BSE (Rinderwahn)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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BSE ist die Abkürzung für Bovine Spongiforme Enzephalopathie und ist eine Rindererkrankung; umgangssprachlich wird sie als Rinderwahn bezeichnet. Kennzeichen der Krankheit sind veränderte Proteine (Eiweiße). Durch den Verzehr von Fleisch erkrankter Tiere kann beim Menschen die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit entstehen. BSE ist seit 1985 bekannt, ist aber wahrscheinlich schon 1982 in Großbritannien, damals unerkannt, aufgetreten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist BSE (Rinderwahn)?

Die Ursache für BSE sind sogenannte Prionen; das sind körpereigene Eiweiße, die sich fehlerhaft verändert haben und eine andere Struktur angenommen haben. Sie befinden sich im Gehirn, in der Milz, den Lymphknoten und im Rückenmark.
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BSE ist eine ansteckende Rinderkrankheit, welche erstmals in Großbritannien aufgetreten ist. Die Abkürzung BSE steht für Bovine Spongiforme Enzephalopathie, was so viel bedeutet wie schwammartige Gehirnerkrankung, welche Rinder befällt.

Die Krankheit wird durch veränderte Eiweiße ausgelöst, welche das Gehirn der Tiere befallen und dort zu einer degenerativen (abbauenden) Veränderung des Hirngewebes führen. Das Gehirn wird zersetzt und nimmt mit der Zeit ein schwammartiges Aussehen an, mit Löchern und Lücken, in welchen sich die Eiweiße ablagern.

Die Veränderung des Gehirns bewirkt ein abnormes Verhalten der Rinder, sie werden aggressiv und leiden unter Bewegungsstörungen. Nach dem ersten Fall in Großbritannien im Jahr 1985 zeigten nach und nach immer mehr Rinder die gleichen Symptome und verstarben nach einiger Zeit.

Durch Untersuchung der Kadaver entdeckte man die Veränderungen im Gehirn. War man sich zunächst unsicher, so ist es heute definitiv geklärt, dass BSE auch auf den Menschen übertragbar ist und dort eine Art der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit verursacht.

Ursachen

Die Ursache für BSE sind sogenannte Prionen; das sind körpereigene Eiweiße, die sich fehlerhaft verändert haben und eine andere Struktur angenommen haben. Sie befinden sich im Gehirn, in der Milz, den Lymphknoten und im Rückenmark. Man vermutet, dass diese Prionen in dem Schafsmehl enthalten waren, mit welchem die Rinder damals gefüttert wurden.

Dieses Tiermehl bestand aus Abfallprodukten aus der Schlachtung von Schafen und ist eigentlich keine adäquate Nahrung für Rinder, da diese Pflanzenfresser sind. Bei Schafen ist eine Erkrankung mit Namen Scrapie schon sehr lange bekannt, sie hat ähnliche Symptome wie BSE. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurden die Prionen durch die Verwendung krankhafter Kadaver als Futter auf die Rinder übertragen.

Auch hat man herausgefunden, dass erkrankte Kühe ihre Kälber bereits im Mutterleib infizieren können. Allerdings kennt man noch nicht die genaue Inkubationszeit von BSE. Dies ist der Zeitraum, der zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der Krankheit liegt. Bisher fand man lediglich heraus, dass diese Zeit zwischen 18 Monaten und mehreren Jahren liegen kann.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die ersten Symptome der Bovinen Spongiformen Enzephalopathie (BSE) zeigen infizierte Tiere oftmals im Alter von etwa vier bis fünf Jahren. Als Erstes sind [[[Verhaltensstörung]]en zu beobachten. Die Rinder sind entweder deutlich aggressiver als zuvor oder reagieren überängstlich und verstört auf ihr Umfeld.

Schreitet die Krankheit weiter fort, verlieren die Tiere die Kontrolle über ihre Motorik, insbesondere ihre Beine, und beginnen zu schwanken und zu torkeln. Häufig knicken sie auch ein und stürzen. In einem stark fortgeschrittenem Stadium können sich die Tiere nicht mehr aus eigener Kraft erheben. Meist tritt kurze Zeit später der Tod ein.

Erst dann, nach dem Tod des Tieres, kann die Krankheit zuverlässig diagnostiziert werden. Eine Untersuchung des Gehirns zeigt dann die für die Krankheit charakteristischen Veränderungen. Insbesondere lassen sich stark geschwollene und abgestorbene Astrozyten (Stützzellen) beobachten. Die Gestalt des Gehirns verändert sich drastisch.

Das Organ ähnelt meist einem löchrigen Schwamm. Die Verbindungen zwischen den Nervenbahnen sind aufgrund der Löcher unterbrochen und meist ebenfalls abgestorben. Unter dem Mikroskop lassen sich außerdem die pathogenen Prionen, die Auslöser der Krankheit, nachweisen. Durch den Verzehr des Fleisches von infizierten Tieren kann sich beim Menschen eine Form der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit bilden, die ähnlich zerstörerisch auf das Gehirn einwirkt.

Diagnose & Verlauf

Die ersten Symptome von BSE sind Störungen und Auffälligkeiten im Verhalten und zeigen sich in der Regel bei Rindern im Alter von etwa vier bis sechs Jahren. Die Tiere werden aggressiv, manchmal auch übermäßig ängstlich und sie lassen sich nicht mehr berühren. Im weiteren Verlauf kommen Bewegungsstörungen hinzu.

Die Tiere können ihre Gliedmaßen nicht mehr kontrollieren, sie bewegen sich seltsam, sie torkeln und oft fallen sie hin. Sie knicken mit den Beinen um und können nicht mehr laufen. Nach dem Auftreten der ersten Symptome vergehen nur Wochen, manchmal Monate, bis die Tiere versterben. BSE kann erst nach dem Tod sicher diagnostiziert werden, da hierfür das Gehirn untersucht werden muss.

Bei der Betrachtung des Gehirngewebes durch das Mikroskop kann man dann erkennen, dass die Stützzellen des Gehirns, die sogenannten Astrozyten, angeschwollen und im weiteren Verlauf abgestorben sind. Man kann die schwammartige löchrige Konsistenz des Gewebes erkennen.

Ebenfalls sichtbar wird, dass durch die Löcher die Verbindungen zwischen den Nerven unterbrochen wurden, was sie ebenfalls absterben ließ. Außerdem kann man unter dem Mikroskop die Auslöser für BSE, die Prionen, nachweisen.

Komplikationen

BSE tritt überwiegend bei Kühen auf; wird der Erreger auf den Menschen übertragen, kommt es zu gravierenden Komplikationen. Bei einer Infizierung mit dem BSE-Virus kommt es zunächst zu vermehrter Schmerzempfindlichkeit und Ängstlichkeit, aber auch zu Gangstörungen und Lähmungserscheinungen, die das Unfallrisiko erhöhen. Oftmals treten daneben auch chronische Sensibilitätsstörungen auf, die alltägliche Aufgaben erheblich erschweren.

Weiterhin können Verhaltensstörungen auftreten, die in schweren Fällen zur Bildung von Angststörungen beitragen. Betroffene Menschen werden zudem oft aus dem sozialen Umfeld ausgegrenzt und spüren dadurch eine Verstärkung der Symptome. Im weiteren Verlauf kommt es zur Abmagerung und nach wenigen Monaten schließlich zum Tod.

In weniger schweren Fällen kann eine Infektion zur Entstehung von Krankheiten wie etwa dem Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung beitragen. Mögliche Komplikationen ergeben sich aus den jeweils auftretenden Symptomen, die von Harnwegsinfektionen bis hin zu Lungenentzündung oder Enthirnungsstarre reichen.

Üblicherweise kommt es auch zu Konzentrationsschwierigkeiten, Vergesslichkeit, Paralyse, Muskellähmung und Sehstörungen, die mit dem Fortschreiten der Infektion ebenfalls weiter zunehmen. Aufgrund der Schwere der Komplikationen sollte bei Verdacht auf BSE in jedem Fall ein Arzt eingeschaltet werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei dem Verdacht, an BSE erkrankt zu sein, sollte umgehend ein Arzt konsultiert werden. Medizinischer Rat ist bereits bei dem Auftreten von Erstsymptomen wie den typischen Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, einer erhöhten Reizbarkeit und Schlaflosigkeit gefragt.

Spätestens, wenn Sehstörungen, Zuckungen der Muskulatur und Lähmungserscheinungen auftreten, die nach einigen Tagen nicht zurückgehen, sollte mit einem BSE-Verdacht zum Arzt gegangen werden. Dies gilt vor allem dann, wenn ein begründeter Verdacht für eine Ansteckung vorliegt.

Wenn es beispielsweise zum Kontakt mit infizierten Tieren gekommen ist, müssen ungewöhnliche Symptome besonders ernst genommen werden. Selbiges gilt nach einer Operation, bei der die Operationsinstrumente möglicherweise verunreinigt waren. Die dem BSE zugrunde liegende Creutzfeldt-Jakob-Krankheit tritt üblicherweise zwischen dem 55. und 80. Lebensjahr auf.

Kommt es in diesem Zeitraum vermehrt zu den genannten Beschwerden, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Da die Erkrankung schnell voranschreitet, sollten die Symptome zügig abgeklärt werden. Durch eine umgehende Behandlung kann der Krankheitsverlauf in der Regel zumindest abgebremst werden.

Behandlung & Therapie

Es gibt bisher keine Therapie gegen BSE. Die befallenen Tiere sterben meist wenige Wochen oder Monate nach Auftreten der ersten Symptome.

Aussicht & Prognose

Die Prognose beim Rinderwahn und der damit assoziierten neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit lässt keine Aussicht auf Heilung zu. Stattdessen hat sie beim Hausrind und beim Menschen ähnliche Verläufe, die immer mit dem Tod des Betroffenen enden.

Betroffene Rinder sterben binnen weniger Monate (bis zu fünf) an den Folgen der Degeneration des Gehirns. Dem voraus gehen motorische Probleme, Aggressivität und das allmähliche Versagen aller Fähigkeiten, die das Rind vorher hatte.

Beim Menschen, der von der Form des Rinderwahns befallen ist, die als nvCJD bekannt ist, verläuft die Krankheit hingegen etwas langsamer. Durchschnittlich 14 Monate vergehen bis zum Tod des Betroffenen.

Der Verlauf ähnelt anderen Varianten der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit im mittleren und späteren Stadium der Krankheit sehr. Er weist aber zu Beginn mehr psychiatrisch relevante Symptome auf. Hier sind insbesondere Angststörungen und Depressionen zu nennen. Es folgen Empfindungsstörungen und anschließend die kognitiven und motorischen Störungen.

Es kommt schließlich immer zum Tod des Betroffenen durch eine Enthirnungsstarre, was ein Aussetzen aller lebensnotwendigen Funktionen bedeutet. Die Aussicht bezüglich nvCJD ist unklar. Zwar sind potenziell BSE-verseuchte Produkte verboten, aber es sind noch nicht alle Fragen bezüglich der Epidemiologie geklärt. Es lässt sich aber annehmen, dass der Rinderwahn durch entsprechenden Schutz der Futtermittel, der Rinder und der Menschen eingedämmt werden kann.

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Vorbeugung

Man kann der Übertragung von BSE in geringem Maß vorbeugen, indem man erkrankte Tiere von dem Rest der Herde trennt. Da aber die Symptome erst lange nach der Ansteckung auftreten, kann natürlich auch vorher schon eine Übertragung stattgefunden haben. 2001 wurde zur Vorbeugung das Verfüttern von Tiermehl in ganz Europa verboten; inzwischen ist es allerdings unter bestimmten Voraussetzungen wieder erlaubt.

Menschen sollten daher genau prüfen, von wem das Rindfleisch stammt, welches zum Verzehr gedacht ist. Am besten kauft man nur Rindfleisch von einem Bauern, den man kennt und von dem man weiß, wie er seine Rinder aufzieht. Ebenso empfiehlt es sich im Supermarkt bzw. im Biomarkt nur Biofleisch zu kaufen. Dennoch sollte man auch hier genau auf die Herkunft des Fleisches achten oder sich beim Händler erkundigen.

Nachsorge

Die Erkrankung BSE betrifft Rinder. Sie führt innerhalb weniger Wochen oder Monate zum Tod. Eine Therapie besteht bisher nicht. Die Behörden schlachten die ganze Herde ab, falls bei einem Tier Rinderwahn diagnostiziert wurde. Die Kadaver werden gesondert entsorgt, um eine Ansteckung zu verhindern. Dieses Verfahren soll ein Wiederauftreten ausschließen.

Es wird vermutet, dass die Verfütterung von Tiermehl das Entstehen von BSE bedingt. Wirksamstes Mittel der Nachsorge ist die Isolation der Rinder, die die typischen Symptome aufweisen. Die Forschung ist noch nicht abgeschlossen. Rinderwahn kann sich auf den Menschen übertragen. Betroffene leiden dann unter einer Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit. Sie ist ebenfalls nicht heilbar.

In Deutschland waren bisher keine Menschen betroffen. Eine geringe Anzahl an Erkrankten gab es in anderen Staaten wie Großbritannien. Da eine eindeutige Diagnose erst nach dem Tod möglich ist, kann eine Nachsorge nur dahingehend erfolgen, eine erneute Ansteckung zu verhindern. Diese Aufgabe kann nicht von einzelnen Patienten wahrgenommen werden.

Vielmehr haben die Behörden Verordnungen erlassen, die die Ungefährlichkeit des Rindfleischs gewährleisten sollen. Dazu zählt das Verbot der Verfütterung von Tiermehl. Auch dürfen Tierprodukte nicht mehr im Handel verkauft werden, wenn nur ein Rind einer Herde erkrankt ist.

Das können Sie selbst tun

Medizinisch relevante Selbsthilfemaßnahmen sind im Falle dieser Erkrankung nicht vorhanden. An einer Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit zu erkranken, bedeutet für den Betroffenen immer einen sicheren Tod bei schwerem Krankheitsverlauf.

Ausgehend davon, dass die eintretende Demenz sowie die eintretenden Lähmungen den Betroffenen binnen weniger Monate zu einem Pflegefall machen, ist er lediglich gut darin beraten, die verbleibende Zeit zu nutzen. Wird die Diagnose BSE gestellt oder vermutet, sollte er sich aus Eigeninteresse heraus daran machen, alles wahrzunehmen, was er noch wahrnehmen wollte und zu dem Zeitpunkt kann.

Außerdem sollte mit dem Umfeld auf eine schöne Zeit hingearbeitet werden. Nicht nur während der letzten Monate oder Wochen, in denen der Erkrankte rund um die Uhr gepflegt werden muss, braucht er ein sich kümmerndes Umfeld. Auch die Zeit des Krankheitsverlaufs sollte sinnstiftend und den Wünschen des Erkrankten entsprechend, gestaltet werden.

Da die Krankheit im Rahmen eines normalen menschlichen Kontaktes nicht ansteckend ist, besteht für Angehörige keine Notwendigkeit zum Treffen von Vorsichtsmaßnahmen.

Es liegt häufig in der Verantwortung des Umfeldes, den Betroffenen trotz ihrer möglichen Wesens- und Verhaltensänderungen weiterhin beizustehen. So führt das Gefühl, nicht allein gelassen zu werden, bei Patienten tendenziell zu einem besseren Lebensgefühl.

Quellen

  • Diener, H.-C., et al.: Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Groß, U.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2009
  • Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 266. Auflage, de Gruyter, Berlin 2014

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