Trachom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Trachom, Konjunktivitis trachomatosa, ägyptische Augenentzündung, Körnerkrankheit der Augen: Ein Trachom ist eine Krankheit mit vielen Namen. So unterschiedliche Namen es auch hat, so gefährlich ist es auch, denn unbehandelt kann das Trachom bei Erreichen der Endphase zur Erblindung des Betroffenen führen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Trachom?

Hervorgerufen wird das Trachom durch die Serotypen A, B und C des Bakteriums Chlamydia trachomatis. Anzutreffen ist das Bakterium hauptsächlich in Regionen mit mangelnden hygienischen Zuständen.
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Als Trachom wird eine Erkrankung der Augen bezeichnet, bei der genauer genommen die Bindehaut sich chronisch entzündet. Ärzte differenzieren hinsichtlich des Verlaufes vier Stadien. Die erste Phase beginnt für gewöhnlich erst nach Verstreichen eines bis zu zwei Wochen andauernden Inkubationszeitraums. Damit wird die Zeit nach der Infektion bis zum Ausbruch der ersten Symptome beschrieben.

Charakteristisch für diese Phase ist das Eintreten einer Konjunktivitis (Bindehautentzündung). Hinzu treten weitere, für eine Bindehautentzündung typischen Beschwerden wie Fremdkörpergefühle in den Augen, gerötetes Augenweiß sowie die Bildung eines Sekretes an den Augenwinkeln, was auf das Ausscheiden bereits abgestorbener Bakterien hindeutet. In der folgenden zweiten Phase bilden sich auf der Bindehaut der Oberlider Lymphfollikel, sodass sich die Bindehaut "rau" anfühlt.

Ferner schwellen die Augen aufgrund der andauernden Entzündung an; im Extremfall hängen die Oberlider auf unnatürliche Weise herunter. In der dritten Phase platzen die sich in der zweiten Phase gebildeten Lymphfollikel; Narbenentstehung ist dann die Folge. Bleibt das Trachom weiterhin unbehandelt, tritt die vierte und damit letzte Phase der Erkrankung ein. Die entstandenen Narben ziehen die Lider buchstäblich zusammen, sodass die Lider dem Druck nachgeben müssen und die Wimpern in die Augen hineinragen.

Bei jedem Wimpernschlag scheuern dann die Wimpern auf der Augenoberfläche, die verletzt und bei Kontakt mit anderen Erregern sich entzünden kann. Unbehandelt können hier schwere Augenverletzungen hervorgerufen werden, die als Folge des Trachoms zur Erblindung führen können.

Ursachen

Hervorgerufen wird das Trachom durch die Serotypen A, B und C des Bakteriums Chlamydia trachomatis. Anzutreffen ist das Bakterium hauptsächlich in Regionen mit mangelnden hygienischen Zuständen. Aufgrund dieser Tatsache gilt das Trachom in Industriestaaten als weitgehend ausgerottet.

Als Bakterium bevorzugt der Erreger eine feucht-warme Umgebung. Da eine Infektion allein durch Schmierinfektion mit bereits Infizierten oder aber mit kontaminierten Gegenständen erfolgen kann, gelten gemeinsam genutzte Handtücher, Bekleidungsstücke sowie öffentliche Waschorte als Infektionsherde für Trachome.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Das Bakterium, das die Krankheit verursacht, hat eine Inkubationszeit von fünf bis zwölf Tagen, nach der die einzelnen Symptome einer Bindehautentzündung oder Reizung, wie einem roten Auge, ähnlich sind. Ohne Reinfektion klingt die Entzündung jedoch allmählich wieder ab.

Die Bindehautentzündung wird als "aktives Trachom" bezeichnet und tritt besonders bei Kindern im Vorschulalter auf. Es ist gekennzeichnet durch weiße Klumpen an der Unterseite des oberen Augenlids sowie durch unspezifische Entzündungen und Verdickungen, die oft mit Wulsten einhergehen. Ein aktives Trachom geht oft mit einem wässrigen Ausfluss einher. Eine bakterielle Sekundärinfektion kann auftreten und einen eitrigen Ausfluss verursachen.

Die späteren strukturellen Veränderungen des Trachoms werden als "narbiges Trachom" bezeichnet. Dazu gehören Narben im Augenlid, die zu einer Verzerrung des Augenlids führen. Am häufigsten zeigen Kinder mit aktivem Trachom keine Symptome, da die geringgradige Reizung und der Augenausfluss häufig als normal gehalten werden.

Weitere Symptome können jedoch sein: Augenausfluss, geschwollene Augenlider, Trichiasis (Wimpern, die am Augapfel reiben), Schwellung der Lymphknoten an der Vorderseite der Ohren, Empfindlichkeit gegenüber hellem Licht, erhöhter Puls, weitere Komplikationen von Hals und Nase. Die Hauptkomplikation ist das sogenannte Hornhautgeschwür, was aufgrund von übermäßigem Reiben oder Trichiasis mit überlagerter bakterieller Infektion entsteht.

Diagnose & Verlauf

Zu den ersten Diagnosemaßnahmen von Trachomen gehört das klinische Bild. Vor allem fortgeschrittene Fälle können aufgrund ihres verhältnismäßig einschlägigen klinischen Bildes bereits mit einer Sichtdiagnose festgestellt werden.

Auch Aussagen des Patienten, dass die Beschwerden immer wieder vorkommen, gelten als sichere Indizien für das Vorliegen eines Trachoms. Nichtsdestotrotz darf es gerade wegen der schweren Folgen einer Fehldiagnose nicht dabei bleiben. Deshalb tritt als weitere Diagnosemaßnahme ein Abstrich hinzu. Hier werden von der Bindehaut des Betroffenen kleinstgewebliche Proben entnommen und im Labor auf mögliche Erreger untersucht.

Bei der Feststellung des Erregers Chlamydia trachomatis kann dann mit letzter Sicherheit von einem Trachom ausgegangen werden. Diese Diagnose ist insoweit besonders wichtig, als dass gerade Erkrankungsfälle in den frühen Stadien eines Trachoms einer gewöhnlichen Bindehautentzündung täuschend ähnlich aussehen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Störungen der Funktionstätigkeit der Augen sind Anzeichen einer gesundheitlichen Beeinträchtigung. Halten sie an oder nehmen sie an Umfang und Intensität zu, wird ein Arzt benötigt. Kommt es aufgrund einer Überlastungssituation zu Einbußen des Sehvermögens, genügt in den meisten Fällen eine Schonung oder Ruhephase. Ist die Sehkraft im Anschluss vollkommen wiederhergestellt, muss kein Arzt konsultiert werden. Bleiben Beeinträchtigungen auch nach einer Pause bestehen, wird eine Abklärung der Ursache benötigt.

Eine erhöhte Körpertemperatur, Gereiztheit, eine Rotfärbung der Augen oder Schwellungen der Lymphe sind untersuchen und behandeln zu lassen. Eine Überempfindlichkeit gegenüber Lichteinflüssen, Herzrasen oder allgemeine Unregelmäßigkeiten des Herzrhythmus sind ebenfalls einem Arzt vorzustellen. Veränderungen des Augenausflusses, eine Trockenheit im Auge oder Besonderheiten des Augenlids sollten einem Arzt vorgestellt werden. Bei einem Juckreiz, einem allgemeinen Unwohlsein sowie geschwollenen Augen ist ein Arztbesuch notwendig. Kommt es zu Kopfschmerzen, einem Druckgefühl im Bereich der Augen oder einem unscharfen Sehen, werden für eine Diagnosestellung ärztliche Untersuchungen benötigt.

Auffälligkeiten des Verhaltens, Gangunsicherheiten oder eine erhöhte Unfallgefahr sind Anzeichen einer gesundheitlichen Störung. Können die alltäglichen Aufgaben aufgrund der Beeinträchtigung des Sehvermögens nicht mehr erfüllt werden, benötigt der Betroffene Hilfe. Ein Arzt ist aufzusuchen, damit notwendige Maßnahmen ergriffen werden können. In schweren Fällen droht andernfalls die Erblindung.

Behandlung & Therapie

Da Trachom eine bakterielle Erkrankung ist, gilt sie, sofern die Behandlung rechtzeitig vorgenommen wird, als gut therapierbar. Die Weltgesundheitsorganisation (kurz: WHO) empfiehlt die sogenannte "SAFE-Therapie".

Das "S" steht für Surgery, also der Chirurgie. Die im letzten Stadium eintretenden Augenverletzungen als Folge der Verformung der Lider sollen chirurgisch beseitigt werden, um so Augenverletzungen als eines der Grundvoraussetzungen für spätere Komplikationen zu verhindern. Das "A" steht für Antibiotika, mit der der Trachom-Erreger abgetötet werden soll.

Das "F" für Facial Cleanliness bzw. hygienische Umgebung des Gesichtsfeldes verfolgt das Ziel, durch weitestmögliche Keimfreihaltung der Gesichtshaut zumindest weitere Infektionen des bereits geschwächten Augenbereichs vorzubeugen. Das "E" steht schließlich für Environmental Improvement, das heißt der Einhaltung hygienischer Grundregeln. Immerhin gelten mangelnde Hygienezustände als Hauptursache für die Verbreitung von Trachom.


Vorbeugung

Das Trachom gilt in Europa als weitgehend ausgerottet. Zu verdanken ist vor allem den hohen Hygienestandards. Dazu gehört aber nicht nur regelmäßiges Händewaschen. Gerade Risikogruppen wie beispielsweise Kontaktlinsenträger sollten auf besondere Sicherheitsmaßnahmen achten. Zum Beispiel sollten Kontaktlinsen nicht gemeinsam mit Unbekannten genutzt werden.

Dasselbe gilt für alle anderen Gegenstände der gemeinsamen Nutzung, die dazu geeignet sind, auch im Gesicht Verwendung zu finden, wie das bereits genannte Beispiel mit den Badetüchern. Sollte es trotzdem zum Kontakt mit einem möglichen Träger des Erregers kommen, genügt bereits eine Desinfektion der Hände mit 70-prozentigen alkoholischen Hautdesinfektionsmitteln, um die Erreger des Trachoms bereits auf der Haut abzutöten.

Nachsorge

Behandlungsempfehlungen für die Nachsorge bei einem Trachom bestehen nicht. Denn im Endstadium der Erkrankung ist der Betroffene erblindet. Grundsätzlich gilt er dann als hilflos und muss lernen, mit seiner Blindheit im Alltag umzugehen. Um den Umgang mit der Erblindung zu erlernen, ist der Betroffene zunächst regelmäßig psychisch zu betreuen.

Zudem ist er für das Erledigen der alltäglichen Aufgaben auf eine Begleitperson angewiesen. Das Trachom ist aber ein schleichender Prozess. Sofern das Trachom rechtzeitig diagnostiziert und rechtzeitig behandelt wird (mit Antibiotika oder Operation am Oberlid des Auges), kann es Aufgabe der Nachsorge sein, eine Neuerkrankung des Auges zu verhindern. Die Nachsorge umfasst dann die Maßnahmen der Vorsorge.

Es gilt, die Ursachen für die Erkrankung zu beseitigen. Fast ausschließlich lösen mangelhafte hygienische Verhältnisse ein Trachom aus. Einer Neuerkrankung können bei der Nachsorge das Verbessern der allgemeinen Hygienemaßnahmen und eine adäquate persönliche Körperpflege entgegenwirken.

Insbesondere ist regelmäßig das Gesicht zu waschen und generell ist die Haushygiene zu überprüfen. Für die Haushygiene sollten Normen beziehungsweise Standards entwickelt und auch eingehalten werden, umso Schmierinfektionen zu vermeiden. Daneben können Fliegen Auslöser der Erkrankung sein. Für die Nachsorge bei einem Trachom ist deren Ausbreitung durch desinfizierende Maßnahmen einzudämmen.

Das können Sie selbst tun

Die Einhaltung von Alltagstipps kann manchmal das Auftreten einer Erkrankung verhindern oder sogar zu einer Genesung beitragen. Nicht immer ist deshalb die Konsultation eines Arztes erforderlich.

Die Beschwerden eines Trachoms lassen sich am besten umgehen, indem man grundlegende Hygienestandards wahrt. Diese sind in den westlichen Industrienationen omnipräsent, weswegen die Erkrankung hier kaum auftritt. Auf Reisen in Länder mit unzureichender Wasserversorgung sollten Personen unbedingt Unterkünfte der gehobenen Kategorie vorziehen. Man sollte niemals in bereits benutzten Betten schlafen. Handtücher, die mit dem Auge in Kontakt kommen, müssen unbedingt frisch sein. Darüber hinaus empfiehlt sich die Verwendung von Desinfektionsmitteln. Ein minimales Risiko besteht hierzulande für Kontaktlinsenträger. Eine Ansteckung wird durch eine hygienische Lagerung und Verwendung der Sehhilfen verhindert.

Bei einer Erkrankung an einem Trachom sollten Betroffene unbedingt einen Arzt aufsuchen. Die Eigenbehandlung ist nicht ratsam. Im schlimmsten Fall droht die Erblindung, wenn die Erkrankung über Jahre hinweg immer wieder auftritt. Es eignet sich einzig eine medikamentöse Therapie mit Antibiotika. Andere alternative Heilmethoden abseits grundsätzlicher Empfehlungen wie Schonung und einer ausgewogenen Ernährung sind nicht bekannt.

Quellen

  • Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
  • Dahlmann, C., Patzelt, J.: Basics Augenheilkunde. Urban & Fischer, München 2014
  • Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014

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