Testosteronmangel beim Mann im Alter (Andropause)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Testosteronmangel beim Mann im Alter wird in der Medizin auch als Andropause bezeichnet. Testosteron ist das bedeutendste männliche Sexualhormon. Es ist maßgeblich an der Entwicklung und dem Wachstum des Mannes beteiligt. Mit zunehmendem Alter nimmt die Produktion von Testosteron ab, was unter anderem zu Erektionsstörungen und Osteoporose führen kann.
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Was ist Testosteronmangel?
Der Begriff Testosteron setzt sich aus “Testis“ (Hoden) und “Steroid“ zusammen. Hergestellt wird das Sexualhormon in den sogenannten Leydigschen Zwischenzellen, welche sich in den Hoden befinden. Testosteron bewirkt bereits vor der Geburt die Bildung der Geschlechtsmerkmale und sorgt in der Pubertät für deren Weiterentwicklung und die Spermienproduktion.
Ebenso trägt es zum Wachstum und Erhalt des gesamten Körpers bei. Testosteron sorgt einerseits für eine tiefere Stimme, den Muskelaufbau, eine dickere Haut, erhöhten Stoffwechsel, die Körperhaarbildung (nicht das Kopfhaar) und den Geschlechtstrieb des Mannes und verursacht andererseits Haarausfall und das männliche “Imponiergehabe“. (Doch auch Frauen produzieren in den Eierstöcken und der Nebennierenrinde Testosteron, allerdings weit weniger, als es beim Mann der Fall ist.)
Der Testosteronspiegel des Mannes erreicht seinen Höhepunkt zwischen dem zwanzigsten und dem dreißigsten Lebensjahr, danach sinkt die Produktion von Testosteron jährlich um etwa ein bis zwei Prozent.
Ursachen
In diesem Lebensabschnitt, der unter anderem als “Andropause“ oder “Klimakterium Vinile“ bezeichnet wird, sinkt der Testosteronspiegel des Mannes derart ab, sodass es zu merklichen Veränderungen sowohl psychischer wie auch physischer Natur kommt, die der Mann vielleicht ignorieren, jedoch nicht leugnen kann.
Dieser Prozess lässt sich daher durchaus als Pendant zu den Wechseljahren bei Frauen verstehen, auch wenn beim Mann weiterhin grundsätzlich die männlichen Geschlechtshormone überwiegen. “Late-Onset-Hypogonadismus“ nennt sich die häufigste Form der verminderten Testosteronproduktion. Rund 30 Prozent aller Männer über 40 Jahren sind von diesem Testosteronmangel betroffen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Der altersbedingte Rückgang des Sexualhormons Testosteron bei Männern zeigt vielfältige Signale. In der Lebensphase von 60 bis 75 Jahren leidet rund ein Fünftel darunter. Anders als bei Frauen verläuft der hormonelle Umbau schleichend und weniger ausgeprägt. Ein allgemeines Anzeichen des Mangels ist die körperliche Ausdauer, die spürbar nachlässt. Psychisch fällt die abnehmende Motivation auf, die sich bei unterschiedlichsten Themen zeigt. Insgesamt geht die Lebenszufriedenheit deutlich zurück.
Typisch für die Andropause sind vor allem drei Symptome. Sie betreffen unmittelbar das Sexualleben und bleiben dem Partner nicht verborgen. Die früher zügige Erektion und deren Stärke sind vermindert. Ergänzend schwächt sich das körperliche Verlangen ab. Als drittes Zeichen der schwindenden Manneskraft kommt es seltener zur bisher regelmäßigen morgendlichen Penisschwellung. In der Summe leidet die Psyche enorm.
Bei einer Reihe der Betroffenen entwickeln sich weitere Beschwerden, die sich bei jedem Mann anders zeigen. Der Körperbau verändert sich durch den Rückgang von Muskelmasse und die Zunahme von Fettgewebe. Das Haupthaar wird langsam schütter und der Bartwuchs schwächer. Ein Teil der Patienten leidet unter anhaltendender Nervosität, innerer Unruhe und Schlafstörungen.
Seltener treten zuvor nicht gekannte Schweiß- und Hitzeattacken auf. Einigen fällt es schwer, sich länger zu konzentrieren. Hinzu kommen Anzeichen von Gedächtnisschwäche. In einzelnen Fällen bleiben Depressionen nicht aus.
Diagnose & Verlauf
Um den Testosteronmangel beim Mann im Alter festzustellen, wird meist das Blutserum untersucht. Um eine verlässliche Diagnose zu erzielen, muss die Blutabnahme am Morgen erfolgen, da der Testosteronspiegel tagsüber starken Schwankungen unterworfen ist. So erreicht er frühmorgens seinen höchsten Wert, während dieser am Nachmittag auf ein Minimum sinkt.
Anzeichen einer verminderten Produktion von Testosteron können Erektionsstörungen und die generelle Abnahme von Potenz und Libido sein. Ebenso zählen Osteoporose, die Verminderung körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit, Herzklopfen und Schlafstörungen zu den Folgen von Testosteronmangel.
Komplikationen
Ein Testosteronmangel beim Mann im Alter kann zu verschiedenen Komplikationen führen. Die Betroffenen leiden dabei in erster Linie an einer sehr stark ausgeprägten Muskelschwäche. Dabei kommt es auch zu einer Gewichtszunahme, sodass die Betroffenen mit ihrem Gewicht und häufig auch mit ihrem Aussehen unzufrieden sind und sich dafür schämen. Auch eine dauerhafte Müdigkeit und eine Abgeschlagenheit treten dabei auf und können dabei nicht durch Schlaf ausgeglichen werden.
Die meisten Betroffenen erkranken durch den Testosteronmangel beim Mann im Alter auch an Depressionen oder an einer inneren Unruhe. Bei Kindern kann der Testosteronmangel beim Mann im Alter zu starken Einschränkungen beim Wachstum und bei der Entwicklung führen. Die Kinder sind dabei häufig müde und können sich nicht konzentrieren. Ebenso kann sich die Beschwerde sehr negativ auf die sexuelle Lust auswirken, sodass es eventuell zu Beschwerden mit dem eigenen Partner kommt.
Die Behandlung der Krankheit wird in den meisten Fällen mit Hilfe von Hormonen durchgeführt. Komplikationen treten dabei nicht ein. Allerdings sind die Betroffenen meist auf eine lebenslange Einnahme angewiesen. Sollte der Testosteronmangel beim Mann im Alter aufgrund einer Grunderkrankung ausgelöst werden, so muss auch diese behandelt werden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Veränderungen des Hormonhaushaltes sind über die Lebensspanne normal und gehören zum natürlichen Prozess. Nicht immer wird bei ihrem Auftreten ein Arzt benötigt. Der Abbau des Testosterons findet bei Männern in einem Alter über 60 Jahre oder später statt. Er erfolgt langsam und schleichend. Im Normalfall wird bei dieser Entwicklung kein Arztbesuch notwendig.
Leidet der Betroffene unter den körperlichen Veränderungen, sollte er einen Arzt konsultieren. Die Abnahme der Libido oder der sexuellen Aktivität gelten als natürlicher Prozess. Bemerkt der Betroffene, dass er mit diesem nicht im Einklang ist, sind die Veränderungen mit einem Arzt zu besprechen. Kommt es zu Störungen des Schlafes, nächtlichen Schweißausbrüchen oder Hitzeattacken, sollte die Rücksprache mit einem Arzt gesucht werden. Veränderungen des Haarwuchses, Störungen der Persönlichkeit sowie des emotionalen Empfindens sind ebenfalls von einem Arzt näher untersuchen zu lassen. Obgleich die Beschwerden bei Männern in einem hohen Alter als natürlich gelten, muss abgeklärt werden, ob weitere Erkrankungen vorliegen. Eine innere Unruhe, Nervosität und das Gefühl der Unausgeglichenheit gehören ebenfalls zu den Beschwerden eines Testosteronmangels.
Befindet sich der Betroffene in einem Alter unter 60 Jahre sollte er grundsätzlich bei den Beschwerden einen Arztbesuch initiieren. Hier deutet der Testosteronmangel auf weitere Unstimmigkeiten hin, die untersucht werden sollten.
Behandlung & Therapie
Zur Behandlung von Testosteronmangel beim Mann im Alter kommen verschiedene Therapien zum Einsatz. Bei allen wird das dem Körper fehlende Testosteron von außen zugeführt.
Die älteste Form der Hormonbehandlung nennt sich Monats-Spritze. Diese erfolgt in einem Abstand von drei bis vier Wochen, wobei der Testosteronspiegel dennoch starken Schwankungen unterworfen sein kann. Bessere Ergebnisse erzielt ein spezielles Gel, welches täglich auf die Haut aufgetragen wird.
Auch das täglich auf den Hodensack zu klebende Skrotalpflaster hält den Testosteronspiegel relativ konstant, wird jedoch von manchen Männern als störend empfunden. Die 3-Monats-Spritze ist eine noch neue Behandlungsform mit guten Ergebnissen. Sie hat den Vorteil, dass der Testosteronmangel beim Mann im Alter über einen längeren Zeitraum aufgehoben werden kann, ohne dass dieser sich darum kümmern muss.
In manchen Ländern besteht die Möglichkeit, Testosteron-Implantate unter die Haut einzusetzen. Durch einen kurzen, ambulanten Eingriff kann so der Testosteronspiegel über den Zeitraum eines halben Jahres aufrechterhalten werden.
Allerdings ist über Langzeitschäden und andere Risiken, die durch die externe Verabreichung von Testosteron ausgelöst werden, noch wenig bekannt. Ebenso gibt es zahlreiche mögliche Nebenwirkungen (etwa Thrombose, Depression, Schlaganfall, Schädigung des Herzmuskels oder Bildung von Leber- und Nierentumoren) die speziell bei der Zufuhr von synthetischem Testosteron auftreten können.
Vorbeugung
Um dem Testosteronmangel beim Mann im Alter bestmöglich vorzubeugen, sollte auf eine gesunde Lebensweise und ausgewogene Ernährung sowie sportliche Betätigung Wert gelegt werden.
Da auch Stress, Übergewicht, Alkohol, Drogen und bestimmte Medikamente wie Psychopharmaka oder Kortikoide den Testosteronspiegel negativ beeinflussen, lässt sich zusammenfassend sagen, dass der Testosteronmangel beim Mann im Alter durch eine Veränderung der Gewohnheiten zumindest gemildert werden kann.
Nachsorge
Während einer Testosteronersatztherapie ist es von großer Bedeutung die Prostata durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen zu überwachen um die Entwicklung eines Prostata Carcinoms frühzeitig zu erkennen. Das Behandlungsintervall sollte zunächst bei drei bis sechs Monaten liegen und dann erneut nach einem Jahr erfolgen. Die Untersuchungen sollten dann jährlich fortgesetzt werden. Die zu kontrollierenden Parameter sind der Tumormarker PSA und die rektale Untersuchung der Prostata.
Da Testosteron zu vermehrter Erythrocytenbildung führt sollte der Hämatokrit und Hämoglobinwert regelmäßig bestimmt werden. Hierbei soll die Fließfähigkeit des Blutes überwacht werden um thromboembolischen Ereignissen entgegenzuwirken. Studien zeigten, dass der Beginn einer Substitutionstherapie mit Testosteron mit einem erhöhten Risiko für Thromboembolien einhergeht.
Das Risiko solch einer gravierenden Nebenwirkung ist in den ersten drei Monaten nach Therapiebeginn am höchsten. Im Fall von bestehenden kardiologischen Vorerkrankungen sollten ebenfalls regelmäßige Check-ups durchgeführt werden. Therapieerfolge zeigen sich über einen Zeitraum von Monaten bis manchmal sogar Jahren.
Dass der Mangel an männlichen Hormonen auch zu seelischen Beeinträchtigungen führen kann sollte nicht außer Acht gelassen werden. Daher ist in der Nachsorge auch zu bedenken eine psychotherapeutische Begleittherapie anzubieten. Auch das Angebot von Selbsthilfegruppen ist ein wichtiger Bestandteil einer ganzheitlichen Nachsorge.
Das können Sie selbst tun
Die Andropause ist ein natürliches Phänomen, das nach einigen Monaten von selbst wieder abklingt. Eine Behandlung ist nur dann nötig, wenn Beschwerden auftreten. Bei Symptomen wie Haarausfall oder Stimmungsschwankungen kann eine Hormonersatztherapie sinnvoll sein. Der Mann sollte sich frühzeitig um eine Behandlung kümmern und am besten mit dem Hausarzt über die Beschwerden sprechen.
Die Therapie kann zu Hause durch eine Umstellung der Ernährung und verschiedene Allgemeinmaßnahmen unterstützt werden. Die Diät sollte während dieser Pause ausgewogen und gesund sein. Außerdem empfiehlt es sich, viel Zeit im Freien zu verbringen, um die Testosteronproduktion des Körpers anzuregen. Außerdem sollte Sport getrieben werden. Körperliche Bewegung trägt zu einem gesunden Hormonhaushalt bei und kann den typischen Beschwerden eines Testosteronmangels entgegenwirken. In Rücksprache mit dem Arzt bieten sich zudem verschiedene potenzsteigernde Mittel an. Welche Maßnahmen im Detail sinnvoll sind, muss mit dem Arzt besprochen werden.
Männer mittleren Alters, die Symptome der Andropause bemerken, sprechen am besten mit ihrem Hausarzt. Der Mediziner kann eine körperliche Untersuchung durchführen und anhand der Ergebnisse eine geeignete Therapie vorschlagen. Bei Bedarf können weitere Fachärzte sowie Ernährungsmediziner und Sportmediziner hinzugezogen werden.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Kleine, B., Rossmanith, W.G.: Hormone und Hormonsystem. Springer Verlag, Berlin 2010