Schnellender Finger

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Begriff Schnellender Finger, Schnappfinger oder Tendovaginitis stenosans bezeichnet ein Phänomen, bei dem aufgrund verdickter Sehnen oder einer verdickten Sehnenscheide der Finger in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist. Da in der Folge der Finger nur mit äußerer Hilfestellung gestreckt werden kann und überdies auch das Beugen nur ruckartig erfolgt, erhielt die Erkrankung den bildlichen Namen „schnellender Finger“.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein schnellender Finger?

Bei der Behandlung des schnellenden Fingers hat der Arzt die Wahl zwischen konservativen Methoden und einem operativen Eingriff.
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Die schwere Form des schnellenden Fingers ist eine bewegungseinschränkende Erkrankung eines Fingers, die häufig genetische Ursachen hat.

Diese Erbkrankheit bewirkt ein Anschwellen der Sehnenscheide. In der Folge kann die Beugesehne des Fingers nicht mehr problemlos durch das Ringband gleiten. Da somit die Sehne durch das Ringband aufgehalten werden kann, werden Beugen und Strecken des Fingers nur noch ruckartig vollzogen. Oft wird der schnellende Finger auch von Schmerzen begleitet.

Mit dem Verlauf der Krankheit wird die Bewegungsfreiheit des Fingers zunehmend eingeschränkt. Dabei sind Frauen meist häufiger vom schnellenden Finger betroffen als Männer. Typisch ist ein Auftreten der Krankheit bei Frauen mittleren Alters. Kinder sind hingegen relativ selten von einem schnellenden Finger betroffen.

Ursachen

Eine Ursache des schnellenden Fingers ist die genetische Veranlagung. In diesem Fall ist der schnellende Finger bereits im Kindesalter erkennbar. Häufig ist dann der Daumen betroffen. Hier spricht man auch von einem angeboren gekrümmten Daumen.

Darüber hinaus kann ein schnellender Finger auch eine Begleiterscheinung eines Diabetes mellitus sein. Weitere Krankheiten, die einen schnellenden Finger verursachen können, sind die Amyloidose oder eine rheumatoide Arthritis. Ebenso kann ein schnellender Finger durch eine Sehnenscheidenentzündung oder ein Karpaltunnelsyndrom ausgelöst werden.

Tumoren sind als Krankheitsursache eher selten und können den schnellenden Finger hervorrufen, wenn sie an Knochen oder Sehnen auftreten. Auch die Einnahme von Medikamenten bedingt nur in Ausnahmen die Symptome eines schnellenden Fingers.

Symptome; Beschwerden & Anzeichen

Bei einem schnellenden Finger kommt es in der Regel zu ziemlich typischen und eindeutigen Anzeichen, da der gesamte [Bewegungseinschränkungen|Bewegungsablauf sehr stark eingeschränkt ist]]. Oftmals lässt sich der betroffene Finger nicht mehr richtig durchstrecken, da es dabei zu einem stechenden Schmerz kommt.

Selbst im Ruhezustand verursachte ein schnellender Finger starke Schmerzen, sodass ein Besuch beim Arzt nicht auf die lange Bank geschoben werden darf. Wer sich frühzeitig für eine Behandlung beim Arzt entscheidet, der kann mit einer schnellen Beseitigung der auftretenden Symptome rechnen. Innerhalb weniger Tage sollte eine deutliche Besserung eintreten.

Wer sich allerdings gegen eine solche Behandlung entscheidet, der muss mit erheblichen Komplikationen rechnen. Die Schmerzen am betroffenen Finger nehmen erheblich zu, sodass bereits kleine Bewegungen starke Schmerzen verursachen werden. Außerdem kann es unter Umständen sogar zu einer starken Schwellung am Finger kommen, die mit dem bloßen Auge zu erkennen sein wird.

Wer unter einem schnellenden Finger leidet, der sollte unverzüglich einen entsprechenden Arzt aufsuchen. Nur mit einer ärztlichen beziehungsweise medikamentöse Behandlung können die bestehenden Symptome gelindert beziehungsweise beseitigt werden. Zudem ist nur mit der richtigen Behandlung eine vollständige und zeitnahe Genesung möglich. Andernfalls werden sich die auftretenden Symptome erheblich verstärken und verschlimmern.

Diagnose & Verlauf

Ein Anzeichen für den schnellenden Finger, das bereits im Rahmen der klinischen Untersuchung diagnostizieren werden kann, ist die verminderte Bewegungsfreiheit des betroffenen Fingers.

Dabei sind die Probleme beim Strecken morgens meist stärker ausgeprägt und nehmen im Tagesverlauf ab. Häufig wird der schnellende Finger durch Schmerzen beim Strecken begleitet. Zudem kann mit jedem „Ruck“ des Fingers ein entsprechendes Geräusch als akustisches Indiz für den schnellenden Finger auftreten.

Weiterhin sind die Verdickungen der Sehnenscheide, die das Phänomen des schnellenden Fingers verursachen, oftmals oberhalb des Fingerknöchels ertastbar. In der Folge der Diagnose wird der Patient darüber hinaus auf Erkrankungen untersucht, welche die Symptome ausgelöst haben könnten. Eine Röntgenaufnahme kann weitere Ursachen des schnellenden Fingers ausschließen.

Komplikationen

Ein schnellender Finger ruft zunächst starke Schmerzen hervor. Wird die Bewegungsstörung nicht behandelt, können sich chronische Beschwerden einstellen. Generell stellt ein schnellender Finger eine starke Einschränkung der Bewegungsfähigkeit der Hand dar. Es kann zu Unfällen und Stürzen kommen, wenn der Finger unerwartet „springt“.

Selten fürht dies zu einer Entzündung der Sehnenscheide und knotigen Verdickungen. Daraus resultieren gelegentlich auch Durchblutungsstörungen und anderweitige Komplikationen. Bei länger andauernden Erkrankungen wirkt sich der Schnappfinger meist auch auf die psychische Verfassung der Betroffenen aus. In der Mehrzahl der Fälle wird das Schnellen durch eine Operation beseitigt.

Sollte der schnellende Finger jedoch schon länger bestehen, kann eine Streckminderung zurückbleiben. Bei Arthrose-Patienten muss der Eingriff unter Umständen wiederholt werden oder die Beschwerden lassen sich mit Hilfe einer Operation nicht mehr beheben.

Im Allgemeinen kann es während der Operation zu Komplikationen wie der Durchtrennung eines Finger- oder Daumennervs kommen. Auch Schwellungen und Blutungen stellen ein Risiko für den Nerv dar. Der Einsatz von Schmerzmitteln ist oft mit Nebenwirkungen verbunden. Allergische Reaktionen auf die verwendeten Mittel und Materialien sind nicht auszuschließen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei dieser Erkrankung sollte ein Arzt aufgesucht werden. Es kann dabei nicht zu einer Selbstheilung kommen und die Krankheit erschwert den Alltag des Betroffenen deutlich. Um weitere Komplikationen zu vermeiden, sollte daher schon frühzeitig ein Arzt aufgesucht werden. Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an starken Schmerzen in den Fingern leidet. Diese Schmerzen treten auch ohne einen besonderen Grund schon im Ruhezustand auf und können sich auch in die benachbarten Regionen des Körpers ausbreiten.

Weiterhin sind die Finger nicht selten stark angeschwollen, sodass der Betroffene diese nicht mehr richtig bewegen und mit ihnen auch keine Arbeiten mehr durchführen kann. Ein Arzt ist vor allem dann aufzusuchen, wenn diese Beschwerden nicht wieder von alleine verschwinden und über einen längeren Zeitraum anhalten. Bei dieser Krankheit kann ein Allgemeinarzt oder ein Orthopäde aufgesucht werden. Die weitere Behandlung richtet sich dann nach der Ausprägung der Beschwerden und wird von einem Spezialisten durchgeführt.

Behandlung & Therapie

Bei der Behandlung des schnellenden Fingers hat der Arzt die Wahl zwischen konservativen Methoden und einem operativen Eingriff. Die entsprechende Behandlungsmethode wird in Abstimmung mit den Ursachen und der Ausprägung der Krankheit ausgewählt.

So stellt eine Mischung aus einem Anästhetikum und einem abschwellenden Mittel einen eher konservativen Behandlungsweg dar. Dieser wird meist bei der leichteren Form des schnellenden Fingers gewählt. Der Arzt injiziert dabei die Präparate direkt in die Sehnenscheide, sodass sie vor Ort wirken können. So eingesetzt, bewirken sie eine Schmerzlinderung sowie ein Abschwellen der Sehnenscheide, sodass die Sehne wieder leicht durch diese gleiten kann.

Bei stärkeren Formen des schnellenden Fingers wird ein operativer Eingriff nötig, da hier Anästhetikum und abschwellendes Mittel die Symptome nur mindern, sie jedoch nicht gänzlich lindern können. Bei diesem Eingriff öffnet der Arzt die verdickte Sehnenscheide, sodass die Sehne wieder mehr Bewegungsfreiheit erhält. Da sie schnell durchgeführt werden kann und nur wenig invasiv ist, wird diese Operation des schnellenden Fingers unter örtlicher Betäubung durchgeführt.


Vorbeugung

Während der erblich bedingten Form des schnellenden Fingers nicht vorbeugt werden kann, kann das frühzeitige Erkennen einer ihn auslösenden Stoffwechselerkrankung sowie deren Therapie die Erscheinung unter Umständen vermindern. Einer Überlastung der Sehnenscheide kann entgegengewirkt werden, indem einseitige Bewegungsabläufe und Fehlbelastungen vermieden werden. So kann auch eine regelmäßig durchgeführte Fingergymnastik dabei helfen, einen schnellenden Finger zu verhindern.

Nachsorge

Wird der schnellende Finger operativ behandelt, ist anschließend eine Nachsorge nötig. Da der Eingriff ambulant erfolgt, kann der Patient danach wieder nach Hause zurückkehren. Damit es nicht zu Verklebungen oder Verwachsungen der Beugesehnen kommt oder Fingergelenkkontrakturen auftreten, darf der versorgte Finger nicht zu früh belastet werden. Leichte Bewegungen sind jedoch durchaus erwünscht, was auch von der individuellen Schmerzsituation abhängt.

Eine wichtige Maßnahme nach dem chirurgischen Eingriff ist das Hochlagern des betroffenen Fingers. Auf diese Weise werden Schmerzen, Schwellungen und Nachblutungen gemindert. Zum Bekämpfen der Schmerzen nimmt der Patient in der Regel Ibuprofen oder Diclofenac ein. In der akuten Phase kann auch nach Vorgabe Novaminsulfon verabreicht werden.

Einen Tag nach der Operation werden in der Arztpraxis die Wunde und der Verband überprüft. Die weiteren Verbandwechsel lassen sich auch beim Hausarzt durchführen. Nach 12 bis 14 Tagen findet das Ziehen der Fäden statt. Danach braucht kein Verband mehr angelegt zu werden. In kaltem Wasser nimmt der Patient Übungen mit seinen Fingern vor. Durch die Kälteeinwirkung können die Schmerzen vermindert werden. So wirkt sich das kalte Wasser lindernd aus. Wird kein kaltes Wasser vertragen, lässt sich auch lauwarmes Wasser verwenden.

Das können Sie selbst tun

Der schnellende Finger, auch Schnappfinger genannt, ist zwar harmlos, aber sehr unangenehm. Ein Knötchen an der Sehne verhindert, dass die Sehne reibungslos durch die Sehnenscheide gleiten kann oder die Sehnenscheide selbst ist zu eng. Dabei ist vor allem das Gefühl, die Kontrolle über den betreffenden Finger verloren zu haben, befremdlich.

Ist der Finger noch nicht komplett blockiert, werden die behandelnden Ärzte entzündungshemmende Präparate verschreiben, wie beispielsweise Cortison. Alternativ bietet sich ein handchirurgischer Eingriff an, bei dem die Verdickung beseitigt und/oder die Sehnenscheide geweitet wird. Diese Operation birgt keine großen Risiken und ist in den meisten Fällen erfolgreich.

Der betroffene Patient kann jedoch einiges selbst dazu tun, einen schnellenden Finger zu beruhigen. Orthomolekularmediziner raten hier zur Einnahme eines hochdosierten Enzympräparates, das die Entzündung reduziert und Sehnen sowie Sehnenscheide geschmeidiger machen soll. Hochdosierte Enzympräparate gibt es rezeptfrei in Apotheken, sind aber nicht billig und müssen einige Wochen lang eingenommen werden, bevor sich ein Erfolg sicher feststellen lässt. Nicht alle Krankenkassen übernehmen die Kosten.

Eine weitere entzündungshemmende Maßnahme wäre die Umstellung auf eine basische Ernährung. Dafür muss auf Fleisch, Fisch, Wurst, Käse, Getreide, Zucker und Alkohol weitestgehend verzichtet werden. Stattdessen empfehlen sich Obst, Gemüse, Salate sowie Soja- und Vollkorn-Produkte.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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