Mangelernährung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Mangelernährung, Unterernährung oder Fehlernährung ist in der westlichen Welt eher selten, dennoch kann eine Mangelernährung aufgrund von falsch verstandener Diät oder einseitiger Ernährung vorkommen. Vor allem Kinder und Heranwachsende können durch eine Mangelernährung großen Schaden in ihrer geistigen und körperlichen Entwicklung nehmen. Dies gilt es durch gesunde und ausgewogene Ernährung zu vermeiden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Mangelernährung?

Eine Mangelernährung beginnt langsam und wird anfangs kaum bemerkt. Der Körper fühlt sich schlapp und müde an, hinzu kommen Konzentrationsschwierigkeiten und eine erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten (Erkältung, Hautausschläge).
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Als Mangelernährung wird eine einseitige, mangelhafte Ernährung bezeichnet, bei der wichtige Zusatzstoffe, Kohlenhydrate, Mineralstoffe und Vitamine fehlen. Mangelernährung wird in Fehlernährung und Unterernährung spezifiziert.

Mangelernährung ist ein Zustand, bei dem der Körper deutliche Anzeichen für einen Mangel an Energie erkennen lässt. Die fehlenden Komponenten (Eiweiß, Vitamine) müssen dem Körper anderweitig zugeführt werden, um einen funktionierenden Stoffwechsel aufrechtzuerhalten.

Oft ist eine Mangelernährung mit einem Vitaminmangel verbunden. Die Betroffen leiden bei einer Mangelernährung zudem meist an Untergewicht und/oder Dehydration. Mangelernährung bezeichnet, vereinfacht ausgedrückt, ein Missverhältnis zwischen Nährstoffbedarf und Nährstoffzufuhr.

Ursachen

Ältere Menschen und Pflegeheimpatienten sind in erhöhtem Maße von Mangelernährung betroffen, vor allem, wenn sie sich nicht mehr selbst um ihre Ernährung kümmern können und zu wenig Nahrung und Flüssigkeit aufnehmen.

Krankhafte Magersucht (Anorexia nervosa) führt zu einer deutlichen Mangelernährung. Hier wird nicht mehr von Fehlernährung, sondern von Unterernährung gesprochen, die unbehandelt zum Tod führen kann. Besonders junge Mädchen sind von dieser Form der Mangelernährung betroffen. Diese Essstörung hat ihre Ursachen im gesellschaftlichen Bereich (Mode, Schlankheitsideal) und muss in erster Linie psychologisch behandelt werden.

Gleiches gilt für Bulimie (Ess-Brech-Sucht). Auch eine Lebensmittelunverträglichkeit oder eine exzessive Nahrungsumstellung im Rahmen einer Diät kann zu einer Mangelernährung führen. Mangelernährung wird oft mit Armut in Verbindung gebracht.

Tatsächlich leiden Menschen in Entwicklungsländern aufgrund einseitiger und fehlender Nahrungsmittel oft an einer lebensbedrohlichen Mangelernährung. Auch die Nahrungsaufnahme von nur einem Nahrungsmittel (vorwiegend Fisch, vorwiegend Reis) führt zu gravierenden Mangelerscheinungen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome einer Mangelernährung betreffen den gesamten Körper, wenn es an allen oder fast allen Nährstoffen fehlt. Ansonsten kommt es auch zu spezifischen Symptomen beim Fehlen einzelner Stoffe.

Ein Mangel an Kohlenhydraten führt etwa zu Kreislaufproblemen, Müdigkeit, einem Schwächegefühl und Kopfschmerzen. Mitunter treten Sehstörungen auf. Ein Eiweißmangel äußert sich in einem geschwächten Immunsystem und einem Abbau von Muskelmassen. Zudem werden die Selbstheilungskräfte des Körpers geschwächt und andere Krankheiten nehmen eher einen schwereren Verlauf.

Ein Mangel an einzelnen Vitaminen oder Mineralstoffen zeigt sich in diversen Symptomen. So kommt es etwa zu Veränderungen des Hautbildes und Haarwuchses. Ein Eisenmangel führt zu einer Blutarmut und starker Müdigkeit.

Sonstige Symptome, die bei einer Mangelernährung auftreten können, betreffen zum Beispiel dauerhafte Kreislaufprobleme. Diese erhöhen das Sturz- und Unfallrisiko. Bewegungsabläufe können gestört werden, die Skelettmuskulatur wird schwächer. Die Gefahr eines Knochenbruchs wird erhöht. Dies kann auch durch abgebaute Substanz in den Knochen bedingt sein.

Zudem kommt es zu einem geschwächten Herzen. Es pumpt in der Regel langsamer und es entwickeln sich Herzrhythmusstörungen. Die Atmung wird ebenfalls flacher, die Atemzüge werden kürzer.

Eine leichte Mangelernährung führt meist nur zu Abgeschlagenheit und Appetitlosigkeit. Eine schwere Mangelernährung kann die aufgeführten Symptome und auch neurologische Störungen (vor allem vorübergehende neurologische Aussetzer) auslösen.

Diagnose & Verlauf

Eine Mangelernährung beginnt langsam und wird anfangs kaum bemerkt. Der Körper fühlt sich schlapp und müde an, hinzu kommen Konzentrationsschwierigkeiten und eine erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten (Erkältung, Hautausschläge).

Erst später macht sich ein Gewichtsverlust bemerkbar, weil der Körper die fehlenden Nährstoffe bei einer Mangelernährung vorerst aus den körpereigenen Reserven zieht. Die Haut wird grau und trocknet aus, es kommt zum Muskelschwund und Magenentzündungen. Übergewichtige Menschen bekommen durch eine Mangelernährung Kreislaufprobleme.

Eine Mangelernährung kann der Hausarzt durch Inaugenscheinnahme und eine Blutuntersuchung erkennen. Untergewicht kann ein Anzeichen für Mangelernährung sein. Eltern sollten auf veränderte Essgewohnheiten ihrer Kinder achten und rechtzeitig einschreiten. Eine Dehydration (zu wenig Flüssigkeitszufuhr) kann über einen längeren Zeitraum zu Blutarmut bis hin zu einem Schlaganfall führen.

Komplikationen

Eine quantitative Mangelernährung führt immer zu einer Reihe von Folgekomplikationen, wenn sie nicht ausgeglichen wird. Über den reinen Gewichtsverlust und die Energiearmut hinaus gehen damit Folgeerscheinungen wie eine schlechte Wundheilung, ein stark geschwächtes Immunsystem und der Abbau von Knochendichte einher. Auch die Sehkraft und das Gehirn werden in Mitleidenschaft gezogen, so dass sich auch kognitive Störungen einstellen.

Mangelnde Zufuhr von Fett führt zudem immer zu einer mangelnden Zufuhr fettlöslicher Vitamine, was sich ebenfalls empfindlich auf die Zellgesundheit und das Immunsystem auswirkt. Folgekomplikationen der Unterernährung können schon durch einfache Infektionskrankheiten, leichte Verletzungen oder erhöhten Stress ausgelöst werden. Verstärkt werden alle Leiden durch die auftretenden Kreislaufprobleme und Nervenschädigungen, die auf einen Mineralstoffmangel zurückzuführen sind.

Ein Mangel an Eisen führt unter anderem zu Blutarmut. Die Komplikation, die am Ende einer jeden schwerwiegenden Unterernährung steht, ist der Tod. Gerade Kinder sind hier betroffen. Die qualitative Mangelernährung führt zu Komplikationen, die abhängig sind von der Art des nicht oder zu wenig aufgenommen Stoffes.

Mangelnde Vitamine und Mineralstoffe führen zu Nervenleiden, Immunsystemseinschränkungen und allgemeiner Schwäche. Gerade ältere Menschen sind hier betroffen. Die Kraftlosigkeit verstärkt bereits bestehende Leiden zudem, was die Mortalitätsrate bei Herzkreislaufproblemen und ähnlichem steigert.

Mangelnde Zufuhr von Eiweiß und Fett sorgt unter anderem für Muskelabbau und die Degeneration von Gewebe. Am Ende der quantitativen Mangelernährung steht nicht zwangsweise der Tod. Vielmehr sind Krankheiten, die durch eine Mangelernährung verstärkt werden, ein Risikofaktor.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Mangelernährung ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die in der Regel immer von einem entsprechenden Arzt behandelt werden sollte. Bei einer bestehenden Mangelernährung fehlen dem menschlichen Körper wichtige Nährstoffe, die über den normalen Weg nicht aufgenommen werden. Aus diesem Grund müssen diese Nährstoffe künstlich zugeführt werden. Mit Nahrungsergänzungsmitteln oder durch eine künstliche Sonde müssen die wichtigen Nährstoffe verabreicht werden. Wer auf eine ärztliche und medikamentöse Behandlung verzichtet, der setzt sich selbst einem großen Risiko aus.

Es kommt in vielen Fällen zu einem allgemeinen Unwohlsein, Kopfschmerzen und zu einer Schwächung des gesamten Immunsystems. Betroffene Personen sind anfälliger für Infektionskrankheiten, da keine Abwehrkräfte aufgebaut werden können. Somit gilt: Bei einer vorliegenden Mangelernährung sollte der Besuch beim Arzt nicht hinausgezögert werden. Bereits bei ersten Anzeichen und Symptome ist ein entsprechender Arzt aufzusuchen. Allerdings muss die Ursache der Mangelernährung diagnostiziert werden. Lediglich die Symptome zu bekämpfen bzw. zu beseitigen ist nicht ausreichend. Wer sich jedoch frühzeitig in ärztliche Behandlung begibt, der kann mit einer schnellen und vollständigen Genesung rechnen.

Behandlung & Therapie

Eine Mangelernährung ist einfach zu behandeln. Der Auslöser, nämlich die einseitige Ernährung, muss geändert werden. Die Nährstoffzufuhr ist dem Nährstoffbedarf anzupassen. Extrem magersüchtige Patienten erhalten Elektrolyte und Nährmittellösungen per Tropf. Ein Mensch kommt über einen längeren Zeitraum mit wenig Nahrung aus. Flüssigkeit benötigt der Körper jedoch immer in ausreichender Menge.

Um einer Dehydration vorzubeugen, muss der Mensch mindestens einen Liter Wasser, Tee oder Saft täglich trinken. Zwei Liter Wasser wären optimal. Eine Mangelernährung ist in Deutschland nicht unbedingt ein Armutsproblem. Auch mit wenig Geld lässt sich eine ausgewogene Ernährung sicherstellen. Liegt bereits eine deutliche Mangelernährung vor, so wird mit Vitamin- und Aufbaupräparaten die Nahrungsumstellung unterstützt, damit sich der Körper schneller erholen kann.

Auch muss der Magen langsam erst an die verbesserte Ernährungsumstellung gewöhnt werden. Eiweißhaltige Nahrung, Milchprodukte und viel Obst und Gemüse sind wichtig. Stark übergewichtige Personen sollten eine geplante Diät von ihrem Hausarzt überwachen lassen, um einer Mangelernährung vorzubeugen.


Aussicht & Prognose

Die Auswirkungen einer Mangelernährung können unterschiedlicher Ausprägung sein. Grundsätzlich spielen die Ursache und das Ausmaß des falschen oder fehlenden Nahrungskonsums für die Prognose eine bedeutende Rolle. Allgemeingültige Aussagen sind schwierig. Sie können im Folgenden nur für den Wirtschaftsraum der Industrieländer formuliert werden.

Als Risikogruppen gelten in Deutschland Suchtkranke und ältere Menschen. Auch Personen, die falschen Schönheitsidealen nacheifern, sind durch einseitige Ernährungszyklen anfällig. Alkoholiker haben beispielsweise einen erhöhten Nährstoffbedarf, der aus ihrem krankhaften Verhalten herrührt. Seniorinnen und Senioren werden oft vernachlässigt oder investieren nichts mehr in ihr Leben. Grundsätzlich lässt sich diesen Personengruppen helfen. Je früher eine Therapie einsetzt, desto eher besteht die Aussicht auf Heilung. Das heißt im Umkehrschluss: Wird eine Mangelernährung über einen längeren Zeitraum hingenommen, können sich irreparable Schäden ausbilden.

Nach wissenschaftlichen Erhebungen wird eine Mangelernährung bei älteren Personen oft gar nicht erkannt. Bei ihnen besteht ein erhöhtes Sterberisiko, was auch auf die eingeschränkte Regenerationskraft des Köpers zurückzuführen ist. Weitere Ursachen wie Armut, Einsamkeit oder Depressionen lassen sich meist in Gesprächstherapien thematisieren. Die Mangelernährung hängt oft mit einem psychischen Ungleichgewicht zusammen.

Vorbeugung

Einer Mangelernährung wird mit gesundem, ausgewogenem Essen vorgebeugt. Gemeinsame Mahlzeiten und eine entspannte Atmosphäre am Esstisch sind für Familien mit Kindern besonders wichtig. Schlechte Essgewohnheiten sind oft "hausgemacht" und fördern Mangelernährung durch einseitige Ernährung. Kleine Zwischenmahlzeiten in Form eines Joghurts oder eines Apfels beugen einer Mangelernährung zusätzlich vor.

Nachsorge

Da eine Mangelernährung eine Konsequenz eines langwierigen falschen Ernährungsstils ist, konzentriert sich die Nachsorge darauf, eine erneute Mangelernährung dauerhaft zu vermeiden. Dazu sollten Betroffene versuchen, gesunde und ausgewogene Kost zu sich zu nehmen, in einem regelmäßigen Turnus. Mit zunehmenden Kräften steigert sich die Leistungsfähigkeit, dennoch sollten körperliche Aktivitäten behutsam aufgenommen werden. Sofern die Mangelernährung im Zusammenhang mit dem Abnehmwahn zustande gekommen ist, von dem vor allem Kinder und Jugendliche betroffen sind, sollte die Nachsorge auch ein Wiederherstellen der seelischen Gesundheit beinhalten. Oftmals sind falsche Vorbilder und illusorische Vorstellungen der Grund für die Nahrungsverweigerung. Dabei kann es hilfreich sein, einen Psychologen zu Rate zu ziehen, der den Genesungsprozess therapeutisch begleitet. Mangelernährung bei Jugendlichen in der westlichen Welt sollte ernst genommen werden, wird der Gewichtsverlust nicht gestoppt, kommt es in letzter Instanz zum Tod.

Das können Sie selbst tun

Mit einer Mangelernährung muss nicht unbedingt zu einem Arzt gegangen werden. Oft genügt es bereits, die Energie- und Nährstoffdefizite durch diätetische Maßnahmen auszugleichen.

Es empfiehlt sich eine ausgewogene und vollwertige Kost, die alle wichtigen Vitamine und Mineralstoffe enthält. Zunächst sollte der Betroffene kleine Portionen verzehren, am besten Speisen, die er gerne mag und die leicht verdaulich und bekömmlich sind. Bei eingeschränktem Kau- oder Schluckvermögen gilt es, die Speisen vor dem Verzehr zu pürieren. Ältere Menschen benötigen manchmal eine individuelle Betreuung während der Mahlzeiten. Spezielle Hilfsmittel wie zum Beispiel Schnabeltassen erleichtern die Nahrungsaufnahme zusätzlich.

Liegt einer Mangelernährung ein ernstes Leiden zugrunde, so muss dieses zuerst behandelt werden. Darum sollte mit wiederkehrenden Mangelerscheinungen auf jeden Fall ein Arzt konsultiert werden. Bei einer ausgeprägten Mangelernährung muss der Betroffene in das nächste Krankenhaus gebracht werden. Von weiteren Selbsthilfe-Maßnahmen ist in diesem Fall abzusehen. Eine leichte Mangelernährung hat mitunter auch psychische Ursachen, die im Rahmen einer Therapie aufgearbeitet werden müssen. Grundsätzlich sollten die Ursachen abgeklärt werden, bevor sich schwere körperliche Beschwerden oder ernsthafte Essstörungen einstellen.

Quellen

  • Biesalski, H.-K., et al.: Ernährungsmedizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hg.) Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Neuer Umschau Verlag GmbH, Neustadt an der Weinstraße 2015
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015

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