Amputation

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. September 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Mit einer Amputation zu leben, ist nicht immer einfach und muss mit viel Kraft gemeistert werden. Dies betrifft nicht nur die physischen Einschränkungen, sondern auch den psychischen und seelischen Leidensdruck, mit dem die Betroffenen zurechtkommen müssen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Amputation?

Eine Amputation ist ein Vorgang, bei dem es zum Verlust einzelner oder mehrerer Körperteile kommt. Die häufigsten Amputationen werden an den Armen und Beinen ausgeführt.

Eine Amputation ist ein Vorgang, bei dem es zum Verlust einzelner oder mehrerer Körperteile kommt. In diesem Zusammenhang kann eine Amputation medizinisch notwendig sein und eine Behandlungsmaßnahme darstellen, oder die Amputation wird durch einen Unfall hervorgerufen.

Da eine Amputation in unterschiedlichem Ausmaß auftritt, werden in der Medizin die Major-, Minor- und Grenzamputationen voneinander abgegrenzt. Außerdem kann es unter Umständen unumgänglich sein, eine notfallmäßige Amputation vorzunehmen, um Leben zu retten. Die häufigsten Amputationen werden an den Armen und Beinen ausgeführt.

Geschichte & Entwicklung

Die Geschichte der Amputation reicht weit in die Antike zurück. Erste Hinweise auf Amputationen finden sich bei ägyptischen Mumien, die um 3000 v. Chr. datiert sind, bei denen primitive chirurgische Eingriffe durchgeführt wurden. In der Antike wurden Amputationen meist als Notlösung bei schweren Verletzungen, Infektionen oder Kriegswunden durchgeführt. Griechische und römische Ärzte, wie Hippokrates und Celsus, beschrieben Techniken zur Amputation, die jedoch oft tödlich endeten, da es keine Möglichkeit gab, starke Blutungen zu stoppen oder Infektionen zu verhindern.

Im Mittelalter verbesserten sich die Techniken nur geringfügig, da chirurgische Eingriffe oft rudimentär waren und die Gefahr von Sepsis und Schock hoch blieb. Erst im 16. Jahrhundert brachte der französische Chirurg Ambroise Paré einen bedeutenden Fortschritt, indem er anstelle des Abbrennens von Wunden nach Amputationen die Ligatur von Blutgefäßen einführte, um Blutungen zu stoppen. Diese Methode reduzierte die Sterblichkeit erheblich.

Mit der Entdeckung von Narkosemitteln im 19. Jahrhundert, insbesondere Äther und Chloroform, wurde die Amputation für Patienten erträglicher und sicherer. Zudem ermöglichte die Entwicklung von antiseptischen Techniken durch Joseph Lister in den 1860er Jahren eine drastische Reduktion von Infektionen. Moderne Amputationen nutzen fortgeschrittene chirurgische Techniken und Prothesen, um die Lebensqualität der Patienten nach dem Eingriff erheblich zu verbessern.

Einsatz & Indikation

Eine Amputation wird durchgeführt, wenn eine Gliedmaße so stark beschädigt oder erkrankt ist, dass sie nicht mehr gerettet werden kann und das Beibehalten der Extremität die Gesundheit des Patienten gefährden würde. Häufigste Ursachen sind schwere Durchblutungsstörungen, insbesondere bei Menschen mit Diabetes mellitus oder peripherer arterieller Verschlusskrankheit. In solchen Fällen stirbt das Gewebe aufgrund mangelnder Blutversorgung ab (Gangrän), was eine Amputation notwendig macht, um die Ausbreitung der Infektion oder Nekrose zu verhindern.

Auch schwere Infektionen, die sich nicht mit Antibiotika behandeln lassen, können zu einer Amputation führen, insbesondere bei Infektionen, die zu einer Sepsis führen könnten. Traumatische Verletzungen, wie sie bei Verkehrsunfällen, Kriegsverletzungen oder schweren Arbeitsunfällen auftreten, sind ein weiterer Grund für Amputationen, insbesondere wenn Gewebe und Knochen irreparabel geschädigt wurden.

Amputationen sind auch bei bösartigen Tumoren wie Knochensarkomen notwendig, um eine Ausbreitung des Krebses zu verhindern, wenn andere Behandlungsformen wie Chemotherapie oder Strahlentherapie nicht ausreichen.

In seltenen Fällen wird eine Amputation auch bei angeborenen Fehlbildungen oder schwerwiegenden neurologischen Störungen durchgeführt, die die Funktion der Gliedmaße erheblich beeinträchtigen und das Leben des Patienten belasten.

Vorteile & Nutzen

Eine Amputation bietet in bestimmten Situationen entscheidende Vorteile gegenüber anderen Behandlungs- oder Untersuchungsmethoden, besonders wenn der Erhalt der betroffenen Gliedmaße gesundheitliche Risiken birgt. Der Hauptvorteil besteht darin, dass eine Amputation oft lebensbedrohliche Zustände wie Infektionen, Gangrän oder Sepsis verhindert. Wenn sich eine Infektion oder Nekrose ausbreitet und nicht mehr mit Medikamenten oder chirurgischen Eingriffen behandelt werden kann, stellt die Amputation eine endgültige Lösung dar, um das Leben des Patienten zu retten.

Ein weiterer Vorteil der Amputation ist, dass sie Schmerzen und Leid in Fällen lindern kann, in denen chronische Wunden oder irreversible Schäden an Nerven, Knochen oder Weichgewebe vorliegen, die durch andere Behandlungsansätze nicht verbessert werden können. Dies kann insbesondere bei schwerwiegenden Verletzungen oder fortgeschrittenen Durchblutungsstörungen der Fall sein.

Darüber hinaus bietet die Amputation die Möglichkeit, nach der Heilung Prothesen einzusetzen, die den Patienten oft wieder zu einem höheren Grad an Mobilität und Lebensqualität verhelfen. Prothesen haben sich in den letzten Jahrzehnten enorm weiterentwickelt und können vielen Patienten helfen, ihre Autonomie wiederzuerlangen.

In Fällen von bösartigen Tumoren wie Knochensarkomen bietet die Amputation die Chance, den Krebs vollständig zu entfernen und somit die Ausbreitung und das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern, was mit anderen Behandlungen nicht immer möglich ist.

Funktion, Wirkung & Ziele

Eine Amputation kann medizinisch notwendig werden, wenn beispielsweise Diabetes mellitus, Krebs und Durchblutungsstörungen diagnostiziert wurden oder eine Unfallversorgung stattfindet.

Für die chirurgische Durchführung der Amputation werden je nach Körperglied oder Amputationsbereich verschiedene Verfahren ausgeübt. Ein Ziel einer professionellen medizinischen Amputation ist es, eine qualitativ hochwertige Versorgung mit einer Ersatzprothese möglich ist. In der Regel bleibt nach einer Amputation ein sogenannter Stumpf oder ein Endglied erhalten, welcher die Basis für die Prothese darstellt.

Bei der Vorgehensweise einer Amputation ist es erforderlich, eine anästhetische Begleitung der Patientinnen oder Patienten einzuleiten, um das Schmerzempfinden auszuschalten. Danach müssen bei einer Amputation die unterschiedlichen Gewebsschichten der Haut, Muskeln und knöcherne Bestandteile durchtrennt werden. Über dem restlichen Knochenstück werden die Hautlappen miteinander so vernäht, dass eine möglichst rasche Abheilung der Wunde gegeben ist. Die Knochen werden im Normalfall chirurgisch durchgesägt.

Durch eine anschließende intensive Wundversorgung durch die Ableitung von Gewebswasser und Flüssigkeitsabsonderungen aus der Wunde werden ableitende schlauchförmige Drainagen eingesetzt. Nur so können auch die Narbenbildung und sonstige Komplikationen nach einer Amputation minimiert werden. Da zu den durchtrennten Geweben ebenfalls die Nerven gehören, kann dies im weiteren Verlauf zu einem sogenannten Phantomschmerz führen.

Wenn es sich nicht um notfallmäßige Amputationen handelt, wird in der Praxis nur so viel von einer Gliedmaße weggenommen, wie unbedingt erforderlich ist. Nicht nur harte Gliedmaßen mit Knochen, sondern auch Weichteile können unter Umständen einer Amputation unterliegen. In diesem Zusammenhang geht es beispielsweise um die Brüste krebskranker Patientinnen, Amputationen des Penis oder anderer Komponenten.

Kommt es durch das Abschneiden der entsprechenden Organe zur Eröffnung von Blutgefäßen, werden diese mit modernen Geräten koaguliert und somit rasch verschlossen. Dennoch kann eine Amputation mit einem immensen Blutverlust einhergehen, sodass eine Bluttransfusion sinnvoll ist. Die Nachsorge nach einer Amputation beinhaltet eine regelmäßige Begutachtung und Behandlung der Wunde am Stumpf, die Schmerztherapie und eine psychologische Behandlung, ein krankengymnastisches Training sowie die Anpassung der Prothese.

Zuvor werden die Nahtfäden gezogen und eine Weiterbehandlung des Narbengewebes vorgenommen. Die Narben nach einer Amputation sollen nicht allzu stark verhärten und möglichst gleichmäßig verheilen, weil dies die Prognose für eine prothetische Versorgung verbessert.


Durchführung & Ablauf

Eine Amputation beginnt mit einer gründlichen Vorbereitung des Patienten, einschließlich Anamnese, körperlicher Untersuchung und bildgebenden Verfahren, um den Zustand der betroffenen Extremität zu bewerten. Der Chirurg bespricht den Eingriff mit dem Patienten und klärt über die Risiken, den Ablauf und die Nachsorge auf. Vor der Operation wird in der Regel eine Narkose verabreicht, entweder eine Vollnarkose oder eine Regionalanästhesie, bei der nur der betroffene Körperteil betäubt wird.

Während des Eingriffs entfernt der Chirurg den erkrankten oder verletzten Teil der Extremität. Dabei wird das Gewebe so präzise wie möglich abgetrennt, um Nerven, Blutgefäße und Muskeln optimal zu versorgen und eine gute Grundlage für den späteren Einsatz einer Prothese zu schaffen. Blutgefäße werden sorgfältig abgebunden (Ligatur), um Blutungen zu vermeiden, und Nerven werden so durchtrennt, dass postoperative Schmerzen minimiert werden.

Anschließend wird der Knochen geglättet und die verbleibende Haut und Muskulatur über den Knochen gezogen, um einen sogenannten Stumpf zu formen. Der Stumpf wird in der Regel so geformt, dass er für den späteren Einsatz einer Prothese geeignet ist. Zum Schluss wird die Wunde verschlossen, und ein Verband oder eine spezielle Bandagierung angelegt, um die Heilung zu fördern und Schwellungen zu minimieren.

Nach der Operation beginnt die Rehabilitation, bei der der Patient medizinisch überwacht wird. Physiotherapie und eine passende Prothesenversorgung spielen in den kommenden Wochen eine zentrale Rolle.

Risiken & Gefahren

Eine Amputation geht nicht ohne Risiken oder Komplikationen einher. Sogar eine Minoramputation, eine kleine Amputation eines Fingergliedes kann sich durch eine bakterielle Entzündung zu einem großen Problem ausweiten. Darüber hinaus bestehen die üblichen Narkoserisiken und die Komplikationen durch eine gestörte Wundheilung.

Dieser Nachteil ist bei einer Amputation meist dann gegeben, wenn die Patientinnen oder Patienten körperlich geschwächt sind und die Immunabwehr herabgesetzt ist. Auch Durchblutungsstörungen können eine verzögerte Wundheilung bedingen. Einen problematischen Verlauf kann die Abheilung der Wunde nach einer Amputation ebenfalls nehmen, wenn bestimmte Vorerkrankungen wie beispielsweise Diabetes mellitus vorliegen. Während des operativen Eingriffs der Amputation kann zudem ein plötzlicher Blutdruckabfall entstehen, was zwar selten, aber möglich ist.

Nachträglich sind bei einer Amputation die Phantomschmerzen sowie eine gewisse Wetterfühligkeit an der Narbe nicht auszuschließen. Kommt es durch eine fehlende Gliedmaße zu einer Fehl- und Überbelastung anderer Systeme, können Beschwerden an Gelenken auftreten. Manchmal kommen die von einer Amputation Betroffenen psychisch nicht mit dieser Einschränkung zurecht oder es treten massive Probleme bei der Prothesennutzung auf.

Alternativen

Es gibt verschiedene alternative Verfahren zur Amputation, die in Betracht gezogen werden, wenn der Erhalt der Gliedmaße möglich ist oder eine Amputation aus gesundheitlichen Gründen nicht durchgeführt werden kann. Ein wichtiges Verfahren ist die Gefäßchirurgie, bei der Durchblutungsstörungen behandelt werden, die oft die Ursache für Amputationen sind. Durch Bypass-Operationen oder Angioplastie können blockierte oder verengte Blutgefäße wieder geöffnet und der Blutfluss verbessert werden, wodurch die Sauerstoffversorgung des Gewebes gesichert wird.

Ein weiteres alternatives Verfahren ist die Wundheilungstherapie, bei der chronische Wunden mit Vakuumtherapie, Hauttransplantationen oder speziellen Wundauflagen behandelt werden. Diese Methoden fördern die Heilung und verhindern, dass sich die Wunden verschlimmern und eine Amputation notwendig wird.

Bei Infektionen können hochdosierte Antibiotika oder chirurgische Eingriffe wie Debridement eingesetzt werden, bei denen totes oder infiziertes Gewebe entfernt wird, um die Ausbreitung der Infektion zu stoppen. In manchen Fällen wird auch eine Hyperbare Sauerstofftherapie (HBOT) angewendet, um die Wundheilung zu fördern und Gewebe zu retten.

Für Patienten mit bösartigen Tumoren bietet die Tumorresektion eine Möglichkeit, den Krebs zu entfernen, ohne die Gliedmaße zu amputieren. Bei dieser Operation wird nur das erkrankte Gewebe herausgeschnitten, gefolgt von einer Rekonstruktion oder Prothesenanpassung, um die Funktion der Gliedmaße zu erhalten.

Quellen

  • Kröner-Herwig, B., Frettlöh, J., Klinger, R., Nilges, P. (Hrsg.): Schmerzpsychotherapie. Springer, Berlin 2011
  • Striebel, H.W.: Therapie chronischer Schmerzen. Schattauer, Stuttgart 2002
  • Stumpf, M., Kasperk, R., Schumpelick, V.: Operationsatlas Chirurgie. Thieme, Stuttgart 2013

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