Druckverband

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. August 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Folgende Ausführungen geben einen Einblick in die verschiedenen Anwendungsgebiete bzw.- verfahren, Funktionen, Wirkungen und Ziele des Druckverbandes. Zudem wird auf dessen Risiken und Nebenwirkungen, sowie auf Gefahren eingegangen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Druckverband?

Als Druckverband bezeichnet man einen Verband, der mittels Kompressionen fest an der zu behandelnden Körperstelle sitzt und wesentlich dazu beiträgt, Blutungen zu stillen.

Als Druckverband bezeichnet man einen Verband, der mittels Kompressionen fest an der zu behandelnden Körperstelle sitzt und wesentlich dazu beiträgt, Blutungen zu stillen.

Zumeist erfolgt das Anlegen eines Druckverbandes in Form einer Erste-Hilfe-Maßnahme und soll stark blutende Partien vorläufig versorgen, da zu großer Blutverlust zu einem lebensbedrohlichen Schock oder sogar zum Tode führen kann.

Erstmals eingeführt wurde die Bezeichnung „Druckverband“ von Johann Georg Heine, einem deutschen Orthopäden. Seit 1811 gehört diese von ihm eingeführte Verbandstechnik zu den wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen und sollte im optimalen Fall von jedem Ersthelfer beherrscht werden.

Geschichte & Entwicklung

Der Druckverband ist ein wichtiger Bestandteil der medizinischen Versorgung von Verletzungen, insbesondere bei der Blutstillung und der Behandlung von Schwellungen. Die Ursprünge des Druckverbands lassen sich bis in die Antike zurückverfolgen, als einfache Bandagen verwendet wurden, um Wunden zu schützen und Blutungen zu stoppen. Bereits in den Schriften des griechischen Arztes Hippokrates (ca. 460–370 v. Chr.) finden sich Hinweise auf die Verwendung von Bandagen zur Wundversorgung.

Im 17. Jahrhundert begann der französische Chirurg Ambroise Paré (1510–1590), der als einer der Begründer der modernen Chirurgie gilt, systematischere Methoden zur Blutstillung zu entwickeln, darunter auch die Anwendung von Druck durch Bandagen. Paré erkannte, dass das Anlegen von Druck auf eine blutende Wunde die Blutung effektiver stoppen konnte als einfache Verbände.

Die moderne Form des Druckverbands entwickelte sich im 19. Jahrhundert, insbesondere durch die Arbeit von Militärärzten, die in den zahlreichen Kriegen dieser Zeit mit massiven Blutungen bei Verwundeten konfrontiert waren. Während der Napoleonischen Kriege und später im Amerikanischen Bürgerkrieg (1861–1865) wurde der Druckverband standardmäßig eingesetzt, um schwere Blutungen zu kontrollieren.

Mit der Weiterentwicklung der Medizin und der Materialien im 20. Jahrhundert wurden Druckverbände weiter optimiert. Elastische Binden, die gleichmäßigen Druck ausüben, und moderne Wundauflagen verbesserten die Effizienz und Anwendung des Druckverbands erheblich. Heute ist der Druckverband ein unverzichtbares Hilfsmittel in der Notfallmedizin und bei der Behandlung von traumatischen Verletzungen.

Einsatz & Indikation

Ein Druckverband wird durchgeführt, um starke Blutungen zu stoppen und die Wundheilung zu unterstützen. Er ist besonders dann notwendig, wenn es zu einer Verletzung kommt, die eine erhebliche Blutung verursacht, wie bei Schnittwunden, Platzwunden oder tiefen Rissverletzungen. Der Druck, der durch den Verband ausgeübt wird, hilft, den Blutfluss zu verringern, indem er auf die Blutgefäße drückt und so die Blutung kontrolliert.

Ein Druckverband ist auch wichtig in Situationen, in denen ein Tourniquet nicht angebracht oder verfügbar ist, aber eine effektive Blutstillung erforderlich ist. Dies ist häufig der Fall bei Verletzungen an den Extremitäten, bei denen ein kontinuierlicher Druck auf die Wunde ausgeübt werden kann, ohne die Blutzirkulation vollständig abzuschneiden.

Zusätzlich wird ein Druckverband bei Verletzungen verwendet, die zu Schwellungen neigen, wie bei Verstauchungen oder Quetschungen. Der Druck kann helfen, die Schwellung zu minimieren, indem er den Flüssigkeitsfluss in das verletzte Gewebe begrenzt. Dies kann den Schmerz verringern und die Heilung beschleunigen.

Ein Druckverband ist besonders in Notfallsituationen von Bedeutung, bevor der Patient professionelle medizinische Hilfe erhält. Er stellt eine erste Maßnahme dar, um Blutverlust zu verhindern und die Situation zu stabilisieren, bis eine weitergehende Behandlung möglich ist.

Vorteile & Nutzen

Ein Druckverband bietet mehrere entscheidende Vorteile gegenüber anderen Behandlungs- und Untersuchungstechniken, insbesondere in der Notfallmedizin. Einer der größten Vorteile ist seine Fähigkeit, schnell und effektiv Blutungen zu stoppen. Im Vergleich zu herkömmlichen Verbänden übt ein Druckverband gezielten Druck auf die verletzte Stelle aus, wodurch Blutgefäße komprimiert werden und die Blutung deutlich reduziert wird. Dies ist besonders in Notfallsituationen lebensrettend, da es den Blutverlust minimiert, bis professionelle medizinische Hilfe eintrifft.

Ein weiterer Vorteil des Druckverbands ist seine einfache Anwendung. Er kann von Laien oder Ersthelfern ohne spezielle medizinische Ausbildung angelegt werden, was ihn zu einem wichtigen Instrument in der Ersten Hilfe macht. Die Materialien, die für einen Druckverband benötigt werden, sind in der Regel leicht verfügbar und erfordern keine spezielle Ausrüstung, was ihn zu einer praktikablen Lösung in verschiedenen Situationen macht.

Der Druckverband ist auch vielseitig einsetzbar. Neben der Blutstillung kann er zur Unterstützung bei Verstauchungen oder Prellungen verwendet werden, um Schwellungen zu kontrollieren und Schmerzen zu lindern. Durch die Stabilisierung der verletzten Stelle kann er die Heilung fördern und das Risiko weiterer Verletzungen verringern.

Zudem ermöglicht ein Druckverband Mobilität und Flexibilität für den Patienten, da er im Gegensatz zu Tourniquets nicht die gesamte Blutzirkulation unterbindet und somit in vielen Alltagssituationen verwendet werden kann, ohne den Blutfluss vollständig abzuschneiden.

Funktion, Wirkung & Ziele

Grundsätzlich bieten sich alle Gliedmaßen für einen Druckverband an, die fest und straff mit einer Mullbinde umwickelt werden können (vordergründig Extremitäten). Bei kleineren Körperteilen sollte darauf geachtet werden, dass großflächiger gewickelt wird, sodass der erforderliche Druck zur Blutstillung gewährleistet ist (bei einer Verletzung am Ohr beispielsweise kompletten Kopf umwickeln).

Alternativ kann ein weiterer Helfer oder der Patient selbst, sofern dies möglich, von Hand versuchen, den erforderlichen Druck auszuüben. Beim Anbringen eines Druckverbandes ist es wichtig, die betreffende Körperstelle hoch zu lagern; meist wird bei diesem Schritt bereits die Blutung etwas gehemmt. Anschließend wird die sterile Auflage der Mullbinde direkt auf die Wunde gedrückt und in zwei Kreistouren um die blutende Stelle herumgewickelt.

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Um ausreichend Druck zu erzeugen, wird in den nächsten Touren ein Verbandpäckchen (falls vorhanden, alternativ auch ein Päckchen Taschentücher oder Ähnliches) eingewickelt. Dieses wird als Druckgegenstand verwand und wird mit leichtem Druck auf die blutende Stele aufgedrückt, sodass damit die Blutstillung erreicht werden kann. Wenn der Verband angelegt ist, kann in der Folge das betroffene Körperteil heruntergenommen werden.

Von einem herkömmlich fest gewickelten Verband unterscheidet sich der Druckverband vor allem durch sein eingebrachtes Druckpolster. Dieses Polster ist vor allem beim Umwickeln von Armen und Beinen von hohem Nutzen, da es den nötigen Druck erzeugt, um die Blutung zu stoppen und da es zugleich einem Abbinden oder Abschnüren der Gliedmaßen entgegen wirkt. Zudem ist eine ausreichende Blutversorgung der behandelten Extremität gewährleistet, die enorm wichtig ist, um das Körperteil nicht nachhaltig zu schädigen.

In Form einer schnellen „Ersten-Hilfe“ eingesetzt, ist es dem Verband, wie bereits erläutert, möglich, die Blutung von Wunden zu stoppen, vor Bakterien und Unreinheiten zu schützen und somit einer Wundinfektion vorzubeugen. Zudem hält dieser die Wundränder auch bei Bewegung zusammen und gewährleistet eine ästhetischere Narbenbildung. Sofern ein Arzt von Nöten ist, sollte der Ersthelfer bis zu dessen Eintreffen darüber hinaus stets die Vitalfunktionen des Betroffenen prüfen und ihn auf Schock oder Unterkühlung untersuchen. Auch ist es sinnvoll, den Druckverband in regelmäßigen Abständen zu kontrollieren.


Durchführung & Ablauf

Eine Behandlung mit einem Druckverband beginnt mit der Identifizierung der Wunde oder Verletzung, die eine Blutung oder Schwellung verursacht hat. Zunächst wird, wenn möglich, die Wunde mit sterilen Handschuhen und sterilen Materialien gereinigt, um eine Infektion zu verhindern. Wenn eine starke Blutung vorliegt, wird direkt auf die Wunde gedrückt, um den Blutfluss zu verlangsamen, während der Verband vorbereitet wird.

Der erste Schritt beim Anlegen eines Druckverbands ist das Auflegen einer sterilen Wundauflage direkt auf die Verletzung. Diese Auflage dient dazu, die Wunde zu schützen und gleichzeitig eine Oberfläche für den Druck zu bieten. Danach wird eine elastische Binde fest um die betroffene Stelle gewickelt. Dabei ist es wichtig, genügend Druck auszuüben, um die Blutung zu stoppen, aber nicht so viel, dass die Blutzirkulation vollständig abgeschnitten wird. Der Verband sollte fest, aber nicht schmerzhaft sein.

Während des Wickelns kann eine zusätzliche Lage Verbandmaterial oder ein Polster direkt über die Wunde gelegt werden, um den Druck zu erhöhen, insbesondere bei stark blutenden Verletzungen. Der Verband wird dann sicher befestigt, um ein Verrutschen zu verhindern.

Nach dem Anlegen des Druckverbands sollte der Patient überwacht werden, insbesondere hinsichtlich Anzeichen von Durchblutungsstörungen wie Taubheit oder blasser Haut unterhalb des Verbands. Wenn solche Anzeichen auftreten, muss der Verband möglicherweise gelockert werden. Der Druckverband bleibt in der Regel so lange angelegt, bis professionelle medizinische Hilfe zur weiteren Behandlung der Verletzung verfügbar ist.

Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Da der Druckverband sehr einfach in Anwendung und Nutzen ist, ist es auch einem Laien möglich, mit einfachen Handgriffen einen Druckverband anlegen.

Wichtig ist es, die Situation richtig einzuschätzen und schnell und routiniert zu entscheiden. Dennoch sollte man sich einigen Risiken im Bezug auf den Druckverband bewusst sein. Der Name „Druck“verband signalisiert zwar, dass auf die Wunde ausreichend Druck zur Blutstillung angewandt werden muss, trotzdem sollte darauf geachtet werden, dass die Extremität nicht abgebunden und das Körperteil somit unterversorgt wird.

Eine weitere Nebenwirkung kann zudem sein, dass die Wunde möglicherweise durch den Verband blutet. In solch einem Fall sollte mit einem zweiten Verband nochmals umwickelt und der Druck gegebenenfalls etwas erhöht werden. Auch die Wahl des Druckpolsters kann sich als tückisch erweisen. Nimmt man für das Polster sehr saugfähiges Material, so kann es sein, dass sich dieses mit Blut füllt und später von der Wunde nur schwer zu entfernen ist.

Wichtig ist zudem, dem Umstand entsprechend auf Keimfreiheit achten und auch sich selbst eventuell durch Gummi-Einmalhandschuhe (sofern vorhanden) zu schützen um Krankheitserreger wie Hepatitis oder HIV vorzubeugen.

Alternativen

Wenn ein Druckverband nicht möglich oder nicht ausreichend ist, stehen verschiedene alternative Verfahren zur Verfügung, um Blutungen zu stoppen oder Verletzungen zu behandeln.

Eine der häufigsten Alternativen ist das Anlegen eines Tourniquets. Ein Tourniquet wird oberhalb der Verletzungsstelle an einer Extremität angelegt, um den Blutfluss vollständig abzubinden und so eine massive Blutung zu stoppen. Dies ist besonders bei starken arterielle Blutungen nützlich, bei denen ein Druckverband nicht ausreicht. Ein Tourniquet sollte jedoch nur in extremen Notfällen eingesetzt werden, da es die Blutzirkulation vollständig unterbricht und bei längerer Anwendung Gewebeschäden verursachen kann.

Eine andere Möglichkeit ist die Verwendung von Hämostatika, speziellen Materialien oder Pulver, die auf die Wunde aufgetragen werden, um die Blutgerinnung zu beschleunigen und die Blutung zu stoppen. Diese Produkte sind besonders nützlich bei schwer zugänglichen oder stark blutenden Wunden, bei denen ein Druckverband schwierig anzulegen ist.

Kompression durch manuelle Druckausübung ist eine weitere Option, insbesondere in Situationen, in denen keine Verbandmaterialien verfügbar sind. Durch direkten Druck mit der Hand auf die Wunde kann die Blutung oft kontrolliert werden, bis weitere Hilfsmittel zur Verfügung stehen.

Für die Behandlung von Schwellungen, bei denen ein Druckverband nicht geeignet ist, können Kälteanwendungen (Eispackungen) verwendet werden. Diese reduzieren die Schwellung und lindern den Schmerz, ohne die Notwendigkeit für einen festen Verband.

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Quellen

  • Müller, S.: Notfallmedizin. Thieme, Stuttgart 2011
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
  • Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 266. Auflage. De Gruyter, Berlin 2015

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