OP-Kittel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der OP-Kittel wird dem Oberbegriff der „Bereichskleidung“ zugeordnet. Als Medizinprodukt obliegt ihm die Aufgabe, die Ausbreitung von Krankheitserregern im operativen Wundbereich zu verhindern oder auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Ziel ist, eine post-operative Wundinfektion zu vermeiden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein OP-Kittel?

Als Medizinprodukt obliegt dem OP-Kittel die Aufgabe, die Ausbreitung von Krankheitserregern im operativen Wundbereich zu verhindern.

In der europäischen Normenreihe DIN EN 13795 werden die Anforderungen an medizinische Produkte definiert. Der OP-Kittel muss steril sein und eine wirksame Keimbarriere bilden. Er verfügt über definierte funktionale und mechanische Eigenschaften und ist in Ausführung und Material so beschaffen, dass die Partikelabgabe sich auf ein Minimum reduziert. In dieser Hinsicht ist zusätzlich die 8. GPSGV und BGR 189 für Schutzkleidung zu beachten.

Werden OP-Kittel in den OP-Bereichen getragen, in denen eine Gefährdungsanwendung durch Krankheitserreger oder Infektionsgefahr besteht, müssen sie eine zusätzliche Kennzeichnung nach der 8. GPSGV vorweisen, um als „PSA“, „persönliche Schutzkleidung“, klassifiziert zu werden. Die Hersteller und die Regel BGR 189 geben über diesen Punkt Auskunft.

Formen, Arten & Typen

Es existieren zwei Materialklassen von OP-Textilien: Flüssigkeitsdicht (High Performance) und Erregerdicht (Standard Performance). Es gibt Einweg- und Mehrwegkittel. Ein Synonym ist OP-Mantel, da der OP-Kittel nicht wie ein gewöhnlicher Haushaltskittel nur den Brust-, Bauch- und Beinbereich schützt, sondern wie ein Mantel auch die Arme mit Bündchen einschließt und bis zum Hals reicht.

Es gibt Wickelkittel, Schlupfkittel und Kittel, die hinten zugebunden werden. Überwiegend bestehen OP-Kittel aus Spunlace, einem stoffähnlichen, sterilisierbaren Viskosematerial. Je nach Einsatzgebiet gibt es sie in verschiedenen Formen, Größen, Materialien und Farben. Auch sterilisierbare Textilien aus 100 Prozent Baumwolle werden eingesetzt.

Die Hauptfarben sind grün, blau und weiß. Diese unterschiedlichen Farben haben durchaus ihre Bedeutung. Zur Visite im Krankenhaus oder in den Arztpraxen tragen Ärzte weiße Berufsbekleidung, die aus Hose, Oberteil und Kittel besteht. In den infektionssensiblen OP-Bereichen findet grüne oder blaue Bereichskleidung Anwendung. Die Kliniken legen für alle Bereiche eine restriktive Kleiderordnung fest, die bestimmt, welche Kleidung in welchen Räumlichkeiten zu tragen ist. Grüne Bereichskleidung tragen Ärzte, wenn sie infektionssensible Operationen vornehmen, die blaue Farbe kommt meistens bei allen weiteren Eingriffen zum Einsatz.

So können auch Krankenhausbesucher und Patienten die in den OP-Bereichen tätigen Chirurgen von den Kollegen unterschieden, die außerhalb dieser infektionssensiblen Bereiche tätig sind. Die farblich unterschiedliche Bereichskleidung hilft dem medizinischen Personal, diese Unterschiede sofort zu bemerken und hygienische Vorschriften optimal umzusetzen. Ärzte müssen ihre grüne Bereichskleidung innerhalb der OP-Räumlichkeiten ausziehen, bevor sie diesen sensiblen Bereich verlassen, um Keime und andere Krankheitsträger nicht auf die in dieser Hinsicht weniger anspruchsvollen Räumlichkeiten und Patienten zu übertragen. Bei Nichtbeachtung dieser Kleiderordnung können Ärzte andernfalls bei Rückkehr in die OP-Räumlichkeiten Mikroben einschleppen.

Die unterschiedlichen Farben haben noch weitere Bedeutungen. Die Krankhauslogistik vereinfacht sich, weil die Wäscheströme besser beherrschbar sind. Das Reinigungspersonal erkennt sofort, um welche Kleidung es sich handelt und kann sie entsprechend sortieren. Bereichskleidung aus den OP-Bereichen verlangt höhere Reinigungsanforderungen, als weiße Kleidung, die Ärzte lediglich während der Visite tragen.

Auch visuelle Punkte finden Berücksichtigung. Weiße OP-Kleidung reflektiert das helle und künstliche Licht der OP-Lampen und kann zu einer Augenermüdung oder Blendung führen. Grüne OP-Kittel sind in dieser Hinsicht unbedenklich. Auch haben grüne Textilien eine beruhigende Wirkung und verhindern den Nachbild-Effekt, der immer dann auftaucht, wenn ein Arzt lange auf eine rote Wunde schaut und sein Blick anschließend auf weiße Textilien fällt. Bei grünen und blauen Textilien tritt dieses Problem kaum auf. Auch auf die Psyche der Patienten wird Rücksicht genommen. Blutflecken auf weißem Untergrund wirken sehr viel bedrohlicher als auf grünen oder blauen Textilien.

Aufbau & Funktionsweise

Farbige OP-Kleidung erleichtert die optische Wahrnehmung. Daher sind die meisten OP-Kittel grün. Der OP ist ein Bereich der Schutzstufe 2 (TRBA 250) und darf nur durch befugtes Personal betreten werden.

In erster Linie dient der OP-Kittel zur Flüssigkeitsbeherrschung und ist aus hygienischer Sicht hervorzuheben. Bei medizinischen Tätigkeiten, bei denen eine erhöhte Gefahr von übertragbaren Erkrankungen durch Körperflüssigkeiten und Blut besteht, verhindert der OP-Kittel die Kontamination des medizinischen Personals mit Krankheitserregern. An die Saugfähigkeit werden keine hohen Anforderungen angestellt, es sei denn, es handelt sich um endoskopische Eingriffe, die einen hohen Flüssigkeitsanteil verzeichnen. OP-Kleidung verhindert den direkten Kontakt der Haut- und Körperoberfläche des medizinischen Personals mit Wunden, Blut und Körperflüssigkeiten der Patienten.

Der Schutz der Patienten genießt Vorrang vor den ökologischen Aspekten der Wiederaufbereitung. Mehrere Studien haben bewiesen, dass hinsichtlich der Ökobilanz keine Unterschiede zwischen Einweg- und Mehrweg-Textilien bestehen. Sie dürfen jedoch keine schädlichen Inhaltsstoffe wie Endotoxine oder Schwermetalle aufweisen, die die Entsorgung erschweren.


Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen

Der OP-Kittel in seiner heutigen Form existiert noch nicht lange. Bereits im Jahr 1952 hat der amerikanische Mediziner William C. Beckbereits flüssigkeitsabweisende OP-Kittel in allen klinischen Bereichen gefordert, da Flüssigkeiten die Verbreitung von Krankheitserregern begünstigen.

Heutzutage werden OP-Kittel zum einmaligen und mehrmaligen Gebrauch verwendet. Der heutige “Goldstandard“ ist flüssigkeitsabweisend und bis zu einer bestimmten Materialstärke flüssigkeitsdicht. Die zuvor zitierte europäische Richtlinie definiert die Eigenschaften, die OP-Textilien, zu denen auch der OP-Kittel gehört, aufweisen müssen, um als Medizinprodukt eingestuft zu werden. Sie müssen eine mikrobiologische Reinheit (Bioburden) aufweisen, abweisend auf partikulares Material (Fremdmaterial) reagieren, Partikel auf der Oberfläche freisetzen, widerstandsfähig gegen Flüssigkeitspenetration sein, reiß- und berstfest im nassen und trockenen Zustand sein sowie einen hohen Tragekomfort aufweisen. Der OP-Kittel ist ergonomisch und gewährt eine ausreichende Bewegungsfreiheit.

OP-Bereichskleidung wird über der Unterwäsche nach dem Umkleiden in der OP-Schleuse angezogen und nur innerhalb des OP-Bereichs getragen.

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