Darmkolik
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter Darmkoliken versteht man Krämpfe im Darmbereich, die durch Kontraktionen der Darmmuskulatur entstehen und in der Regel 20 bis 30 Minuten anhalten. Verschiedene Ursachen lösen die Darmkoliken aus, die häufigsten sind Reizungen und Blockaden im Darm. Die Therapie richtet sich nach Dauer, Schweregrad und Ursache der Erkrankung.
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Was ist eine Darmkolik?
Darmkoliken sind eine häufige Form der organbezogen auftretenden Koliken. Andere, oft betroffene, Organe können die Nieren oder die Galle sein, bei Frauen auch die Gebärmutter. Seltener treten Koliken an Magen, Bauchspeicheldrüse, Harnblase und Speicheldrüsen auf.
Der Begriff "Kolik" bezog sich ursprünglich nur auf Schmerzen im Dickdarm, dessen lateinische Bezeichnung Colon oder Colicus ist. Unter einer Kolik versteht man Schmerzen der höchsten vorstellbaren Stufe, die bewegungsabhängig und intervallartig auftreten. Sie entstehen, wenn sich die glatte Organmuskulatur krampfartig zusammenzieht, weil sie sich einem zu großen Widerstand ausgesetzt sieht. Intervallartig bedeutet, dass die Schmerzen einen Wellenverlauf haben: Phasen relativer Beschwerdefreiheit wechseln sich mit starken Schmerzspitzen ab.
Häufige Begleitsymptome einer Kolik sind eine hoher Blutdruck, Schweißausbrüche, Übelkeit und Erbrechen und Tachykardie, der über längere Zeit stark erhöhte Puls. Die Symptome können sich bis zum Kreislaufkollaps steigern.
Ursachen
Darmkoliken sind ein typisches Symptom der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Bei einer Colitis ulcerosa sind die Schleimhäute von Mast- und Dickdarm entzündet, bei Morbus Crohn, der sich über den gesamten Verdauungstrakt erstrecken kann, insbesondere der Dünndarm.
Aber auch Menschen, bei denen keine chronische Darmentzündung vorliegt, können unter Darmkoliken leiden. Die Ursachen sind schmerzhafte Ansammlungen von Gasen im Darm, vom Facharzt Meteorismus genannt, Blähungen, Verwachsungen und damit verbundene Abschnürung von Darmbereichen, ein akut oder chronisch aufgeblähter Darm oder Blockaden im Darm.
Darmblockaden entstehen, wenn beispielsweise Tumore, Fremdkörper oder Störungen der Darmwand die Darmwege verengen oder vollständig verstopfen.
Selten führt eine falsche oder nicht vertragene Ernährung, beispielsweise bei einer Laktoseintoleranz, zu Darmkoliken. Diese treten dann spontan und einmalig auf und halten nur wenige Minuten an. Auch psychosomatische Ursachen, beispielsweise ein zu hoher Stresslevel, können sich als Darmkoliken zeigen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Darmkolik äußert sich durch starke, meist krampfartige Magenschmerzen und Krämpfe im Bereich des Unterleibs. Die Krämpfe treten in Intervallen auf und dauern in der Regel zwischen 20 und 30 Minuten an. Meist werden sie von Übelkeit und Erbrechen sowie Durchfall begleitet. Die starken Schmerzen reizen das Bauchfell, woraus eine Darmlähmung resultieren kann.
Eine solche Lähmung äußert sich wiederum durch starke Schmerzen, bei fehlender Behandlung kann ein Darmverschluss auftreten, der an einer harten Bauchdecke und starken Druckschmerzen im Unterbauch zu erkennen ist. Die Darmkolik selbst kann außerdem Fieber hervorrufen. Die erhöhte Körpertemperatur wird oft von Schweißausbrüchen, Herzrasen und Schüttelfrost begleitet.
Der Blutdruck ist extrem erhöht und steigt im Verlauf der Erkrankung weiter an. Bei einem schweren Verlauf stellen sich weitere Beschwerden im Magen-Darm-Trakt ein. Die Betroffenen fühlen sich meist abgeschlagen und müde, und ein allgemeines Gefühl der Erschöpfung tritt auf.
Bei starken Beschwerden kann eine Darmkolik zum Herzstillstand führen. Zudem können infolge der intensiven Muskelkontraktion Knochenbrüche auftreten, vor allem die Rippenregion ist gefährdet. Äußerlich zeigt sich eine Darmkolik anhand von Wölbungen im Bereich des Bauches und der oft blassen Haut.
Diagnose
Die ärztliche Diagnose basiert auf einer umfangreichen Anamnese, um funktionelle oder psychosomatische Darmbeschwerden und Differentialdiagnosen, wie Magenerkrankungen und Gallensteine, eindeutig auszuschließen.
Die Diagnose funktioneller und psychosomatischer Beschwerden ist schwierig und erfordert in der Regel zunächst den Ausschluss organischer Ursachen, ist jedoch wichtig zur Definition der Therapiebedürftigkeit und richtigen Medikation. Organische Ursachen der Darmkoliken werden mit Hilfe von Ultraschall und Röntgenuntersuchungen, endoskopischen Maßnahmen, Computer- oder Magnetresonanztomographie und, bei Unklarheit der Diagnose, einer operativen Bauchspiegelung ermittelt.
Die bildgebenden Maßnahmen können gegebenenfalls unter Kontrastmittelgabe durchgeführt werden. Hilfreich sind auch die Beschreibungen des Patienten, ob und wie er Darmbewegungen verspürt, und ein Abhören des Darmbereiches, bei dem oftmals laute Spritzgeräusche feststellbar sind.
Komplikationen
Darmkoliken können im Verlauf zu schweren Komplikationen führen. Zunächst kann es begleitend zu Durchfall, Blähungen und anderen Beschwerden im Magen-Darm-Trakt kommen. Hinzu kommen dazu häufig auch Abgeschlagenheit und ein allgemeines Gefühl der Erschöpfung. Der mangelnde Appetit während der Erkrankung kann zu Dehydration und diversen Mangelerscheinungen führen.
Bei der Behandlung von Darmkoliken können ebenfalls Komplikationen auftreten. So können die verordneten Arzneimittel Allergien auslösen oder es kommt im Rahmen einer Operation zu einer Verletzung der Darmwand. Liegt der Kolik ein Darmverschluss zugrunde, kann es im Verlauf der Erkrankung zu lebensbedrohlichen Fiebersymptomen und starken Schmerzen kommen.
Zudem besteht die Gefahr, dass es zu einem Darmdurchbruch kommt. Bei starken Beschwerden kann es im Verlauf einer Darmkolik auch zum Herzstilland kommen. Bei intensiven Muskelkontraktionen können außerdem Knochenbrüche auftreten. Nicht selten beißen sich Betroffene auch auf die Zunge oder verkrampfen anderweitig, wodurch sich das Unfallrisiko erhöht.
Gefährdet sind vor allem Herz-Kreislauf-Patienten sowie Kinder, ältere Menschen und Patienten mit einer entsprechenden Vorerkrankung. Aufgrund der Schwere der möglichen Komplikationen sollte bei Verdacht auf eine Darmkolik umgehend ein Arzt aufgesucht werden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Gelegentliche Magen-Darmverstimmungen sind, insbesondere wenn die Ursachen wie fettes Essen oder hochprozentiger Alkohol, bekannt sind, kein Grund zur Besorgnis. In der Regel verschwinden die Beschwerden nach wenigen Stunden von selbst wieder.
Einfache Hausmittel wie Kamillentee oder Bullrichsalz können dabei helfen, den Magen-Darm-Trakt schnell wieder zu beruhigen. Vorsicht ist jedoch geboten, wenn solche Störungen öfter auftreten oder das Ausmaß einer Kolik annehmen. Bei krampfhaften Schmerzen im Bauch sollte immer ein Arzt aufgesucht werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn noch weitere Symptome hinzutreten.
Koliken in Verbindung mit Übelkeit, Durchfall und Erbrechen können auf eine (Lebensmittel-) Vergiftung hindeuten. Diese verlaufen zwar meist harmlos, vorsorglich sollte aber dennoch stets ein Arzt hinzugezogen werden. Auch wenn Darmkoliken mit Blut im Stuhl einhergehen, sollte medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden.
Besondere Vorsicht ist geboten, wenn der Betroffene noch über einen Blinddarm verfügt und die rechte Bauchseite druckempfindlich ist oder das Anwinkeln des rechten Knies Schmerzen im Unterbauch verursacht. In diesen Fall handelt es sich wahrscheinlich um eine Appendizitis, die sofort dem Arzt vorgestellt werden sollte. Lassen die Schmerzen überraschend nach, muss unverzüglich der Notarzt informiert werden, da ein lebensgefährlicher Blinddarmdurchbruch vorliegen könnte.
Darmkoliken, die bei Frauen zyklusabhängig auftreten, können nach Rücksprache mit der Gynäkologin auch mit rezeptfreien Medikamenten oder Hausmitteln behandelt werden.
Behandlung & Therapie
Die Therapie der Darmkolik richtet sich nach ihrer Ursache und kann schulmedizinisch, homöopathisch oder mit Methoden der traditionellen chinesischen Medizin oder Kräuteranwendungen erfolgen.
Die Schulmedizin verordnet in der Regel Schmerzmittel, Maßnahmen zur Entblähung des Darms und krampflösende Medikamente als Sofortmaßnahme sowie ursachenbezogene Therapien. So kann die Ernährungsumstellung hin zu lactosefreier Kost Allergikern zu einer Therapie der Beschwerden helfen, kann die Gabe von Antibiotika nötig sein oder müssen operative Eingriffe vorgenommen werden, um Blockaden zu lösen und zu entfernen.
Entzündliche Darmentzündungen benötigen spezifische Therapien, beispielsweise erhalten Morbus Crohn - Patienten zusätzliche Nebennierenhormone. Sanfter, aber nicht in allen Fällen hilfreich, sind Behandlungen mit Enzian, Anis, Johanniskraut, Fenchel, Kümmelöl, Kamille und Spitzwegerich in verschiedenen Kombinationen. Sie können als Kräutertees, Duftanwendungen, Bauchwickel und in Form warmer Bäder verabreicht werden.
Die traditionelle chinesische Medizin behandelt Betroffene mit Akupunktur und Entspannungsübungen und ist vor allem bei stressbedingten und psychosomatischen Darmkoliken hilfreich.
Aussicht & Prognose
Eine Darmkolik kann bei den meisten Patienten in einer medizinischen Versorgung behandelt und geheilt werden. Grundsätzlich ist die Prognose gut, richtet sich jedoch nach der vorliegenden Grunderkrankung. Innerhalb weniger Stunden ist bereits eine Besserung des Gesundheitszustandes entstanden. Die Krämpfe lassen nach und die Schmerzen bilden sich zurück. Bei einem günstigen Verlauf kommt es nach wenigen Wochen zu einer vollständigen Beschwerdefreiheit des Patienten. Bei organischen Ursachen gibt es zahlreiche Therapieansätze, die sehr erfolgversprechend sind und zu einer günstigen Prognose führen.
Liegt eine chronische Grunderkrankung vor, schmälern sich die Aussichten auf eine Heilung. Chronische Entzündungen verursachen eine Wiederkehr der Darmkolik in regelmäßigen Abständen und führen nur selten zu einer Genesung des Patienten. Dennoch können auch hier in einer medizinischen Behandlungen Vorsorgemaßnahmen ergriffen werden, die eine Linderung der Beschwerden erwirkt.
Ebenfalls schwierig sind psychosomatische Begleiterkrankungen. Hier mangelt es oftmals an einer Krankheitseinsicht des Patienten. Die Beschwerden treten häufig über viele Jahre oder Jahrzehnte wiederholt auf. Eine Besserung erfolgt erst, sobald die psychische Problematik therapiert und geklärt ist. Stellt sich der Betroffene einer Therapie und der Grundthematik der psychischen Belastungen, hat er eine gute Aussicht auf eine Heilung. Ohne eine Behandlung steigt das Risiko einen chronischen Krankheitsverlaufs und weiterer teils lebensbedrohlicher Darmerkrankungen.
Vorbeugung
Aufgrund der Vielfalt der Ursachen einer Darmkolik ist es schwer, dieser vorzubeugen. Eine gesunde Lebens- und Ernährungsweise und die Einhaltung der Therapiemaßnahmen bei chronischen Darmentzündungen erweisen sich als hilfreich.
Nachsorge
Inwiefern eine Nachsorge notwendig wird, hängt von der Verlaufsform ab. Viele Beschwerden lassen sich innerhalb weniger Wochen erfolgreich behandeln. Für planmäßige Nachuntersuchungen besteht dann kein Anlass. Patienten können indes nur begrenzt eine erneute Ansteckung verhindern. Eine gesunde Ernährung und hinreichend Schlaf gelten als gesundheitsfördernd nach einer ersten Darmkolik.
Anders verhält es sich bei einer chronischen Verlaufsform. In diesem Fall ist eine Heilung unwahrscheinlich. Die Darmkolik kehrt von Zeit zu Zeit wieder. Gelegentlich werden bildgebende Verfahren eingesetzt, um den Fortgang der Erkrankung zu dokumentieren. Geeignet sind Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen. Der Darmtrakt kann abgehört werden. Eine umfangreiche Anamnese kennzeichnet jede Kontrolle.
Die Nachsorge zielt in diesem Fall darauf, den Patienten in seinem Alltag zu unterstützen. Das Leben soll symptomfrei ablaufen. Deshalb werden auch Medikamente verabreicht. Sie verfügen über eine krampflösende Wirkung oder tragen zur Entblähung des Darms bei. Resultieren die Ursachen für eine Darmkolik aus psychischen Gegebenheiten, können Entspannungsübungen und andere Therapien die Nachsorge ergänzen.
Der Patient erlernt Handlungsstränge, die die schubweisen Schmerzspitzen lindern. Somit kommt eine Nachsorge nur bei einer chronischen Verlaufsform der Darmkolik zum Tragen. Sie sieht eine fortlaufende Dokumentation der Krankheitsgeschichte vor. Der Patient soll einen beschwerdefreien Alltag erleben.
Das können Sie selbst tun
Beim Verdacht auf eine Darmkolik ist immer medizinischer Rat gefragt. Verschiedene Selbsthilfe-Maßnahmen und Hausmittel unterstützen die schulmedizinische Behandlung und tragen zu einer schnellen Genesung bei.
Die charakteristischen Magen-Darm-Beschwerden lassen sich vor allem durch Bettruhe und eine magenschonende Ernährung lindern. In den ersten zehn Tagen nach einer Darmkolik sollten keine zu fetten, scharfen, süßen, salzigen oder blähenden Lebensmittel verzehrt werden. Es empfiehlt sich stattdessen, hauptsächlich Zwieback und leichte Suppen zu verzehren und zudem viel zu trinken.
Auch Hausmittel aus der Natur können gegen die Beschwerden helfen. So wird Johanniskraut und Fenchel eine schmerzlindernde Wirkung nachgesagt, während Tees mit Kümmel und Kamille die Magenkrämpfe lindern. Geeignete Anwendungen sind auch Düfte, Kräutertees, Bauchwickel sowie warme Bäder.
Generell sollte der Nieren- und Bauchbereich während einer Darmkolik stets ausreichend warmgehalten werden. Dies trägt nicht nur zur Linderung der akuten Beschwerden bei, es beugt auch weiteren Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes vor. Mitunter ist auch eine Umstellung des Lebensstils sinnvoll. Darmkoliken werden üblicherweise durch eine ungesunde Ernährung oder Stress ausgelöst. Gemeinsam mit dem zuständigen Arzt können die genauen Auslöser ermittelt und behoben werden.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
- Messmann, H.: Klinische Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart 2012