Schneidezähne

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Schneidezähne des menschlichen Gebisses sind einwurzelige Zähne, die sich im vorderen Teil des Unter- bzw. Oberkiefers befinden und umgangssprachlich oft auch "Schaufelzähne" genannt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Schneidezähne?

Da die Schneidezähne über eine scharfe Schneidekante verfügen, werden sie zum Abbeißen von Nahrungsmitteln benötigt.
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Als Schneidezähne (Dens Incisivus), werden die vier Zähne im Unter- bzw. Oberkiefer bezeichnet, die sich zwischen den Eckzähnen befinden und eine spitze Schneidekante bzw. eine schaufelförmige Form aufweisen. Schneidezähne besitzen keine Kaufläche und die unteren Schneidezähne sind kleiner als die oberen.

Anatomie & Aufbau

Der Schneidezahn ist ein so genannter Frontzahn, der schaufelförmig ist und im vorderen Kieferbereich gefunden werden kann. Ungefähr im sichsten Lebensjahr werden die acht Milchschneidezähne durch bleibende Zähne ersetzt.

Bei Jugendlichen wird die Schneidekante noch durch zwei Einschnitte unterteilt, während bei erwachsenen Menschen diese normalerweise abgeschliffen sind. Die Zahnkrone verfügt auf der Hinterseite über zwei Randleisten, diese treffen sich im so genannten Tuberkulum, einer Struktur, die die Form eines Höckers hat. Darüber liegt das Foramen caecum. Im menschlichen Gebiss können im Unter- bzw. Oberkiefer folgende Schneidezähne unterschieden werden:

  • Mittlerer Schneidezahn im Unterkiefer 31/41
  • Seitlicher Schneidezahn im Unterkiefer 32/42
  • Mittlerer Schneidezahn im Oberkiefer 11/21
  • Seitlicher Schneidezahn im Oberkiefer 12/22

Die mittleren Schneidezähne verfügen über drei Kerben, die lateralen über zwei und im Eckzahnbereich ist eine Kerbe erkennbar. Im Laufe der Zeit kommt es jedoch auf Grund von Zahnabrieb, Zahnerosion oder Zahnabnutzung zum Verschleiß der inzisalen Schmelzkante. Dadurch entsteht eine einheitliche Schneidekante. Deutliche Größenunterschiede bestehen im Oberkiefer zwischen dem seitlichen und mittleren Schneidezahn und auch die Schneidezähne, die im Unterkiefer zu finden sind, sind kleiner.

Die unteren Schneidezähne verfügen nur eine Wurzel, die stark abgeplattet ist. Die Wurzeln der Schneidezähne sind relativ schwach und daher für Stiftversorgungen nicht geeignet. Die unteren Schneidezähne stellen die kleinsten Zähne im menschlichen Gebiss dar. Ihre Labialflächen sind glatt und weisen eine dreieckige Grundform auf. Die Zahnhälse sind spitz und schmal. Die Lingualflächen sind ebenfalls dreieckig, aber etwas schmäler.

Die Approximalflächen haben die Form eines spitzwinkeligen Dreiecks und an der Kontur ist das Krümmungsmerkmal erkennbar. Die unteren Schneidezähne sind außerdem sehr zierlich gebaut und kommen daher auch für keinen Kronenersatz in Frage. Darüber hinaus ist die Kronenbasis ziemlich schmal, sodass es auch nicht möglich ist, die Zähne zu beschleifen, ohne dass die dünn werden. Aus ästhetischen Gründen sind sie auch als Klammerzähne ungeeignet.

Funktion & Aufgaben

Da die Schneidezähne über eine scharfe Schneidekante verfügen, werden sie zum Abbeißen von Nahrungsmitteln benötigt. Sie funktionieren also wie ein kleines Messer und verfügen über keine Kaufläche. Die Grundlage für eine optimale Schneidqualität ist eine gunte Kontur der Schneidekanten, die jedoch auf Grund des Alterungsprozesses verloren gehen kann.

Darüber hinaus kommt den Schneidezähnen auch eine optische Bedeutung zu, da sie zu den Frontzähnen gehören. Sind sie verfärbt, schief oder abgebrochen, so wirkt dies unästhetisch und unattraktiv. In ästhetischer Hinsicht dominieren dabei die mittleren oberen Schneidezähne, das sie auf Grund ihrer Größe auffallen und auch beim Lächeln und Sprechen sehr stark sichtbar sind.


Krankheiten

An den Schneidezähnen kann Karies entstehen, eine Erkrankung, die auf bakterielle Erreger zurückzuführen ist. An den Frontzähnen ist dabei vorwiegend der Zahnhals besonders gefährdet. Karies entsteht durch unregelmäßige Mundhygiene, sodass sich Speisereste in den Zwischenräumen ansammeln können.

Auf Grund spezieller Endprodukte, die beim Stoffwechsel ausgeschüttet werden, tritt eine Schädigung der Zahnsubstanz bzw. Karies auf. Als Folge davon kommt es zu Zahnschmerzen und manchmal sogar zum Verlust des Zahnes. Des Weiteren kann bei den Schneidezähnen eine Wurzelentzündung auftreten. Auch dafür ist die Ursache meistens Karies, da die Kariesbakterien bei Nichtbehandlung den Zahnnerv angreifen können. Die Entzündung reizt die Nerven und im schlimmsten Fall kann der Zahnnerv absterben. Wenn die Bakterien die Wurzelspitze erreichen, so kann es auch zu einem Befall des Kieferknochens kommen. Abhilfe schafft meistens eine Wurzelbehandlung, bei der mit Hilfe eines Bohrers der Zahn geöffnet wird. Dadurch können das Zahnmark und die Nervenfasern entfernt werden. Anschließend spült der Zahnarzt den Kanal mit verschiedenen Lösungen.

Bei einer schweren Entzündung muss der Zahn für ein paar Tage ruhen, bei leichteren Entzündungen wird der Kanal mit einer gummiartigen Masse gefüllt und mit Dichtezement versiegelt. Normalerweise behalten die Schneidezähne nach einer Wurzelbehandlung ihre natürlich Farbe, manchmal kann es aber auch auf Grund von Stoffwechselprodukten zu Verfärbungen kommen. Mit Hilfe von Aufhellungen können diese Verfärbungen aber beseitigt werden. Auch Fehlstellungen im Bereich der Schneidezähne sind möglich. Wenn beispielsweise die untere Zahnreihe von den oberen Schneidezähnen mit einem großen Abstand überlappt wird, wird diese Fehlstellung als Rückbiss des Unterkiefers bzw. Vorbiss des Oberkiefers bezeichnet und kann bei Kindern ab etwa neun Jahren reguliert werden.

Von einem Rückbiss des Oberkiefers spricht man hingegen, wenn die oberen Schneidezähne hinter die unteren zurücktreten. Sind die unteren Schneidezähne beim Zubeißen nicht sichtbar, so wird diese Art von Fehlstellung als tiefer Biss bezeichnet. Nicht selten sind auch Zahnanomalien, wie zum Beispiel eine symmetrische Hypodontie, bei der die oberen seitlichen Schneidezähne fehlen. Bei einer so genannten Mesiodens tritt zwischen den oberen mittleren Schneidezähnen ein unterentwickelter Zahn auf.

Typische & häufige Zahnerkrankungen

Quellen

  • Grillparzer, M.: Körperwissen. Gräfe und Unzer, München 2007
  • Reitemeier, B., Schwenzer, N., Ehrenfeld, M.: Einführung in die Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2006
  • Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2016

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