Psychologie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. September 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Psychologie ist die Wissenschaft des menschlichen Erlebens und Verhaltens sowie der menschlichen Entwicklung. Ein Teilgebiet der angewandten Psychologie ist die klinische Psychologie, die sich mit der Erforschung und Therapie psychischer Störungen befasst.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Psychologie?

Ein Teilgebiet der angewandten Psychologie ist die klinische Psychologie, die sich mit der Erforschung und Therapie psychischer Störungen befasst.

Grundlagenfelder der Psychologie sind die allgemeine Psychologie, die allgemeingültige Theorien zu Themen wie Lernen, Emotionen und Kognitionen aufstellt, die biologische Psychologie, die sich mit Prozessen im Gehirn und deren Auswirkungen befasst, die Persönlichkeitspsychologie, die Persönlichkeitsmerkmale untersucht, die Entwicklungspsychologie, die die Entwicklung eines Menschen von seiner Empfängnis bis zum Tod erforscht und die Sozialpsychologie, die u.A. Kommunikation, interpersonelle Attraktion und Gruppenprozesse ins Visier nimmt.

Wichtige Felder der angewandten Psychologie sind die klinische Psychologie, die Arbeits- und Organisationspsychologie und die pädagogische Psychologie. Dazu kommt die psychologische Methodenlehre, die Methoden der empirischen Forschung, die Diagnostik von psychischen Störungen und die Evaluation von psychologischen Interventionen zum Gegenstand hat.

Geschichte & Entwicklung

Die Geschichte der Psychologie beginnt in der Antike, wo Philosophen wie Platon und Aristoteles sich mit Fragen der Seele, des Verhaltens und der menschlichen Natur auseinandersetzten. Ihre Überlegungen waren jedoch eher philosophisch als empirisch. Erst im 17. Jahrhundert brachte der Philosoph René Descartes mit seiner Trennung von Körper und Geist neue Impulse in die Diskussion über das menschliche Bewusstsein.

Die moderne Psychologie entwickelte sich im 19. Jahrhundert, als die Disziplin begann, sich von der Philosophie zu lösen und wissenschaftliche Methoden anzuwenden. 1879 gründete der deutsche Psychologe Wilhelm Wundt das erste Labor für experimentelle Psychologie in Leipzig, was als Geburtsstunde der Psychologie als eigenständige Wissenschaft gilt. Wundt erforschte vor allem das Bewusstsein und die Wahrnehmung.

In den frühen 1900er Jahren entstanden verschiedene Schulen der Psychologie. Sigmund Freud entwickelte die Psychoanalyse, die sich auf das Unbewusste und die Triebe konzentrierte. Gleichzeitig legten Behavioristen wie John B. Watson und B.F. Skinner den Fokus auf beobachtbares Verhalten und Konditionierung, während Gestaltpsychologen wie Max Wertheimer das Wahrnehmungsfeld und die Struktur des Geistes untersuchten.

Im 20. Jahrhundert entstanden neue Ansätze wie die Humanistische Psychologie mit Carl Rogers und Abraham Maslow, die die Selbstverwirklichung betonte, sowie die Kognitive Psychologie, die das Denken und die Informationsverarbeitung ins Zentrum stellte.

Einsatz & Indikation

Eine Behandlung in der Psychologie wird durchgeführt, wenn Menschen unter psychischen Belastungen oder Störungen leiden, die ihre Lebensqualität und alltägliche Funktionsfähigkeit beeinträchtigen. Zu den häufigsten Gründen für eine psychologische Behandlung gehören Depressionen, Angststörungen, Stress, Traumata oder Beziehungsprobleme. Solche Zustände können sich durch anhaltende Traurigkeit, Angst, Überforderung oder Schlafstörungen äußern und erfordern professionelle Unterstützung, um die Ursachen zu behandeln und Bewältigungsstrategien zu entwickeln.

Eine psychologische Behandlung wird oft dann notwendig, wenn sich psychische Probleme über einen längeren Zeitraum manifestieren und die Betroffenen selbst nicht in der Lage sind, ihre Symptome zu bewältigen. Auch bei plötzlichen Krisen wie dem Verlust eines geliebten Menschen, schweren Lebensveränderungen oder nach einem traumatischen Erlebnis ist eine Therapie hilfreich.

Neben den akuten Problemen werden psychologische Behandlungen auch dann empfohlen, wenn psychische Störungen das soziale, berufliche oder emotionale Leben erheblich beeinträchtigen. Menschen, die Schwierigkeiten haben, Beziehungen zu führen, unter starkem Selbstzweifel leiden oder Verhaltensmuster aufweisen, die sie nicht verstehen, suchen häufig psychologische Unterstützung. Zudem werden psychologische Therapien bei chronischen psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie, Bipolarität oder Zwangsstörungen angewandt, um das Leben der Betroffenen zu stabilisieren und langfristig zu verbessern.

Vorteile & Nutzen

Die Psychologie bietet gegenüber anderen Behandlungs- und Untersuchungsmethoden mehrere Vorteile, insbesondere wenn es um die ganzheitliche Betrachtung von mentalen und emotionalen Problemen geht. Ein zentraler Vorteil ist, dass die Psychologie sich nicht nur auf symptomatische Linderung, sondern auch auf die Ursachen von psychischen Problemen konzentriert. Dies ermöglicht eine tiefgehende Auseinandersetzung mit den zugrunde liegenden Konflikten, Lebensereignissen oder Denkmustern, die zu den Problemen führen.

Ein weiterer Vorteil ist, dass psychologische Behandlungen, wie die kognitive Verhaltenstherapie oder psychoanalytische Ansätze, keine oder nur minimale Nebenwirkungen im Vergleich zu medikamentösen Behandlungen haben. Sie setzen auf Gesprächsführung, Verhaltenstechniken und Selbstreflexion, um den Patienten zu helfen, ihre eigenen Ressourcen zu aktivieren und langfristige Bewältigungsstrategien zu entwickeln.

Psychologie bietet auch individualisierte Behandlungspläne, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Lebensumstände jedes Patienten zugeschnitten sind. Diese Flexibilität ist in der psychologischen Betreuung von großem Nutzen, da jeder Mensch unterschiedliche Erfahrungen und Persönlichkeitsstrukturen hat.

Zudem ermöglicht die Psychologie den Patienten, Selbstwirksamkeit zu erfahren, indem sie durch Therapie aktiv lernen, ihre Probleme zu bewältigen. Dieser Ansatz fördert das langfristige Wohlbefinden und die emotionale Stabilität und reduziert die Abhängigkeit von äußeren Hilfsmitteln wie Medikamenten.

Behandlungen & Therapien

Die klinische Psychologie beschäftigt sich mit den kognitiven, emotionalen, biologischen und sozialen Grundlagen von psychischen Störungen und mit der Diagnose, Therapie und Rehabilitation von psychischen Erkrankungen.

Ein Untergebiet der Klinischen Psychologie, das immer wichtiger wird, ist die Verhaltensmedizin, auch Psychosomatik genannt. Die Verhaltensmedizin untersucht die psychischen Faktoren, die für die Entstehung, Aufrechterhaltung und Bewältigung von körperlichen Erkrankungen eine Rolle spielen. In der angewandten Psychologie hat sich neben der klinischen Psychologie auch die Gesundheitspsychologie etabliert, die sich mit der Prävention psychischer Störungen und mit der Förderung der Gesundheit beschäftigt.

Wichtige Störungsbilder, mit denen die klinische Psychologie sich befasst, sind Depressionen, Angststörungen, Zwangsstörungen, Essstörungen, Posttraumatische Belastungsstörungen und die Schizophrenie. Psychische Störungen sind in Deutschland eine der häufigsten Ursachen für längerfristige Arbeitsunfähigkeit und werden deshalb zunehmend als wichtiges gesellschaftliches Problem angesehen.

Das Risiko, im Verlauf des Lebens an einer psychischen Erkrankung zu leiden, liegt bei ca. 50%. Die Verbreitung psychischer Störungen scheint immer weiter zuzunehmen – dies kann allerdings auch daran liegen, dass die Gesellschaft heute mehr für diese Art von Störungen sensibilisiert ist und auch Psychotherapien immer mehr an gesellschaftlicher Akzeptanz gewinnen.

Wichtige therapeutische Verfahren der klinischen Psychologie sind die Verhaltenstherapie, die Gesprächspsychotherapie und die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie. Behandlungen mit diesen drei Therapieformen und – mit Einschränkungen - der Psychoanalyse werden von den Krankenkassen übernommen.

Daneben gibt es eine Vielzahl von weiteren Therapiemethoden wie die Systemischen Therapie, die Gestalttherapie, die Hypnotherapie und die Musiktherapie, die allerdings – soweit sie in privaten Praxen und nicht im stationär klinischen Setting durchgeführt werden - von den Patienten selbst finanziert werden müssen.


Diagnose & Untersuchungsmethoden

Die klinische Psychologie benutzt zur Diagnose und Klassifikation psychischer Störungen das ICD-10 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das DSM. Das ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) ist das wichtigste, weltweit anerkannte Klassifikationssystem der Medizin.

In Kapitel V werden Psychische- und Verhaltensstörungen klassifiziert. Das DSM (Diagnostisches und Statistisches Handbuch psychischer Störungen) ist das Klassifikationssystem der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung (APA). Die aktuelle Auflage ist das DSM-V, das im Mai 2013 erschienen ist - in Deutschland ist aber zurzeit nur das DSM-IV-TR aus dem Jahr 2000 erhältlich. Das DSM wird als ein Ersatz für bzw. als eine Ergänzung des ICD-10 benutzt.

Die Diagnose erfolgt in der klinischen Psychologie meist im therapeutischen Erstgespräch. Mithilfe des ICD-10 oder des DSM stellt der Psychotherapeut oder der Psychiater anhand der Informationen, die er vom Patienten bekommt, fest, welche psychische Störung bei ihm vorliegt. Die Diagnose Major Depression wird beispielsweise gestellt, wenn mindestens fünf von neun der im DSM aufgeführten Symptomen vorliegen und mindestens zwei Wochen lang angedauert haben.

Damit die Diagnose Major Depression gestellt werden kann, dürfen diese Symptome nicht durch andere psychische oder körperliche Leiden bzw. Krankheiten erklärbar sein. Das DSM ist das wichtigste Klassifikations- und Diagnosehandbuch in der Klinischen Psychologie und hat sich – trotz einiger Kritikpunkte – in Forschung und psychotherapeutischer Praxis bewährt.

Durchführung & Ablauf

Eine psychologische Behandlung beginnt mit einer Anamnese, bei der der Psychologe oder Therapeut gemeinsam mit dem Patienten die aktuellen Probleme, Symptome und Lebensumstände bespricht. Diese erste Phase dient der Diagnose und dem Verständnis der zugrunde liegenden Ursachen der Beschwerden. Der Therapeut stellt dabei gezielte Fragen zu den Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen des Patienten und bewertet mögliche frühere traumatische Erlebnisse oder psychische Belastungen.

Nach der Anamnese folgt die Planung der Therapie, bei der gemeinsam Therapieziele festgelegt werden. Je nach Diagnose und individuellen Bedürfnissen des Patienten wird eine passende Therapieform ausgewählt. Häufig angewandte Methoden sind die kognitive Verhaltenstherapie (KVT), die sich auf das Erkennen und Verändern von negativen Denkmustern konzentriert, oder psychodynamische Therapieansätze, die tiefere emotionale Konflikte und unbewusste Prozesse beleuchten.

Während der Behandlung gibt es regelmäßig Sitzungen, in denen der Patient über seine Gefühle, Gedanken und Erfahrungen spricht. Der Therapeut hilft dabei, bewältigungsstrategien zu entwickeln, Denkmuster zu ändern und emotionale Blockaden zu überwinden. In vielen Fällen werden auch Hausaufgaben oder Übungen außerhalb der Sitzungen empfohlen, um das Erlernte in den Alltag zu integrieren.

Die Behandlung endet oft mit einer Abschlussphase, in der Fortschritte reflektiert und Strategien zur Aufrechterhaltung der psychischen Gesundheit besprochen werden. Die Dauer der Therapie variiert je nach den individuellen Bedürfnissen des Patienten und der Schwere der Symptome.

Alternativen

Es gibt mehrere alternative Verfahren zur Psychologie, die zur Behandlung von psychischen und emotionalen Problemen eingesetzt werden können, insbesondere wenn eine psychologische Therapie nicht möglich oder gewünscht ist.

Eine verbreitete Alternative ist die medikamentöse Behandlung durch Psychiater. Hier werden Medikamente wie Antidepressiva, Anxiolytika oder Antipsychotika verschrieben, um Symptome wie Angst, Depressionen oder psychotische Zustände zu lindern. Diese Behandlung zielt auf die chemische Balance im Gehirn ab, wirkt jedoch oft nur symptomatisch und nicht auf die Ursachen der Probleme.

Ein weiteres Verfahren ist die Ergotherapie, die bei psychischen und emotionalen Problemen den Fokus auf praktische Tätigkeiten legt, um das psychische Wohlbefinden zu fördern. Sie hilft Patienten, sich durch kreative und handwerkliche Aktivitäten auszudrücken, Stress abzubauen und ihre Selbstständigkeit zu stärken.

Körpertherapien wie Yoga, Tai-Chi oder Atemtherapie können ebenfalls als Alternativen zur psychologischen Behandlung eingesetzt werden. Diese Methoden konzentrieren sich auf die Verbindung zwischen Körper und Geist, um Stress abzubauen, emotionale Blockaden zu lösen und das innere Gleichgewicht wiederherzustellen.

Auch spirituelle Ansätze wie Meditation, Achtsamkeit oder selbsthilfegruppen können für Menschen hilfreich sein, die sich auf inneres Wachstum konzentrieren und emotionale Heilung durch Reflexion und Selbsterkenntnis suchen. Diese Methoden bieten einen unterstützenden Rahmen, um emotionale Belastungen zu bewältigen, ohne in eine klassische Psychotherapie zu gehen.

Quellen

  • Davison, G.C., Neale, J.M., Hautzinger, M.: Klinische Psychologie. Beltz PVU, München 2007
  • Lohaus, A., Vierhaus, M., Maass, A.: Entwicklungspsychologie des Kindes- und Jugendalters. Springer, Berlin 2010
  • Rothgangel, S.: Medizinische Psychologie und Soziologie. Thieme, Stuttgart 2010

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