Sialolithiasis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Sialolithiasis

Als Sialolithiasis wird die Speichelsteinbildung bezeichnet. Sie gehört zu den häufigsten Erkrankungen der Speicheldrüsen in Mitteleuropa.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Sialolithiasis?

Weil die Ausführungsgänge der betroffenen Speicheldrüsen von den Steinen komplett oder teilweise verlegt werden, kommt es nach der Anregung der Speichelsekretion zu Beschwerden.
© rumruay – stock.adobe.com

Die Sialolithiasis ist eine der häufigsten Ursachen für Entzündungen der großen Kopfspeicheldrüsen. Behandlungsbedürftige Speichelsteinleiden entwickeln sich bei 25 bis 50 Menschen pro eine Million Einwohner. Die Anzahl der jährlichen Neuerkrankungen in Deutschland liegt damit zwischen 2200 und 5000. Am häufigsten treten Speichelsteine in den großen paarig angelegten Speicheldrüsen auf.

Dazu gehören die Unterkieferspeicheldrüsen (Glandulae submandibularis), die Unterzungenspeicheldrüsen (Glandulae sublingualis) und die Ohrspeicheldrüsen (Glandulae parotis). Nur in sehr seltenen Fällen sind die kleinen nichtpaarigen Speicheldrüsen wie die Glandulae linguales, die Glandulae buccales oder die Glandulae palatinae betroffen. Am häufigsten entwickeln sich Speichelsteine in der Glandula submandibularis.

Ursachen

Die Ursache der Sialolithiasis ist noch ungeklärt. Vermutlich begünstigen Stoffwechselstörungen, die mit einer erhöhten Kalziumkonzentration im Blutserum einhergehen, die Entstehung der Speichelsteine. Auch entzündliche Veränderungen und Behinderungen des Sekretabflusses können die Entstehung einer Sialolithiasis fördern.

Bei der Glandula submandibularis, der am häufigsten betroffenen Speicheldrüse, scheint der lange und teils gewundene Ausführungsgang bei der Entstehung eine Rolle zu spielen. Zudem produziert diese Speicheldrüse ein sehr visköses Sekret. Deshalb finden sich hier vermutlich die meisten Speichelsteine. Die einzelnen Steine bestehen aus einer organischen Zentralmatrix mit Einlagerungen von Kalziumphosphat.

Die Konkremente können mehrere Millimeter groß werden. Die meisten Menschen entwickeln Speichelsteine zwischen dem 30. und dem 50. Lebensjahr. Doch auch im Kindesalter kann eine Sialolithiasis beobachtet werden.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Weil die Ausführungsgänge der betroffenen Speicheldrüsen von den Steinen komplett oder teilweise verlegt werden, kommt es nach der Anregung der Speichelsekretion zu Beschwerden. Da die Speichelsekretion insbesondere kurz vor, beziehungsweise während des Essens angeregt wird, entstehen hier die meisten Beschwerden. Charakteristisch für die Sialolithiasis ist die Kombination aus Schmerzen und Schwellung.

Bei 50 Prozent der Patienten treten diese beiden Symptome zusammen auf. Bei 46 Prozent der Patient entwickelt sich ausschließlich eine Schwellung. Schmerzen sind nicht vorhanden. Wenn Schmerzen und Schwellung gemeinsam auftreten, wird dies auch als Speichelsteinkolik (Colica salivaria) bezeichnet. Zusätzlich können weitere Entzündungszeichen wie Rötung oder Überwärmung auftreten. Nach Beendigung der Speichelsekretion klingen die Symptome normalerweise langsam wieder ab.

Bei einem längeren Krankheitsverlauf kann die Schwellung aber persistieren. Dies ist ein Hinweis auf eine ständige Verlegung des Ausführungsganges. Wenn die Speicheldrüsen massiert werden oder wenn eine akute Entzündung vorliegt, kann sich eitriges Sekret aus dem Ausführungsgang in die Mundhöhle entleeren. Dadurch kommt es zu Geschmacksmissempfindungen. Als Komplikationen können sich Abszesse, phlegmonöse Entzündungen oder Fisteln entwickeln.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Bei jeder unklaren Schwellung einer Speicheldrüse und bei jeder eitrigen Speicheldrüsenentzündung (Sialadenitis) sollte an ein Speichelsteinleiden gedacht werden. Bei der Palpation des Mundbodens und der Unterkieferspeicheldrüse lassen sich in den meisten Fällen Steine ertasten. Dafür müssen die Steine allerdings mindestens vier Millimeter groß sein.

Parotissteine können aufgrund der anatomischen Lage des Speichelgangsystems nicht ertastet werden. Zur genauen Diagnostik der Größe und der Lokalisation der Steine sind bildgebende Verfahren erforderlich. Untersuchungsverfahren der Wahl ist die Ultraschalluntersuchung im B-Bild. Mit hochauflösenden Schallköpfen können bereits Steine mit einer Größe von 1,5 Millimetern entdeckt werden. Zudem können die genaue Lokalisation und die Steinanzahl genau festgestellt werden.

Aufgrund ihrer Zusammensetzung sind nur 60 bis 90 Prozent aller Steine im Röntgenbild sichtbar. Bei Röntgenaufnahmen müssen zudem Phleboliten, verkalkte Lymphknoten und verkalkte intravaskuläre Thromben differenzialdiagnostisch abgeklärt werden. Eine Sialografie ist in der Regel nicht erforderlich. Bei der Sialografie wird ein Kontrastmittel in die Gänge der Speicheldrüsen injiziert.

Im Röntgenbild werden dadurch Obstruktionen durch Steine sichtbar. Bei unklaren Schwellungen der Kopfspeicheldrüsen kann zusätzlich eine Speichelgangendoskopie durchgeführt werden. Sie dient der Differenzierung von Steinen, entzündlichen Veränderungen und Gangstrikturen.

Komplikationen

In den meisten Fällen kommt es bei der Sialolithiasis zu Beschwerden, wenn die Ausscheidung von Speichel angeregt wird. Dabei kann es zum Beispiel zu starken Beschwerden und Komplikationen bei der Einnahme von Essen oder Flüssigkeiten kommen, sodass der Betroffene an Gewicht verliert oder an einer Dehydrierung leidet. Auch Schmerzen können dabei beim Essen auftreten und sich dabei sehr negativ auf die Lebensqualität des Patienten auswirken.

Weiterhin leiden die meisten Patienten auch an Schwellungen oder an Entzündungen, sodass die betroffenen Areale rot gefärbt sich oder möglicherweise mit einem Juckreiz befallen sind. Auch Störungen des Geschmacksempfinden können durch die Sialolithiasis auftreten. Weiterhin bilden sich im Mundraum Fisteln oder Abszesse und die Schmerzen verstärken sich. In einigen Fällen können die Beschwerden der Sialolithiasis auch wieder von alleine verschwinden, sodass es zu einer Selbstheilung kommt.

Bei der Behandlung dieser Erkrankung kommen in der Regel Medikamente zum Einsatz. Besondere Komplikationen treten dabei nicht auf und es kommt zu einem positiven Krankheitsverlauf. Auch die Lebenserwartung des Patienten wird durch die Erkrankung nicht verringert, falls diese rechtzeitig behandelt wird.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einer Sialolithiasis ist der betroffene Patient in jedem Falle auf eine Behandlung durch einen Mediziner angewiesen. Dabei kann eine Selbstheilung nicht eintreten und die Beschwerden verschlechtern sich in der Regel weiterhin , falls die Sialolithiasis nicht behandelt wird. Im Allgemeinen wirkt sich eine frühe Diagnose der Krankheit sehr positiv auf den weiteren Verlauf aus. Ein Arzt sollte dann aufgesucht werden, wenn der Betroffene an starken Schmerzen und Schwellungen im Mundraum leidet. In den meisten Fällen treten diese Beschwerden bei der Einnahme von Nahrung auf und wirken sich negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen aus.

In vielen Fällen verlieren die Betroffenen daher auch an Gewicht oder leiden verstärkt an Mangelerscheinungen. Weiterhin deuten Rötungen auf die Sialolithiasis hin und sollten ebenfalls durch einen Arzt untersucht werden, falls sie über einen längeren Zeitraum auftreten. Viele Patienten leiden auch an einem gestörten Geschmacksempfinden und ebenfalls an Entzündungen im Mundraum. Die Sialolithiasis kann durch einen Allgemeinarzt oder durch einen HNO-Arzt behandelt werden. Dabei stellt sich in der Regel auch ein positiver Krankheitsverlauf ein. Auch die Lebenserwartung des Patienten wird bei einer erfolgreichen Behandlung nicht verringert.

Behandlung & Therapie

Zur Behandlung der Sialolithiasis stehen verschiedene invasive und minimalinvasive Verfahren zur Verfügung. Die Therapie wird abhängig von der Steinlokalisation und der Steingröße gewählt. Oberstes Behandlungsziel ist die Steinfreiheit. Wenn große Steine vorliegen und die Beschwerden sehr ausgeprägt sind, kann aber auch Beschwerdefreiheit als Erfolg gewertet werden.

Erstmalig diagnostizierte nichteitrige Speichelsteinleiden können zunächst mit Sekret stimulierenden Maßnahmen und mit Drüsenmassagen behandelt werden. Dadurch bessern sich die Beschwerden in der Regel recht schnell und kleinere Steine gehen spontan ab. Mit speziellen Fangkörbchen können kleinere Steine ebenfalls einfach entfernt werden.

Eine akute und eitrige Sialolithiasis muss immer mit Staphylokokken- und Streptokokken-wirksamen Antibiotika behandelt werden. Abschwellende Medikamente und Schmerzmittel kommen zusätzlich zum Einsatz. Eine abszedierende Entzündung ist immer eine Indikation für einen sofortigen chirurgischen Einsatz.

Häufig wird eine sogenannte Gangschlitzung durchgeführt. Der Eingriff kann fast immer mit lokaler Betäubung durchgeführt werden. Alternativ kann auch das Verfahren der intrakorporalen Lithotripsie eingesetzt werden. Das Verfahren beruht auf der lokalen Erzeugung von Stoßwellen. Diese induzieren eine mechanische Zerstörung der Speichelsteine.

Bei Patienten mit Gerinnungsstörungen der bei Patienten mit einer akuten Entzündung darf das Verfahren nicht angewendet werden. In seltenen Fällen kann eine Drüsenexstirpation, also eine chirurgische Entfernung der Unterkieferspeicheldrüse, erforderlich sein. Da es bei der Operation zu Verletzungen des Nervus lingualis, des Nervus hypoglossus und des Ramus marginalis kommen kann, sollte die Drüsenexstirpation nur dann durchgeführt werden, wenn es keine drüsenerhaltenden Behandlungsoptionen gibt.


Vorbeugung

Der Sialolithiasis lässt sich nur bedingt vorbeugen. Es sollte auf eine gründliche Zahnpflege und Mundhygiene geachtet werden.

Nachsorge

Dem Betroffenen stehen bei einer Sialolithiasis in den meisten Fällen nur sehr wenige und oftmals eingeschränkte Maßnahmen der direkten Nachsorge zur Verfügung. Daher sollte der Betroffene idealerweise schon früh einen Arzt aufsuchen und damit auch eine Behandlung einleiten, um das Auftreten von anderen Komplikationen und Beschwerden zu verhindern.

Je eher ein Arzt aufgesucht wird, desto besser ist meist der weitere Verlauf dieser Erkrankung. Eine Selbstheilung kann sich bei der Sialolithiasis nicht einstellen, sodass im Vordergrund die frühe Diagnose der Erkrankung steht. In den meisten Fällen werden dabei die Beschwerden der Erkrankung durch die Einnahme von verschiedenen Medikamenten behandelt. Der Betroffene sollte auf eine richtige Dosierung und ebenso auf eine regelmäßige Einnahme der Arzneimittel achten, um die Beschwerden dauerhaft und richtig einzuschränken.

Dabei sind auch alle Anweisungen des Arztes zu beachten. Bei der Einnahme von Antibiotika sollte während der Einnahme kein Alkohol getrunken werden, um die Wirkung der Medikamente nicht zu lindern. Ebenso sind bei der Sialolithiasis regelmäßige Kontrollen und Untersuchungen durch einen Arzt sehr wichtig, um andere Beschwerden und Schäden schon früh zu erkennen. Die Krankheit verringert meist nicht die Lebenserwartung des Patienten.

Das können Sie selbst tun

Im Alltag kann die Sialolithiasis zu unangenehmen Gefühlen und Entzündungen führen. Das beeinträchtigt den Geschmackssinn und führt bei den Patienten oft zu starken Beschwerden. Mithilfe von Selbsthilfe-Maßnahmen oder von alleine gehen die Schwellungen nur in wenigen Fällen zurück.

Daher sollten die Betroffenen einen Arzt aufsuchen, um sich die geeigneten Medikamente verschreiben zu lassen. So verläuft die Krankheit positiv und die Beschwerden lassen sich ohne Komplikationen beheben. Allerdings sollten die Patienten nicht zu lange warten, denn je eher man den Arzt aufsucht, desto besser kann er die Erkrankung behandeln.

Für die alltägliche Vorbeugung der Erkrankung stehen nur bedingte Maßnahmen zur Verfügung. Vor allem die gute Zahnpflege spielt dabei eine wesentliche Rolle. Durch eine gründliche Mundhygiene lassen sich Probleme im Mundraum zwar nicht komplett vermeiden, doch das Risiko reduziert sich deutlich. Viele Patienten essen weniger, um die Schmerzen zu senken. Das wirkt sich allerdings nicht auf den Krankheitsverlauf aus, sondern beeinträchtigt eher die Abwehrkräfte. Abhängig vom Schweregrad der Erkrankung kann es trotzdem sinnvoll sein, bei der Auswahl der Speisen etwas vorsichtig zu sein.

Quellen

  • Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

Das könnte Sie auch interessieren