Selbstsicherheit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Selbstsicherheit beschreibt den seelischen Zustand der Sicherheit bezüglich der eigenen Fähigkeiten, Stärken, Vorzüge und Merkmale.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Selbstsicherheit?

Selbstsicherheit beschreibt den seelischen Zustand der Sicherheit bezüglich der eigenen Fähigkeiten, Stärken, Vorzüge und Merkmale.

Selbstsicherheit bezeichnet in der Psychologie den mentalen Zustand eines Menschen, der das Gesamtbild seiner Selbst in ein insgesamt positives Licht stellt und sich für eine Person mit Fähigkeiten, Stärken und Vorzügen betrachtet. Somit wirkt sich diese innere Haltung auf das Auftreten nach außen aus.

Selbstsichere Menschen trauen sich größere Herausforderungen zu, sind häufig stark in der Kommunikation mit ihren Mitmenschen und brauchen wenig fremde Hilfe dabei, sich in ihrer Umwelt zu behaupten und durchzusetzen. Die Selbstsicherheit ist damit ein erstrebenswerter Zustand für einen seelisch gesunden Menschen.

Entwickeln kann es sich aus einem gesunden Selbstwertgefühl heraus, welches als erster Schritt zu mehr Selbstsicherheit entwickelt und genährt werden muss. Voraussetzung ist die Erkennung der eigenen Persönlichkeit, sei es durch den eigenen Denkvorgang oder die Attribuierung von Merkmalen durch äußere Einflüsse.

Der Begriff der Selbstsicherheit kann nicht nur für einen einzelnen Menschen stehen; auch eine Gruppe von mehreren Menschen kann in ihrem Auftreten Selbstsicherheit beweisen.

Funktion & Aufgabe

Die Selbstsicherheit ist das Ergebnis langjähriger Selbstreflexion, was auch der Grund dafür ist, dass viele junge Menschen noch Schwierigkeiten mit Selbstsicherheit in jeder Situation haben. Erfahrungen müssen ihnen zunächst dabei helfen, die eigene Persönlichkeit kennen zu lernen und diese als wertvoll zu empfinden.

Selbstsicherheit kann sich auch durch Zugehörigkeit zu einer Gruppe entwickeln, deren Wertvorstellungen und Merkmale man als die eigenen akzeptiert und annimmt. Das Ergebnis von Selbstsicherheit ist ein zielorientiertes, überzeugtes und angstfreies Auftreten, das andere Menschen leicht dazu bewegt, dieser Idee zu folgen.

Da Selbstsicherheit auch mit Erfahrung einhergeht, wissen selbstsichere Menschen, was in Alltagssituationen auf sie zukommt. Sie entwickeln einen sicheren Umgang damit und lernen, auf sich selbst zu vertrauen, wodurch sie wiederum eine gewisse Sicherheit empfinden. Die Kombination aus Vertrauen und Sicherheit ist es, die die Selbstsicherheit lebendig hält und dafür sorgt, dass sie neue Situationen mit dem gewohnten alten Selbstbewusstsein angehen, da sie sich in einem vertrauensvoll-sicheren seelischen Zustand befinden und auf diese Weise angstfrei bleiben.

Ein wichtiges Vorstellungsgespräch, eine Präsentation im Beruf, die Geburt und Erziehung eines Kindes und ähnlich anspruchsvolle Lebenssituationen werden durch eine Einstellung der Selbstsicherheit meist besser und gelassener bewältigt, als es einem Menschen mit Selbstzweifeln in der gleichen Situation ergehen würde.


Krankheiten & Beschwerden

Die Selbstsicherheit eines Menschen entsteht über viele Jahre und setzt eine umfangreiche Entwicklung der Persönlichkeit voraus. Sie gilt daher als ein Zustand, der seelische Gesundheit und kann unter (seelischer) Krankheit beinahe nicht entstehen.

Natürlich können nicht nur psychische Erkrankungen, sondern auch körperliche Probleme aller Art die Selbstsicherheit mindern, da sie das Selbstwertgefühl des Menschen angreifen. Ein niedriges Selbstwertgefühl ist eines der größten Hindernisse für Selbstsicherheit und tritt besonders bei Teenagern und jungen Erwachsenen auf.

Die fehlende Selbstsicherheit kann zusammen mit mangelndem Selbstwertgefühl in diesem Alter dazu führen, dass Entscheidungen getroffen werden, die die Fähigkeit, sich selbst zu mögen, verbessern sollen - oft haben sie aber schwere Folgen. Essstörungen sind eine Folge dieses Kreislaufs, denn sie können unter anderem deswegen entstehen, weil Betroffene durch ihre äußere Erscheinung einen Mangel an Selbstwertgefühl entwickeln und ihre realistische Sicht auf den eigenen Körper verlieren. Sie sehen ein verzerrtes Bild von sich und reagieren auf dieses, aber nicht mehr auf die Realität.

Überhöhte Selbstsicherheit, die vom Selbstwertgefühl herrührt, wird dagegen als pathologischer Narzissmus bezeichnet. Auch hierbei verliert der Betroffene den Bezug zur Realität, da ihm sein subjektives Selbstwertgefühl ein übermäßig positives Bild vermittelt. Narzissmus äußert sich unter anderem durch übertriebene Selbstsicherheit.

Fehlende Selbstsicherheit ist nicht nur in jungen Jahren ein Problem, sie wird auch mit steigendem Lebensalter wieder aktuell und kann zu ganz ähnlichen Krankheitsbildern führen wie in der Pubertät. Schätzungsweise um das 60. Lebensjahr eines Menschen herum ist seine Selbstsicherheit am höchsten, da er seinen Selbstwert bis jetzt gut entwickeln konnte.

Senioren ab dem 60. Lebensjahr können es aufgrund verschiedener sozialer und gesundheitlicher Einflüsse jedoch schwer haben, diese Selbstsicherheit aufrecht zu erhalten. Im Erwachsenenalter wird die Selbstsicherheit stark durch soziale Einflüsse geprägt, beispielsweise berufliche oder familiäre Erfolge und Misserfolge, Freundschaften und Beziehungen. Da im höheren Alter viele sozial erwünschte Faktoren eher belastend werden, ist die Selbstsicherheit bei älteren Menschen erschwert. In Gesellschaften, in denen das Alter weniger negativ gesehen wird als in den meisten westlichen Ländern, ist dies dagegen vollkommen anders. Hier nehmen sich alternde Menschen als Mittelpunkt der Gesellschaft wahr und erfahren dadurch oft noch eine steigende Selbstsicherheit.

Quellen

  • Arolt, V., Reimer, C., Dilling, H.: Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Heidelberg 2007
  • Lieb, K., Frauenknecht, S., Brunnhuber, S.: Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie. Urban & Fischer, München 2015
  • Möller, H.-J., Laux, G., Deister, A.: Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2015

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