Dysphagie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Dysphagie ist der medizinische Fachbegriff für Schluckbeschwerden. Diese können sowohl akut auftreten oder sich zu einem chronischen Symptom entwickeln, das mehrere Ursachen haben kann. Die Behandlung von Dysphagie zielt auf die Ursache der Beschwerden und kann Schlucktherapie, Medikation und Chirurgie umfassen.
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Was ist Dysphagie?
Dysphagie bezeichnet Schluckbeschwerden. Dies bedeutet, dass es mehr Kraft und Aufwand für den Betroffenen bedeutet, Nahrung und Flüssigkeit vom Mund in Magen zu befördern.
Dysphagie kann in diesem Zusammenhang auch mit Schmerzen in Verbindung stehen. In ernsthaften Fällen kann es sogar vorkommen, dass der Betroffene überhaupt nicht mehr in der Lage ist zu schlucken. Vereinzelnde Schluckbeschwerden sind in der Regel kein Anlass zur Beunruhigung und vergehen meist wieder von alleine.
Doch anhaltende Dysphagie ist eventuell ein Zeichen für eine ernsthafte Erkrankung und benötigt gezielte Behandlung. Dysphagie kann in jedem Alter auftreten, ist jedoch sehr viel häufiger bei älteren Menschen. Die Ursachen von Dysphagie können vielfältig sein und die Behandlung ist abhängig von diesen Ursachen.
Ursachen
50 Muskeln spielen bei der simplen Tätigkeit des Schluckens eine wichtige Rolle. Daher können viele Störungen Auswirkungen auf das Schlucken haben. Ein Teilbereich dieser Probleme wird als ösophageale Dysphagie bezeichnet und grenzt körperliche Probleme in der Speiseröhre ein.
Hierzu zählen bspw. Achalasia, bei der der unter Muskel in der Speiseröhre nicht richtig entspannt werden kann, um Nahrung in den Magen zu lassen. Des Weiteren gibt es den diffusen Ösophagusspasmus, der unwillkürliche Zuckungen beim Schlucken hervorruft und es dadurch enorm erschwert. Doch auch Tumore, verschluckte Fremdkörper oder die gastroösophageale Refluxkrankheit kann zu Dysphagie führen.
Bei der oropharyngealen Dysphagie liegt eine Schwächung der Muskulatur vor. Diese kann durch neurologische Störungen, ausgelöst bspw. durch das Post-Polio-Syndrom oder Multiple Sklerose ausgelöst werden; doch auch neurologische Schäden, ausgelöst durch Schlaganfälle oder Wirbelsäulenschäden, können Dysphagie auslösen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Bei der Dysphagie leiden die Betroffenen im Allgemeinen an sehr starken Schluckbeschwerden. Diese können dabei unterschiedlich ausgeprägt sein, wobei die Ausprägung und der weitere Verlauf sehr stark von der genauen Ursache der Dysphagie abhängig sind. Durch die Schluckbeschwerden kann es zu Schwierigkeiten bei der Einnahme von Nahrung und Flüssigkeiten kommen, sodass einige Patienten auch an einer Dehydration oder an verschiedenen Mangelerscheinungen leiden.
Dadurch können auch weitere Krankheiten entstehen. Vor allem bei Kindern führt die Dysphagie dabei zu einer verzögerten Entwicklung und damit auch zu verschiedenen Beschwerden im Erwachsenenalter. In einigen Fällen sind die Beschwerden so stark, dass die Betroffenen erbrechen müssen. Dabei kann es auch zu Husten oder zu Atembeschwerden kommen.
Sollten die Atembeschwerden nicht behandelt werden, so kann es im weiteren Verlauf auch zu einer Schädigung der inneren Organe oder des Gehirns kommen. Viele Betroffene verlieren dabei auch das Bewusstsein und können sich bei einem Sturz möglicherweise verletzen. Bei der Dysphagie kann keine allgemeine Voraussage über die Lebenserwartung des Betroffenen erfolgen.
Sollte die Krankheit allerdings nicht behandelt werden, ist diese in der Regel verringert. In einigen Fällen kann die Dysphagie auch zu einer deutlich erhöhten Speichelbildung führen.
Diagnose & Verlauf
Testverfahren, die zur Diagnose von Dysphagie evtl. verwendet werden, sind:
Röntgen mit Kontrastmittel: Bei diesem Verfahren wird der Patient eine Barium-Lösung schlucken, welche die Innenwände der Speiseröhre bedeckt und bessere Aufnahmen mit dem Röntgengerät zulässt. Veränderungen in der Speiseröhre können so besser festgestellt werden; von diesen kann der Arzt auf Muskelentwicklungen schließen. Evtl. muss etwas geschluckt werden, um die Muskelbewegung zu beobachten.
Dynamische Schluckstudie: Bei diesem Test schluckt der Patient Nahrung, die mit Barium ummantelt ist. Im Bildverfahren kann der Arzt nun genau bestimmen, welche Fehler im Schluckprozess geschehen.
Endoskopie: Mit einem dünnen Schlauch ist es dem Arzt möglich die Speiseröhre von innen zu kontrollieren und auf mögliche Ursachen für die Dysphagie zu schließen.
Komplikationen
Eine Dysphagie führt häufig dazu, dass die Aufnahme von Nahrung und Flüssigkeiten erschwert ist. Als Komplikation der Schluckstörung ist deshalb eine Unterernährung möglich. Darüber hinaus kommt es oft vor, dass Betroffene zu wenig trinken – zum Beispiel aufgrund von Schmerzen beim Schlucken oder aus Angst, sich zu verschlucken.
Verschlucken ist ein allgemeines Risiko einer Dysphagie. Die Medizin spricht in diesem Zusammenhang von Aspiration. Bei dieser Komplikation können Teile der Nahrung in die Lunge geraten, was in der Regel zu Schmerzen führt. Die Fremdkörper können in der Lunge Schaden anrichten und begünstigen außerdem Infektionen. Wenn der Verdacht besteht, dass Fremdkörper in die Lunge geraten sind, ist ärztliche Hilfe erforderlich.
Lange mit der Behandlung zu warten erhöht zudem das Risiko für Komplikationen. Mithilfe der Bronchoskopie können aspirierte Teile häufig aus der Lunge entfernt werden, ohne dass eine Operation notwendig ist. In einigen Fällen kann die Aspiration eine weitere Komplikation nach sich ziehen: Die Aspirationspneumonie.
Dabei handelt es sich um eine spezielle Form der Lungenentzündung, die durch das Einatmen von Fremdkörpern entsteht. Sie kann vor allem dann auftreten, wenn der Fremdkörper verunreinigt ist. Ein Beispiel dafür ist Erbrochenes. Darüber hinaus kann die Fremdkörperaspiration die Atmung behindern und zu Sauerstoffmangel im Körper führen. Auch in diesem Fall ist ärztliche Hilfe (zum Beispiel durch einen Notarzt) erforderlich.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei chronischen Schluckbeschwerden sollte auf jeden Fall mit einem Arzt gesprochen werden. Patienten, die immer wieder ein Druck- oder Kloßgefühl im Hals verspüren oder einen auffälligen Würgereflex haben, leiden womöglich unter einer Dysphagie. Weitere Symptome, die unbedingt abgeklärt werden müssen: ein Hochwürgen von bereits geschluckter Nahrung, Husten oder Aspiration während der Nahrungsaufnahme und eine übertriebene Speichelbildung. Im Extremfall kann der Betroffene überhaupt keine Nahrung mehr aufnehmen – dann ist sofort ein Krankenhaus aufzusuchen.
Gefährdet sind vor allem ältere Menschen und Patienten mit einer anderen Erkrankung der Speiseröhre oder der Lungen. Auch im Rahmen von Multipler Sklerose und ALS kommt es vermehrt zu Schluckstörungen. Wer zu diesen Risikogruppen zählt, sollte umgehend mit einem Arzt sprechen. Im Falle von Multipler Sklerose und ALS wird die Dysphagie zunächst häufig nur von den Angehörigen bemerkt.
Es empfiehlt sich, zügig den zuständigen Arzt zu informieren, damit dieser eine geeignete Therapie einleiten kann. Bei Anzeichen einer Lungenentzündung sollte der Notarzt gerufen werden. Sollte der Betroffene ohnmächtig werden, ist umgehend Erste Hilfe zu leisten.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung von Dysphagie ist meist speziell angepasst an die unterschiedlichen Ursachen. Bei einer oropharyngealen Dysphagie wird der Betroffene evtl. an einen Sprech- und Schluck-Therapeuten weitergeleitet.
Dieser wird zielgerichtete Übungen anleiten, um das Muskelproblem zu lösen und Tricks lehren, wie im Alltag das Schlucken erleichtert werden kann. Bei ösophagealer Dysphagie kann es zu einer Verengung der Muskulatur in der Speiseröhre kommen. Mit einem Endoskop kann in diesem Fall ein kleiner Ballon eingeführt werden, der die Verengung langsam erweitern kann. Wenn die Beschwerden durch einen gutartigen oder bösartigen Tumor ausgelöst werden, muss dieser ggf. chirurgisch entfernt werden.
Falls die Dysphagie durch aufsteigende Magensäure hervorgerufen werden, kann dieser schädliche Reflux durch Medikamente reduziert werden. Diese Medikation muss evtl. über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden. Bei sehr schweren Formen der Dysphagie ist es oft notwendig, dass der Betroffene eine Diät mit besonderer Flüssignahrung durchführt, oder eine Magensonde erhält, um die Ernährung sicherzustellen.
Aussicht & Prognose
In der Regel hängt der weitere Verlauf der Dysphagie sehr stark von ihrer genauen Ursache ab. Aus diesem Grund ist eine allgemeine Voraussage des Krankheitsverlaufes nicht möglich. In den meisten Fällen ist bei der Dysphagie allerdings eine medizinische Behandlung notwendig, um die Beschwerden zu lindern.
Eine Selbstheilung tritt dabei nur in wenigen Fällen und vor allem bei sehr leichten Erkrankungen auf. Dazu gehört zum Beispiel eine Erkältung, bei welcher die Schluckbeschwerden meist wieder von alleine verschwinden oder durch Mittel der Selbsthilfe relativ gut behandelt werden können. Sollte die Dysphagie nicht behandelt werden, so kommt es zu Beschwerden bei der Einnahme von Nahrung und Flüssigkeiten, sodass der Patient eventuell an einer Dehydration und an Mangelerscheinungen leidet. Bei Kindern kann die Krankheit damit auch zu einer gestörten und verlangsamten Entwicklung führen und sich sehr negativ auf die Lebensqualität auswirken.
In den meisten Fällen kann die Dysphagie gut behandelt werden, falls die Ursache der Krankheit diagnostiziert wurde. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung wirken sich dabei immer positiv auf den weiteren Verlauf der Erkrankung aus.
Vorbeugung
Einer Dysphagie kann nicht vorgebeugt werden, besonders wenn die Ursache eine schwerwiegende Störung ist, ausgelöst durch neurologische Probleme. Kurzzeitige Schluckprobleme können jedoch durch ausreichendes Kauen und bedachtes Schlucken vermieden werden. Eine früher Behandlung der gastroösophagealen Refluxkrankheit kann verhindern, dass diese Störung zu viel Schaden in der Speiseröhre anrichtet und sich daraus eine Dysphagie entwickelt.
Nachsorge
Die Maßnahmen und Möglichkeiten bei einer Dysphagie sind in den meisten Fällen stark eingeschränkt. Es muss dabei in erster Linie eine umfassende und eine frühzeitige Diagnose der Krankheit erfolgen, damit es nicht zu weiteren Komplikationen und auch nicht zu einer weiteren Verschlechterung der Beschwerden kommt. Dabei wirkt sich in jedem Fall eine frühzeitige Erkennung der Krankheit positiv auf den weiteren Verlauf der Dysphagie aus.
Jedoch ist auch die Erkennung der zugrundeliegenden Erkrankung sehr wichtig, um die Dysphagie vollständig einzuschränken. In den meisten Fällen können die Beschwerden durch verschiedene Übungen gelindert werden. Diese Übungen kann der Patient auch selbst im eigenen Zuhause durchführen, um die Heilung eventuell zu beschleunigen. In vielen Fällen ist jedoch auch die Einnahme von Medikamenten notwendig, um die Dysphagie zu lindern.
Dabei ist auf eine regelmäßige Einnahme und gleichmäßige Dosierung zu achten. Bei Fragen und Unklarheiten ist dabei immer zuerst ein Arzt zu konsultieren. Ob die Dysphagie die Lebenserwartung des Betroffenen verringert, kann dabei nicht im Allgemeinen vorhergesagt werden. Auch weitere Untersuchungen des Magens können dabei sinnvoll sein, um Beschwerden zu erkennen.
Das können Sie selbst tun
Bei der Behandlung der Dysphagie ist es häufig notwendig, eine Schlucktherapie durchzuführen, welche die Mitarbeit des Patienten erfordert. Selbstverständlich ist der Erfolg dieser Therapie auch von der jeweiligen Ursache abhängig. In schweren Fällen reicht diese Behandlungsmethode jedoch oft nicht aus. Hier sind neben Operationen auch Atemhilfen oder Sondenernährung notwendig.
Die Schlucktherapie soll die gestörte Schluckfunktion verbessern und das Verschlucken von Speiseresten verhindern. So können die Bewegungen der Muskulatur von Lippen, Wangen, des Kauapparates oder der Zunge gezielt angeregt werden. Das Training dieser Muskelgruppen verbessert neben der Kau- und Schluckfunktion auch das Sprechen. Das komplexe Zusammenwirken der Muskelgruppen in diesem Bereich wird dadurch so gefördert, sodass sich im Idealfall die Schluckfunktion sogar wieder normalisieren kann.
Voraussetzung für dieses Training ist das Einhalten bestimmter Kopf- und Körperhaltungen. So werden solche Übungen wie "Shaker", das "Mendelsohnmanöver" oder "Masako" durchgeführt. So verbessert Shaker beispielsweise die Öffnungsbewegung des oberen Schließmuskels an der Speiseröhre. Beim Mendelsohnmanöver werden Zunge und Kehlkopf so trainiert, dass der obere Speiseröhreneingang länger offen gehalten werden kann.
Damit werden die Atemwege und der Transport der Nahrung geschützt. Beim Masako wird beim Schlucken die Zunge durch die Schneidezähne festgehalten. Neben der Schlucktherapie sollte auch die Konsistenz, die Zusammensetzung oder der Nährstoffgehalt der Nahrung optimiert werden, um schneller wieder neue Verbindungslinien zum Gehirn aufzubauen.
Quellen
- Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
- Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
- Probst, R., Grevers, G., Iro, H.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008