Plexus brachialis
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Plexus brachialis ist ein Nervengeflecht, das als Teil des peripheren Nervensystems mit drei Hauptästen die Bereiche Schultern, Arme und Brustwand innerviert. Der Plexus brachialis setzt sich aus vorderseitigen Spinalnerven der untersten Halswirbel C5-C7 und dem ersten Brustwirbel Th1 zusammen. Es sind auch einige wenige Nervenfasern beteiligt, die dem 4. Halswirbel (C4) und dem 2. Brustwirbel (Th2) entspringen.
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Was ist der Plexus brachialis?
Der lateinische Begriff Plexus brachialis bedeutet wörtlich übersetzt „Geflecht des Armes“. Es handelt sich um ein Nervengeflecht des peripheren Nervensystems, deren Hauptaufgabe darin besteht, Muskeln und Hautpartien von Brust, Schultern, Armen und Händen motorisch und sensibel zu innervieren. Das Nervengeflecht wird durch Spinalnerven gebildet, die den untersten Halswirbeln (C5-C7) und dem obersten Brustwirbel (Th1) vorderseitig entspringen und durch einige wenige Nervenfasern aus C4 und Th2 ergänzt werden.
Der Plexus brachialis lässt sich in die drei Bereiche Trunci (Stämme), Fasciculi (Bündel) und die daraus abgehenden einzelnen Hauptnerven einteilen. Die aus den Wirbeln heraustretenden Spinalnerven verzweigen sich teilweise bei Eintreten in einen der drei Stämme, so dass nicht immer eine eindeutige Abgrenzung, bzw. Zuordnung bestimmter Spinalnerven zu einem der drei Hauptstämme möglich ist. Weitere Verzweigungen erfolgen in den Fasciculi, so dass eine Art nervliches Netzwerk entsteht. Aus dem Nervengeflecht gehen die für bestimmte Areale, bzw. Muskeln „zuständigen“ Hauptnerven ab, deren Ursprung wegen der Vernetzung innerhalb des Plexus brachialis jeweils auf mehrere Spinalnerven zurückgeht.
Anatomie & Aufbau
Ein Teil der Hauptstammnerven vernetzt sich zu weiteren drei Unterstämmen (Fasciculi), dem Fasciculus lateralis, medialis und posterior. Die teilweise Bündelung der Spinalnerven hat für die aus dem Geflecht entspringenden motorischen und sensiblen Nerven den Vorteil, dass meist Nervenfasern aus mehreren Spinalnerven beteiligt sind. Im Bereich des Plexus brachialis befinden sich die zwei Halsmuskeln Musculus scalenus anterior und Musculus scalenus medius. Zwischen beiden Muskeln besteht eine Lücke, die hintere Skalenuslücke, durch die die Nerven des Plexus brachialis und die Arteria subclavia in den Achselbereich eintreten.
Funktion & Aufgaben
Hauptaufgabe und Funktion des Nervengeflechts Plexus brachialis ist die motorische und sensible Innervierung der Brust- und Schultermuskulatur sowie der Arm- und Handmuskulatur. Die teilweise Vernetzung und Vereinigung der Spinalnerven im Plexus brachialis hat den Vorteil, dass im Falle einer Läsion eines einzigen Spinalnervs, dessen Funktion bis zu einem gewissen Grad von anderen Nervenfasern übernommen werden können. Zusätzlich ist eine Art Kommunikation zwischen den Nerven möglich mit einem gewissen Informationsaustausch über die momentanen Muskelparameter. Die Nerven, die dem Nervengeflecht entspringen, um „ihren“ Muskel zu versorgen, bestehen aus gemischten Fasern.
Efferente Fasern leiten die Information zur Muskelkontraktion vom entsprechenden Bewegungszentrum an den Muskel, bzw. die Muskelpartie. Afferente, sensorische (sensible), Fasern leiten sensorische Eindrücke an die entsprechenden Zentren im Gehirn weiter, wo sie verarbeitet und evtl. Teil eines automatischen Regelkreises sind. Als Sensoren dienen dabei Muskelspindeln, die die Anspannung von Muskelfasern „messen“ und in Kombination mit den Golgi-Sehnenorganen den propriozeptiven Zustand weiterleiten. Es kann sich dabei um sehr komplexe Regelkreise handeln, die einen automatischen oder halbautomatischen Bewegungsablauf ermöglichen. Auch Nervenfasern, die der autonomen – dem Willen nicht unterworfenen – Steuerung dienen, sind integraler Bestandteil der vom Plexus brachialis ausgehenden Nerven.
Krankheiten
Bei einer Einengung der hinteren Skalenuslücke ist im Regelfall auch die Sauerstoffversorgung des Gewebes beeinträchtigt, weil auch die versorgende Arterie durch die Skalenuslücke verläuft. Das Skalenussyndrom wird daher häufig von einer Blauverfärbung (Zyanose) des Gewebes begleitet und von einem Ödem wegen der mangelnden Sauerstoffversorgung und wegen der mechanischen Beeinträchtigung des Blutstroms. Im Falle eines vollständigen Abrisses des Plexus brachialis durch einen Unfall kommt es zu einem Totalausfall, zu einer vollständigen Lähmung der Muskulatur an Schulter, Brust, Armen und Händen. Im Falle einer Teilläsion bestimmter Äste des Plexus brachialis, stellen sich symptomatische motorische und sensible Ausfälle der betroffenen Muskelpartien ein.
Zu Schädigungen des Plexus brachialis kann es auch während des Geburtsvorgangs kommen, wenn der Geburtskanal für das Baby ein wenig eng ist. Durch Zugkräfte kann es zu Abriss- oder Ausrissverletzungen an dem Nervengeflecht, und damit zu einer geburtstraumatischen Plexusparese, kommen. Die Parese äußert sich meist durch eine Lähmung des betroffenen Armes. Die Schäden heilen häufig von selbst aus, andernfalls sollten innerhalb der ersten 9 Monate operative Maßnahmen erwogen werden. Der Plexus brachialis kann sich in einer Art Autoimmunreaktion entzünden und zur neuralgischen Schulteramyotrophie führen. Die Krankheit äußert sich durch heftige Schmerzen in der Schulter und in Lähmungen der Schulter- und Oberarmmuskulatur.
Typische & häufige Nervenerkrankungen
Quellen
- Frotscher, M., et al.: Taschenatlas Anatomie, Band 3: Nervensystem und Sinnesorgane. Thieme, Stuttgart 2018
- Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
- Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012