Refraktive Chirurgie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Bezeichnung Refraktive Chirurgie dient als Sammelbegriff für Augenoperationen, bei denen die Gesamtbrechkraft des Auges verändert wird. Auf diese Weise benötigt der Patient keine Brille oder Kontaktlinsen mehr.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Refraktive Chirurgie?

Die Bezeichnung Refraktive Chirurgie dient als Sammelbegriff für Augenoperationen, bei denen die Gesamtbrechkraft des Auges verändert wird.

Unter der refraktiven Chirurgie werden sämtliche operativen Eingriffe am Auge verstanden, die zur Veränderung der Gesamtbrechkraft des Auges führen. Mit diesen Verfahren ist es möglich, konventionelle Sehhilfen wie eine Brille oder Kontaktlinsen zu ersetzen. Die refraktive Chirurgie gilt als effektiv und sicher zur Korrektur von Augenfehlsichtigkeiten.

Ihren Anfang nahm die refraktive Chirurgie im frühen 20. Jahrhundert. In den 30er Jahren wurden die ersten Studien zur Modellierung der Hornhaut vorgenommen, die Experimente zur radiären Keratomie einschlossen, um Kurzsichtigkeit zu korrigieren. Diese Verfahren wiesen seinerzeit allerdings nicht selten Komplikationen auf, wie das Vernarben der Kornea. Ab dem Jahr 1978 kam die radiäre Keratomie verstärkt in den USA und der UdSSR zum Einsatz. 1983 wurde erstmalig die refraktive Korrektur mithilfe eines Excimer-Lasers beschrieben. Die erste Behandlung am Menschen fand 1987 in Berlin mit der photorefraktiven Keratomie (PRK) statt.

In den folgenden Jahren schloss sich die Weiterentwicklung dieser Methode zum LASEK-Verfahren an. Ab 1989 ließ sich die Keratomileusis mit der Excimer-Lasermethode kombinieren. Das neue Verfahren erhielt die Bezeichnung LASIK (Laser-in-situ-Keratomileusis).

In Deutschland wurden rund 0,2 Prozent aller Bundesbürger durch Verfahren der refraktiven Chirurgie behandelt. Jedes Jahr finden ca. 25.000 bis 124.000 Eingriffe statt. Dabei ist die Tendenz ansteigend.

Funktion, Wirkung & Ziele

Zur Anwendung kommt die refraktive Chirurgie zur Korrektur von Fehlsichtigkeiten wie Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit und Stabsichtigkeit. Ein axialer refraktiver Sehfehler liegt vor, wenn die Augapfellänge und die Brennweite des Optiksystems nicht miteinander übereinstimmen. Von Kurzsichtigkeit (Myopie) ist die Rede, wenn der Augapfel zu lang zur Augenbrechkraft ausfällt.

Dagegen kommt es bei einem zu kurzen Augapfel zu Weitsichtigkeit (Hyperopie). Sind im Optiksystem des Auges unterschiedliche Brennpunkte in verschiedenen Meridianen vorhanden, handelt es sich um eine Stabsichtigkeit (Hornhautverkrümmung). Mithilfe der Methoden der refraktiven Chirurgie kann die Gesamtbrechkraft des optischen Systems derart angepasst werden, dass die Umwelt auf der Netzhaut scharf erscheint. Dabei wird entweder die Brechkraft der Hornhaut verändert oder die Augenlinse durch Implantation ersetzt bzw. ergänzt. Die Korrektur der Brechkraft findet durch das Verändern ihrer Krümmung statt.

Zu diesem Zweck trägt der Augenarzt mit einem Laser Gewebe ab oder nimmt definierte Einschnitte vor. Durch den Augeninnendruck kommt es dabei zu einer veränderten Form. Während bei Kurzsichtigkeit eine Verringerung der Brechkraft erzielt wird, erfolgt bei Weitsichtigkeit eine Erhöhung der Brechkraft. Nicht mithilfe der refraktiven Chirurgie korrigiert werden kann allerdings die Altersweitsichtigkeit. So ist eine therapeutische Wiederherstellung dieser Fehlsichtigkeit nicht möglich.

In der heutigen Zeit haben sich in erster Linie Laserverfahren zur Anwendung der refraktiven Chirurgie durchgesetzt. Als gängigste Methode gilt das LASIK-Verfahren. Mithilfe eines feinen Femtosekundenlasers oder einem Mikrokeratom schneidet der Augenarzt eine Lamelle mit einem Durchmesser von 8 bis 9,5 Millimetern in die Hornhaut des Auges. Danach klappt er das Epithel zur Seite und behandelt die Fehlsichtigkeit mithilfe von Lasertechnik. In der Regel werden nur 30 Sekunden je Laserbestrahlung benötigt, was aber letztlich vom Ausmaß der Fehlsichtigkeit abhängt.

Die LASIK-Methode hat den Vorteil, dass die Patienten schon einige Stunden nach dem Eingriff wieder die volle Sehkraft haben. So muss die Hornhaut nicht wieder nachwachsen, weil sie bei der Operation lediglich beiseite geschoben wird. Darüber hinaus verspürt der Patient fast keine Schmerzen. Zur Anwendung kommt das LASIK-Verfahren bei kleinen bis mittleren Korrekturen. Der Sehfehler-Bereich schwankt zwischen +4 und -10 Dioptrien.

Eine weitere Methode der refraktiven Chirurgie stellt das LASEK-Verfahren dar. Bei diesem Eingriff wird Gewebe von der Haut abgetragen. Mithilfe von Alkohol löst der Augenarzt das Epithel komplett ab. Nach dem Eingriff erhält der Patient einen Wundverband, der die Hornhaut schützt. Als Variante der LASEK-Methode gilt das EpiLASEK-Verfahren. Bei dieser Methode wird das Epithel mit einem Mikrokeratom abgehoben.

Das älteste Laserverfahren der refraktiven Chirurgie stellt die photorefraktive Keratomie dar. Der Augenarzt entfernt bei diesem Eingriff das Epithel mit einem Spezialhobel. Anschließend muss es sich neu bilden. Bis sich die Sehstärke wieder einstellt, dauert es eine gewisse Zeit. Ebenfalls zur refraktiven Chirurgie gehört das Einsetzen von Intraokularlinsen, bei denen es sich um Kunstlinsen aus unterschiedlichen Materialien handelt, die biokompatibel sind. Sie werden in das Auge implantiert, wodurch sie dessen Gesamtbrechkraft verändern.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Wie bei allen anderen Operationsverfahren besteht auch bei der refraktiven Chirurgie die Möglichkeit von Risiken und Nebenwirkungen. Aus diesem Grund sollte vor der Entscheidung für einen Eingriff dieser Art stets ein ausführliches Beratungsgespräch mit dem Augenarzt stattfinden.

Zu den häufigsten Komplikationen refraktiver Augenoperationen gehört die Beeinträchtigung der Sehkraft. Diese kann sich u. a. durch eine eingeschränkte Sicht in der Dämmerung oder während der Dunkelheit bemerkbar machen. Als weitere Nebenwirkungen kommen ein Glanzeffekt, das Entstehen von Lichthöfen oder Halogenen sowie eine verminderte Kontrastsensitivität infrage. Mitunter werden vom Patienten Erscheinungen im Sichtfeld wahrgenommen. Ebenso sind nach dem Eingriff Über- oder Unterkorrekturen denkbar. Sie entstehen durch das erneute Verändern der Dioptrien.

In den meisten Fällen ist eine Nachbehandlung erforderlich, um die Komplikationen zu korrigieren. Dabei kann ein erneuter Eingriff hilfreich sein. Manche Patienten leiden auch unter seltenen Nebenwirkungen wie Augenreizungen, Rötungen oder starkem Tränenfluss.

Quellen

  • Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
  • Grehn, F.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2012
  • Sachsenweger, M.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2003

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