Sprechen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Sprechen ist eine Grundfunktionen der menschlichen Kommunikation und unterscheidet den Menschen in diesem Bereich von jedem Tier. Die menschliche Sprache in dieser ausgereiften Form kommt im Tierreich nicht vor und ist eine einzigartige, sehr akkurate Art der Kommunikation unter Menschen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Sprechen?

Sprechen ist der Kern der menschlichen Kommunikation. Während Gestik, Mimik und Körpersprache je nach Situation ebenfalls sehr wichtig sind, werden Details übers Sprechen kommuniziert.

Sprechen beschreibt die Bewegung der Zunge und die Nutzung von Zähnen und Lippen zur Formulierung von Lauten. Aneinander gereiht ergeben diese Worte wiederum Sätze und ermöglichen die lautbarere Kommunikation. Zwar kommunizieren auch viele Tiere, gerade Säugetiere, mit Lauten untereinander, jedoch ist dies nicht mit dem Sprechen beim Menschen vergleichbar.

Zum Sprechen gehört immer auch die Sprache. Jeder Mensch hat mindestens eine Muttersprache und ist je nach Begabung dazu in der Lage, weitere Sprachen zu erlernen. Sprachenlernen funktioniert am besten bei Kindern, die Veranlagung zum Sprechen und entsprechende Entwicklungen passieren dabei schon im Mutterleib.Das Kind kann die Sprechlaute der Eltern hören und entwickelt für deren Sprachen eine Affinität - es lernt sie im Kindesalter besonders leicht.

Die Fähigkeit zu sprechen ermöglichte dem Menschen einen großen Vorteil in seiner evolutionsbiologischen Entwicklung, da er durchs Sprechen zu einer viel detaillierteren und unmissverständlicheren Kommunikation in der Lage war als natürliche Fressfeinde oder Beutetiere.

Funktion & Aufgabe

Sprechen ist der Kern der menschlichen Kommunikation. Zwar spielen auch andere, urtümlichere Elemente eine Rolle, wie aus dem Tierreich bekannt ist, ein wichtiger Teil läuft jedoch nur über das Sprechen.

Während Gestik, Mimik und Körpersprache je nach Situation ebenfalls sehr wichtig sind, werden Details übers Sprechen kommuniziert. Da der Mensch neben seiner Sprachfähigkeit auch eine komplexe Psyche besitzt, kann er deren Vorgänge oft nur oder hauptsächlich durchs Sprechen zum Ausdruck bringen.

Wichtige Bestandteile des täglichen Zusammenlebens können ebenfalls nur durchs Sprechen vermittelt werden: Bitten um Hilfe, Verteilung von Aufgaben und gerade die Themen der modernen Zivilisation ließen sich allein über Körpersprache und Co. nicht vermitteln.

Neben der Fähigkeit, sich selbst mitteilen zu können, erfüllt die Sprache im Sinne des menschlichen Miteinanders wichtige Funktionen. Früher spielte sie bei der gemeinsamen Jagd eine zentrale Rolle und ermöglichte es, besser gemeinschaftlich zu jagen und Absprachen zu treffen, zu denen ihre Beute nicht in der Lage war. Für das soziale Gefüge erfüllte das Sprechen eine ähnlich wichtige Aufgabe wie in unserer modernen Kommunikation.

Sprechen in der eigenen Sprache oder dem eigenen Dialekt diente mit der Zeit als Abgrenzung von anderen Gemeinschaften, später von anderen Kommunen und Ländern. Noch heute kann man in ländlichen Regionen beobachten, dass in einem Dorf ein vollkommen anders klingender Dialekt gesprochen wird als im Nachbarort. Diese Art der Abgrenzung durchs Sprechen war nicht immer, aber vielfach tragend für die Herausbildung heutiger Länder.

Dagegen ermöglicht das Erlernen einer Fremdsprache die Kommunikation mit anderen Kulturen und in den Zeiten der Globalisierung die Erschließung der ganzen Welt für den Einzelnen sowie die Vernetzung der Kulturen untereinander. Sprechen kann also ein ausgrenzendes, aber auch ein inkludierendes Element der hochentwickelten menschlichen Kultur sein.

In der Entwicklung eines Kindes stellt Sprechen einen großen Meilenstein dar. Noch im Mutterleib hört das Kind Sprache und Stimme der Eltern und wird beide später erkennen können. Früh nach der Geburt festigt sich das Verständnis der Muttersprache der Eltern, in der sie zu ihrem Kind sprechen. Erste Silben und Worte, die ein Kind spricht, stammen aus der Muttersprache und sind eine Nachahmung des Sprechens der Eltern. Allerdings dauert es Jahre, bis ein Kind ganze Sätze formulieren kann.


Krankheiten & Beschwerden

Die ersten Unregelmäßigkeiten beim Sprechen äußern sich bei Kindern. Diese können Worte falsch erlernen, was häufig geschieht, wenn mit ihnen in Babysprache gesprochen wurde und sie dann "umerzogen" werden. Manche Kinder erleiden in der Hinsicht eine Entwicklungsstörung, als dass sie nicht wie Kinder gleichen Alters sprechen können.

Seltener sprechen sie bis zu einem vergleichsweise hohen Alter gar nicht. Ein Bekannter Fall war Albert Einstein, dessen Sprachbegabung sich danach aber als überdurchschnittlich herausstellte. Dennoch sind Sprachstörungen bei Kindern ernst zu nehmen und müssen beobachtet werden. In den meisten Fällen kann der Logopäde sie gut behandeln.

Bekannte Störungen des Sprechens sind Lispeln oder Stottern. Hierbei werden Laute nicht richtig formuliert oder die Psyche verhindert, dass sich die Sprachfähigkeit des Menschen so entwickelt, wie sie sollte. Diese Sprachstörungen treten im Kindesalter erstmalig auf und können, teils trotz Behandlung durch Logopäden und Psychologen, ein Leben lang problematisch bleiben - gerade Menschen die stottern haben oft einen langen Weg vor sich, um die Sprachfähigkeit zu normalisieren.

Verletzungen der Körperteile, die zum Sprechen relevant sind oder auch angeborene Erkrankungen und Fehlstellungen dieser Körperteile führen zu weiteren Sprachstörungen bis hin zur vollkommenen Unfähigkeit zu sprechen. Manchmal betrifft das auch den Gehörsinn, Betroffene sind dann taubstumm.

Ein besonders komplizierter Fall ist das Locked-In-Syndrom, bei dem nicht nur die Fähigkeit zu sprechen verloren wurde, sondern jede Form der Kommunikation nach außen. Betroffene, häufig Opfer schwerer Unfälle, haben kaum noch Möglichkeiten, sich verständlich zu machen.

Quellen

  • Gesenhues, S., Zisché, R.H., Breetholt, A. (Hrsg.): Praxisleitfaden Allgemeinmedizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Mader, F., Weißgerber, H.: Allgemeinmedizin und Praxis. Springer, Heidelberg 2014
  • Netter, F.H. et. al.: NETTERs Allgemeinmedizin. Thieme, Stuttgart 2006

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