Stimmbruch

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Körperprozesse Stimmbruch

Der Stimmbruch ist ein Stimmwechsel, der sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen während der Pubertät auftritt. Dabei wird die Stimme tiefer. Es gibt hormonelle Störungen, die zum Ausbleiben eines Stimmbruchs führen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Stimmbruch

Der Stimmbruch ist ein Stimmwechsel, der sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen während der Pubertät auftritt.

Der Stimmbruch wird auch als Stimmwechsel oder Mutation (Veränderung) bezeichnet. Hier darf der Begriff Mutation nicht mit einer genetischen Veränderung verwechselt werden. Es handelt sich allein um die Mutation der Stimme.

Ausgeprägt ist der typische Stimmwechsel bei Jungen ab dem 11. bis zum 16. Lebensjahr. In dieser Zeit findet die Pubertät statt. Auch bei Mädchen wird die Stimme tiefer. Das geschieht allerdings in einem geringeren Maße als bei Jungen.

Bei männlichen Jugendlichen verändert sich die Stimme im Durchschnitt um eine Oktave zu tieferen Tönen. Weibliche Jugendliche erleben eine Stimmveränderung von einer Terz zu tieferen Tönen. Wegen der geringeren Veränderung wird in der allgemeinen Wahrnehmung oft nicht bewusst registriert, dass auch bei Mädchen ein Stimmwechsel stattfindet.

Bei Jungen wechselt die Stimme unter dem Auftreten von "Brüchen". So findet häufig ein Wechsel zwischen hohen und tiefen Tonlagen statt. Das äußert sich in einem Umschlagen von Kinderstimme in Männerstimme und umgekehrt.

Funktion & Aufgabe

Der Stimmbruch ist Bestandteil der Geschlechtsreifung. Es findet ein über Jahre verlaufender Prozess der Stimmveränderung statt. Der eigentliche Stimmbruch dauert jedoch nur etwa ein halbes Jahr. Auch weibliche Jugendliche erleben einen Stimmwechsel, der jedoch in geringerem Ausmaße und daher gleichmäßiger abläuft.

Ursache für die Vertiefung der Stimme ist das Hormon Testosteron. Es verantwortet die Ausbildung der sekundären männlichen Geschlechtsmerkmale. Dabei findet noch einmal ein letzter Wachstumsschub statt. Das Muskel- und Knochenwachstum wird angeregt.

Im Rahmen dieser Vorgänge vergrößert sich auch der Kehlkopf und die Stimmlippen wachsen. Sie verlängern sich und werden dicker. Vor dem Stimmlippenwachstum beträgt ihre Länge bei einem ca. zehnjährigen Jungen zwischen 12 und 13 Millimeter. Während des Stimmwechsels wachsen sie unter gleichzeitiger Zunahme ihrer Dicke um einen Zentimeter. Die erzeugten Töne werden dadurch tiefer, denn die Schwingungsfrequenz der Stimmlippen verringert sich mit ihrer Größe und Stärke. Insgesamt kommt es zu einer Vertiefung der Stimme um eine Oktave.

Da die Stimmlippen jedoch nicht gleichmäßig wachsen, treten in der Zeit des Stimmwechsels Brüche in der Stimme auf. Die Töne klingen beim Sprechen oder Singen verzerrt. Außerdem findet ein ständiger Wechsel von hohen und tiefen Stimmlagen statt.

Während der Pubertät wächst der Hals des Jugendlichen, wobei der Kehlkopf im Hals weiter unten platziert ist. Äußerliches Zeichen des Wachstums ist die Vergrößerung des Adamsapfels. Der tiefe Klang der Stimme wird auch durch die tiefere Lage des Kehlkopfes verursacht, weil er nun näher am Brustkorb liegt. Dieser bildet den Resonanzraum der Stimme.

Die Tiefe der Stimme ist allerdings unterschiedlich. So entwickeln etwa zwei Drittel aller männlichen Jugendlichen eine Bassstimme. Bei einem Drittel der Pubertierenden bildet sich eine Tenorstimme heraus.

Die Übergänge von tiefen zu hohen Stimmen sind fließend und beide Formen treten sowohl bei Männern als auch bei Frauen auf. Im statistischen Durchschnitt wachsen die Stimmlippen bei Männern während des Stimmbruchs um ca. einen Zentimeter und bei Frauen zwischen ein bis drei Millimeter. Deshalb vertieft sich die weibliche Stimme etwa um eine Terz.


Krankheiten & Beschwerden

Während der Pubertät gehört der Stimmbruch zu den normalen Veränderungen, die sich beim Übergang vom Kind zum Erwachsenen vollziehen. Für den pubertierenden Jugendlichen sind diese Veränderungen ungewohnt. Daher kann es gelegentlich zu psychologischen Problemen während dieses Zeitraumes kommen. Diese Probleme sind allerdings vorübergehend.

Gravierender ist es, wenn die Geschlechtsreifung überhaupt nicht eintritt. Es gibt hormonell bedingte Erkrankungen, die zum Ausbleiben der Pubertät führen. Meist ist die fehlende Produktion der Geschlechtshormone durch genetische Ursachen bedingt.

Ein zu niedriger Spiegel an Testosteron oder anderen Geschlechtshormonen wird als Hypogonadismus bezeichnet. Ein bekanntes Beispiel ist das genetisch bedingte Kall-Syndrom. Beim Kall-Syndrom liegt ein Mangel an Testosteron vor, der das Ausbleiben der Pubertät verhindert. Gleichzeitig findet auch kein Stimmwechsel statt. Bekannte Sänger wie Jimmy Scott, die an dieser Erkrankung litten, behielten ihr Leben lang eine hohe Sopranstimme. Sie wurden als natürliche Kastraten bezeichnet.

In der Geschichte wurden häufig Knaben vor der Pubertät kastriert, um ihre hohe Stimme für eine Gesangskarriere zu erhalten. Diesen chirurgischen Eingriff überlebten viele Jungen aufgrund auftretender Komplikationen nicht. Auch war eine überstandene Kastration keine Garantie für ihren Erfolg als Sänger. Nur wenige sogenannte Kastraten konnten das Publikum mit ihrer ungewöhnlichen Stimme begeistern. Neben dem Ausbleiben des Stimmwechsels litten viele lebenslang unter den Auswirkungen des Testosteronmangels. Trotzdem gab es sowohl in der Kirchenmusik als auch in der weltlichen Musik einige sehr berühmte Kastraten, die hohes Ansehen genossen.

Heute kommt es im Rahmen der sogenannten Akzeleration (Entwicklungsbeschleunigung) zur allgemeinen Vorverlegung der Pubertät. Damit beginnt der Stimmbruch mittlerweile auch früher als in der Vergangenheit.

Quellen

  • Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009

Das könnte Sie auch interessieren