Stammzellen aus Nabelschnurblut

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Stammzellen aus Nabelschnurblut sind in der medizinischen Forschung und auch bei der Behandlung zahlreicher Krankheiten heutzutage sehr gefragt, so gelten sie bei vielen als Wundermittel und Alleskönner. Das liegt vor allem daran, dass diese Art der Stammzellen sich zu ganz unterschiedlichen Zelltypen differenzieren kann – sie werden daher als pluripotent bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Unterschiedliche Arten von Stammzellen

Stammzellen aus Nabelschnurblut sind in der medizinischen Forschung und auch bei der Behandlung zahlreicher Krankheiten heutzutage sehr gefragt.

Doch Stammzellen kommen nicht allein im Nabelschnurblut vor – der ganze menschliche Organismus basiert letztendlich auf Stammzellen. Sie sehen aus wie jede andere Zelle auch, besitzen jedoch zusätzlich die Fähigkeit, unbegrenzt zu wachsen und damit z. B. Gewebe oder eben einen ganzen Organismus zu schaffen. Doch Stammzelle ist nicht gleich Stammzelle – denn es gibt verschiedene Arten, die jeweils unterschiedliche Aufgabe bzw. Fähigkeiten besitzen.

Bei den Stammzellen aus der Nabelschnur handelt es sich um sogenannte adulte Stammzellen – sie sind multipotent und können sich demnach zu verschiedenen Zellen und Gewebearten entwickeln, jedoch nicht beliebig in jede. Sie werden vor allem zur Behandlung von Erkrankungen des blutbildenden Systems eingesetzt, z. B. bei Leukämie oder Blutbildungsstörungen. Es gibt etwa 20 heute bekannte adulte Stammzelltypen, die auf jeweils ein bestimmtes Gewebe spezialisiert sind. So sind beispielsweise Knochenmarkstammzellen für die Bildung neuer Blutzellen zuständig, während Stammzellen im Dünndarm die ständige Erneuerung der Dünndarmzellen zur Aufgabe haben.

Die Fähigkeit der beliebigen Differenzierung ist hingegen den embryonalen Stammzellen vorbehalten, deren Totipotenz nur wenige Tage nach der Befruchtung vorhanden ist. Das bedeutet, dass die Zellen sich am Anfang in jeden beliebigen Zelltyp verwandeln sowie auch Plazentazellen bilden können, sodass daraus ein ganzer Mensch bzw. Organismus entstehen kann. Nach wenigen Tagen jedoch sind die embryonalen Stammzellen nur noch pluripotent, das heißt sie können sich noch immer zu jedem beliebigen Gewebe differenzieren, jedoch keine Plazentazellen mehr bilden – die Bildung eines kompletten neuen Organismus ist in diesem Stadium also nicht mehr möglich.

Funktionsweise & Vorteile von adulten Stammzellen aus Nabelschnurblut

Arten und Formen von Stammzelltypen.
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an wissensschau.de

Die multipotenten adulten Stammzellen aus Nabelschnurblut sind im Gegensatz zu den lebenslang im menschlichen Körper vorhandenen Stammzellen noch sehr jung und agil – sie teilen sich deutlich häufiger und sind daher in der Medizin so begehrt für die Behandlung verschiedener Krankheiten.

Aufgrund ihres noch sehr jungen Alters sind die Stammzellen noch unbeschädigt und unbelastet, was einen großen Vorteil für die weitere Verwendung darstellt. Auch wenn das Nabelschnurblut meist nicht für die Behandlung von Krankheiten des Kindes selbst verwendet wird, lohnt es sich trotzdem, es einzufrieren. Denn mit dem Blut und seinen Stammzellen kann ebenfalls Verwandten, Bekannten oder fremden Menschen geholfen werden – bei der Privateinlagerung hat der Besitzer somit die volle Kontrolle über das Nabelschnurblut und die darin enthaltenen Stammzellen.


Vorsorge für die Zukunft: Stammzellen selbst einlagern oder spenden?

Eine Einlagerung der Stammzellen aus dem Nabelschnurblut ist bei privaten Stammzellenbanken wie der Seracell Pharma AG möglich.

Das nach der Geburt von geschultem Personal entnommene Blut wird bei rund -180 Grad Celsius konserviert und ist dann in der Regel das Leben lang verwendbar, da jegliche Prozesse bei solch niedrigen Temperaturen zum Erliegen kommen. Ob das Nabelschnurblut schlussendlich für den Eigenbedarf verwendet oder gespendet wird, ist den werdenden Eltern selbst überlassen.

Es ist außerdem möglich, das nach der Geburt entnommene Blut direkt zu spenden, ohne es kostenpflichtig privat einzulagern. Diese Spenden werden sowohl für die medizinische Forschung verwendet als auch fremden Menschen für die Behandlung von Krankheiten zur Verfügung gestellt – hier wird in der Regel nach Bedarf entschieden.

Die Entnahme des Bluts aus der Nabelschnur ist sowohl für die Mutter als auch für das neugeborene Baby vollkommen schmerzfrei – ein weiterer Vorteil gegenüber einer Stammzellspende als Erwachsener. Sobald das Kind abgenabelt wurde, wird das in der Nabelschnur enthaltene Blut entnommen und unverzüglich zum Transport in einem speziellen Behälter vorbereitet, hiervon bekommen Mutter und Baby jedoch nichts mit.

Quellen

  • Ganten, D., Ruckpaul, K. (Hrsg.): Grundlagen der Molekularen Medizin. Springer, Berlin 2008
  • Karven, U., Schweiger, D., et al.: Das große Schwangerschaftsbuch. Rowohlt, Reinbek 2006
  • Fessler, B.: Handbuch Schwangerschaft und Geburt. BLV, München 2005

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