Thymus
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Thymus spielt als primäres Organ des lymphatischen Systems eine bedeutende Rolle für das menschliche Immunsystem. Innerhalb des Thymus reifen die für die erworbene Immunabwehr verantwortlichen T-Lymphozyten.
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Was ist der Thymus?
Als Thymus wird ein aus zwei asymmetrisch geformten Lappen bestehendes Organ bezeichnet, das sich im vorderen Mediastinum (Mittelfell) hinter dem Sternum (Brustbein) befindet.
Das Organ geht am Ende des ersten Embryonalmonats aus dem Entoderm (Epithel der zweiten und dritten Schlundtasche) hervor und wächst insbesondere im Kindesalter bis zum Eintreten der Geschlechtsreife zu einer Größe von etwa 35 bis 50 g heran. Anschließend findet eine Rückbildung und Umwandlung der Thymuszellen in funktionsloses Fettgewebe statt (sogenannte Thymusinvolution), so dass das Thymusgewebe bei der Mehrzahl der Erwachsenen makroskopisch nicht mehr abgegrenzt werden kann.
Da der Thymus anders als die übrigen lymphatischen Organe (u.a. Peyer-Plaques, Milz) nicht ausschließlich aus dem Mesoderm (mittleres Keimblatt), sondern aus allen drei Keimblättern hervorgeht, wird dieser auch als lymphoepitheliales Organ bezeichnet wird.
Anatomie & Aufbau
Das lymphoepitheliale Organ gliedert sich in zwei asymmetrische Läppchen, die von einem zentralen Markstrang durchzogen werden und eine Rindenzone aufweisen. Das Grundgerüst des Thymus ist ein Netz, das aus radial (sternenförmig) verzweigten und über Zytoplasmafortsätze miteinander verknüpften epithelialen Zellen besteht. Die epithelialen Zellen bilden wiederum in der Markzone Zellstränge sowie kugelige Zellhaufen, die sogenannten Hassall-Körperchen, und lagern sich an der Oberfläche der Läppchen epithelartig zusammen.
Während in der Rindenzone unzählige Lymphozyten eingelagert sind, die sich dort entwickeln und differenzieren, befinden sich in der Markzone neben reifen T-Lymphozyten in erster Linie Makrophagen und Epithelzellen. Die arterielle Versorgung des Organs wird in erster Linie durch die Rami thymici, die aus der Arteria thoracica interna hervorgeht, gewährleistet, während die Venae thymicae den venösen Abfluss sicherstellt.
Funktion & Aufgaben
Die vorrangige Funktion des Thymus besteht als primäres Organ des lymphatischen Systems in der Entwicklung und Ausdifferenzierung der für die adaptive (erworbene) und zellvermittelte Immunität zuständigen T-Lymphozyten.
Bereits während der Fetalzeit bzw. Fetogenese lagern sich aus dem Knochenmark Lymphozyten in den Thymus ein, wo sie ihre immunologische Prägung erhalten. Hierzu werden von den retikulären oder epithelialen Zellen des Thymus endokrin sogenannte Thymusfaktoren bzw. -hormone gebildet. Diese Polypeptide (u.a. Thymopoietin I und II, Thymosin) stimulieren die Differenzierung der Thymozyten (aus dem Knochenmark stammende und im Thymus eingelagerte pluripotente Stammzellen) zu reifen T-Lymphozyten.
Während der Ausreifung zu T-Lymphozyten blockiert die Blut-Thymus-Schranke den Kontakt mit körpereigenen Antigenen. Die ausgereiften T-Lymphozyten wandern anschließend über den Blutkreislauf in die sekundären lymphatischen Organe. Zudem beeinflusst der Thymus das Körperwachstum sowie den Knochenstoffwechsel.
Im Anschluss an die Pubertät verliert der Thymus im Rahmen der Involution sukzessiv seine Funktion, indem das Parenchym (organspezifisches Gewebe) allmählich durch Fettgewebe ersetzt wird. Eine Differenzierung zwischen Rinden- und Markzone sowie eine Abgrenzung der Läppchen ist in aller Regel dann nicht mehr möglich.
Krankheiten & Beschwerden
Diese fehlende Thymusentwicklung kann zu ausgeprägten Immundefekten führen und im Rahmen des DiGeorge-Syndroms und anderen Chromopathien sowie der Retinoid-Embryopathie, Ataxia teleangiectatica (Louis-Bar-Syndrom) und dem Wiskott-Aldrich-Syndrom beobachtet werden. Vor allem im frühen Säuglingsalter kann oftmals eine sich spontan zurückbildende hyperplastische Thymusvergrößerung festgestellt werden, die mit mechanischen Verdrängungsphänomenen an den benachbarten Organen, insbesondere an der Trachea (Luftröhre) und den Bronchien, einhergehen und entsprechend zu Atemnot führen kann.
Zudem kann eine retardierte Entwicklung mit Ausbildung eines verkleinerten Thymus (Thymushypoplasie) infolge einer mangelnden Entwicklung und Ausreifung von T-Lymphozyten schwere Immundefizienzen mit ausgeprägten Infekten sowie eine erhöhte Infektanfälligkeit bedingen. Darüber hinaus kann vom Thymus eine Tumorerkrankung (Thymom bzw. Thymuskarzinom) ausgehen, von welcher Frauen in aller Regel häufiger betroffen sind und die mit einem inspiratorischen Stridor sowie einer Dyspnoe und Dysphagie infolge der Kompression der intrathorakalen Organe einhergeht.
Etwa ein Fünftel dieser tumoralen Erkrankungen des Thymus können zudem mit einer Myasthenia gravis pseudoparalytica (schwere autoimmunologische Erkrankung der Skelettmuskulatur) assoziiert werden.
Quellen
- Benninghoff/Drenckhahn: Anatomie. Urban & Fischer, München 2008
- Faller, A. et al.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2008
- Gerok, W., Huber, C., Meinertz, T., Zeidler, H. (Hrsg.): Die innere Medizin – Referenzwerk für den Facharzt. Schattauer, Stuttgart 2007