Musculus scalenus medius
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 19. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Musculus scalenus medius ist der längste Musculus scalenus und wird zur Halsmuskulatur sowie Atemhilfsmuskulatur gerechnet. Der Skelettmuskel wird auch als mittlerer Rippenheber bezeichnet und vergrößert bei beidseitiger Kontraktion den Thorax, um die forcierte Inspiration zu erleichtern. Mit dem Musculus scalenus anterior bildet der Muskel die Skalenuslücke, die im Rahmen des Skalenussyndroms an pathologischer Relevanz gewinnt.
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Was ist der Musculus scalenus medius?
Die Halsmuskulatur oder ventrale Halsmuskulatur besteht aus verschiedenen Skelettmuskeln, die zur anterolateralen Muskelmasse des Halses beitragen. Halsmuskeln werden zuweilen auch die Nackenmuskeln genannt, die im Grunde eher zur Rückenmuskulatur gehören. Einer der Skelettmuskeln am Hals ist der Musculus scalenus medius.
Das lateinische Adjektiv "scalenus" bedeutet so viel wie "ungleichseitig" oder "schief" und bezieht sich damit bereits auf die Morphologie des Halsmuskels. Der Musculus scalenus medius ist besser als mittlerer Rippenhaltermuskel bekannt. Vom mittleren Rippenhalter abzugrenzen ist der Musculus scalenus anterior, der ebenfalls der Halsmuskulatur zugerechnet wird und zusammen mit dem Musculus scalenus medius die sogenannte Skalenuslücke bildet. Insgesamt existieren drei Muculi scaleni. Der dritte Musculus scalenus ist der Musculus scalenus posterior. Alle drei Musculi scaleni werden als hypaxiale Skelettmuskeln bezeichnet und sind im Bereich des Brustkorbs lokalisiert. Jede Körperhälfte ist mit einem mittleren Rippenheber ausgestattet.
Anatomie & Aufbau
Der Musculus scalenus medius ist in der menschlichen Anatomie der längste Musculus scalenus. Zwischen dem mittleren Rippenhalter und dem kürzeren Musculus scalenus anterior liegt ein Freiraum, der auch als hintere Skalenuslücke bezeichnet wird. An dieser Stelle tritt neben dem Plexus brachialis die Arteria subclavia hindurch, um in die Achsel einzutreten. Die Innervation des Musculus scalenus medius wird von den vorderen Äste verschiedener Spinalnerven übernommen. Genauer gesagt sind die Spinalnerven aus den Rückenmarkssegmenten C4 bis C7 an der Innervation des Halsmuskels beteiligt.
Funktion & Aufgaben
Der Musculus scalenus medius leistet wesentliche Beiträge zur Motorik des Halses. Der Muskel bewegt bei einseitigen Kontraktionen den Hals zur Seite. Damit neigt der mittlere Rippenheber bei einseitiger Kontraktion die Halswirbelsäule. Kontrahieren die Skelettmuskeln dagegen auf beiden Körperseiten, so zieht es den Hals nach unten. Die Kontraktionen des Muskels wirken sich nicht nur auf die Halsmotorik aus, sondern zeigen auch Einfluss auf die generelle Rumpfmotorik.
Vor allem die beidseitige Kontraktion des Skelettmuskels verändert etwas an der Morphologie von Rumpf und Thorax. Im Rahmen der beidseitigen Kontraktion hebt der Musculus scalenus medius die oberen Rippen an. Dieser Zusammenhang hat dem Muskel zur Bezeichnung als "mittlerer Rippenheber" verholfen. Durch die angehobenen Rippen verändert sich automatisch der Thorax. In erster Linie vergrößert der knöcherne Thorax durch die Muskelkontraktion sein Volumen. Wie die beiden anderen Musculi scaleni zählt der Musculus scalenus medius damit zur Atemhilfsmuskulatur, die im Rahmen der Inspiration wichtige Aufgaben übernimmt.
Der Musculus scalenus anterior hebt bei beidseitiger Kontraktion und fixierter Halswirbelsäule zum Beispiel die erste Rippe, was ebenfalls eine Erweiterung des Thorax bewirkt. Der Musculus scalenus posterior unterstützt bei beidseitiger Kontraktion die Erweiterung des knöchernen Thorax und der Musculus scalenus medius erweitert beim Einatmen den knöchernen Thorax, indem er beidseitig kontrahiert. Wie alle anderen Bestandteile der inspiratorischen Atemhilfsmuskulatur unterstützt der Musculus scalenus medius demzufolge die Atmung bei verstärkter oder forcierter Inspiration. Die Atemhilfsmuskulatur ist nicht mit der eigentlichen Atemmuskulatur zu verwechseln, die aus Zwerchfell und Interkostalmuskulatur besteht.
Krankheiten
Dieses Nervenkompressionssyndrom stammt aus der Gruppe der Thoracic-outlet-Syndrome. Das Nervengeflecht Plexus brachialis verklemmt sich bei dem Phänomen in der Skalenuslücke zwischen den Musculus scalenus medius and anterior. Unterschiedliche Defizite im neurologischen Bereich können die Folge sein. Da der Plexus brachialis die Schulter- und Brustmuskulatur motorisch innerviert und außerdem an der sensibel motorischen Innervation der Arme und Hände beteiligt ist, leiden Skalenussyndrom-Patienten oft an belastungsabhängigen Schmerzen im Schulter- und Armbereich. Im Einzelfall kann die sensible Innervation der Hand durch die Nervenkompression gestört sein. Hypästhesien und Parästhesien sind die Folge.
In manchen Fällen sind die Gefühlsstörungen mit Durchblutungsstörungen vergesellschaftet. Letzteres gilt insbesondere dann, wenn die Arteria subclavia mit von der Kompression betroffen ist. Neben Taubheitsgefühlen und Schweregefühlen können Lähmungen der Arm- oder Brustmuskulatur auftreten. In Extremfällen kann es im Verlauf zu lähmungsbedingten Atrophien der Muskulatur kommen, die insbesondere die kleinen Handmuskeln betreffen.
Die Region zwischen Musculus scalenus anterior und medius ist für den Plexus brachialis insbesondere dann ein Engpass, wenn die Patienten zusätzliche Halsrippen besitzen. Solche zusätzlichen Rippen sind eine der häufigsten Ursachen für das Skalenussyndrom. Auch hypertrophe Muskeln können ursächlich sein. Hypertrophien von Muskeln führen zu einer Vergrößerung durch Zunahme des Zellvolumens bei gleichbleibender Zellzahl. Dieses Phänomen entwickelt sich im Zusammenhang mit Muskeln in der Regel aus funktionellen Belastungen oder hormoneller Stimulation.
Quellen
- Baenkler, H.-W., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart 2010
- Eggers, R.: Gelenke, Muskeln, Nerven. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2012
- Lanz, T., Wachsmuth, W.: Praktische Anatomie, Band 3 – Hals. Springer, Berlin 2004