Purpura Schoenlein-Henoch

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Wenn bei einem Kind oder Baby nach einem bereits abgeklungenen grippalen Infekt oder einer Kinderkrankheit erneut Fieber mit Schwellungen an den Extremitäten auftritt, sollte an Purpura Schoenlein-Henoch gedacht werden. Diese Erkrankung geht zudem mit punktförmigen Hauteinblutungen einher, die manchmal auch wie Blutbläschen aussehen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Purpura Schoenlein-Henoch Krankheit?

Die Purpura Schoenlein-Henoch führt zu einer Reihe verschiedener unangenehmer Beschwerden beim Patienten. In der Regel kommt es dabei zu Einblutungen an der Haut.
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Purpura Schoenlein-Henoch ist eine vom Immunsystem ausgelöste entzündliche Erkrankung der Blutgefäße. Im Vorfeld kann es zunächst zu leichtem Fieber sowie Schmerzen kommen, später verlieren vor allem die kleinen und mittleren Gefäße an Stabilität und das Blut kann in die darüber liegende Haut eindringen.

Es entstehen die für diese Krankheit typischen punktförmigen Hautblutungen, die auch als Petechien bezeichnet werden. Hinzu kommen Schwellungen an den Fuß- und Handrücken durch die Einlagerung von Gewebeflüssigkeit an diesen Stellen. Die betroffenen Kinder fallen durch eine plötzliche Bewegungseinschränkung auf.

In manchen Fällen kann Purpura Schoenlein-Henoch auch Entzündungen der Nieren oder des Darms hervorrufen, da die Erkrankung sich auch auf den Schleimhäuten manifestieren kann. Es kommt dann zu blutigen Durchfällen und Blut im Urin. Die Erkrankung verläuft in Schüben, die sich über mehrere Wochen erstrecken. Betroffen sind vor allem Kinder bis ins Schulalter, jedoch kaum Babys oder Jugendliche.

Ursachen

Purpura Schoenlein-Henoch ist in den meisten Fällen Folge einer vorangegangenen Erkrankung wie etwa Windpocken, Röteln oder Masern und tritt bis zu drei Wochen nach diesen Infektionen auf. Auch nach einem einfachen grippalen Infekt oder nach einer Infektion mit Influzena-A-Viren und weiteren Erkrankungen, die vor allem die oberen Atemwege betreffen, kann es zu Purpura Schoenlein-Henoch kommen.

Die Einnahme von Medikamenten ist sehr selten ursächlich für diese Immunreaktion. In Einzelfällen gibt es daher auch keine erkennbare Ursache für das Auftreten der Erkrankung. Es ist bisher nicht bekannt, warum sich Purpura Schoenlein-Henoch manifestiert. Allergische Reaktionen des Patienten auf die Krankheitserreger werden jedoch als Auslöser für die plötzlichen Entzündungsreaktionen vermutet.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die ersten Symptome setzen in der Regel plötzlich ein. Sie zeigen sich nicht kontinuierlich, sondern kommen schubweise. Die Kinder fühlen sich krank, leiden an Appetitlosigkeit, Bauchkrämpfen und Kopfschmerzen. Im weiteren Verlauf folgen dann die charakteristischen Anzeichen von Purpura Schoenlein-Henoch: Kleine punktförmige Einblutungen (Petechien) von anfangs nur wenigen Millimetern Durchmesser.

Mit der Zeit vergrößern sie sich und verbinden sich miteinander zu größeren Flecken. Am häufigsten sind sie am Gesäß und an den Unterschenkeln zu finden. Sie jucken nicht, lassen sich nicht wegdrücken, sind leicht erhaben und tastbar. In der Regel verteilen sie sich symmetrisch am Körper. Weiterhin können die Petechien auch im Verdauungstrakt entstehen, was zu blutigem Durchfall und kolikartigen Bauchkrämpfen führt.

Auch an den Nieren sind sie möglich und verursachen blutigen Urin. Wenn sie die Gelenke befallen, kommt es zu Bewegungseinschränkungen und Schwellungen, häufig an den Knie- und Sprunggelenken. Bei Jungen bilden sie sich sehr selten auch mal an den Hoden oder den Armen.

In Ausnahmefällen kann das Gehirn von den Petechien betroffen sein, was zu Lähmungen, Krampfanfällen oder auch Bewusstseinseinschränkungen führt. Als extreme Komplikation der Krankheit gilt es, wenn die Flecken anfangen zu bluten und nekrotisch werden, sodass das Gewebe abstirbt. In diesem Fall besteht Lebensgefahr für das Kind.

Diagnose & Verlauf

Purpura Schoenlein-Henoch wird vom Arzt anhand der typischen kreisrunden und ineinander übergehenden Hautblutungen diagnostiziert. Diese treten am Unterbauch und am Gesäß sowie an den Unterschenkeln und Füßen auf. Bei Jungen können sie zusätzlich auch an den Hoden sichtbar sein. Weitere Beschwerden wie Bauchschmerzen und blutiger Durchfall deuten auf eine Darmbeteiligung hin.

Diese Symptome treten jedoch erst etwa ein bis zwei Wochen nach den Hautreaktionen auf. Auch eine Funktionsstörung der Nieren ist verspätet möglich. Dann finden sich bei Laboruntersuchungen Blut und Eiweiß im Urin. Zusätzlich kann auch der Blutdruck erhöht sein. Mehr als 30 Prozent der erkrankten Kinder leiden im Verlauf von Purpura Schoenlein-Henoch unter einer Nierenfunktionsstörung.

Komplikationen

Die Purpura Schoenlein-Henoch führt zu einer Reihe verschiedener unangenehmer Beschwerden beim Patienten. In der Regel kommt es dabei zu Einblutungen an der Haut. Diese können an verschiedenen Stellen des Körpers auftreten und sind dabei nicht selten mit Schmerzen behaftet. Ebenso sind die betroffenen Regionen des Körpers nicht selten angeschwollen und es kommt zu Schmerzen an den Gelenken.

Durch die Gelenkschmerzen leiden die Patienten nicht selten auch an Bewegungseinschränkungen und damit an Schwierigkeiten im Alltag. Auch Schmerzen im Bauch oder im Magen können durch die Purpura Schoenlein-Henoch auftreten. Weiterhin tritt auch Blut im Stuhlgang und im Urin auf. Auch der Blutdruck selbst wird durch die Purpura Schoenlein-Henoch erhöht, sodass es einfacher zu anderen Erkrankungen kommen kann.

In der Regel ist keine besondere Behandlung dieser Krankheit notwendig. Mit Hilfe von Bettruhe und Entspannung kann die Krankheit vom Körper bekämpft werden. Ebenso können Medikamente die Behandlung weiterhin unterstützen. Dabei kommt es in der Regel nicht zu Komplikationen. Auch die Lebenserwartung des Patienten wird bei einer erfolgreichen Behandlung der Krankheit nicht beeinflusst. Ohne Behandlung kann es durch die Purpura Schoenlein-Henoch auch zu einer Niereninsuffizienz kommen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine ärztliche Behandlung ist bei der Purpura Schoenlein-Henoch immer notwendig. Es kommt bei dieser Krankheit nicht zu einer Selbstheilung und die Erkrankung kann in der Regel auch nicht durch Mittel der Selbsthilfe behandelt werden. Nur durch eine ärztliche Behandlung können weitere Komplikationen und Beschwerden verhindert werden. Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an starken Schmerzen im Bauch und an einer Appetitlosigkeit leidet. Dabei kann es auch zu Schmerzen im Kopf oder zu kleinen Einblutungen am gesamten Körper kommen.

Sollten diese Beschwerden dauerhaft auftreten und nicht wieder von alleine verschwinden, so muss auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden. Auch bei starkem Durchfall muss die Purpura Schoenlein-Henoch behandelt werden. Weiterhin können auch Schwellungen oder Einschränkungen in der Bewegung auf die Erkrankung hindeuten und sollten von einem Arzt untersucht werden. Je früher die Purpura Schoenlein-Henoch behandelt wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer vollständigen Heilung. Im schlimmsten Fall kann das Gewebe vollständig absterben.

Behandlung & Therapie

Purpura Schoenlein-Henoch heilt in den meisten Fällen in wenigen Tagen von alleine aus. Es gibt keine speziell gegen diese Erkrankung wirkenden Medikamente. Zur Schonung sollte das Kind Bettruhe einhalten. Bei blutigem Durchfall wird die Immunreaktion mit Kortison abgeschwächt, sodass sich der Darm erholen kann.

Schwieriger ist die Behandlung, wenn sich die Nierenfunktion zunehmend verschlechtert. Bei der sogenannten Schoenlein-Henoch-Nephritis muss durch eine Nierenbiopsie die Schwere der Erkrankung festgestellt werden. Durch die Gabe von Kortison oder anderer Medikamente, die das Immunsystem künstlich unterdrücken, kann die Nierenfunktion verbessert werden. Ein aus der Nierenerkrankung resultierender erhöhter Blutdruck wird ebenfalls mit entsprechenden Medikamenten behandelt.

Bei diesem schweren Verlauf von Purpura Schoenlein-Henoch dauert es etwa vier bis sechs Wochen bis zur völligen Genesung des Kindes. Nach der Erkrankung muss die Nierenfunktion mehrere Jahre lang in regelmäßigen Abständen überprüft werden, da es im Verlauf zu einer erneuten Verschlechterung kommen kann. Das Auftreten von Nierenversagen oder einem Schock durch plötzlich eintretende flächige Hautblutungen ist jedoch äußerst selten. Purpura Schoenlein-Henoch kann bei Kindern wiederholt auftreten.


Vorbeugung

Es gibt keine Maßnahmen zur Vorbeugung von Purpura Schoenlein-Henoch. Werden ungewöhnliche Hauterscheinungen bei Babys und jüngeren Kindern entdeckt, sollte möglichst rasch ein Arzt aufgesucht werden. Dadurch ist die Überwachung bei einem möglichen schweren Verlauf von Purpura Schoenlein-Henoch gewährleistet.

Nachsorge

Die Purpura Schoenlein-Henoch benötigt keine spezielle kausale Nachsorge. Da es sich um eine Multisystemerkrankung handelt, können verschiedene Beschwerden bestehen, die symptomatisch behandelt werden. In schweren Fällen der Krankheit kann eine Kortison-Therapie verordnet werden. Auch kann das Verschreiben von Immunsuppressiva notwendig sein. Zusätzlich kann die Einnahme von Schmerzmitteln bei Schmerzen und anhaltenden Juckreiz angeraten werden. Außerdem können unterstützend juckreizstillende Salben genutzt werden.

Nach der Erkrankung sollten Betroffene sich schonen, gegebenenfalls Bettruhe einhalten und intensive körperliche Aktivitäten vermeiden. Unterstützend können Fischöl-Kapseln die Heilung positiv beeinflussen. Auch sollte enge Kleidung vermieden werden, damit sich die Haut auch erholen kann.

Bei Beeinträchtigung der Nierenfunktion oder Nierenversagen, verursacht durch fortgeschrittene Purpura Schoenlein-Henoch, ist eine Nierentransplantation oder lebenslange Dialyse notwendig. Da bei dieser Krankheit die Tendenz von Rückfällen verstärkt ist, sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen bis zu zwei Jahre lang notwendig. Es wird vor allem die Nierenfunktion überprüft mithilfe von regelmäßigen Urinproben.

Die Prognose bei Purpura Schoenlein-Henoch, vor allem bei Kindern, ist tendenziell positiv. Die Heilung erfolgt innerhalb von ein bis mehreren Monaten. Die spätere Lebensqualität wird in leichten bis normalen Fällen grundsätzlich nicht beeinflusst. Ausnahme bilden die Fälle, in denen eine Nierenschädigung erfolgte.

Quellen

  • Gortner, L., Meyer, S., Sitzmann, F.C.: Duale Reihe Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Koletzko, B.: Basiswissen Pädiatrie. Springer Medizin Verlag, Berlin 2009
  • Muntau, A.C.: Intensivkurs Pädiatrie. Urban & Fischer, München 2011

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