Anästhetika

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Anästhetikum dient der Erzeugung eines Zustandes der Empfindungslosigkeit, um chirurgische oder diagnostische Maßnahmen durchführen zu können. Der Begriff umfasst viele Substanzen mit jeweils unterschiedlichen Wirkspektren.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Anästhetika?

Der Begriff des Anästhetikums ist sehr allgemein und wird für viele Wirkstoffe angewendet, die lokal oder den ganzen Körper betreffend eine Empfindungslosigkeit auslösen.

Der Begriff des Anästhetikums ist sehr allgemein und wird für viele Wirkstoffe angewendet, die lokal oder den ganzen Körper betreffend eine Empfindungslosigkeit auslösen. Ein Lokalanästhetikum findet Einsatz bei einer örtlichen Betäubung. Es dient fast ausschließlich zur Schmerzausschaltung bei Operationen oder Schmerztherapien.

Dabei enthält es Analgetika als einzige Wirkstoffgruppe. Ein Allgemeinanästhetikum wiederum wird bei einer Allgemeinanästhesie (Narkose) angewendet. Allgemeinanästhetika enthalten neben Schmerz ausschaltenden Mitteln auch Substanzen, welche das Bewusstsein ausschalten, die Motorik dämpfen und die vegetativen Reaktionen hemmen. Entsprechend bestehen sie aus einem Gemisch aus Hypnotika (Schlafmittel), Analgetika (Schmerzmittel) und Relaxantien (für die Muskelrelaxation).

Narkosemittel können inhaliert oder intravenös injiziert werden. Aufgrund der Vielzahl der enthaltenden Substanzen gibt es keinen einheitlichen Wirkungsmechanismus. Zwar können die heute verwendeten Anästhetika nach der Meyer-Overton-Korrelation beschrieben werden, aber die ihr zugrunde liegenden Annahmen über den Wirkmechanismus sind veraltet.

Funktion, Wirkung & Ziele

Grundsätzlich werden zwei Gruppen von Anästhetika unterschieden. Das sind zum einen lokal wirkende und zum anderen den gesamten Körper beeinflussende Medikamente. Lokalanästhetika müssen so appliziert werden, dass sie sich im Körper nicht verteilen können, sondern an Ort und Stelle bleiben. Deshalb dürfen sie bei der Injektion nicht in die Blutbahn gelangen.

Neben einer Injektion kann es auch in Form von Gels, Salben, Sprays oder Pflaster angewendet werden. Alle Lokalanästhetika enthalten als Wirkstoffe Aminoamide oder Aminoester. Diese Substanzen entfalten ihre Wirkung durch die Blockade der Natriumkanäle an den Membranen von Nervenzellen. Damit unterbinden sie die Reizweiterleitung und betäuben diese Stelle. Im Gegensatz zu den Lokalanästhetika ist die Anwendung von Narkotika mit größeren Herausforderungen verbunden. Narkosemittel bestehen immer aus einem Gemisch von mehreren Substanzen, die ganz unterschiedliche Wirkungen aufweisen.

So müssen Schlafmittel, Schmerzmittel und Muskelrelaxantien wirksam miteinander kombiniert werden. Die Wirkstoffkombination ist so zu wählen, dass es nicht zu unerwünschten Kreuzreaktionen zwischen den einzelnen Substanzen kommt. Vor der Anwendung des Narkotikums muss zunächst eine präoperative Abschätzung des individuellen Risikos über die sogenannte ASA-Risikoklassifikation durch den Anästhesisten vorgenommen werden. Nach der ASA-Risikoklassifikation wird das perioperative Risiko in sechs Schweregrade eingeteilt. Die Zusammenstellung des Narkotikums richtet sich dann nach dieser Bewertung. Des Weiteren muss der Anästhesist auch entscheiden, wie die Narkose eingeleitet werden soll.

Dazu gibt es zwei Methoden. Die Narkoseeinleitung kann sowohl durch Inhalation als auch durch Injektion erfolgen. Auch das ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Für beide Formen der Narkoseeinleitung werden unterschiedliche Wirkstoffe eingesetzt. Bei der Inhalation finden gasförmige Anästhetika wie Isofluran oder Sevofluran Anwendung. Außerdem müssen auch Relaxantien zur Muskelrelaxation bei der Intubation eingesetzt werden. Die Narkoseeinleitung über eine intravenöse Injektion erfordert lösliche Substanzen wie Ketamin. Die Wirkungsweise der verschiedenen Substanzen basiert nach heutigem Kenntnisstand auf ihrem komplexen Zusammenwirken mit Rezeptoren und Ionenkanälen.

Dabei spielen die GABA-, NMDA- und Opioid-Rezeptoren eine herausragende Rolle. Wie die Anästhetika auf die Rezeptoren einwirken, ist derzeit noch Gegenstand der Forschung. In der Vergangenheit wurde im Rahmen der Meyer-Oberton-Hypothese angenommen, dass die Inhalationsanästhetika unspezifisch auf die Lipidbestandteile des zentralen Nervensystems einwirken. Obwohl die Wirkung der Anästhetika auch heute noch gut nach der sogenannten Meyer-Oberton-Korrelation beschrieben werden kann, ist diese Hypothese nicht mehr vorbehaltlos aufrechtzuerhalten. Ausgeschlossen ist sie allerdings nicht.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Sowohl bei der Anwendung von Lokalanästhetika als auch von Narkosemitteln können Nebenwirkungen und Komplikationen auftreten. Wenn durch eine unbemerkte intravenöse Injektion von Lokalanästhetika größere Mengen dieser Substanz in das Blut gelangen, kommt es zu einer Intoxikation des Körpers, die bis zum tödlichen Kreislaufkollaps führen kann. Außerdem können besonders Lokalanästhetika vom Ester-Typ zuweilen Allergien hervorrufen. Das sollte vor ihrer Anwendung geklärt werden.

Die Durchführung einer Narkose stellt den Arzt jedoch vor höhere Herausforderungen. Deshalb darf sie nur im Beisein eines speziell ausgebildeten Anästhesisten vorgenommen werden. Zunächst ist es wichtig, den Patienten umfassend über die Narkose und ihre eventuellen Auswirkungen aufzuklären. Zur Risikoabschätzung fließen die allgemeinen Operationsrisiken, Probleme bei der Anästhesiedurchführung und Vorerkrankungen des Patienten in die Beurteilung mit ein. Der ASA-Status (ASA-Risikoklassifikation) sollte ermittelt werden. Bei der Risikobetrachtung nehmen besonders fortgeschrittenes Alter und mögliche weitere Erkrankungen des Patienten einen hohen Stellenwert ein.

Die speziell durch Anästhesieverfahren induzierte Sterblichkeit spielt jedoch insgesamt nur eine untergeordnete Rolle. Sie liegt heute bei 0,001 bis 0,014 Prozent. Hauptsächliches Augenmerk muss bei der Anästhesie auf die Überwachung der Atmung gelegt werden. Die Hauptursachen für die anästhesiebedingte Sterblichkeit sind bei Problemen der Atemsicherung, falschen Handlungsweisen bei Herz-Kreislauf-Problemen, ungenügender Narkosebetreuung oder fehlerhafter Medikamentengabe zu suchen. Die wichtigste Herausforderung besteht jedoch in der Atemwegssicherung.

Wenn die Sauerstoffversorgung des Patienten trotz aller vorgenommenen Maßnahmen nicht gelingen sollte, müssen als letztes Mittel der Wahl die Atemwege eröffnet werden. Probleme können entstehen durch Eindringen von Fremdkörpern in die Atemwege, akute Verengung der Bronchien oder Krämpfe der Kehlkopfmuskulatur. Als weitere anästhesiebedingte Komplikationen können Herz-Kreislauf-Störungen, intraoperative Wachzustände, allergische Reaktionen oder eine maligne Hyperthermie auftreten. Auch nach der Operation ist durch die Anwendung von Anästhetika noch Übelkeit, Erbrechen, postoperatives Zittern oder Störungen der kognitiven Hirnfunktionen möglich.

Quellen

  • Roewer, N., Thiel, H.: Taschenatlas der Anästhesie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Roewer, N., Thiel, H., Wunder, C.: Anästhesie compact. Thieme, Stuttgart 2012
  • Schüttler, J., Neglein, J., Bremer, F.: Checkliste Anästhesie. Thieme, Stuttgart 2000

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