender Schwindel, der nur für wenigen Minuten anhält unterschätzt.
Trotz der scheinbar geringen oder nur kurzfristigen Beeinträchtigungen des Betroffenen ist eine Kontrolluntersuchung bei einem Arzt dringend zu empfehlen. Übelkeit und Erbrechen sind weitere Anzeichen einer bestehenden gesundheitlichen Störung. Kommt es zu Gleichgewichtsproblemen oder Funktionsstörungen des Hörens, wird ein Arzt benötigt. Ohrgeräusche, ein Druckgefühl im Ohr oder eine verminderte Hörfähigkeit sind untersuchen und behandeln zu lassen. Leidet der Betroffene unter emotionalem oder physischem Stress, ist eine Zunahme der Beschwerden zu erwarten. Daher ist oftmals eine begleitende psychische Unterstützung hilfreich, um die Intensität der Symptome insgesamt zu lindern. Bei einem anhaltenden Zittern der Augenlider, innerer Nervosität oder Unruhe sollte ebenfalls ein Arzt konsultiert werden. Bei Kopfschmerzen, Defiziten der Konzentration sowie Aufmerksamkeit und Wahrnehmungsstörungen ist ein Arztbesuch notwendig.
Behandlung & Therapie
Bei der Behandlung der Menière-Krankheit geht es zunächst darum, wirksame Medikamente zur Dämpfung der auftretenden Anfälle für den Patienten zu finden. Dazu zählen Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen. Es stehen auch Medikamente zur Verfügung, die zusätzlich auf das Gleichgewichtsorgan wirken. Welche Medikamente wirksam sind, muss individuell ausprobiert werden.
Während eines Anfalls sollte der Patient möglichst im Bett bleiben, um das Gleichgewichtsorgan zu schonen und einen Sturz zu vermeiden. Bei akuten Anfällen kann eine Besserung durch Infusionen erreicht werden, die die Durchblutung des Innenohres anregen. Durch die zunehmende Beeinträchtigung der Hörfähigkeit wird die Versorgung mit einem Hörgerät notwendig.
Sollten die Schwindelanfälle unerträglich werden und keines der Medikamente ausreichend zur Linderung beitragen, ist ein operativer Eingriff zur Linderung der Symptome möglich. Bei der Saccotomie wird das Innenohr geöffnet, um die Flüssigkeit nach außen abzuleiten. Zusätzlich gibt es bei der Menière-Krankheit weitere Eingriffe, die jedoch selten oder nur nach völliger Ertaubung des Patienten durchgeführt werden.
Aussicht & Prognose
Die Prognose der Menière-Krankheit ist bei den meisten Patienten günstig. Bei der Inanspruchnahme einer medizinischen Versorgung wird eine medikamentöse Behandlung eingeleitet. In vielen Fällen kann diese bereits zu einer Beschwerdefreiheit führen. Dennoch kann es mit dem Absetzen der Arzneien jederzeit zu einer erneuten Entwicklung von gesundheitlichen Unregelmäßigkeiten kommen. Daher ist individuell zu prüfen, wie sich der weitere Verlauf zeigt oder ob eine Langzeittherapie zwingend erforderlich ist.
Bei einigen Patienten wird ein operativer Eingriff durchgeführt. In diesem wird die Funktionstätigkeit des Ohres optimiert und dadurch das Hörvermögen verbessert. Dieser Eingriff ist mit Risiken verbunden und kann bei Störungen oder Komplikationen zu langfristigen gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Bei einem ungünstigen Krankheitsverlauf kommt es zu Einbußen des Hörvermögens. Ohne eine medizinische Behandlung erhöhen sich einerseits die Risiken für Unfälle und zusätzlich kann es zu einer Taubheit kommen. In einer Behandlung wird das Hörvermögen durch den Einsatz eines Hörgerätes erheblich verbessert.
Bei der Stellung der Prognose ist zu berücksichtigen, dass aufgrund der Widrigkeiten und Belastungen der Erkrankung im Alltag das Risiko zur Entstehung einer Folgeerkrankung erhöht ist. Oftmals leiden Patienten im weiteren Verlauf unter einer psychischen Erkrankung. Dies hat ein erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität und kann zu einer deutlichen Verschlechterung des Allgemeinzustands führen.
Vorbeugung
Eine aktive Vorbeugung gegen die Menière-Krankheit gibt es aufgrund der ungeklärten Ursache der Erkrankung nicht. Betroffene Patienten können die Wucht ihrer Anfälle lediglich durch die sofortige Einnahme von Medikamenten zur Minderung von Schwindel und Übelkeit sowie Erbrechen mindern. Außerdem sollte auf Kaffee, Nikotin und Alkohol sowie zu viel Salz nach Möglichkeit verzichtet werden, um keine Anfälle der Menière-Krankheit zu provozieren.
Nachsorge
Die Menière-Krankheit führt beim Betroffenen zu verschiedenen Komplikationen und Beschwerden und muss daher auf jeden Fall von einem Arzt behandelt und untersucht werden. Dabei wirkt sich eine frühzeitige Erkennung und Behandlung der Krankheit sehr positiv auf den weiteren Verlauf aus, sodass der Betroffene schon bei den ersten Symptomen einen Arzt kontaktieren sollte. Eine selbstständige Heilung kann bei der Menière-Krankheit in der Regel nicht eintreten.
In den meisten Fällen leiden die Betroffenen an einem starken Schwindel. Dieser tritt ohne einen besonderen Grund auf und verschwindet oft nicht von allein. Weiterhin kann es auch zu Erbrechen oder zu einer starken Übelkeit kommen, sodass die Lebensqualität des Betroffenen im Allgemeinen deutlich verringert wird. In vielen Fällen führt die Krankheit auch zu einer Schwerhörigkeit, sodass vor allem Kinder an Beschwerden der Entwicklung leiden.
Die Entwicklung selbst ist dabei verlangsamt, sodass das Kind im späteren Alter an Defiziten und an intellektuellen Beschwerden leidet. Die Beschwerden können dabei vor allem in stressigen Situationen auftreten und führen nicht selten auch zu Depressionen oder zu anderen psychischen Verstimmungen. In der Regel ist die Lebenserwartung des Betroffenen durch diese Krankheit jedoch nicht verringert.
Das können Sie selbst tun
Bei einem akuten Anfall können die Beschwerden mit Hilfe von Medikamenten gelindert werden. Dabei ist es sinnvoll, diese Medikamente immer parat zu haben. Sollte der Betroffene aufgrund der Menière-Krankheit das Bewusstsein verlieren, so ist ein Notarzt zu verständigen. Bis zum Eintreffen des Notarztes sollte die Atmung des Betroffenen kontrolliert und der Patient in eine stabile Seitenalge gebracht werden. Bei Hörbeschwerden eignet sich das Tragen eines Hörgerätes. Dadurch kann ein weitere Hörsturz durch laute Geräusche vermieden werden. Weiterhin wirkt sich eine ruhige und gleichmäßige Atmung in Stresssituationen sehr positiv auf die Erkrankung aus. Allerdings sollten anstrengende und stressige Situationen im Allgemeinen vermieden werden.
Bei einem akuten Anfall sollte sich der Betroffene in eine liegende Position begeben und sich beruhigen. Auch eine Massage des Kopfes oder der Schläfen kann die Übelkeit oder den Schwindelanfall bekämpfen.
Quellen
- Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
- Probst, R., Grevers, G., Iro, H.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008
- Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009