Polei-Minze
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Vorkommen & Anbau der Polei-Minze
Die Polei-Minze stammt ursprünglich aus Südeuropa und hat sich von Makronesien über den Mittelmeerraum bis in den Nord-Iran verbreitet. In Deutschland ist sie selten geworden und wächst nur zerstreut, hauptsächlich in den großen Flusstälern. Sie ist daher als sehr stark gefährdete Pflanzenart in der Roten Liste aufgeführt. Die Minze bevorzugt einen stickstoffreichen, kalkarmen oder auch schlammigen Tonboden.
Feuchte Wiesen, Fluss- und Seeufer werden von der Mentha pulegium bevorzugt, ebenso wie Feuchtstellen an unbefestigten Wegen. Zur Ansiedelung im Garten würden sich daher Teichränder sehr gut eignen. Da sich die Minze mit oberirdischen Ausläufern begnügt, muss der Hobbygärtner auch keinen ausufernden Wuchs befürchten, wie er anderen Minzarten eigen ist.
Die krautige Pflanze wird zwischen 10 und 50 Zentimetern hoch. Blütezeit ist von Mai bis September. Die Polei-Minze gehört zu den sogenannten Trachtpflanzen, die viel Nektar und Blütenpollen produzieren und daher gerne von Bienen und Hummeln angeflogen werden. Früher war sie fester Bestandteil in den Bauerngärten, ist heute dort aber nur noch selten anzutreffen.
Wirkung & Anwendung
Paracelsus verordnete die Pflanze als Diuretikum, vor allem bei Diabetes. Auch als Gurgelmittel gegen Angina kam sie zum Einsatz. Zusammen mit anderen Kräutern wie Salbei und Sarsaparillewurzel, wurde die Polei-Minze zur Blutreinigung im Frühjahr eingesetzt. Wie viele andere Pflanzen war das Kraut als Aphrodisiakum sehr beliebt. Zu Berühmtheit gelangte sie bereits im 5.Jahrhundert v.Chr. außerdem als Abtreibungsmittel. Um diese Wirkung zu erreichen, wurde das Kraut in hoher Dosierung verabreicht, was jedoch häufig zu einem tödlichen Ausgang für Mutter und Kind führte.
Verantwortlich für diese Wirkung ist das Pulegon, ein Monoterpenketon, das in der gesamten Pflanze vorkommt und gesundheitsschädlich ist. Der berühmte Arzt und Pharmakologe im Altertum, Dioskurides (1. Jahrhundert n.Chr.) bestätigte diese Gefährlichkeit. Dennoch wurde die Pflanze aufgrund ihrer luststeigernden Wirkung weiterhin verwendet und in Liebestränke gemischt oder zu Pillen verarbeitet.
Bis ins 20. Jahrhundert kursierte die Polei-Minze in England als sexuell anregendes Mittel unter dem Namen Pennyroyal, das ist der englische Name für Mentha pulegium. Hauptwirkstoff des Krautes sind ätherische Öle, darunter bis zu 80 Prozent des gesundheitsschädlichen Pulegon. Er verbreitet den typisch minzartigen Geruch. Schon in Zentigrammdosen kann Pulegon Aborte auslösen.
Daneben enthält die Pflanze Diosmin, Flavonglykoside, Gerbstoffe, Hesperidin, Isomenthon, Menthon, Neoisomenthylacetat und Piperiton. Aufgrund ihrer Giftigkeit sollte die Pflanze nur äußerlich angewendet werden. Bei zu hoher Dosierung drohen Vergiftung mit Koliken, Krämpfen, Erbrechen und Atemlähmung. Ein Dauergebrauch kann zu Leberschäden führen.
Bei Kindern dürfen Minzöle nicht in den Bereich von Mund und Nase gelangen, da ein Atemstillstand ausgelöst werden kann. In der Homöopathie wird das Minzkraut gegen Beschwerden im Verdauungstrakt eingesetzt. Für die Verarbeitung werden alle Teile der blühenden Pflanze verwendet.
Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung
Früher wurden bei Hautleiden Umschläge mit Teeaufgüssen gemacht. Wegen ihres toxischen Inhaltsstoffes Pulegon ist Polei-Minze sie die einzige Minze, die nicht als Tee verwendet werden kann. Daher ist von einer inneren Anwendung aufgrund der Toxizität abzuraten. Das gilt insbesondere für Frauen in der Schwangerschaft und während der Stillzeit. Einzig als Gewürz ist das Kraut vertretbar und wird von Kräuterkundigen gerne in der Küche verwendet.
Frische oder getrocknete Polei-Minze aromatisiert Fleisch- und Wurstgerichte und kann ganz einfach beim Kochen oder Braten hinzugegeben werden. Der frische Minzgeruch ist angenehm. Das Gewürz ist hilfreich bei der Fettverdauung und beugt einer Magenübersäuerung, Sodbrennen und Gastritis vor. Hildegard von Bingen empfahl zudem bei Harnwegsinfektionen zu einem Poleiminzenhonig.
Die Herstellung lässt sich einfach umsetzen: 100 ml Weinessig leicht erwärmen, dazu werden 3 Esslöffel ebenfalls erwärmter Honig hinzugefügt. Beides gut verrühren und einen halben Esslöffel gemahlene Polei-Minze daruntermischen. Als Kuranwendung wird täglich vor dem Mittag- und Abendessen ein Esslöffel davon in eine Tasse Tee gemischt und getrunken. Als ungefährliche Dosierung gilt ein Gramm Polei-Minze pro Tag. Das Gewürzkraut wird im Streuer vom Kräuterhandel angeboten.
Ansonsten ist die innere Anwendung nur in Form von Fertigarzneien ratsam. Zur äußerlichen Anwendung eignet sich ein Tee aus getrockneten Blätter, der mit kochendem Wasser übergossen wird. Zehn Minuten ziehen lassen, danach abseihen. Dieser Sud kann für Bäder, Waschungen und Kompressen verwendet werden. Mit dem Poleiöl lassen unerwünschte Hausgäste wie Flöhe, Mäuse und Ratten vertreiben.