Sexualmedizin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Sexualmedizin ist die Sparte der Medizin, die sich mit sexuellen Störungen und deren Behandlung befasst. Sie kann sich damit auf organischer und psychischer Ebene abspielen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Sexualmedizin?

Grob lässt sich die Sexualmedizin in die zwei Bereiche der organischen und der psychologischen bzw. psychiatrischen Behandlung unterteilen. Sie befasst sich mit allen Störungen sexueller Natur. Zunächst befasst sich die Sexualmedizin mit sexuellen Problemen wie körperlichen Störungen bei Männern und Frauen, mit der Findung der sexuellen Identität sowie mit dem Umgang und der Lebensführung mit einer sexuellen Neigung und Abweichung von der gesellschaftlichen Norm.

Dabei kann die Sexualmedizin alleine oder in Verbindung mit einem anderen Gesundheitszustand zum Einsatz kommen. Viele Männer im mittleren bis hohen Alter leiden beispielsweise an Erektionsstörungen, die Grundursache aber kann eine einsetzende Herzerkrankung sein. In diesen Fällen kommt die Sexualmedizin begleitend zur Herzbehandlung zum Einsatz. An dieser Stelle kommen aber auch bereits psychologische Berater ins Spiel. Neben den sexuellen Problemen, die durch medikamentöse oder psychologische Behandlung regulierbar sind, gibt es in der Sexualmedizin auch den Bereich der potenziell gefährlichen Paraphilien. Deren Behandlung reicht meist in den psychiatrischen Bereich, da es sich hierbei um schwerwiegende Störungen handelt, zu denen beispielsweise Nekro- oder Pädophilie gehören.

Behandlungen & Therapien

Der Großteil der Sexualmedizin befasst sich glücklicherweise nicht mit gefährlichen Paraphilien, die mit Straftaten zusammenhängen, sondern mit sexuellen Störungen, die sich medikamentös, psychologisch oder durch die Kombination beider Wege behandeln lassen.

Häufige Fälle in der medikamentösen Sparte der Sexualmedizin befassen sich mit der Libido und sexuellem Verlangen, der Potenz oder der Fruchtbarkeit. Insbesondere bei Frauen hängen Sexualmedizin und Gynäkologie manchmal eng zusammen, etwa wenn es um Fragen nach der weiblichen Sexualität vor und während einer Schwangerschaft und nach einer Geburt geht. Bei derartigen Problemen können Medikamente dem Betroffenen helfen, wieder sexuelle Lust zu verspüren, nachlassender Potenz auf die Sprünge zu helfen oder gemeinsam mit einem Partner schwanger zu werden.

Neben medikamentösen Therapien kommen manchmal auch operative Verfahren in Frage. Da die menschliche Sexualität aber auch maßgeblich von der Psyche beeinflusst wird, gibt es die psychologische Sparte der Sexualtherapie, die begleitend zur Sexualmedizin eingesetzt werden kann und manche Probleme auch allein ohne medikamentöse und operative Verfahren behandelt. Im psychischen Spektrum deckt die Sexualmedizin häufig die sexuelle Identität eines Menschen ab und findet heraus, wie seine sexuelle Orientierung aussieht, wenn er sich selbst nicht sicher ist.

In manchen Fällen führt die psychologische Sparte der Sexualmedizin auch zur organischen Sparte, etwa wenn sich ein Patient eine operative Geschlechtsumwandlung wünscht, da er das Gefühl hat, das falsche biologische Geschlecht zu haben. Die psychologische Sparte der Sexualmedizin geht dabei über in den psychiatrischen Bereich, der sich mit dem Umgang mit Paraphilien auseinandersetzt, die zur Folge haben, dass der Betroffene nicht nur selbst leidet, sondern anderen Mitgliedern der Gesellschaft damit schadet.


Diagnose & Untersuchungsmethoden

Zur Diagnosestellung und Behandlung werden im medizinischen sowie im psychologischen Bereich der Sexualmedizin unterschiedliche Verfahren angewendet. Handelt es sich um ein körperliches Problem, so wird der betroffene Patient zunächst auch körperlich untersucht.

Wie bei jedem möglicherweise seelisch bedingten Problem muss zunächst eine organische Ursache ausgeschlossen werden. Zudem können sexuelle Probleme auch auf andere Grunderkrankungen hindeuten, sodass die Sexualmedizin zur Entdeckung einer bislang nicht entdeckten körperlichen Erkrankung führen kann. Dabei wird zunächst der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten untersucht, ein Blutbild gemacht, der Blutdruck überprüft und auf Mangelerscheinungen hin getestet. Geschlechtsspezifische Untersuchungen der Geschlechtsorgane können hinzukommen. Frauen etwa kennen die Untersuchung des Muttermundes beim Gynäkologen mit Abstrich, doch auch ein Ultraschallbild oder Tastuntersuchungen können Aufschluss geben.

Um zu erfahren, unter welchen sexuellen Problemen der Patient leidet und woher sie kommen könnten, darf aber auch in der Sexualmedizin eine Anamnese nicht fehlen - wie in jedem anderen Aspekt der Medizin. Im psychologischen Bereich wird ähnlich gearbeitet, wobei zur Behandlung eines erkannten Problems in der psychologischen Sexualmedizin mehrere Methoden zum Einsatz kommen. Da sexuelle Probleme häufig aus der Kindheit und den frühen Erfahrungen eines Menschen herrühren, arbeiten die meisten Psychologen im Bereich der Sexualmedizin mit der Tiefenalanyse nach Freud. Weiterhin können Methoden wie die Achtsamkeit dem Patienten helfen, sich selbst und seine eigenen sexuellen Empfindungen besser kennen zu lernen. Die Wahl der Methode hängt davon ab, welchen psychologischen Schulen ein Sexualtherapeut folgt und welches Problem bei seinem Klienten vorliegt.

Im Falle von Paraphilien mit dem Risiko, anderen Menschen durch sie zu schaden, wird der Betroffene meistens psychiatrisch betreut und je nach Gefährlichkeit für die Gesellschaft anders behandelt. Es gibt durchaus Paraphilien, mit denen der Betroffene aber gut leben kann - er bleibt ein Leben lang straffrei, da er gelernt hat, seine sexuellen Bedürfnisse in gesunde Bahnen zu lenken. In anderen Fällen dagegen muss die Sexualmedizin darin bestehen, den Betroffenen permanent zu überwachen, da das Risiko zu hoch ist, dass er einem unbeteiligten Dritten schaden könnte. Diese Art der Behandlung ist jedoch nur in seltenen Fällen notwendig. In der Regel lassen sich seelisch begründete sexuelle Probleme durch eine einfache und effektive Psychotherapie gut behandeln.

Quellen

  • Haag, P., Harnhart, N., Müller, M. (Hrsg.): Gynäkologie und Urologie. Für Studium und Praxis 2014/15. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2014
  • Möller, H.-J., Laux, G., Deister, A.: Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2015
  • Sigusch, V.: Sexuelle Störungen und ihre Behandlung. Thieme, Stuttgart 2007

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