Muskelverletzungen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Muskelverletzungen sind eine der häufigsten Folgen von Sportunfällen, falschen Bewegungen oder ungelenken Maßnahmen bei der Arbeit. In der Regel sind die nicht schwerwiegend, sondern erfordern einige Tage Ruhe. In wenigen Ausnahmesituationen sind jedoch ärztliche Eingriffe nötig. Grundsätzlich sind Muskelverletzungen somit heilbar – die Chancen eines Erfolges liegen stets sehr hoch.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Muskelverletzungen?

Eine Vielzahl der Muskelverletzungen spürt der Betroffene gar nicht, weil sie ohne Schmerzen auftreten. Erst das minimale Ziehen im Oberschenkel oder Einschränkungen in der Beweglichkeit werden wahrgenommen.
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Bei Muskelverletzungen handelt es sich um Risse oder anderweitige Beschädigungen der Muskulatur. Diese können also in einem Abriss ganzer Bündel oder einzelner Fasern liegen. Muskelverletzungen sind daher in der Regel spürbar oder sogar schmerzhaft.

Meist geht ein leichtes Ziehen mit ihnen einher. Handelt es sich um Risse ganzer Muskelbündel, wären die Muskelverletzungen jedoch mit erheblichen Schmerzen verbunden. Hier kann meist nur eine Operation die vollständige Funktionalität des Bewegungsapparates wiederherstellen.

Kleinere Muskelverletzungen lassen sich dagegen mit lindernden Salben, Bädern sowie Massagen und Wärmetherapien beheben. Treten die Symptome über mehrere Tage auf, sollte vorsichtshalber ein Arzt aufgesucht werden. Er kann feststellen, ob es sich tatsächlich um Muskelverletzungen handelt oder sogar die Knochen sowie Organe eventuell beschädigt sind.

Ursachen

Muskelverletzungen treten in der Regel dort auf, wo der Körper bei sportlichen Aktivitäten noch nicht ausreichend erwärmt ist. Ebenso können beim Heben schwerer Lasten immer wieder sogenannte falsche Bewegungen zu einem Verkanten oder Überdehnen und somit zu Muskelverletzungen führen.

Nicht selten werden leichte Beschädigungen der Muskulatur von dem Betroffenen gar nicht wahrgenommen – beim Waldlauf oder dem Fußballspiel verstärken diese sich aber und können mit schmerzhaften Folgen einhergehen. Muskelverletzungen treten somit meist dort auf, wo viele Bewegungen gefordert sind.

In wenigen Situationen bringt auch das Wegrutschen auf eisglatten Wegen oder ein Fehltritt auf der Treppe solche Muskelverletzungen mit sich. Somit wird jeder Mensch in seinem Leben mehrfach von Muskelverletzungen getroffen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Muskelverletzungen sind zum Teil mit unterschiedlich starken Schmerzempfindungen verbunden. In der Regel ist auch noch ein Ziehen spürbar. Außerdem wird der Bewegungsapparat eingeschränkt. Es können jedoch auch Muskelverletzungen auftreten, die durch den Betroffenen nicht bemerkt werden. Häufig entstehen Muskelverletzungen im Rahmen sportlicher Aktivitäten.

Bei einer Muskelzerrung, einer leichteren Art von Muskelverletzungen, erfolgt eine unnatürliche Muskeldehnung. Dabei wird die Muskelspannung gestört, der Muskel verhärtet sich und es setzen Schmerzen ein. Durch dieses reflexmäßige Anspannen sollen schwerwiegender Folgen vermieden werden. Nach kurzer Erholung können sich die Symptome wieder zurückbilden. Bei einem Muskelfaserriss setzen plötzliche Schmerzen ein, da nervenführende Muskelfasern zerreißen.

Der Schmerzcharakter ist dabei stechend, ähnlich einer Verletzung durch einen Messerstich. Eine Belastung oder Bewegung ist kaum noch möglich. Die Einschränkung der Durchblutung ruft in diesem Bereich eine Entzündungsreaktion hervor. Eine massive, länger anhaltende Muskelverhärtung tritt auf. Die Schmerzen äußern sich krampfartig. Bei einem Muskelbündelriss bildet sich häufig ein sichtbarer Bluterguss, da die Gefäßverletzungen intensiver sind.

Dies liegt an der Beschädigung, dem Einreißen der aus Bindegewebe bestehenden Muskelhülle. Ein Muskelfaserriss oder Muskelbündelriss sind genau zu lokalisieren. Sie können präzise ertastet werden. Außerdem ist das Schmerzempfinden nur punktuell an der Muskelverletzung zu spüren. Bei Komplikationen und in schweren Fällen können Ruheschmerzen über einen längeren Zeitraum zu erheblichen Schlafstörungen führen.

Diagnose & Verlauf

Eine Vielzahl der Muskelverletzungen spürt der Betroffene gar nicht, weil sie ohne Schmerzen auftreten. Erst das minimale Ziehen im Oberschenkel oder Einschränkungen in der Beweglichkeit werden wahrgenommen.

Solche Muskelverletzungen können eigentlich täglich auftreten und sind meist nach einem bis zwei Tagen bereits vergessen. Demgegenüber können beim Sport aber auch stärkere Muskelverletzungen erscheinen, die nicht nur spürbar sind, sondern einen Eingriff erfordern. Meist wird sich der Betroffene hier mit wärmenden Salben selbst helfen.

Reicht das nicht aus, ist der Facharzt zu konsultieren. Insbesondere solche Muskelverletzungen, die mit ganzen oder teilweisen Abrissen der Muskelbündel sowie Beschädigungen von Knorpeln und Sehnen einhergehen, müssen häufig therapiert werden. In manchen Fällen erfordern Muskelverletzungen auch eine Operation.

Komplikationen

Bei Muskelverletzungen kann es zu verschiedenen Beschwerden und Komplikationen kommen. Der weitere Verlauf dieser Erkrankung hängt dabei sehr stark von der Verletzung selbst und ihrer Ausprägung ab. In der Regel leiden die Betroffenen bei Muskelverletzungen in erster Linie an starken Schmerzen und damit auch an Einschränkungen im Alltag.

Nicht selten kommt es dadurch zu Bewegungseinschränkungen und auch zu einer verringerten Lebensqualität. Die Patienten können dabei auch auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen sein und leiden an einer verringerten Belastbarkeit. Komplikationen treten bei Muskelverletzungen in der Regel vor allem dann auf, wenn die Muskeln auch weiterhin noch nach der Verletzung belastet werden.

Dabei kann es zu verschiedenen Folgeschäden kommen wie Schwellungen oder schmerzhaften Krämpfen. Schmerzen aus den Muskeln können sich auch in andere Regionen des Körpers ausbreiten und dort Beschwerden auslösen. Ruheschmerzen führen dabei nicht selten zu Schlafstörungen.

Die Behandlung der Muskelverletzungen führt in der Regel nicht zu weiteren Komplikationen. Die genaue Art der Behandlung hängt allerdings stark von der Verletzung ab. In den meisten Fällen stellt sich allerdings ein stets positiver Krankheitsverlauf ein.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Verletzungen der Muskeln sollten grundsätzlich von einem Arzt abgeklärt werden, sobald sie an Intensität zunehmen, plötzlich auftreten oder anhaltend sind. Entstehen sie nach einem schweren Sturz oder Unfall, ist ein Arztbesuch anzuraten, damit der Umfang der gesamten Beschädigungen festgestellt werden kann. Bei leichten Verletzungen ist oftmals eine ausreichende Schonung zur Regeneration der Beschwerden ausreichend.

Nach einer intensiven sportlichen oder körperlichen Belastung kommt es zu einer Überbeanspruchung der Muskeln, die keine schwerwiegenden Folgen hat. Mit einer Wärmezufuhr können Linderungen und häufig auch eine Genesung erreicht werden. Eine medizinische Versorgung ist in diesen Fällen nicht notwendig.

Bei Einschränkungen des Bewegungsapparates, einer fehlerhaften Körperhaltung oder Schmerzen sollte ein Arztbesuch erfolgen. Kommt es zu einem Ruheschmerz oder eine Überempfindlichkeit gegenüber Berührungsreizen, benötigt der Körper Hilfe bei der Heilung.

Sinkt die allgemeine körperliche Belastbarkeit, kommt es zu einer inneren Schwäche oder können sportliche sowie alltägliche Tätigkeiten nicht mehr wie gewohnt ausgeführt werden, wird ein Arzt benötigt. Entwickeln sich bereits einige Zeit nach der Muskelverletzung neue Blutergüsse, liegen Beeinträchtigungen vor, die untersucht und behandelt werden sollten. Ungewöhnlich sind Ruheschmerzen, Schlafstörungen sowie eine Versteifung der Gelenke. Treten Krämpfe auf, können Drehbewegungen nicht mehr durchgeführt werden oder versagt die Greiffunktion, ist ein Arztbesuch anzuraten.

Behandlung & Therapie

Für die genaue Behandlung der Muskelverletzungen ist stets das Wissen erforderlich, in welchem Stadium sich das Leiden befindet. Hat sich ein Sportler durch unzureichendes Aufwärmen vor einem Fußballspiel oder einem Jogginglauf ein wenig die Muskeln gezerrt, werden wenige Ruhetage sowie eine unterstützende Creme meist ausreichen, um das Ziehen im betroffenen Körperteil zu beheben.

Muskelverletzungen, die mit erheblichen Schmerzen einhergehen oder nach einigen Tagen noch immer nicht geheilt sind, sollten einer ärztlichen Begutachtung überlassen werden. Oft reichen hier einige Sitzungen aus, um mit Massagen, Elektro- sowie Wärmetherapie zum Erfolg zu kommen.

Werden Muskelverletzungen mit Rissen der Fasern oder sogar der Bündel erkannt, ist abzuwägen: Ist der Patient ohne den betroffenen Körperteil für lange Zeit an der Ausübung seines Berufes verhindert, wird in der Regel schnellstmöglich operiert, um die Folgen der Muskelverletzungen besser beheben zu können.

Eine solche Maßnahme geht zudem mit rehabilitierenden Sportstunden einher, bei der die Beweglichkeit gefördert und das Zusammenwachsen des Muskels unterstützt wird. Worauf bei Muskelverletzungen im Einzelfall abzustellen ist, sollte jedoch der Orthopäde entscheiden.


Aussicht & Prognose

Bei Muskelverletzungen orientiert sich die Prognose an der Art und Intensität der Verletzung. Eine Muskelzerrung heilt innerhalb von vier bis sechs Tagen aus. Anschließend kann wieder mit dem Training begonnen werden. Voraussetzung für eine rasche Genesung ist eine ärztliche Behandlung sowie Schonung. Wird trotz Zerrung weiterhin trainiert, kann es zu einem Muskelfaserriss kommen. Bei einem Muskelfaserriss treten normalerweise keine größeren Komplikationen auf, die Genesungszeit ist jedoch deutlich länger. Die Verletzung heilt ohne weitere Beschwerden innerhalb von zwei bis sechs Wochen aus.

Wird zu früh mit dem Training begonnen, kann eine erneute Verletzung auftreten. Im schlimmsten Fall wird der Muskel dauerhaft geschädigt. Je nach Schwere der Muskelverletzung kann es dauerhaft zu Einschränkungen in der Bewegungsfähigkeiten des Muskels kommen. Dadurch treten mitunter auch psychische Beschwerden auf. Insbesondere Athleten werden durch eine Muskelverletzung stark belastet, vor allem wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben.

Eine frühzeitige Behandlung verbessert die Aussichten. Die Lebenserwartung wird durch Muskelverletzungen normalerweise nicht eingeschränkt. Allerdings können schwere Verletzungen zu Durchblutungsstörungen, Nervenschäden und andere Komplikationen führen, welche die Lebensqualität einschränken.

Vorbeugung

Grundsätzlich lassen sich Muskelverletzungen durch viel Bewegung sowie ein hinreichendes Aufwärmen vor dem Sport vermeiden. Zudem sollte nie mit hohem Tempo in eine Aktivität gestartet werden. Vielmehr muss der Körper sich langsam an die Herausforderungen gewöhnen und sich parallel dazu aufwärmen dürfen. Dennoch lassen sich Muskelverletzungen nie völlig vermeiden.

Nachsorge

Die guten Heilungsaussichten bringen es mit sich, dass nach einer Muskelverletzung die Betroffenen wieder voll einsatzbereit sind. Ein Grund für planmäßige Nachuntersuchungen nach der Genesung besteht damit nicht. Sportliche Aktivitäten sollten allerdings nur langsam aufgenommen werden. Je umfangreicher die Therapie ausfiel, desto länger sollte das Einstiegstraining dauern.

Der behandelnde Arzt vermittelt im Rahmen der Ersttherapie entsprechende Hinweise. Die Umsetzung obliegt dem Patienten. Die Nachsorge zielt auch darauf, das Wiederauftreten einer Erkrankung zu verhindern. Dieses geschieht bei Tumoren und anderem Leiden durch eine engmaschige ärztliche Verlaufskontrolle.

Dieses Verfahren ist allerdings bei Muskelverletzungen nicht möglich. Denn die Ursachen liegen in Überlastungen und Gewalteinwirkungen. Sie treten innerhalb weniger Sekunden auf und entziehen sich einer medizinischen Vorhersagbarkeit. Vielmehr können Patienten in ihrem Alltag neue Muskelverletzungen verhindern.

Die Aufnahme sportlicher Aktivitäten sollte nach langer Vakanz nur langsam gesteigert werden. Zudem ist eine Aufwärmphase für eine ausreichende Muskeldurchblutung elementar wichtig. Zu den Vorbeugemaßnahmen zählt auch das Tragen geeigneter Schutzausrüstungen bei einem Verletzungsrisiko, wie es bei Rugby und anderen körperbetonten Sportarten der Fall ist. Sportmediziner vermitteln entsprechendes Wissen im Kontext der Ersttherapie.

Das können Sie selbst tun

Muskelverletzungen bedürfen immer einer ärztlichen Behandlung. Bei akuten Beschwerden sollte zunächst die sportliche Betätigung eingestellt werden. Ansonsten kann es zu einer Zerrung oder sogar einem Muskelfaserriss kommen. Anschließend muss der Muskel mit Eis gekühlt und nach oben gelagert werden. Bei geschlossenen Verletzungen kann eine Sportsalbe aufgetragen werden. Ein Druckverband reguliert die Durchblutung und verhindert eine Verstärkung der Verletzung. Geeignet sind vor allem pflanzliche Präparate, die schmerzlindernd und abschwellend wirken.

Nach der medizinischen Untersuchung und Behandlung der Verletzung gelten Schonung und Ruhe. Der betroffene Muskel sollte für mindestens zwei bis drei Tage nicht stark beansprucht werden, um den Heilungsverlauf nicht zu gefährden. Auch während der Genesung helfen pflanzliche Mittel wie Bromelain und Papain. In Rücksprache mit dem Hausarzt oder einem Sportmediziner kann nach einigen Tagen langsam wieder mit dem Sport begonnen werden. Es empfiehlt sich, den Muskel zu Anfang gut zu lockern. Massagen sollten allerdings vorerst vermieden werden, da das Kneten und Dehnen den Heilungsprozess stören kann.

Bei größeren Muskelverletzungen sollte eine Sportpause von drei bis sechs Wochen eingelegt werden. Begleitend dazu muss die Verletzung regelmäßig von einem Arzt kontrolliert werden.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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