Scharniergelenk

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Scharniergelenk ist eine Form des echten Gelenks, welches einachsige Bewegungen zulässt. Ein walzenförmiger Gelenkkopf greift dabei in eine Pfanne, die ähnlich eines Hohlzylinder-Segments geformt ist. Erkrankungen von Scharniergelenken können unter anderem einer Arthrose entsprechen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Scharniergelenk?

Die Funktionen von Gelenken im menschlichen Körper sind vielseitig. Gelenke verbinden Knochen miteinander und besitzen damit eine stabilisierende Funktion. Zusätzlich sind sie aber auch für die Bewegungsfähigkeit unersetzlich.
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Wo Knochen im Körper aufeinandertreffen, bilden sie oft ein gemeinsames Gelenk. Diese gelenkigen Verbindungen zwischen zwei oder mehreren Knochen schaffen Bewegungsfähigkeit auf mindestens einer Bewegungsachse und ermöglichen damit mindestens zwei verschiedene Bewegungsarten. Der menschliche Körper besitzt echte und unechte Gelenke.

Die echten Gelenke sind mit einem Gelenkspalt zwischen den aufeinandertreffenden Knochen ausgestattet. Das sogenannte Scharniergelenk ist eine Formvariante echter Gelenke, die sich durch einen walzenartigen Gelenkkopf und die zugehörige Gelenkpfanne auszeichnet. Scharniergelenke funktionieren wie die meisten anderen Gelenkarten nach dem Hand-in-Handschuh- oder Schlüssel-im-Schloss-Prinzip. Das heißt, dass der walzenartige Gelenkkopf so passgenau in der Gelenkpfanne ruht, als wäre er ein Schlüssel im Schloss oder eine Hand im Handschuh.

Die Gelenkpfanne trägt zu diesem Zweck die Form eines Hohlzylindersegments. Scharniergelenke zählen zu den einachsigen Gelenken und realisieren damit zwei Bewegungen. Die bekanntesten Beispiele für Scharniergelenke sind die Zwischenfingergelenke und das Ellenbogengelenk.

Anatomie & Aufbau

Anatomisch ist ein echtes Gelenk anders aufgebaut als ein unechtes. Es trägt einen Spalt zwischen den aufeinandertreffenden Knochen, der als Gelenkspalt bezeichnet wird. Die Gelenkflächen sind mit Knorpel überzogen und ruhen in der sogenannten Gelenkkapsel, die schlaff an ihren Elementen anliegt.

Die Gelenkkapsel besteht aus einem inneren Anteil aus epithelhaften Bindegewebsverbänden und einem äußeren Anteil aus straffem Bindegewebe. Zur Unterstützung der äußeren Kapselmembran sind echte Gelenke mit Kapsel- und Gelenkbändern ausgestattet. In der Gelenkkapsel ist außerdem die viskose Gelenkschmiere enthalten, die auch als Synovia bezeichnet wird. Die Gelenkhöhle wird lückenlos von der Gelenkkapsel umschlossen. Scharniergelenke unterscheiden sich anatomisch von anderen Formvarianten des echten Gelenks.

Sie bestehen aus einem walzenförmigen Gelenkkopf und einer komplementär aufgebauten Gelenkpfanne, in die der Gelenkkopf passgenau greift. Die Gelenkpfanne wirkt der Passgenauigkeit zuliebe wie das Segment eines Hohlzylinders. Stabilisiert wird das Scharniergelenk zusätzlich in der Regel von straff gespannten Kollateralbändern. Außerdem tragen viele Scharniergelenke zusätzliche Führungskämme und Führungsrinnen in ihrem Gelenkknorpel.

Funktion & Aufgaben

Die Funktionen von Gelenken im menschlichen Körper sind vielseitig. Gelenke verbinden Knochen miteinander und besitzen damit eine stabilisierende Funktion. Zusätzlich sind sie aber auch für die Bewegungsfähigkeit unersetzlich. In Scharniergelenken entspricht das stabilisierende Segment vor allem den straffen Kollateralbändern. Die Stabilisierungsfunktion übersteigt in Scharniergelenken die Bewegungsfunktion. Das heißt, dass es sich bei dieser Gelenkform um Verbindungen mit einem stark eingeschränkten Bewegungspotenzial handelt, die sich ausschließlich auf einer einzigen Achse bewegen lassen.

Das unterscheidet sie zum Beispiel von Kugelgelenken, denen uneingeschränkte Bewegungsfähigkeit im Raum nachgesagt wird. Scharniergelenke besitzen auf ihrer einen Achse lediglich zwei Bewegungsformen. Bei diesen Bewegungsformen handelt es sich um Flexion und Extension. Darunter versteht die Medizin die Beugung und Streckung von Gliedmaßen oder Fingergliedern. Gemeinsam mit dem Roll-, Rad- oder Zapfengelenk wird das Scharniergelenk auch zu den Zylindergelenken gezählt, deren gemeinsames Charakteristikum die einachsige Bewegungsfähigkeit ist. Alle Scharniergelenke lassen sich nicht zur Seite bewegen.

Sie lassen auch keine Rotationsbewegungen zu, sondern können nur linear gestreckt oder gebeugt werden. Das gilt für die Fingergelenke mit Ausnahme der Grundgelenke genauso wie für das Ellenbogengelenk. Trotz dieser Beschränkung in der Bewegungsfreiheit werden Scharnierglenke den funktionellen Ansprüchen im menschlichen Körper gerecht.


Krankheiten

Scharniergelenke können von verschiedenen Erkrankungen betroffen sein, die ihre Funktion beeinträchtigen. Das Ellenbogengelenk erkrankt zum Beispiel häufig infolge von Fehlbeanspruchungen und Überlast und ruft in diesem Zusammenhang mehr oder weniger starke Schmerzen hervor.

Bei Fehlbeanspruchung des Gelenks stellen sich Erkrankungen wie der Tennisellbogen, das Ulnarisrinnen-Syndrom oder der Golferarm ein. Das Ulnarisrinnen-Syndrom entspricht einer Druckschädigung am Nervus ulnaris, der nahe des Ellenbogengelenks verläuft. Gefühlsstörungen des Arms sind symptomatisch für das Syndrom. Die Epicondylitis oder der Tennisarm entspricht dagegen einem Reizzustand von gelenkbeteiligten Sehnen, die meist die Folge einer einseitigen Belastung ist. Auch eine Ellbogendysplasie kann Scharniergelenkstörungen verursachen. Bei Dysplasien sind die Knochen verformt. Die aufeinandertreffenden Knochen eines Scharniergelenks passen so nicht mehr passgenau ineinander.

Die Dysplasie der beteiligten Knochen am Ellenbogenscharniergelenk ist ein relativ häufiges Phänomen, das einer Entwicklungsstörung des Ellbogengelenks entspricht. In der menschlichen Art ist die Störung weniger verbreitet als unter anderen Säugetieren, so zum Beispiel unter hochgewachsenen Hunderassen. Ellenbogenluxationen sind unter Menschen wesentlich häufiger. Nach Luxationen der Schulter sind ausgekugelte Ellenbogen sogar die häufigste Luxation der großen Gelenke. In den meisten Fällen ist das Phänomen mit Rissen der Seitenbänder vergesellschaftet oder geht mit Frakturen wie der Radiuskopffraktur oder einem Epicondylusabriss einher.

Da der Ellenbogen äußerst exponiert liegt, ist er im Rahmen von Stürzen häufig von Frakturen betroffen. Bei einem Sturz wirken große Kräfte auf das Ellbogengelenk ein, die im Rahmen eines Trümmerbruchs nicht nur die Knochen, sondern auch das Gelenk selbst brechen lassen. An den Scharniergelenken der Finger ist die Arthrose eine der wichtigsten Erkrankungen. Diese degenerative Erkrankung hängt oft mit Fehlstellungen und Überlast zusammen und baut Stück für Stück den Knorpel der Gelenkflächen ab. Dabei entstehen Schmerzen, die sich anfangs auf Belastungssituationen konzentrieren und später auch auf Ruhephasen des Gelenks ausbreiten.

Quellen

  • Grillparzer, M.: Körperwissen. Gräfe und Unzer, München 2007
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Kapandji, A.: Funktionelle Anatomie der Gelenke. Thieme, Stuttgart 2016

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