Gebiss

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Warum ist das natürliche Gebiss so wichtig für den menschlichen Organismus? Antworten gibt der kurze Überblick zu Definition, Aufbau, Funktion und Erkrankungen des Gebisses und seiner Bestandteile.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Gebiss?

Schematische Darstellung zur Anatomie der Zähne und des Gebisses. Klicken, um zu vergrößern.

Als natürliches Gebiss wird die Gesamtheit aller Zähne definiert, die dem Menschen im Laufe seines Lebens wachsen. Das Gebiss zählt zum Verdauungssystem, da die Zähne zusammen mit Zahnhalteapparat, Ober- und Unterkiefer, Kiefergelenk, Kaumuskeln und dem dazugehörigen Weichgewebe das Kauorgan bilden.

Mit dem Milchzahngebiss und bleibenden Gebiss bekommt der Mensch zweimal in seinem Leben Zähne. Diese sind von Geburt an im Kieferknochen angelegt. Während des ersten Zahndurchbruchs ab dem sechsten Lebensmonat, bildet sich das Milchzahngebiss.

Die 20 Milchzähne werden auch als Milchgebiss bezeichnet. Ab dem sechsten Lebensjahr entwickelt sich das bleibende Gebiss mit 32 Zähnen. Der Übergang vom Milchgebiss zum bleibenden Gebiss bewegt sich über mehrere Jahre und wird als Wechselgebiss bezeichnet.

Anatomie & Aufbau

Aufgebaut ist das natürliche Gebiss mit je einer Zahnreihe im Ober- und Unterkiefer. Von der Gesichtsmitte ausgehend, teilt sich das Gebiss in insgesamt vier Kieferhälften auf. Das Milchgebiss besteht pro Kieferhälfte aus zwei Schneidezähnen, einem Eckzahn und zwei kleinen Backenzähnen, den Milchmolaren.

Im Unterschied dazu besitzt das bleibende Gebiss neben den kleinen Backzähnen (Prämolaren) noch zwei große Molaren plus einem Weisheitszahn. Die Zähne sitzen im Ober- und Unterkiefer in Zahnfächern. Jedoch sind sie nicht mit dem Kieferknochen verwachsen. Gehalten werden die Zähne im Kiefer durch den Zahnhalteapparat, der aus verschiedenen Halte- und Bänderstrukturen besteht.

Eine Besonderheit im funktionellen Aufbau des Kauorgans stellt der U-förmig gebogene Unterkiefer dar. Über die Kiefergelenke rechts und links am Schädelknochen befestigt, ist er der einzige bewegliche Knochen am Kopf.

Funktionen & Aufgaben

Für die verschiedenen Funktionen des Gebisses ist die Beweglichkeit des Unterkiefers sehr wichtig. So werden die Zähne einerseits zur Aussprache benötigt. Sogenannte Zahnlaute (Dentale) können nur mithilfe der Zähne gebildet werden. Je mehr Zähne fehlen, um so undeutlicher wird die Aussprache.

Neben der Sprechfunktion ist das Gebiss vor allem wichtig für das Verdauungssystem, da die Zähne zur Nahrungsaufnahme und -zerkleinerung dienen. Dabei haben die Zahngruppen jeweils eine eigene Aufgabe. Mit den scharfkantigen Schneidezähnen wird die Nahrung abgebissen. Durch ihre langen Wurzeln sind die Eckzähne sehr stabil und können so die Nahrung gut festhalten. Zudem ermöglicht die spitz zulaufende Form der Eckzahnkrone das Zerreißen der Nahrung.

Im Seitenzahnbereich haben die Zähne breite Kauflächen. Damit wird die Nahrung zunächst von den kleinen Backenzähnen weiter zerkleinert und zum Schluss von den großen Molaren zermahlen. Das erleichtert das Einspeicheln der Nahrung zur Vorbereitung auf die Verdauung. Nicht zuletzt besitzen Zähne eine ästhetische Funktion. Ein vollständiges Gebiss stützt und formt den Mundbereich und ist mitverantwortlich für die Gesichtsproportionen.

Krankheiten & Beschwerden

Eine häufige Erkrankung der Zähne ist Karies, die sogenannte Zahnfäule. Karies entsteht, wenn sich Mikroorganismen (Bakterien) zusammen mit der Nahrung dauerhaft am Zahn festsetzen können.

Bleibt dieser bakterielle Zahnbelag (Plaque) am Zahn haften, verstoffwechseln die Bakterien aufgenommene Kohlenhydrate wie Zucker zu Säure, die eine Demineralisierung der Zahnhartsubstanz bewirkt. Unbehandelt führt Karies zur Zerstörung der Zahnstrukturen. Zudem kann sich der Zahnnerv entzünden (Pulpitis), was in der Regel zum Absterben des Zahnes führt. Von Karies sind über 95 Prozent der Europäer betroffen. Damit gilt sie in den Industrieländern als die am häufigsten vorkommende Infektionserkrankung.

Wird der Zahnbelag nicht entfernt, kann er durch die Speichelzusammensetzung verkalken und es entsteht Zahnstein. Oft ist dieser eine Ursache für Parodontalerkrankungen. Dazu zählen Entzündungen des Zahnhalteapparates, umgangssprachlich als Parodontose bekannt, sowie Zahnfleischentzündungen.

Zudem können Veränderungen des Gebisses wie Zahnverlust oder Fehlstellungen zu funktionellen Fehlbelastungen und damit zu Beschwerden am Kiefergelenk führen.

Zusammenfassend betrachtet, ist das natürliche Gebiss nicht nur ein wichtiger Baustein für die Funktion des gesamten Körpersystems. Auch drücken Zähne über das äußere Erscheinungsbild den sozialen Status in der Gesellschaft aus.


Typische & häufige Zahnerkrankungen

Quellen

  • Aumüller, G., et al.: Duale reihe Anatomie. Thieme, Stuttgart 2017
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012
  • Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2016

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