Atrophie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Atrophie ist eine Verkleinerung eines Gewebes oder Organes. Die Zellen der betroffenen Stelle verlieren an Volumen und Masse. Dies kann sowohl physiologische als auch pathologische Ursachen haben.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Atrophie?

Die Symptome und Beschweren einer Atrophie hängen von dem betroffenen Organ ab. Eine Muskelatrophie ist durch eine Verkleinerung eines der beiden Extremitäten gekennzeichnet.
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Bei einer Atrophie handelt es sich um einen Gewebsschwund, das durch eine Verminderung der Zellen in Geweben und Organen hervorgerufen wird. Dies führt zu einer teilweisen oder vollständigen Verkleinerung des betroffenen Gewebes, oder Organs. Möglich ist dies durch die Apoptose, also dem programmierten Zelltod.

Die eigentliche Form der betroffenen Stelle kann bei einer Atrophie erhalten bleiben oder aber verändert sein. Ursachen einer Atrophie können in etwa eine schlechte Ernährung, Mutationen, eine schlechte Durchblutung, einer stark verminderte Nervenversorgung, ein Nichtgebrauch der Muskulatur, oder ein übermäßiges Absterben der Zellen sein. Eine Atrophie kann physiologisch und pathologisch sein sowie das gesamte System betreffen oder begrenzt auftreten.

Physiologisch kommt diese im menschlichen Wachstumsprozess vor und ermöglicht die notwendigen Veränderungen der Organismen. Anders als bei der pathologischen Atrophie, ist dieser Gewebsschwund erforderlich und eine wichtige Funktion des Wachstums. Bis zu einem gewissen Grad ist die pathologische Gewebsverminderung reversible, also zu der normalen Größe umkehrbar.

Ursachen

Die Atrophie hat viele unterschiedliche Ursachen, die sowohl physiologischer als auch pathologischer Natur sein können. Die pathologische Form entsteht durch ein Ungleichgewicht zwischen Aufbau und Abbau der Struktur. Die Altersatrophie hat genetische Ursachen und der Moment des Eintreffens hängt vom Alter des Patienten und der Organdisposition ab.

Einige Organe haben ihr Nutzen früh erfüllt und werden frühzeitig abgebaut. Diese Atrophie nennt sich Involution. Der Thymus wird nach Erwerb der Geschlechtsreife atrophiert und durch Fettgewebe ersetzt. Auch das Knochenmark verändert sich im Laufe des Lebens. Im Kindesalter befindet sich in der gesamten Markhöhle blutbildendes Parenchyma, also roter Mark. Mit zunehmendem Alter atrophiert das rote Mark an den meisten Stellen und wird ebenfalls durch Fettgewebe ersetzt.

Der Gewebsschwund in den Eierstöcken leitet die Menopause beim weiblichen Geschlecht ein. Die Produktion des Spermas beim Mann wird ebenfalls reduziert, bleibt aber teilweise erhalten. Die Hungeratrophie verursacht eine Verminderung des allgemeinen Fettgewebes, der Skelett- und Herzmuskulatur sowie der inneren Organe. In diesem Falle ermöglicht die Atrophie eine Energiezufuhr während einer stark verminderten Nahrungszufuhr. Ein ungenutzter Muskel atrophiert auch, was überwiegend der Fall bei bettlägerigen älteren Patienten ist.

Diese wird als Inaktivitätsatrophie bezeichnet. Eine starke Verminderung der Blut- und Nervenzufuhr kann nach geraumer Zeit ebenfalls zu einem Absterben der Zellen führen und heißt Energiemangelatrophie. Eine Druckatrophie ist bedingt durch einen chronischen Druck auf Organe, oder Knochen. Im Gehirn können mit steigerndem Alter gewisse Formen der Atrophie entstehen und durch Strukturabbau Krankheiten wie Parkinson, Demenz und Alzheimer hervorrufen.


Symptome, Anzeichen & Beschwerden

Die Symptome und Beschweren einer Atrophie hängen von dem betroffenen Organ ab. Eine Muskelatrophie ist durch eine Verkleinerung eines der beiden Extremitäten gekennzeichnet. Diese verursacht Schwierigkeiten beim Gehen und bei der Erhaltung der Balance. Die betroffene Stelle ist benommen, geschwollen und kribbelt. Das Gesicht ist geschwächt und es treten Schwierigkeiten beim Essen und Sprechen auf. Der Patient fühlt eine Ermüdung im gesamten Körper.

Im schlimmsten Fall ist die Muskelpartie paralysiert. Eine Atrophie der Ovarien leitet die Menopause ein. Erste Symptome dieser sind Schlafstörungen, Zyklusschwankungen und Stimmungsschwankungen. Die Östrogenhormone sinken und die Stresshormone steigen. Viele Frauen klagen über ein Spannungsgefühl und Ziehen in der Brust kurz vor der Regelblutung.

Schließlich bleibt die Monatsblutung komplett aus. Eine Organatrophie führt zu einem Verlust oder einer Verminderung der Funktion dieser. Bei einer Optikusatrophie ist der Sehnerv stark geschädigt. Dies verursacht eine Verminderung der Sehstärke oder sogar Blindheit.

Diagnose & Verlauf

Da eine Atrophie jedes Gewebe und Organ betreffen kann, fällt die Diagnose und der Krankheitsverlauf unterschiedlichen aus. Eine Minderung der Zellzahl und -größe kann mikroskopisch festgestellt werden. Bis zu einem gewissen Grad ist die Atrophie reversible.

Komplikationen

Bei der pathologisch bedingten Atrophie tritt ein Ungleichgewicht zwischen Aufbau und Abbau der Zellstrukturen auf, das zu verschiedenen Komplikationen und Gesundheitsstörungen führt. Diese Minderung der Zellanzahl und Zellgröße kann jedes Organ im Körper betreffen. Unkompliziert verläuft die Atrophie der Ovarien, die die Menopause mit Symptomen wie Schlafstörungen, Spannungsgefühlen in den Brüsten sowie Stimmungsschwankungen ankündigt, bis die Monatsblutung schließlich ganz ausbleibt.

Männer leiden häufig unter einer Atrophie der Hoden. Die Hirnatrophie dagegen verläuft kompliziert und ist nicht heilbar, sondern kann durch individuelle Therapieansätze lediglich verlangsamt werden. Als Folge können Demenz, Alzheimer und Parkinson auftreten. Eine Muskelatrophie führt im schlimmsten Fall zu Bewegungs- und Koordinationsschwierigkeiten.

Die betroffenen Muskelbereiche weisen Lähmungserscheinungen und Sensibilitätsstörungen auf, die Nahrungsaufnahme und das Sprechen fallen schwer und der Patient fühlt Ermüdungserscheinungen. Je nach Schwere der auftretenden Komplikationen kann die Muskelatrophie durch Bewegungstherapie und durchblutungsfördernde Medikamente behandelt werden. Die Altersatrophie ist ein genetisch bedingter Gewebeabbau, der vom Alter und der Organdisposition der Patienten abhängt.

Bei sich im Wachstum befindlichen Menschen haben einige Organ- und Zellstrukturen ihren Nutzen vorzeitig erfüllt. Daher erfolgt eine frühzeitige Atrophie, die als Involution bezeichnet wird. Die abgebauten Strukturen werden durch Fettgewebe ersetzt. Auch das Knochenmark ist mit zunehmenden Alter von diesem genetisch bedingten Vorgang betroffen. Da es sich bei der Altersatrophie um einen natürlichen Vorgang handelt, ist eine Behandlung nicht notwendig.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei dem Verdacht auf eine Atrophie sollte zeitnah mit dem Hausarzt gesprochen werden. Je nach Art und Ausprägung der Atrophie deuten verschiedene Warnzeichen auf einen schweren Verlauf hin. Wenn Schwierigkeiten beim Gehen und bei der Erhaltung der Balance auftreten, liegt womöglich eine Muskelatrophie vor. Es muss sofort ein Arzt konsultiert werden. Der Mediziner kann die Atrophie anhand einer mikroskopischen Untersuchung feststellen und gegebenenfalls direkt eine Behandlung veranlassen.

Besonders dringend ist der Arztbesuch, wenn zu den genannten Symptomen Schwellungen und Schmerzen hinzukommen oder die betroffene Stelle plötzlich taub oder sehr berührungsempfindlich wird. Spätestens, wenn Schwierigkeiten beim Essen und Sprechen sowie generell Ermüdungserscheinungen hinzukommen, muss mit einer Muskelatrophie zum Arzt gegangen werden.

Beim Verdacht einer Ovarien-Atrophie ist ein Besuch beim Frauenarzt anzuraten. Typische Symptome wie Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und Menstruationsbeschwerden sollten auch unabhängig von einer Atrophie abgeklärt werden. Eine Verminderung der Sehstärke oder sogar Blindheit deutet auf eine Optikusatrophie, die unverzüglich behandelt werden muss.

Behandlung & Therapie

Nicht jede Atrophie kann therapiert werden. In einigen Fällen kann diese lediglich verlangsamt werden wie im Falle einer Hirnatrophie. Je nach Form und Ursache der Atrophie muss ein weiterer Gewebsabbau verhindert und der Stoffwechsel angeregt werden. Um einen weiteren Muskel- und Gelenkverlust zu verhindern, muss die betroffene Stelle physiotherapeutisch behandelt werden.

Dabei helfen Bewegungstherapie, Lagerung und Kühlung. In der medikamentösen Therapie können Schmerzmittel eingesetzt werden oder blutfördernde Medikamente. Oft ist eine verminderte Durchblutung die Ursache einer Atrophie. Falls eine orthostatischen Hypotension der Grund einer Durchblutungsminderung ist, können Stützstrümpfe und eine erhöhte Wasser-Salzzufuhr wirksam sein.

Die Parkinson-Erkrankung kann mit Dopaminergika behandelt werden, die den Dopaminabbau hemmen. In diesem Fall wird das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt. Eine Heilung ist bislang nicht möglich. Bei einer Hungeratrophie sind meist viele Teile des Körpers betroffen. In diesem Fall steht eine langwierige Therapie bevor. Die Nahrungszufuhr muss gesteigert und das Stoffwechselgleichgewicht wieder hergestellt werden.

Aussicht & Prognose

Die Prognoseaussichten einer Atrophie sind individuell und hängen von der vorliegenden Ursache ab. Insgesamt gelten sie jedoch als weniger günstig. Im schlimmsten Fall kann der Fortschritt des Gewebeschwunds mit den derzeitigen medizinischen Möglichkeiten nicht gestoppt werden.

Er schreitet unaufhaltsam voran, bis das Gewebe vollständig verschwunden ist. Dies ist abhängig von der betroffenen Region und dem beschädigten Gewebe. Folgeerscheinungen und weitere Beeinträchtigungen bei der Lebensführung treten ein.

Bei einigen Ausprägungen der Erkrankung ist das Behandlungsziel, den Fortschritt des Gewebeverfalls möglichst lange hinauszuzögern. Parallel werden Therapien mit gezielten Trainings zu Aufrechterhaltung bestimmter körperlicher Funktionsmöglichkeiten angeboten. In einer medikamentösen Behandlung werden gezielt Nebenwirkungen und zusätzliche Beschwerden der Krankheit gelindert, um die Lebensqualität des Betroffenen zu verbessern.

Mit einer Heilung oder vollständigen Genesung ist bei der Atrophie nicht zu rechnen. Derzeit gibt es nach dem wissenschaftlichen und medizinischen Stand keine ausreichenden Möglichkeiten, um die Ursachen der Atrophie zu heilen. Wird eine Therapie grundsätzlich abgelehnt, verschlechtert sich der gesundheitliche Zustand schrittweise.

Beschwerden nehmen zu und vermindern das allgemeine Wohlbefinden immens. Häufig ist keine Bewältigung des Alltags mehr ohne eine Hilfe möglich. Mit einer medizinischen Versorgung kann dem Patienten eine Verlängerung des Lebens garantiert werden, da der Abbauprozess des Gewebes beeinflusst wird.


Vorbeugung

Eine genetisch fixierte Atrophie kann nicht vorgebeugt werden. In der physiologischen Form ist dies auch nicht nötig. Die pathologische Atrophie kann durch regelmäßige Bewegung, eine gesunde Ernährung und das Meiden von toxischen Substanzen sowie Einnehmen von Hormonen vorgebeugt werden. Bei bettlägerigen Patienten sind physiotherapeutische Maßnahmen unumgänglich. Zudem ermöglicht eine ausgewogene Ernährung eine gerechte Energiezufuhr zu allen Organen.

Nachsorge

Eine Atrophie bringt die Verkleinerung eines Gewebes oder Organs mit sich. Diese Erkrankung kann man oft nicht heilen. Gerade bei genetischen Ursachen ergibt sich eine ungünstige Prognose. Die Nachsorge kann daher nicht darauf zielen, eine erneute Erkrankung zu verhindern. Vielmehr geht es darum, den Patienten im Alltag zu unterstützen und Komplikationen abzustellen.

Es ist wichtig, das Fortschreiten zu verlangsamen. Ärzte verschreiben dazu meist Physiotherapien. Sie regen den Stoffwechsel an und hemmen durch geeignete Übungen den Abbau in bestimmten Körperregionen. Aber auch Medikamente können, je nach Ursache, den Fortgang der Erkrankung hindern. Oberstes Ziel besteht darin, den Gewebeverfall zu stoppen.

Im fortgeschrittenen Stadium benötigen Erkrankte oft Hilfe im Alltag. Eine Berufsausübung ist kaum noch gegeben. Komplikationen treten vor allem auf, wenn Therapien nicht in Anspruch genommen werden. Eine Atrophie bringt eine regelmäßige Vorstellung beim Arzt mit sich. Patienten können selbst aktiv werden, um eine nicht genetisch bedingte Atrophie aufzuhalten.

Wichtig sind Vorbeugemaßnahmen wie eine regelmäßige Bewegung und abwechslungsreiche Ernährung. Alkohol und Nikotin sind zu meiden. Der Körper baut keine Immunität nach einer einmaligen Ansteckung auf. Eine meist erblich bedingte Erkrankung ist an unterschiedlichen Körperstellen möglich.

Das können Sie selbst tun

Da eine Atrophie viele Ursachen haben kann, die den Lebensstil des Betroffenen oder auch pathologische Ursachen umfassen, sind die Maßnahmen zur Selbsthilfe nur bedingt wirksam. So gibt es keine nennenswerten Möglichkeiten, die Betroffene einer genetisch bedingten Atrophie ergreifen können. Auch im Falle einer sehr weit voran geschrittenen Atrophie, bei welcher schon viel Gewebe verloren ging, sind die Maßnahmen auf das Verlangsamen des Abbaus des restlichen Gewebes beschränkt.

Eine Atrophie ist aber häufig noch zu verlangsamen oder auch umzukehren, wenn Betroffene ihre Ernährung anpassen. Die Nährstoffversorgung muss deutlich erhöht werden, wobei der Stoffwechsel derart aktiviert werden muss, dass er effizient arbeitet. Es muss also eine ausgewogene Ernährung zusammengestellt werden, die gleichzeitig mehr Nährstoffe (und Kalorien) mit sich bringt als benötigt werden.

Auch eine mangelnde Durchblutung kann eine Atrophie begünstigen. Hier helfen Massagen, Bewegung und das Meiden von Substanzen, die die Gefäße schädigen. Dazu zählen unter anderem Alkohol und Trans-Fette. Leichter Sport sollte forciert werden, wobei auf eine Schonung der Gelenke und Muskeln zu achten ist. Wenig genutzte Muskeln und Gelenke, die besonders von der Atrophie betroffen sind, sollten dennoch bewegt und massiert werden, was ein Weiterführen physiotherapeutischer Maßnahmen durch die Betroffenen selbst bedeutet.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Bob, A., Bob, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2009
  • Krams, M., et al.: Kurzlehrbuch Pathologie. Thieme, Stuttgart 2013

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