Musculus sternocleidomastoideus

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Anatomie Musculus sternocleidomastoideus

Der Musculus sternocleidomastoideus ist auch als großer Kopfwender bekannt und zählt zu den ventral oberflächlichen Halsmuskeln, die zwischen Brustbein, Schädelbasis und Schlüsselbein liegen. Die Hauptaufgabe der beidseitig vorhandenen Muskeln ist die Lateralflexion des Kopfes in Richtung der Schulter, die durch einseitige Kontraktion ermöglicht wird. Läsionen des Nervus accessorius beeinträchtigen die Funktion des Muskels bis hin zur Lähmung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Musculus sternocleidomastoideus?

Der große Kopfwender hat mehrere Aufgaben, was die Bewegung des Körpers betrifft. Über motorisch efferente Nerven erreichen Befehle zur Kontraktion die motorische Endplatte des Muskels, die aus dem zentralen Nervensystem stammen.
© FGWDesign – stock.adobe.com

Die Skelettmuskeln lassen sich in unterschiedliche Muskelgruppen unterteilen. Eine davon ist die Gruppe der Halsmuskeln. Zu den ventral gelegenen Halsmuskeln zählt der große Kopfwender, der auch als Musculus sternocleidomastoideus bekannt ist. Der Muskel wird umgangssprachlich auch als Kopfnicker bezeichnet und liegt zwischen dem Brustbein, dem Schlüsselbein und der Schädelbasis.

Er macht die oberflächliche Schicht der bauchwertigen Halsmuskulatur aus. Der Skelettmuskel liegt auf beiden Seiten des Halses. Damit besitzt jeder Mensch eigentlich zwei Musculi sternocleidomastoidei. Der rechtsseitige wird als Musculus sternocleidomastoideus dexter und der linksseitige als Musculus sternocleidomastoideus sinister bezeichnet.

Jeder dieser Muskeln hat zwei verschiedene Köpfe: ein Caput laterale und ein Caput ventrale. Beide der Köpfe laufen jeweils schräg über die seitliche Halsfläche. Wo der Muskel am Schlüsselbein festgewachsen liegt, ist er manchmal verbreitert, was eine Verbreiterung des Trapezmuskels an der Armseite des zugehörigen Knochens zur Folge hat. In Einzelfällen sind die beiden Muskeln ganz miteinander verwachsen, funktionieren aber beide einwandfrei.

Anatomie & Aufbau

Der Musculus sternocleidomastoideus wird durch den Nervus accessorius motorisch innerviert und empfängt außerdem Nervenäste aus den Segmenten C1 bis C3 und C4 des Plexus cervicalis. Die Blutversorgung wird durch den Ramus sternocleidomastoideus gewährleistet.

Der Caput laterale des Muskels entspringt an der oberen Kante und vorderen Fläche des medialen Schlüsselbeins und zieht sich von dort aus in fleischig aponeurotischen Fasern annähernd vertikal in Richtung oben. Das Caput mediale des Muskels entspringt je der vorderen Fläche des Manubrium sterni am Brustbein und zieht mit einen Fasern in kraniale, laterale und dorsale Richtung. Zwischen den jeweiligen Ursprüngen der beiden Muskelköpfe liegt auf jeder Seite je ein dreieckiger Spalt. Erst im weiteren Verlauf kommt es auf Mitte des Halses zu einer Vereinigung der Muskeln, die einen dick rundlichen Muskelbauch entstehen lässt.

Seinen Ansatz hat der Musculus sternocleidomastoideus am lateralen Processus mastoideus und damit am Os temporale. Durch seinen Verlauf teilt der Muskel die laterale Halspartie in Dreiecke ein. Das seitliche Halsdreieck wird auch Trigonum colli laterale genannt. Das vordere Halsdreieck ist das Trigonum colli mediale.

Funktion & Aufgaben

Der große Kopfwender hat mehrere Aufgaben, was die Bewegung des Körpers betrifft. Über motorisch efferente Nerven erreichen Befehle zur Kontraktion die motorische Endplatte des Muskels, die aus dem zentralen Nervensystem stammen. Bei einer einseitigen Kontraktion des Muskels neigt sich der Kopf seitlich Richtung Schulter. Es kommt also zur Lateralflexion beziehungsweise seitlichen Beugung des Kopfes in Schulterrichtung.

Auf derselben Bewegungsachse liegt die entgegen gerichtete Lateralextension, die ebenfalls vom Musculus sternocleidomastoideus durchgeführt wird und einer leicht seitlichen Streckung des Kopfes entspricht. Die Extension entspricht annähernd einer Reklination, da sie nach hinten ausgerichtet ist. Außerdem dreht sich der Kopf bei der Kontraktion des Muskels zur Gegenseite, womit der Skelettmuskel auch an der Rotation des Kopfes beteiligt ist. Bei einer Fixierung des Kopfes wechseln die beiden Kopfwender ihre Funktion und werden gemeinsam zur Atemhilfsmuskulatur.

Der rechte und linke Musculus sternocleidomastoideus verändern bei fixiertem Kopf durch ihre Kontraktion und ihre Relaxation also je das Volumen des Brustraums und ermöglichen dadurch ein verstärktes Atmen. Anders als die tatsächlichen Atemmuskeln sind sie allerdings nicht zwingend lebensnotwendig. Neben den Musculi sternocleidomastoidei zählen Brustmuskeln und Bauchmuskeln zur Atemhilfsmuskulatur und unterstützen als solche die In- und Exspiration, führen sie aber nicht selbsttätig durch.


Krankheiten

Wie alle anderen Muskeln kann der Musculus sternocleidomastoideus von Lähmungen betroffen sein. Bei einer Lähmung des großen Kopfwenders ist die Lateralflexion des Kopfes Richtung Schulter nicht mehr möglich. Eine Lähmung des Muskels geht in der Regel auf eine Läsion des Nervus accessorius zurück. Eine solche Läsion kann zum Beispiel durch einen Unfall bedingt sein.

Eine andere Ursache ist die Läsion nach Kompression, also eine Schädigung des Nervs nach Verklemmung. Druckschädigungen können außerdem tumorbedingt sein. Darüber hinaus können Entzündungen des Nervs zu seinem anteiligen oder vollkommenen Ausfall führen. Dasselbe gilt für Mangelernährung, Vergiftung und Infektionen. Auch im Rahmen einer Polyneuropathie können Nervenlähmungen auftreten, die sich in Form einer Lähmung des großen Kopfwenders äußern. Die bis hierher genannten Ursachen liegen im peripheren Nervensystem. Die Verbindung des Muskels zum zentralen Nervensystem kann allerdings auch durch Läsionen im Zentralnervensystem selbst begünstigt werden.

Eine solche Läsion kann zum Beispiel die Rückenmarksegmente C1 bis C3 betreffen und unfallbedingt, rückenmarksinfarktbedingt, tumorbedingt oder entzündungsbedingt vorliegen. Bei den entzündungsbedingten Lähmungen ist zwischen Infekten durch Mikroorganismen und Autoimmunerkrankungen wie MS zu unterscheiden. Bei ALS degenerieren wiederum die zentralen Motoneuronen Stück für Stück. Diese Erscheinung hat eine fortschreitende Lähmung sämtlicher Muskeln zur Folge.

Die zentralen Motoneurone sind für jegliche Bewegungsart entscheidend. Daher führt ihre fortschreitende Degeneration zum fortschreitenden Ausfall jeglicher Willkür-, aber auch Reflexmotorik. Insgesamt kann eine Lähmung des Musculus sternocleidomastoideus dementsprechend viele Ursachen haben und sollte immer neurologisch abgeklärt werden.

Quellen

  • Classen, M., Diehl, V., Kochsiek, K. (Hrsg.): Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2009
  • Grillparzer, M.: Körperwissen. Gräfe und Unzer, München 2007
  • Valerius, K.-P. et al: Das Muskelbuch: Anatomie - Untersuchung – Bewegung. KVM – Medizinverlag, Berlin 2014

Das könnte Sie auch interessieren