Sexualstörungen der Frau (Frigidität)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Sexuelle Störungen bei der Frau, auch Frigidität genannt, können zahlreiche Ursachen haben und müssen unbedingt behandelt werden, da sie in vielen Fällen von alleine nicht besser sondern schlimmer werden. Gründe für sexuelle Störungen gibt es zahlreiche.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Sexualstörungen (Frigidität)?

Die Frigidität umfasst organische sexuelle Funktionsstörungen und psychische sexuelle Funktionsstörungen. Die Symptome sind entsprechend vielseitig.
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Der Begriff Frigidität bezeichnet alle Störungen, die mit der Sexualität der Frau zusammenhängen. Frigidität bezeichnet eigentlich eine Gefühlskälte der Frau und kann sich in einer Blockade des sexuellen Verlangens oder in einer Geringfügigkeit von sexuellem Empfinden äußern.

Im Genauen ist das, die Minderung der Libido, eine Störung in der sexuellen Erregung und eine eingeschränkte Orgasmusfähigkeit. Oft treten bei Frigidität auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auf.

In den seltensten Fällen handelt es sich dabei um körperliche Störungen. Sexuelle Störungen sind bei Frauen häufig zu finden, ohne dass bisher genaue Zahlen dazu bekannt sind.

Ursachen

Von Frigidität spricht man, wenn Probleme beim Geschlechtsverkehr über einen längeren Zeitraum anhalten. Ursachen können hormonelle Störungen sein, psychische Erkrankungen wie posttraumatische Belastungsstörungen oder Depressionen.

Auch medikamentöse Nebenwirkungen können ursächlich sein. Die Gründe wenn Frauen noch nie in ihrem Leben positive sexuelle Erfahrungen sammeln konnten, können in der frühen Kindheit liegen, in sexuellem Missbrauch oder einer Erziehung, die sexualfeindlich war. Oft treten dann Ablehnung des eigenen Körpers und Ängste auf.

Manchmal leiden Frauen nach einer Entbindung an sexuellen Störungen, die sich auf der Veränderung der Lebenssituation oder auf Hormonumstellungen begründen. Dabei handelt es sich fast immer um vorübergehende Frigidität. Probleme aus dem Alltag können sich auf die geschlechtliche Beziehung übertragen, fehlende Kommunikation in Bezug auf sexuelle Bedürfnisse, Eintönigkeit in der Beziehung, und fehlende Zärtlichkeit können sich negativ auswirken.

Wenn Frauen sich damit abfinden, dass ihr Partner kein Einfühlungsvermögen zeigt, können sexuelle Störungen entstehen. An einer sexuellen Störung eines Partners sind immer beide Partner beteiligt. In dieser Erkenntnis liegt der erste Schritt zur Veränderung.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Frigidität umfasst organische sexuelle Funktionsstörungen und psychische sexuelle Funktionsstörungen. Die Symptome sind entsprechend vielseitig. So wird bei ständiger sexueller Unlust von Appetenz gesprochen. Betroffene Frauen haben kaum sexuelle Bedürfnisse und Phantasien. Die Annäherungsversuche von möglichen Sexualpartnern werden abgewehrt und es kommt zu einem Vermeidungsverhalten.

Dabei sind die Empfindungen der betroffenen Frauen sehr unterschiedlich und reichen von Ekel bis Versagensangst. Es kann als Symptom der Frigidität auch zu sexuellen Funktionsstörungen kommen. Möglich ist etwa eine mangelnde körperliche Erregung trotz des Vorhandenseins sexueller Reize. Es kommt dann zu einer schlechten oder fehlenden Befeuchtung der Scheide und mitunter zu Schmerzen beim Akt. Auch dies befördert die sexuelle Unlust.

Auch kann die Sexualstörung der Frau sich erst beim Akt an sich zeigen. So ist es etwa möglich, dass es zu einem Scheidenkrampf kommt. Ein solcher Vaginismus kann sehr schmerzhaft sein. Auch nicht zu erklärende Schmerzen nach dem Verkehr sind möglich.

Die Symptome können auch ganz direkt das sexuelle Erleben der Frau beeinträchtigen. So kann es dazu kommen, dass sexuelle Reize gar nicht oder nicht als angenehm empfunden werden. Auch eine verminderte oder fehlende Fähigkeit, einen Orgasmus zu erleben, ist möglich. Zuweilen kann ein Orgasmus zwar erlebt, aber nicht genossen werden.

Diagnose & Verlauf

Zu Beginn der Diagnose einer sexuellen Störung steht ein therapeutisches Gespräch. Besonders wichtig sind dabei die spontanen Äußerungen zu den Gefühlen der Frau. Daran sind bestehende Konflikte abzulesen. Nach erfolgtem Gespräch geschieht die Abgrenzung ob es sich um eine krankhafte Störung handelt oder ob nur die Erwartungen der Partner zu hoch liegen.

Berichtet die Frau über Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, erfolgt eine körperliche Untersuchung um organische Ursachen auszuschließen. In einigen Fällen erledigt sich eine sexuelle Störung durch zunehmende sexuelle Erfahrung oder durch das Kennenlernen eines neuen Partners von selbst.

Liegt ein chronischer Verlauf vor, ist nach sexuellen Traumata oder weiteren körperlichen Ursachen zu forschen. In den meisten Fällen wird die Situation durch eine Paartherapie verbessert.

Komplikationen

Sexualstörungen der Frau können zu verschiedenen Komplikationen und Beschwerden führen. In erster Linie kommt es dabei in der Regel zu einer sexuellen Unlust und damit möglicherweise auch zu Spannungen und Problemen in der Beziehung zum eigenen Partner. Auch psychische Beschwerden, Depressionen oder eine allgemeine Gereiztheit können sich durch diese Störungen einstellen.

Weiterhin kann die Frau in vielen Fällen an Schmerzen während des Geschlechtsverkehres leiden, sodass sie auch keinen Orgasmus erreichen kann. Obwohl sich die Sexualstörungen der Frau nicht besonders negativ auf die Gesundheit auswirken, können sie die psychische Stabilität und die Lebenslust der Patientin erheblich verringern und einschränken.

Die Behandlung der Sexualstörungen der Frau richtet sich stark nach ihren Ursachen. Dabei können auch Medikamente oder Cremes verwendet werden, die die Schmerzen deutlich lindern. Allerdings sind in vielen Fällen auch psychologische Behandlungen oder eine Paartherapie notwendig, um diese Störungen zu bekämpfen.

Ob es dabei zu einem vollständig positiven Krankheitsverlauf kommt, kann in der Regel nicht vorausgesagt werden. Vor allem bei traumatischen Störungen kann ein langer Zeitraum vergehen, bis die Sexualstörungen der Frau behandelt wurden. Die Lebenserwartung der Patientin wird von der Störung in der Regel nicht verringert oder anderweitig beeinflusst.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Sexualstörungen der Frau sind ab dem Moment Anlass für einen Arztbesuch, wenn sich die betroffene Frau damit unwohl und in ihrem Sexualleben beeinträchtigt fühlt. Häufig ist natürlich auch der Partner Anlass für eine ärztliche Untersuchung, denn bei Sexualstörungen leidet meist erst der Partner mit normalem Sexualtrieb unter dem Problem. Der richtige Ansprechpartner bei Sexualstörungen der Frau ist der Gynäkologe; der Hausarzt kann zwar ebenfalls aufgesucht werden, er wird allerdings an den Facharzt weiter verweisen.

Der Gynäkologe wird zunächst erfragen, in welcher Form die Sexualstörungen auftreten, also ob es sich dabei beispielsweise um Lustlosigkeit, Angst vor Schmerzen oder einen anderen Auslöser handelt. Anschließend wird er Untersuchungen durchführen, um auszuschließen, dass die Ursache organischer Natur ist. Bei Frauen, die lange Zeit hormonell verhüten, muss auch eine Nebenwirkung des Verhütungsmittels in Erwägung gezogen werden.

Wird eine körperliche Ursache erkannt, dann kann der Gynäkologe diese entweder selbst behandeln oder er verweist die Patientin weiter an einen geeigneten Facharzt, der auf das Problem spezialisiert ist - die Sexualstörungen bessern sich dann mit der Behandlung der Ursache. Kommt der Gynäkologe zu dem Schluss, dass keine körperliche Grunderkrankung vorliegt, kann er die betroffene Patientin nach Bedarf an einen Psychologen weiter verweisen, der die Ursachen des Problems mit ihr ergründet und eine Lösung entwickelt.

Behandlung & Therapie

Bringt die körperliche Untersuchung durch einen Gynäkologen keine Ergebnisse, muss eine Psychotherapie oder eine Paartherapie erfolgen um den Ursachen im seelischen und partnerschaftlichen Bereich auf den Grund zu gehen. Eine Therapie konzentriert sich auf die Ursachen von Seiten der Frau. Beratende Gespräche zum Thema Sexualität vermitteln grundlegende Informationen zum Geschlechtsverkehr, bauen Hemmungen ab und korrigieren falsche Vorstellungen.

Des weiteren wird die Wahrnehmung des eigenen Körpers verändert, fehlerhafte sexuelle Verhaltensmuster werden verändert. In den meisten Fällen werden beide Partner therapiert auch wenn seelische Störungen nur bei einem Partner vorliegen. Sexuelle Wünsche und Vorstellungen werden erörtert, falsche Erwartungen korrigiert.

Auf körperlicher Ebene gibt es die Möglichkeit bei Vorliegen von Schmerzen beim Geschlechtsverkehr durch Hormonpräparate die Menge der Scheidenflüssigkeit zu beeinflussen. Liegen der Störung traumatische Erfahrungen wie beispielsweise ein Missbrauch im Kindesalter zugrunde, wird oft in einer Einzeltherapie behandelt.

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Vorbeugung

Eine generelle Vorbeugung von sexuellen Störungen existiert nicht. Wer das Gefühl hat, dass in der Sexualität etwas nicht stimmt, sollte frühzeitig ein Gespräch mit seinem Partner suchen. Wer über unerfüllte Bedürfnisse schweigt, riskiert Erwartungsängste, die die Sexualität noch weiter blockieren. Wer sich intensiv und frei von Scham mit dem eigenen Körper und seinen Bedürfnissen auseinandersetzt, kann sexuellen Störungen entgegen wirken.

Nachsorge

Bei Sexualstörungen der Frau sind in den meisten Fällen mehrere Nachsorgemaßnahmen notwendig. Entscheidend ist dabei die Primärerkrankung, die der Frigidität zugrunde liegt, sowie der jeweilige Therapieansatz. Unabhängig von diagnostizierten organischen Ursachen ist eine längerfristige Ehe- oder Paartherapie anzuraten, wenn die Sexualstörung die Partnerschaft belastet. Diese kann über mehrere Jahre hinweg andauern.

Bei psychischen Störungen oder Traumata ist zudem eine intensive Psychotherapie notwendig. Die betreffende Frau sollte über einen Zeitraum von mehreren Jahren zumindest wöchentlich einen Therapeuten aufsuchen. Die Intervalle zwischen den Sitzungen verändern sich je nach Bedarf und Verlauf. In einigen Fällen sind stationäre Klinikaufenthalte erforderlich. Häufig haben Sexualstörungen der Frau jedoch organische Ursachen.

In diesen Fällen sind zumeist intensive Untersuchungen zur Nachsorge notwendig. Diese werden in der Regel vom Gynäkologen vorgenommen. Je nach vorliegender Grunderkrankung können sie allerdings auch beim Endokrinologen, Neurologen oder Allgemeinmediziner erfolgen. Oftmals werden Blut- oder Urintests angeordnet.

Manchmal ist ein Ultraschall des Unterleibs erforderlich. Selten werden dabei weitere bildgebende Verfahren angewendet. Über die Häufigkeit der Tests sowie die Intervalle zwischen den Kontrolluntersuchungen entscheidet der entsprechende Arzt. In vielen Fällen sind Nachsorgeuntersuchungen noch einige Monate, mitunter sogar Jahre nach der Erstbehandlung der Sexualstörungen notwendig.

Das können Sie selbst tun

Wenn die Lust auf Sex bei der Frau schwindet, kann dies erhebliche Folgen auf das allgemeine Wohlbefinden haben. Zunächst ist anzuraten, die Ursache des Problems zu ergründen. Ursachen für die Erkrankung gründen häufig auf psychischen Hintergründen, zum Beispiel Depressionen aufgrund eines traumatischen Ereignisses. Bei einer solchen Ursache sollte eine Psychotherapie in Anspruch genommen werden.

Für Partner ist es häufig schwer, mit der Frigidität umzugehen. Für diesen Fall wird geraten, der Betroffenen wieder Lust auf Sex zu bereiten, beispielsweise durch Gespräche über Vorlieben und/oder durch ausprobieren neuer Sexpraktiken. Die schönen Seiten eines intakten Sexlebens sollten zum Vorschein gebracht werden. Partner können diese durch das Erzeugen von Entspannung bei der Frau mit intensiven Massagen hervorrufen. Es ist wichtig, der Betroffenen Halt zu geben und sie nicht unter Druck zu setzen. Partner sollten die Ursache herausfinden und möglichst versuchen, sie zu beheben.

Ebenso besteht die Möglichkeit, dass die Lustlosigkeit krankheitsbedingt auftritt. Das Ausbleiben von Orgasmen und des Feuchtwerdens der Scheide können Hinweise darauf sein. Die Ursachen können mit einem Facharzt herausgefunden und medikamentös behandelt werden. Wichtig ist es, seiner Partnerin in dieser Lage beizustehen und sie nicht unter Druck zu setzen.

Quellen

  • Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
  • Haag, P., Harnhart, N., Müller, M. (Hrsg.): Gynäkologie und Urologie. Für Studium und Praxis 2014/15. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2014
  • Möller, H.-J., Laux, G., Deister, A.: Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2015

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